Hallo Mandarine,

also wenn ich das so lese dann kommen mir auch gleich wieder die Tränen. Ich hatte am 15.03. eine AS nach MA in der 12. SSW. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Hatte also keine Blutungen oder ähnliches. Für mich war bis zum US alles in Ordnung und es war ein riesiger Schock, dass unser Knöpfchen uns so ohne Vorankündigung verlassen hat.

Ich kann so gut mit dir fühlen und wünsche euch ganz viel Kraft und Geduld um mit diesem erneuten Schicksalsschlag zurecht zu kommen. Solltest du mal jemanden zum Reden brauchen, dann melde dich gerne auch per PN bei mir. Mir hat es nämlich sehr gut getan mich mit Gleichgesinnten austauschen zu können. LG Britta

Hallo Mandarine,

mir fehlen im Augenblick die Worte nachdem ich das gelesen habe. Ich drücke Dich ganz doll und wünsche Dir alles Gute für Morgen. 

Ich hatte letzte Woche leider auch eine FG in der 8. Woche. Die AS war am Mittwoch. War das erste Mal überhaupt schwanger und hatten es seit Ende 2011 probiert. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass das Ganze noch lange nicht so schlimm war wie bei Dir  Bin natürlich auch immer noch traurig. Mir hilft das Schreiben hier im Forum sehr, um das Ganze zu verarbeiten. Heute war ich auch wieder auf der Arbeit. War anstrengend, aber hat auch gut getan. 

Wie Britta kann ich nur sagen, dass wir hier füreinander da sind. 

Vielleicht kugeln wir ja alle bald zusammen. Aufgeben ist nicht...

Lg,

Sabi

Liebe Sabi,

da hast aber auch echt was wegzustecken... Gleich die erste Schwangerschaft nach doch einigem Warten. Das ist hart und tut mir sehr leid für dich (und euch). Und trotzdem denke ich beim lesen auch ein bißchen: es hat  ja geklappt, das ist nun sicher bewiesen. Fruchbar seid ihr also - und das zu wissen ist ja nicht wenig. Auch wenn das vielleicht momentan nur ein kleiner "Vierteltrost" ist.

Jetzt musst du ja erstmal in diesen "danach" - Alltag finden und wieder neuen Schwung sammeln. Ich finde das ist ne Aufgabe, steht mir auch bevor. Passenderweise sind gerade bei mir auf der Arbeit 7 (!) Kolleginnen schwanger! Wo man hinguckt dicke Bäuche in allen Stadien.

Die perfekte Übung, innerlich Großzügigkeit zu üben und nicht in diese selbstquälerischen "warum-bei-mir-nicht" Gedanken zu verfallen. Es gelingt mir ehrlich gesagt nicht jeden Tag sooo superlässig, aber ich übe es, so gut es geht, weglaufen gilt nicht...

Dir drücke ich alle Daumen, dass es ganz bald klappt und du ohne Dramen in ein anderes, fröhlicheres Forum wechseln kannst! (Jetzt bloß nicht rechts in die Liste schielen und heimlich reinklicken - noch nicht :-)

Mandarine

Hallo Britta,

vielen Dank für deine liebe mail, über dein Angebot denke ich gerne nach. Das ist wirklich sehr lieb...

Ach, es tut mir so leid für dich, in der 12. Woche... Das ist bitter. Zu dem Zeitpunkt wähnt man sich schon fast am sicheren Ufer -  und dann das ohne jede Vorwarnung... Das euch das umgehauen hat - total verständlich. Ich hoffe ihr könnt mit der inneren Achterbahnfahrt einigermaßen klarkommen, das wünsche ich euch von Herzen.

Als ich den US bei der ersten FG  gesehen habe fühlte ich mich erstmal wie schockgefroren. Der Anblick dieser kleinen reglosen Gestalt spülte sich auch monatelang immer mal wieder ins Bewusstsein, auch wenn ich dachte, es schon längst gut verarbeitet zu haben. Es braucht wohl seine Zeit, dann muss es die eben bekommen.

