Hallo,
ich bin neu hier und wollte mich mit Leuten austauschen, die ein ähnliches Schicksal zu ertragen hatten.
Ich war zu unserem ersten Baby schwanger, unser Mädchen war ein absolutes Wunschkind.
In der 13. SSW war ich beim Combined Test, es wurde ein verdickte Nackenfalte von 3,2 mm sowie in verkürzter Oberschenkelknochen festgestellt. Das Risiko für Trisomie 21 ( Down-Syndrom) lag bei 1:21. Mein Freund und ich waren total geschockt und ließen eine Chorionzottenbiopsie durchführen, um Gewissheit zu erlangen. Wir erhielten die Super-Nachricht, dass mit den Chromosomen alles in Ordnung ist. Wir sollten aber in der 16./17. SSW zu einem Organultraschall vorbeikommen, da die verdickte Nackenfalte ein Hinweis auf einen Herzfehler sein konnte. Mein Freund und ich tankten neue Kraft und waren voller Zuversicht, dass alles ein gutes Ende nehmen würde und ich genoss die Schwangergeschaft in vollen Zügen.
In der 17. SSW gingen wir zum Organultraschall und erhielten dort die absolute Schocknachricht. Mit dem Herzen war alles in Ordnung, jedoch wurden Verknöcherungsstörungen und Zwergwuchs festgestellt. Die Knochen waren auch verbogen und die Unterschenkel überhaupt abgeknickt. Der Arzt meinte, dies wäre mit dem Leben nicht vereinbar. Er machte für uns auch noch einen Termin bei einem Spezialisten aus - dort erhielten wir dann die endgültige Nachricht: Glasknochenkrankheit - tödlicher Verlauf - ein sehr seltener und schwerwiegender Gendefekt. Unser Mädchen würde aller Voraussicht nach die Schwangerschaft nicht überleben und wenn doch, wäre sie ein Pflegefall vom ersten bis zum letzten Tag und auch eine geistige Behinderung konnte nicht ausgeschlossen werden. Um unserem Kind dieses leidvolle Leid zu ersparen, entschlossen wir uns schweren Herzens zu einem Schwangerschaftsabbruch. Dieser wurde diese Woche - 18. SSW - durchgeführt. Am Montag erhielt ich Tabletten, um den Körper auf die Geburt vorzubereiten, am Dienstag musste ich ins Krankenhaus, dort bekam ich dann Wehentabletten und unsere Tochter wurde am Mittwoch, 04.11.2009 um 01:50 geboren, war 13 cm klein und wog 126 Gramm. Anschließend musste noch eine Ausschabung vorgenommen werden, da noch Reste vom Mutterkuchen zurück blieben.
Die Ärzte im KH waren alle total lieb zu uns, mein Freund bekam auch ein Bett bei mir im Zimmer und konnte so die ganze Zeit bei mir sein.
Am Mittwoch kam dann der Pfarrer, unsere Tochter erhielt die Segnung und wurde auch getauft - sie heißt Valentina. Uns wurde auch Zeit gegeben, uns von ihr zu verabschieden.
Wir sind nun beide ziemlich traurig, mein Freund kümmert sich rührend um mich, obwohl es auch ihm nicht gut geht. Aber ich bin in Gedanken immer bei unserer Tochter. Vor allem merke ich erst jetzt, wie schön die Zeit der Schwangerschaft war und wie viel sie uns in dieser kurzen Zeit gegeben hat, ohne dass wir es merkten. Unsere Wohnung wirkt jetzt richtig leer und trostlos und ich weiss nicht, ob sich dieser Zustand so schnell ändert. Am liebsten würde ich bald wieder schwanger werden, aber ich habe auch Riesenangst davor, dass mir das gleiche nochmal passiert. Dabei wünsche ich mir nichts sehnlicher als eine eigene Familie mit einem gesunden Baby.
Wenn ich daran denke, wie viele gesunde Kinder geboren werden und dann von den Müttern auf der Autobahn oder im Müllkübel entsorgt werden oder wie viele Kinder misshandelt werden ... wo bleibt hier die Gerechtigkeit?! Unsere Valentina war absolut erwünscht und hätte es wirklich gut gehabt bei uns. Wir haben uns schon so sehr auf sie gefreut und alles, was mir jetzt von ihr bleibt, sind die kleinen Fußabdrücke, die im Krankenhaus gemacht wurden, ein paar Ultraschallbilder und die wenigen Berührungen, bevor wir uns endgültig von ihr trennen mussten...