Hallo Dany,
es kann einen fast zerfressen, dieses Gefühl - als wenn man alleine da steht. Aber es ist nicht so. Es gibt so viele Betroffene, wie du ja auch an der Vielzahl der Einträge in diesem Forum sehen kannst, dass alleine das mich manchmal in den Wahnsinn treibt. So viele von uns müssen diesen Verlust verarbeiten. Manche in der frühen SS, manche leider auch in der späten SS oder gar bei der Geburt. Schmerzhaft und traurig ist es immer, egal wann, denn es waren alles Wunschkinder. Und die meisten von uns haben vor allem mit diesem "WARUM" zu kämpfen. Man unternimmt alles mögliche, um zu erfahren, weshalb das Würmchen nicht leben konnte/durfte. Meist bleibt diese Frage offen, halt Mutter Natur. Sicher passiert eine FG nicht ohne Grund, aber das zu begreifen... Auch ich habe bis heute nicht verkraftet, dass ich unsere Tochter Mitte Januar 2009 am Ende der 23. SSW tot zur Welt bringen musste. Ich sage mir zwar jeden Tag auf's neue, wer weiß, wie krank sie geworden wäre, wenn sie die SS überlebt hätte. Es wird nämlich vermutet (nachweisen kann man es nicht mehr), dass ich in der SS an einer Gerinnungsstörung leide, da ich eine chronische Veneninsuffizenz habe. So "normal" ist bei mir alles i.O. Mir ist nun empfohlen worden, bei der nächsten SS sofort Heparin zu spritzen, was ich natürlich auch tun werde. Denn ich möchte alles unternehmen, um nicht noch einmal diesen Verlust erleiden zu müssen. Du siehst, du bist nicht alleine mit deinem Schmerz. Er wird weniger werden, aber nie ganz verschwinden. Er wird immer Teil deines Lebens sein. Und ich glaube, wenn man sich dessen bewusst wird und es zulässt, die Trauer, die einen immer wieder überkommt zulässt, dann hat man Chancen ein relativ normales Leben zu führen.
Fühl dich gedrückt.
Andrea

Hallo Andrea!

Vielen Dank für deine lieben Worte. Endlich kann ich mit jemanden reden, der mich versteht. Im Bekanntenkreis habe ich Sachen zu hören bekommen, wie : "Du wusstest doch nur 5 Wochen das Du schwanger bist, wie kann man sich da so an das Baby gewöhnen", oder "Ihr seid noch jung, das nächste Kind wird gesund", "besser jetzt, als wenn es behindert zur Welt kommt",...

Vieles davon hat mich wirklich getroffen. Schließlich war ich in der 10. Woche. Meine kleine Bohne gehörte zu meinem Leben dazu. Habe mir eine strahlende Zukunft vorgestellt. Das Kinderzimmer geplant, bischen Klamotten eingekauft. Ich weiß auch, dass es dafür zu früh war. Aber ich habe mich so gefreut. Jetzt tut es weh all die Sachen zu sehen. Vielleicht werde ich sie erstmal weglegen. Ging es Dir auch so? Für Dich war es ja noch schlimmer im Vergleich zu mir. Das tut mir wahnsinnig leid. Ich bewundere deine Kraft und schicke Dir noch viel viel mehr davon. Das klingt jetzt blöd, aber ich schöpfe Kraft aus dem Glauben. Und ich bete darum, all das durchzustehen. Ich kann mir vorstellen, dass es das ganze ein wenig erleichtert, wenn man denkt, dass dein Kleines dann krank oder behindert zur Welt gekommen wäre. Aber trotzallem ist der Verlust und die Liebe groß. Es tut gut zu wissen, dass auch andere nach dem WARUM suchen. Mein Verlobter versteht es nicht, warum ich das mache. Auch Schuldvorwürfe habe ich mir gemacht. Ich dachte ich hätte nicht gut genug auf das Kleine aufgepasst. Erst im November erfahre ich, warum das Kleine nicht mehr leben durfte. Zumindest hoffe ich, dass die Untersuchung des Embryos etwas ergibt. Das macht es leichter damit abzuschließen. Darf ich fragen, ab welchem Zeitpunkt ihr wieder an eine neue Schwangerschaft gedacht habt?Mein Verlobter wünscht sich so sehr ein Baby. Er lässt Gefühle kaum zu, aber das weiß ich. Habe Angst, er geht sonst kaputt. Wie hat es dein Partner verarbeitet? Männer erleben es ganz anderst als wir, weil sie denken für uns stark sein zu müssen. Ich kan gut verstehen, dass Du alles machen willst, um eine Fehlgeburt zu verhindern. Die Angst, dass es nochmal passiert ist riesengroß. Hast Du denn schon Kinder? Bei uns wäre es das erste gewesen.