Aber: hier kommt auch die Kehrseite des Schreckens in unserem Fall: es folgte eine sehr intensive Auseinandersetzung mit meinem Mann zu diesem Thema, die uns beiden gut getan hat. Mein Kinderwunsch ist stärker, aber seit er verstanden hat, wie dolle wichtig mir das ist, trägt er immens mehr Verantwortung in diesem Prozess und wir sind viel offener mit einander geworden. Da haben wir uns füreinander als Paar auch noch einmal  ganz  anders geöffnet und seither kann er sich noch ein Kind auch wieder vorstellen. Das war insofern für uns eine wertvolle Zeit, bei aller Härte dieser Auseinandersetzung. Eine Fehlgeburt und dann ein Mann, der -aus absolut nachvollziehbaren Gründen, ich will ihn wirklich nicht verurteilen - dann sinngemäß sagt: "Also wenns nach mir geht belassen wir es so...!" Das hatte ich das Gefühl, einen doppelten Verlust zu erleiden: neben der Fehlgeburt auch noch die Chance auf einen weiteren Versuch. Aber: das ist vorbei und das Thema auch viel klarer bei uns, dafür war das alles wichtig.

Es  kommen ja immer mal harte Zeiten in einer Beziehung,das ist nur eine Frage der Zeit, wenn mal einer ernsthaft krank wird, spätestens im Alter usw. Da ist es auch eine Möglichkeit, jetzt schon mal den achtsamen Umgang miteinander bei rauer See zu proben und nicht nur das alltägliche mehr oder weniger "Schönwettersegeln".

Du siehst: ich versuche wirklich auch die anderen Seiten dieser Erfahrung  zu sehen, das was daraus auch erwachsen ist. Bei aller Trauer, allem Abschied, jetzt ja schon wieder...

Heute der Eingriff lief übrigens gut, außer dass drei verschiedene Leute in sagenhaften 5 Versuchen endlich nen Zugang für die Narkosemedikamente gelegt bekommen haben...Puuh... Scheine komische Adern zu haben, die nach außen tiptop aussehen...

Also, dir nochmal ganz lieben Dank und uff, erstmal richtig durchschnaufen, bald kommt der Frühling, alles wird grün und dann tanken wir alle  Kraft und Sonne, das haben wir doch jetzt echt verdient, oder?

Mandarine

Liebe Mandarine,

ja ich denke wenn der Frühling sich endlich mal blicken lässt, dann geht`s auch bei mir wieder ein bißchen aufwärts. Das Wetter allein reicht ja momentan schon für Depressionen!

Das ist schön, dass du den Eingriff heute gut überstanden hast. Und jetzt soll und kann alles wieder heilen - der Körper und die Seele!

Und ich muss dir völlig zustimmen, auch jedes noch so negative und schmerzhafte Erlebnis hat einen positiven Effekt. Bei uns war es auch so dass wir in letzter Zeit durch viel Stress einfach nebeneinanderher gelebt haben. Und die FG hat uns jetzt einfach mal wieder bewusst gemacht, wie wertvoll wir füreinander sind. Und das erste Mal konnte mein Mann sich mir gegenüber richtig öffnen und mir zeigen, wie sehr ihn dieses Erlebnis auch getroffen hat. Er ist sonst eher der Kopfmensch bei uns! Das Leben zeigt uns immer wieder das alles vergänglich ist! Vieles lernt man erst dadurch auch wieder schätzen.

Ich drück dich mal ganz feste und wünsche euch ganz viel Kraft!!!

Kannst dich gerne jederzeit melden, wenn dir danach ist. Ganz liebe Grüße Britta

Liebe Britta,

das freut mich zu hören, dass es auch bei euch zu diesem "Herzöffnungseffekt" in der Paarbeziehung geführt hat. Die Männer machen da auch einiges mit, zeigen es vielleicht nicht so und versuchen es mit sich auszumachen. Aber da ist so viel an tieferen Ängsten, vielleicht Selbstvorwürfen, Überforderungsgefühlen etc. Das gerät ja auch schnell mal aus dem Blick, weil naturgemäß die Frauen hier den Löwenanteil zu bewälltigen haben. Aber das Gefühl, so ein bißchen hilflos daneben zu stehen und nicht zu wissen, wie man der Frau ,die man liebt jetzt den Schmerz lindern kann - sicher keine einfache Rolle...

Heute sind wir beide jedenfalls ziemlich erschöpft, ich werde jetzt auch schlafen. Und dann morgen meine innere "Trümmerfrau" wieder auf die Baustelle schicken, mal sehen was sie alles ausgebuddeln wird.
Aber jetzt ist erstmal der Körper dran, denn der erinnert sich noch gut an die Narkose und sagt : "Ruhe im Karton- und zwar sofort!"

1000 liebe Grüße und eine gute Nacht mit schönen, freundlichen Träumen wünscht:

Mandarine

Sei ganz doll gedrückt!!! Ich kann Dich gut verstehen...hatte jetzt auch zwei FG direkt hintereinander. 5.ssw beide...am 21.Febrauar und jetzt Sonntag...Beim ersten mal hatten wirs den Kindern auch gesagt, die Kleinste ist fünf, beim zweiten mal haben wirs für uns behalten...hatte von Anfang an Angst...

