Hallo zusammen,
ich schreibe, weil ich den Frauen, bei denen im 1. Drittel eine Fehlgeburt festgestellt wurde und die sich dazu entschließen keine Kürettage gemacht zu bekommen, Mut machen möchte!
Ich selbst hatte nach meiner ersten Entbindung zwei Fehlgeburten. Nach Feststellen der 1. Fehlgeburt wurde mir seitens der Frauenärztin zeitnah eine Kürettage empfohlen. Über Alternativen hat sie mich überhaupt nicht aufgeklärt. Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht und dachte, das ist der übliche Weg und bin dann ziemlich schnell ambulant im Krankenhaus ausgeschabt worden.
Es war für mich die zweite Ausschabung, da nach der Entbindung meiner ersten Tochter 7 Wochen später noch Plazentareste in der Gebärmutter festgestellt und ich daraufhin ausgeschabt wurde.
Für mich war diese Erfahrung jedes Mal ganz schlimm. Ich hatte immer furchtbare Angst vor der Narkose und der Ausschabung.
Als ich dann die zweite Fehlgeburt hatte, war für mich klar, ich möchte mich keiner Kürettage mehr unterziehen. Ich fühlte mich von meiner Gynäkologin im Stich gelassen. Für sie gab es keine Alternativen, die Ausschabung sei der übliche Weg.
Meine Hebamme aber bestärkte mich. Ausschabungen sind nun mal Eingriffe in den Körper und können Verletzungen in der Gebärmutter verursachen. Die Vernarbungen, die dadurch entstehen, können ein Anheften der Plazenta gefährden und auf Grund dessen eine Fehlgeburt verursachen.
Außerdem sei das Risiko einer Infektion sehr groß und es kann zu weiteren Komplikationen kommen, wie etwa einer Insuffizienz des Gebärmutterhalses oder der Beschädigung der Gebärmutterschleimhaut.
Meine Gynäkologin hat mich leider weder aufgeklärt noch unterstützt. Sie wollte mich immer wieder zur Ausschabung überweisen. So wußte ich z.B. nicht, dass der Verwesungsprozess noch im Mutterlaib geschieht. Mir war immer ganz schaurig bei dem Gedanken, ein Kind / Embryo in der Toilette zu verlieren, aber so ist es, jedenfalls nicht im ersten Drittel der Schwangerschaft, nicht.
Nun zu meinem Verlauf der 2. Fehlgeburt, den ich einfach niederschreiben möchte, um anderen Frauen Mut zu machen, denn bei mir hat es schon sehr lange gedauert und war sehr emotional und nervenzehrend :
Am 20.08.2018 wurde seitens der Gynäkologin meine Fehlgeburt festgestellt.
Am 05.09.2018 begann eine leichte Blutung.
Am 12.09. hatte ich während des Einkaufens in der Innenstadt eine plötzliche Sturzblutung. Sie kam ohne Vorahnung; ich hatte keine Beschwerden oder Schmerzen, nichts, aber es kam so plötzlich, dass ich vor lauter Blutverlust fast ohnmächtig wurde und starke Kreislaufprobleme hatte. Ich hatte Glück: In dem Lädchen, in dem ich gerade einkaufte, gab es eine Gästetoilette und die Chefin, die gelernte Krankenschwester war, kümmerte sich ganz toll um mich. Sie rief den Krankenwagen und ich kam in den Kreißsaal. Ich hatte sehr viel Blut und Gewebe verloren; es war schon sehr schockierend für mich, da ich in der Art nicht damit gerechnet hatte. Leider stellten die Ärzte im Krankenhaus fest, dass sich immernoch viel Schleimhaut und Fruchthülle in der Gebärmutter befand und ich ausgeschabt werden solle. Ich entschied mich dagegen, wollte aber auch nicht nach Hause, weil ich auf gar keinen Fall eine solche Blutung vor meiner Tochter haben wollte. Also bekam ich im Krankenhaus die Tabletten Cytotec, die die restliche Blutung auslösen sollte ( es handelt sich dabei eigentlich um Magentabletten, die als Nebenwirkung einen Schwangerschaftsabbruch hervorrufen können).