Ich danke Dir nochmals für dein aufbauenden Worte. Es tut so gut, endlich verstanden zu werden.Fühle Dich geknuddelt.

Dany

Hallo Dany,
freut mich, wenn ich dir ein wenig helfen konnte.
Die Sprüche kenne ich. Beim nächsten klappt es bestimmt... Na ja, dass will ich hoffen. Ob es für mich tatsächlich schlimmer war, als für dich... Das möchte ich nicht sagen. Sicherlich hatte ich im Gegensatz zu dir schon Kindsbewegungen gespürt. Ich habe es also nicht nur auf dem Bildschirm gesehen, ich habe sie tatsächlich gespürt. Aber ich denke, der Zeitpunkt, wann man sein Baby verliert, ist egal. Es ist immer schlimm. Wie bereits gesagt, man hat sich das Würschel ja gewünscht. Es wäre unser 1. Kind gewesen. Nach 2 1/2 Jahren "üben" hatte es nun endlich geklappt und dann das. Mein Partner war aus anderen Gründen bereits in therapeutischer Behandlung. Da wurde das "Thema" mit aufgegriffen. Aber es ist wie bei dir. Er redet sehr selten darüber. Er muss ja für mich stark sein. Schwachsinn. Den richtigen Abschiedsschmerz hat er dann bei der Trauerfeier mit anschließender Beisetzung vom KH heraus gelassen. Er sagt selbst, dass es ihm gut tat. Erst wollte er nicht. Ich selbst gehe regelmäßig zu Pro Familia. Dort habe ich eine ganz liebe "Therapeutin". Es tut gut, mit jemandem Außenstehenden darüber zu sprechen. Zum Kinderwunsch... Noch im KH hat er zu mir gemeint, nicht dass ich denke würde, das Thema wäre jetzt vom Tisch. Wenn ich bereit dafür wäre, würden wir es wieder probieren. Hört sich vielleicht komisch an. Er wollte mich allerdings nur aufmuntern. Denn ehrlich gesagt, hatte ich Angst, dass er nicht mehr möchte. Denn es hat ihn mächtig mitgenommen. Mein FA hatte auch gleich gefragt. Und hat mir sofort grünes Licht erteilt. Na ja, seit Februar versuchen wir es wieder. Aber so richtig will es nicht klappen. Jetzt hat mein Bester schon geflachst, wir haben wieder Auslandsurlaub gebucht, da will er mir dann wieder ein Baby machen. Versteh' das jetzt ja nicht falsch. Wir versuchen halt wie vorher locker mit dem KiWu umzugehen. Ohne Druck. Deshalb immer wieder diese kleinen Witzeleien. Inzwischen denke ich, dass es bestimmt wieder so lange dauern wird. Würde mich freuen, wenn Mutter Natur es natürlich besser mit mir meint. ;-)
Liebe Dany, lass dir die Zeit, die du brauchst. Und ich drücke dir die Daumen, dass bei den ganzen Untersuchungen auch was bei raus kommt. Also was, was dir bei einer erneuten SS weiterhilft.
So... meine Güte, dass ich mich nie kurz fassen kann.
LG Andrea