Lieber Gruß und ganz viel Kraft!!! Uta

Liebe Uta,

herrje, was macht man alles mit! Ich danke dir für deine Antwort, das hat mir gutgetan...

Es ist ja nicht so einfach, Kindern zu erklären dass es der Mama grad nicht so gut geht und dass sie Bauchweh hat oder sowas in der  Art. Wie haben eure Kinder denn reagiert, als sie erfahren haben, dass es nun doch anders geworden ist als erhofft? Mit dieser Möglichkeit, dass ein Leben, kaum dass es entstanden ist, schon wieder geht, rechnen Kinder ja am allerwenigsten. Haben sie es als bedrohlich erlebt oder eher hingenommen?

Unsere Tochter hat mich vorhin, als ich ein bißchen auf dem Bett lag, angeschautt und gefragt: "Du hast Bauchweh? Bist du schwanger Mama?" Das konnte ich dann immerhin ganz ehrlich verneinen... Sonst fragt sie das übrigens nie. Kinder haben schon einen erstaunlichen Riecher, aus welcher Richtung der Wind weht.

Wie auch immer, es ist alles ganz gut gelaufen heute und ich bin ganz erleichtert, wieder wohlbehalten zuhause zu sein. Mir gruselts halt immer vor OPs ein wenig. Und wo dieser Druck nun weg ist, kann ich in Ruhe das Innenleben sortieren, durchschnaufen, vielleicht mal weinen und hoffentlich viel schlafen. Und gut essen. Dieses emotionale Achterbahnfahren kostet doch einiges an Kraft, da muss man echt aufpassen, nicht aus der Kurve getragen zu werden.

Dir und allen Mitleserinnen - die bestimmt auch nicht aus Zufall auf dieser Seite sind - wünsche ich das Allerbeste, Öhrchen steif halten und so weiter....

Mandarine

Einen wunderschönen guten morgen! 

Ich möchte dir gern erzählen, wie es hier war...

uugeheben, ich war im August, wenige Tage nach dem positiven sst beim Arzt um die Schwangerschaft beenden zu lassen. Das mögen viele nicht verstehen, aber ich habe bereits acht Kinder, wir waren weder leichtsinnig noch hat die Verhütung versagt. Es hat einfach so sein sollen. Bist zu diesem Termin und auch während dessen bin ich durch die Hölle gegangen!!! Und obwohl ich meinem Arzt mit keiner Silbe gesagt habe, wie es mir mit dem Vorhaben geht, sagte er wörtlich zu mir: "ich kenne ihre Entscheidung bereits, denn sie liegen im sterben! Wenn sie tun sollten, was ich nicht glaube, dann werden sie als leere Hülle aus der Narkose Erwachen, unfähig jemals wieder Glück zu empfinden. ihre Seele wird sterben!" Er sprach aus, was ich fühlte, bat meinen Mann zu einem Gespräch und muss ihm das auch so gesagt haben. Das Thema war vom Tisch, wir erzählten einige Tage später, als wir für uns gemeinsam entschieden haben, den Kindern vom kleinen. sie freuten sich. Zwei Wochen später war vu, ich sah sofort dass etwas nicht stimmte. Alles sah merkwürdig aus. Eine weitere Woche drauf dass ich mit Blutungen beim Arzt, sah das Herz schlagen aber auch das Blut drumherum. Ich wüsste was geschehen würde und hoffte dennoch. Ich klammerte mich an jeden Strohhalm und verlor ihn wieder. Drei Tage später starb der kleine Und nochmal vier Tage danach ging es ab. An diesem Tag hatte ich wieder einen Termin und Angst zu sehen, was ich wusste. Der Bildschirm würde leer sein. An diesem Abend erklärten wir den Kindern, was geschehen ist. Sie waren fassungslos und bestürzt. Meine fünfjährige sagte später, auf den Abendhimmel zeigend :"Mami Schau mal, der Stern da ist unser Baby!" Ich war irritiert, fasziniert von den Gedankengängen meiner Tochter. Niemand hatte ihr je zuvor so etwas im Bezug auf den Tod gesagt. 

