Hallo...

sei mir nicht böse, das ich hoffe das du es ganz schnell liest! Du darfst dein Kind beerdigen. Hat man mit dir darüber gesprochen?

Wenn nicht, und du es möchtest, dann melde dich zügig im Krankenhaus. Vielleicht hast du die Chance und man kann ihn dir noch geben.

Ich kenne deinen Schmerz. Ich habe in der 16.ssw still entbunden, auch eingeleitet. Ich melde mich später mit etwas mehr Zeit. Fühl dich gedrückt, wenn ich darf. Sei dir sicher: er wird immer da sein.

Bis später,

Katrin

Dankeschön für die Zeit die du dir für mich nehmen willst . Mein Sohn hat die Größe wie ein Baby in der 16. ssw . Ich fühle mich gerade wie gelehmt.
Es tut mir für dich leid das es dir genauso gegangen ist . Immer der Gedanke wie er wohl geworden wäre wenn sein Herz weiter geschlagen hätte

Hallo noch einmal.

Es tut mir leid, dass du gerade diesen Weg gehen mußt. Ich habe in meinem Leben viel erleben müssen, dennoch ist es der größte Schmerz, der mir in Erinnerung ist. Deswegen verstehe ich gerade sehr gut, dass du das Gefühl hast, nicht vom Fleck zu kommen, gelähmt zu sein. Es nimmt einem die Luft zu atmen, man möchte die Augen gar nicht mehr schließen, weil man weiß das einem nach dem Aufwachen wieder das Herz aus der Brust gerissen wird. Es tut so weh.

Und dennoch: es geht deinem Sohn gut, sei gewiss. All unsere Sternchen, all diese wunderbaren Kinder, sie brauchten nur einen kleinen Moment hier bei uns. Dort wo sie sind sind sie geborgen, und trotzdem bei uns. Diese Gewissheit schenkt uns nicht die Geburt und die gemeinsamen Jahre. Dennoch spendet es Trost.

Gestern erst war ich am Grab unseres kleinen Mateo. Er wäre dieses Jahr 4 Jahre alt geworden. Es war einer der Tage, an denen ich ihn fürchterlich vermisst habe. Wenn ich dann aber meine Augen schließe dann spüre ich ihn, seine bedingungslose Liebe, seinen Humor, seine haltende Hand und diese tiefe Weisheit. Ich sehe ihn vor mir, ich weiß genau wie er ausgesehen hätte. Er ist da.

Wir haben ihm eine Trauerweide gepflanzt. Jedes Jahr am 29.05. hängen wir ein Glöckchen in seinen Baum. Das ist der Tag, an dem wir ihn gehen lassen mußten. Schon jetzt hört es sich wunderschön an, wenn der Wind die Äste streichelt.
Wir haben nach einer Südamerikareise erfahren, das er nicht mehr lebt. 2 Tage zuvor habe ich ihn noch gespürt. Ich habe eine Ausschabung empfohlen bekommen. Das wollte ich nicht. Ich habe gewartet, Cytotec hat die Geburt nicht eingeleitet, der Wehencoctail dann allerdings. Er kam 4 Tage nach der Diagnose Zuhause zur Welt. Auch ich durfte ihn halten, streicheln und küssen. Der kleine Mann lag in meiner Hand, wir haben Bilder gemacht. Dann kam das Bestattungsunternehmen und nahm ihn in einem kleinen Sarg mit. Ich konnte ihm ein Kissen und eine Decke nähen. Aus dem restlichen Stoff, der eigentlich für seine Babydecke in Südamerika gekauft wurde, habe ich mir die gleiche Decke genäht. Die Kinder und auch meine Mutter sowie mein Mann haben ihm etwas dazu legen können. Er selbst lag in einem
Fäustling.

Mateo liegt nun bei meiner Oma im Grab. Ursprünglich war jedoch ein eigenes Grab für ihn geplant. Meine Oma ist aber ganz sicher bei Mateo, und so lag es nahe, ihn bei ihr beizusetzen. Er hat einen eigenen kleinen Grabstein mit seinen 2 Namen, Mateo Johannes, und ein kleines Herz darauf. Mehr nicht. Allerdings stehen immer Kleine Herzlichkeiten dabei und ein eigenes Licht brennt. Im ersten Jahr hatte er aus einem besonderen Grund einen Lavendel auf dem Grab. Dieser blühte bis Mitte November voll!!

Der Schmerz hört nie auf! Das muß er auch nicht. Aber er wird sich mit der Zeit verändern, ich bin mir sicher, dass du deinem kleinen Schatz eines Tages ein Lächeln schicken kannst voll der Liebe die du für ihn spürst.

Ob du ein Sammelgrab für Sternenkinder annimmst, ob du dir ein eigenes für dein Kind einforderst oder ob du für dich ein wundervolles Eckchen im Garten hast... es wird Dir ermöglichen, einen besonderen Kontakt aufzunehmen. Gib dir Zeit. Gib euch Zeit. Deine Tochter wußte sicher von dem kleinen Bruder. Sie wird nun immer große Schwester sein, immer die Erste, dein Sohn immer der 2te. Und ich glaube das es auch für sie wichtig ist das du trauerst. Zum einen weil sie so selbst den Umgang damit zu verstehen lernt, aber auch weil es einfach auch für die Kleinsten verwunderlich wäre wenn es an Dir vorbeiziehen würde. Das könnte sie viel weniger verstehen als deine Trauer.

Ich wünsche dir viel Kraft, Ruhe und Zuversicht. Und das Quäntchen Glauben und Vertrauen darauf, das es mehr gibt als das was wir sehen und verstehen.,,und damit die Sicherheit das er für immer bei dir sein wird!

Herzliche Grüße
Katrin

Hallo Katrin , gerade eben habe ich einen langen Text verfasst und anscheinend hab ich ihn versehentlich gelöscht . Jetzt bin ich kraftlos ihn dir zu schreiben . Hab Verständnis das ich dir später antworte . Denn der Text hat mich viel Kraft gekostet und Tränen

Mach dir keine Gedanken darum. Wann immer du bereit bist oder es möchtest.

Lg

Vielleicht noch eines:

Dir steht nicht nur Hilfe in Form psychologischer Betreuung, sondern auch die Hilfe einer Hebamme zu. Wenn du schon eine Hebamme hattest, dann frag sie ob sie dich auf dem Weg unterstützen kann. Andernfalls schau, ob es vielleicht sogar eine auf Trauerbegleitung spezialisierte Hebamme in deiner Umgebung gibt. Oft finden Hebammen die richtigen Worte.

Lg