Hallo Andrea,

ich wünsche Dir, dass es schneller klappt, als Du erwartest, vielleicht sogar im Urlaub;-) . Irgendwie hast Du schon recht, dass es immer weh tut, egal wann man das Kind verliert. Es tut mir einfach nur leid, wenn es so spät noch passiert. Aber ich finde es gut, wenn Du nach vorne schaust. So versuchen wir es jetzt auch. Auch wenn ich dann irgendwie immer ein schlechtes Gewissen meinem KLeinen gegenüber habe. Es soll ja nicht denken, dass ich es vergessen habe. Ist momentan sowieso schwierig. Ich kann nicht dran denken, weil es weh tut. Aber ich möchte auch nicht, dass man denkt, ich habe es vergessen. Nur sobald ich mich intensiver damit beschäftige, z.B. das Ultraschallbild anschaue, bin ich total fertig. Ich hoffe, dass wird mit der Zeit besser. Es ist gut, dass auch dein Mann UNterstützung hat von aussen. Ich denke, sonst würde auch er daran zerbrechen. Mein Schatz möchte am liebsten nicht darüber reden. Das ist wohl seine Art der Verdrängung. Habe halt Angst, dass es irgendwann dann hefitig hochkommt. Aber ich werde dann für ihn da sein. Das ganze hat einen ja auch irgendwie stärker gemacht. Das ihr es nicht mehr so unter DRuck seht, ist sicher ein guter Weg. So kleine Witzeleien gibt es bei uns auch. Das macht das ganze einfacher:-P .

Ich melde mich wieder, sobald ich mehr weiß. habe am 12.11.Termin. Bis dahin Dir alles Gute

Dany

Liebe Dany,
was die anderen denken, kann und muss dir egal sein. Es ist euer Leben. Und euer Krümelchen hätte nicht gewollt, dass ihr wegen seines Verlustes für immer kinderlos bleibt. Es kommt dann halt noch ein Geschwisterchen. Und dem kannst du dann irgendwann erzählen, dass ihr eigentlich ein Familienmitglied mehr hättet. Schau dir ruhig das US-bild an. So oft du magst, sofern es dir hilft. Ich wollte anfangs auch keine Bilder. Dann habe ich gemerkt, dass ich beim Anblick des letzten US-bildes ruhiger geworden bin. Nach langem Kämpfen habe ich auch 2 Bilder meiner toten Tochter vom KH bekommen (die du sicher leider nicht hast). Das letzte US-bild von ihr steht hier bei uns zu Hause in einem kleinen Bilderrahmen neben einer Kerze. Das "richtige" Bild stelle ich mir auf Arbeit immer auf dem Schreibtisch. Da kann ich sie den ganzen Tag sehen. Und... es tut gut. Ich erzähle ihr dann oft, dass wir uns für sie ein Geschwisterchen wünschen, damit sie und wir nicht alleine sind. Also Dany, habe ja kein schlechtes Gewissen, nur weil du bzw. ihr bereits über ein weiteres Kind nachdenkt. Dieser Wunsch, dieses Gefühl... es steht euch zu. Lass es zu. Dein Krümelchen hätte es so gewollt. Dann drück ich euch die Daumen.
Bis bald.
Andrea

Hallo Dany,

ich bin nicht sehr oft hier online, denn meine FG ist auch noch nicht so lange her. Ich hatte Anfang Oktober eine AS in der 10. SSW. Irgendwie fing alles so gut an, nachdem ich im März schon wegen einer ELSS operiert wurde. Naja, das Herzchen schlug dann nicht und das Kleine hatte sich auch nicht weiter entwickelt.

Ich war total am Boden, weil ich dieses mal so ein gutes Gefühl hatte und froh war, dass alles an der richtigen Stelle gelandet ist und ich nicht wieder eine ELSS habe. Aber die Freude war begrenzt auf 10 Wochen.

Jetzt denke ich, dass ich so halbwegs mit der "Sache" abgeschlossen habe. Ich möchte positiv denken und es erneut versuchen. Ich denke, dass ich stark bin und nach Außen bin ich das auch. Neulich habe ich mir einen Weihnachtskatalog angesehen und als dann die Seite für die Babys kam, da musste ich voll lol heulen. Ich glaube, vergessen wird man das nie. Möchte ich auch gar nicht. Schließlich war das Kleine ein Teil von mir, wenn auch nur kurz.

Jetzt habe ich nach ungeduldigem Warten meine Regel wieder bekommen und alles ist im normalen Rhythmus. Deshalb möchte ich auch jetzt schon wieder versuchen, schwanger zu werden. Ich zähle nicht die Tage und messe keine Temperatur, OVU Tests gibt es auch nicht ehr. Wenn es passiert, dann passiert es. Obwohl ich sicher die ersten Wochen nur bangen werde, wenn ich einen positiven Test haben sollte.