die folgende zeit war furchtbar, ich war mit mir selbst überfordert, hatte sowas noch nie erlebt. Zu ersten mal in elf Jahren stritt ich mit meinem Mann und Begriff die Aufgabe, die der kleine hier hatte. Wir führten viele Gespräche, es änderte sich alles zum positiven, wenn auch Schritt für Schritt. Irgendwann sprach meine fünfjährige plötzlich:"Mama, warum machen wir nicht ein kleines Grab für das Baby? Eines wo im Frühling ganz viele Blumen blühen?" Ich war überwältigt von soviel Sensibilität. Ich versuchte ihr zu erklären, dass wir das kleine doch aber nicht begraben können, es war doch viel zu klein. Das beeindruckte meine Tochter gleich gar nicht! "Na und? Deswegen können wir doch trotzdem ein Grab machen und immer wenn wir wollen, hingehen und am das Baby denken!" Kaum einer wird sich vorstellen können, wie einem zumute ist! Wir unterschätzen unsere Kinder viel zu oft, die wissen auch ohne Worte was los ist!!! 

Das Grab haben wir tatsächlich gemacht, gemeinsam mit Darya. Seit dem geht es mir besser. Als ich nun im Februar schwanger geworden bin, gab es gar keine Überlegungen. Wieder ist nichts und niemand daran Schuld und es ist gut und richtig wie es ist. Schon am Abend des positiven Tests, als ich es meinem Mann sagte und damit rechnete, dass er geschockt sein würde und zeit brauchte, war seine Reaktion ganz anders. Er hatte mich gefragt, was mit mir los sei und mit "nix" brauchte ich ihm nicht kommen. Ich sagte es ihm also und er drückte mich noch fester am sich " das schaffen wir schon!" später an diesem Abend meinte er, er müsse mir was Beichten.... "Ich weiß nicht, was mit mir geschehen ist, aber ich freue mich wahnsinnig auf das Baby!" 

Soviel Glück empfand ich, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Nun hoffen wir, dass alles gut geht und wir im November ein gesundes Baby in den Armen halten dürfen. Die Kinder werden es erst erfahren, wenn ich beim Arzt war. Obwohl ich aufpassen muss, dass vor allem meine große nichts merkt. Sie ist 16 und ahnt es längst....

alles alles liebe!!!

Ja, manchmal staunt man, was Kinder alles so mitbekommen und vor allem wie anders sie mit manchen Dingen umgehen, manchmal anders als erwartet.

Ich wusste irgendwie von Anfang an, dass da was nicht stimmt. Ich habe micht trotzdem dazu entschieden, meinen Kindern (5 und 7) von der SS (7. SSW) zu erzählen und zwar am Tag als wir in den Urlaub gefahren sind. Und ich bin soooo froh, dass ich es getan habe. Ich hätte es sonst nicht erklären können, warum ich die ersten zwei Urlaubstage im Krankenhaus war und ich hätte auch meine Tränen verstecken müssen. Ich hätte das nicht gekonnt, in so einer Situation meinen Mäusen was vorzuspielen, das hätte mich zermürbt. Aber so haben mich meine beiden und natürlich mein Mann unglaublich gut trösten können. Sie haben genau gespürt, wenn wieder eine Woge der Traurigkeit über mich hereinbrach und dann haben sie mich einfach in den Arm genommen bzw. sich an mich gekuschelt. Meine Große hat nach dem 2. Kliniktag gemeint: Mama, jetzt ist das Baby bei Gott und Jesus im Himmel und passt auf uns auf und heute Abend macht ihr ein Neues. Diese kindliche Naivität ist es doch, die uns Erwachsenen lehren sollte, manche Dinge nicht so ernst und mit nüchternem Verstand zu betrachten, sondern auch mal einfach nach dem Bauchgefühl zu gehen und die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen.

Jetzt ist es etwas philosophisch geworden, aber es tut gut, dass mal so aufzuschreiben. Ich bin unglaublich stolz auf meine Kinder.

Euch allen aus diesem Thread wünsche ich die Kraft, das Erlebte als das zu sehen was es ist, ein Teil eures Lebens. Ich glaube, erst wenn man den "Abgrund" gesehen hat, kann man das Leben schätzen und wirklich leben.

Oh, das ist eine lange spannende Geschichte von dir gewesen, danke fürs Erzählen! Und es ist doch erstaunlich zu sehen, vor welch unterschiedlichen Hintergründen hier Frauen über ihre Erfahrungen schreiben - und doch ganz ähnlich darunter zu leiden haben... Und wie alle doch ihren ganzen eigenen Weg finden, um damit umzugehen...

Jetzt drücke ich dir aber mal XXL die Daumen, dass deine Schwangerschaft gut weiterläuft und du bald deinen Kindern von einem Geschwisterchen erzählen kannst!

Ganz viele liebe Grüße!

Mandarine