Hallo ihr Lieben,
in Fall einer Missed Abortion, also eines unbemerkten (verhaltenen) Absterbens des Fötus/Embryos, hat man zwei Möglichkeiten: Die Ausschabung (von den Ärzten meist favorisiert) oder der natürliche Abgang. Viele Ärzte kommunizieren fälschlicherweise, eine Ausschabung wäre risikoarmer als der natürliche Weg. Ich hatte das Glück Bedenkzeit und eine tatsächliche Wahl von meiner Frauenärztin zu bekommen. Sie ließ mir den Raum die schreckliche Nachricht zu verarbeiten und in mich zu gehen, um mich für eine Form des Abschieds zu entscheiden. Nach einem Gespräch mit meinem Partner entschieden wir gemeinsam es natürlich zu beenden - eben so, wie unser kleiner Engel auch entstanden ist. Ich empfand es als fair meinem Zwerg gegenüber, dass ich, nachdem er/sie so tapfer gekämpft hatte, ihn auf seinem viel zu frühen letzten Weg begleite. Die Diagnose der Missed Abortion erhielten wir am 21.03.14 (Freitag). Da es keinerlei Hoffnung mehr gab, setzte ich das Utrogest ab. Bereits am Wochenende setzten leichte Schmierblutungen ein. Am darauffolgenden Montag teilte ich unsere Entscheidung meiner Ärztin mit, die mich belehrte, dass ich mit Blutungen und Krämpfen rechnen müsse und bei anhaltenden Sturzblutungen ins Krankenhaus fahren solle. Das es so schlimm werden würde, sei jedoch unwahrscheinlich, da der Körper sehr wohl im Stande ist, diesen Abschied zu bewältigen.
Am Dienstag Abend hatte ich dann immer mal wieder ein leichtes Ziehen im Unterleib. Von richtigen Blutungen oder Krämpfen keine Spur. Am Mittwoch Nachmittag wurden die Schmerzen stärker, waren aber auszuhalten. Sie kamen ab 17Uhr etwa alle 3-4 Minuten und blieben nur wenige Sekunden. Es fühlte sich an wie Wehen und es waren tatsächlich welche, wie mir eine Ärztin später bestätigte. Nach jeder Wehe blutete es schwallartig. Nach einigen Wehen kam dann zusätzlich zu dem Blut auch Gewebe mit raus. Vor allem bei größeren Gewebestücken empfand ich ein Gefühl der Erleichterung. Natürlich untersuchte ich jedes Gewebestück akribisch aus Angst, meinen Zwerg in der Toilette runterzuspülen. Die Wehen blieben bis 23.00 Uhr regelmäßig. Dann nahm ich eine Paracetamol, um etwas schlafen zu können. Mein Freund beruhigte mich und so konnte ich etwa 3 Stunden schlafen.
Eine letzter Wehenzyklus weckte mich und ich ging zur Toilette.
Um 03.11 Uhr kam unser kleiner Engel zur Welt und machte sich auf den Weg auf seine Wolke.
Das Gefühl in diesem Moment war unglaublich. Ich war tieftraurig und verzweifelt über den nun endgültigen Verlust unseres Kindes aber gleichzeitig auch stolz und zufrieden, dass ich unserem Zwerg zur Seite gestanden habe auf diesem letzten Weg. Ich konnte es akzeptieren, konnte unseren Engel gehen lassen. Es fühlte sich richtig an. Damit meine ich nicht dass es zu einer MA gekommen ist, sondern unsere Entscheidung zum natürlichen Weg. Die Schmerzen waren danach fast weg. Nur gelegentlich verspürte ich einen Druck im Bauch. Die Blutungen blieben, waren nun jedoch periodenartig.
Am Freitag untersuchte mich meine Frauenärztin und bestätigte, dass der Zwerg abgegangen war. Sie stellte fest, dass sich noch wenig Mutterkuchen in der Gebärmutter befand und riet mir zu einer AS. Für mich war die kleine Geburt am Donnerstag Morgen um 03.11 Uhr beendet. Die AS war ein Schritt für mich und meine Gesundheit, jedoch nicht für mich und mein Baby. Die AS hatte emotional für mich nichts mehr mit der Schwangerschaft zu tun. Der Operateur bestätigte den nahezu vollständigen Abgang und versicherte, dass wir uns erst im Kreissaal wiedersehen würden.
Jede Frau muss in dieser schwierigen Lage entscheiden, welcher Weg für sie der richtige ist und diese Entscheidung sollte jeder akzeptieren. Ob Ausschabung oder natürlicher Abgang - Vor allem ist es wichtig in sich zu gehen und gut auf den eigenen Körper zu hören. Lasst euch auf keinen Fall zu etwas drängen. Dieser Prozess beeinflusst euren Umgang mit der Trauer und dem Verlust maßgeblich.
" Jedem Ende wohnt ein Anfang inne..."
Euer LiebesKind