Ich wünsche dir alles Liebe & Gute, dass du deinen Schmerz bald überwunden hast und nach vorn blicken kannst. Wo eine neue Schwangerschaft auf dich wartet.

GGLG Julia

Hallo Julia,

es freut mich noch eine Antwort zu bekommen und danke Dir für deine lieben Worte. Es tut mir wirklich leid für Dich. Mir ging es wie Dir, bei mir ist es fast zum gleichen Zeitpunkt passiert wie bei dir, hatte mitte Oktober die Ausschabung. Habe überhaupt nicht damit gerechnet. Hatte keine Risikoschwangerschaft, zumindest dachte ich das. Und dann hat, wie bei deinem Kleinen, das Herzlein aufgehört zu schlagen. Es war einer der schlimmsten Momente, die ich je erlebt hatte. Zum Glück hatte ich einen starken Mann an meiner Seite. Ohne ihn hätte ich das alles nicht geschafft. Viele in meinem Umfeld können nicht nachvollziehen, wie es mir geht. Nach außen hin wirke ich relativ normal, habe es gut überwunden. Aber ich weiß, wenn ich die Ultraschallbilder anschaue, weine ich wieder. Oder wie bei Dir, wenn ich Katalöge anschaue. Oder bei meinem Arbeitsplatz. Ich arbeite in einem Kindergarten. Nicht der beste Ort, um mit dem Thema abzuschließen.

Ich bewundere deine Kraft, dass Du es so mehr oder weniger gut meisterst. Ich erwarte auch sehnlichst meine nächste Regel, auch wenn ich gleichzeitig Angst habe. Du sprichst mir wirklich aus der Seele. Aber ich denke diese Angst werden wir immer haben. Und es wird sie uns auch keiner nehmen können. Aber es ist auch okay und man sollte sie uns zugestehen. Ich werde mich nur wahrscheinlich mehr unter Druck setzen, was das schwanger werden angeht. Möchte so gerne ein Baby. Naja, mal sehen, momentan habe ich die Hoffnung ein wenig verloren. Aber irgendwann werde ich wieder nach vorne schauen können.

Ich wünsche Dir alles Gute und es war wirklich schön, von Dir zu hören.

lg

Dany

Hallo Dany,

ja ich hatte zum Glück auch einen starken Partner an meiner Seite. Er war genauso traurig wie ich und von daher war es geteiltes Leid. Jemand, der so etwas selber noch nicht erlebt hat, kann da kein Verständnis für haben. Viele verstehen es nicht, weil das Kleine noch gar nicht nach einem Baby aussah. Weil von außen nichts zu sehen war. Aber ich hatte von Anfang an gewusst, dass ich schwanger bin. Da hatte ich noch nicht mal den positiven Test in der Hand. Ich hatte es einfach gefühlt. Und mit jedem Tag wurde das Gefühl stärker. Ich bin damit aufgestanden und ich bin damit zu Bett gegangen. Und deshalb ist es so schlimm, wenn es urplötzlich zu Ende ist. Aber die Trauer, die natürlich erst mal da ist und überwunden werden muss, die schwächt den Körper und die Seele nur. Deshalb müssen wir stark sein. Okay, du bist den ganzen Tag von Knirpsen umgeben. Auf der einen Seite ist es sicher schwer, aber auf der anderen Seite kannst du dir selbst sagen: "Hey, in einem guten Jahr hüpft mein Kleines auch mit hier rum..."

Wir haben es leider schwerer als andere Frauen, ein Baby zu bekommen. Aber nichts ist unmöglich. Auch wir werden bald ganz dolle glücklich sein und dicke Bäuche vor uns her schieben. Also mach dich nicht verrückt und stelle dich nicht unter Druck. Lass dich in die Arme deines Mannes fallen und lass es einfach auf dich zukommen. Du weißt doch wie es mit vielen Dingen ist? Wenn man am wenigsten damit rechnet, passiert es! :-)

Ich wünsche dir ein schönes WE und alles Liebe für die Zukunft!

Danke für die lieben Worte.Ich hoffe es irgendwann so sehen zu können. Habe Angst meinem Partner zur Last zu werden. Aber ich versuche mich fallen zu lassen.

Hoffe wir hören mal mit dicken Bäuchen voneinander.

Alles Gute für euch

lg

Dany