Leider bewirkten diese Tabletten bei mir vaginal wie oral überhaupt nichts. Ich war in Summe eine Woche im Krankenhaus und habe 21 von diesen Tabletten genommen und es ist nichts passiert.
Meine Hebamme bestärkte mich immer wieder und sagte, es könne sein, dass eine nächste starke Blutung erst wieder mit dem nächsten Zyklus einsetzt. Ich war sehr verunsichert. Die Ärzte wollten mich alle zwei Tage zur Kontrolle sehen, aber es passierte einfach nichts. Ich blutete zwar schon weiter, immer wieder kontinuierlich, aber das reichte nicht aus, um die Schleimhaut abzubauen.
So bin ich nach einer Woche aus dem Krankenhaus entlassen worden und musste zur ständigen Kontrolle zur Gynäkologin , aber es tat sich nichts. Ich hatte eine dauerhafte mäßige Blutung, aber am Abbau der Schleimhaut tat sich nichts.
So vertraute ich auf die Aussage meiner Hebamme und blutete bis 31.10. mäßig weiter. An diesem Tag hatte ich die zweite Sturzblutung. Ich hatte wieder Glück: meine Tochter war gerade bei der Oma und ich verbrachte 1,5 Stunden zu Hause auf der Toilette. Es war wieder viel Blut und Gewebe abgegangen, aber lange nicht so viel wie bei der 1. Sturzblutung und mein Kreislauf war stabil.
Ich dachte, dass es das nun gewesen sei, aber dem war leider nicht so. Immernoch stellte die Gynäkologin Gewebereste und eine erhöhte Schleimhaut fest. Ich blutete wieder eine Woche mäßig weiter und hatte am 07.11. die 3. sturzartige Blutung, diesmal leider auf der Arbeit. Naja, da saß ich dann 1,5 Stunden auf der Toilette meines Arbeitgebers fest und hoffte, dass es nun endlich vorbei ist.
Bei der Kontrolluntersuchung bei meiner Gynäkologin stellte diese immernoch 1,3 cm hoch aufgebaute Schleimhaut fest. Mein Beta hcg – Wert aber war bis auf 4 gesunken.
Ich blutete weiter und war doch langsam etwas verzweifelt. Meine Hebamme empfahl mir eine Gynäkologin, die ich dann aufsuchte um mir eine weitere Meinung einzuholen. Diese Ärztin bestärkte mich aber. Sie sagte, es kann sein, dass eine Fehlgeburt bis zum einem halben Jahr andauern kann. Sie untersuchte mich und sagte, es sei alles in Ordnung. Meine Gebärmutter sähe gut aus, die noch aufgebaute Schleimhaut könne nun auch einfach über 1 cm aufgebaut sein, weil vielleicht meine Periode anstehe.
Und so war es tatsächlich auch !!!
Vom 02.12. – 10.12. hatte ich das erste Mal eine blutfreie Phase.
Dann trat vom 11.- 15.12. wieder eine Blutung ein, die rückwirkend betrachtet, meine erste Periodenblutung gewesen sein muss, denn nach dem 16.12. war endlich Ruhe!!!
Meine 1. Periode hatte ich dann am 10.01.2019
Ich kann aus Erfahrung sagen, es war eine sehr anstrengende, nervenzehrende, emotionale Zeit, aber meinem Körper und auch meiner Seele hat es im Endeffekt gut getan.
Ich konnte die Fehlgeburt psychisch besser verarbeiten als nach der Ausschabung und ich habe den Eindruck, mein Körper hat sich, ja, wie soll ich es beschreiben, „grundgereinigt“, wie eine Art Aderlass.
Ich habe den Eindruck, mein Körper hat das gebraucht, um sich anschließend wieder voll und ganz auf eine funktionierende Schwangerschaft einstellen zu können .
Denn so war es . Im April 2019 wurde ich ohne Komplikationen schwanger. Die Schwangerschaft verläuft wunderbar!
Ich bin nun in der 33. SSW und sehr glücklich darüber, diesen Weg gegangen zu sein .
Ich hoffe, ich kann anderen Frauen Mut machen, die das gleiche Schicksal erleiden müßen.
Ich wünsche euch alles Gute.
Und glaubt an euren Körper.
Denn er ist ein Wunder !
Immer wieder.
Liebe Grüße
Rebekka