Wie merkwürdig, im Wochenbett zu sein, ohne ein Baby, das neben einem liegt. Wir wünschen uns Nr. 4, sind inzwischen beide auch schon im "gesetzten Alter" und kennen uns mit FG aus. Drei Kinder, und jetzt drei FG, immer im Wechsel. Aber etwas war diesmal anders. Bei den vorherigen FG war das "Baby" nie mehr als ein Blubb, eine Zellansammlung; im Ultraschall eine Fruchthöhle mit Dottersack, aber nicht mehr. Auch hier hatte ich keine Ausschabung, weil ich keine Notwendigkeit einer OP sah. Meine Frauenärztin respektiert das und stand mir wie jedes Mal zur Seite. Die anderen Schwangerschaften, die in einer FG endeten waren beide von Anfang an irgendwie nicht richtig: ohne Übelkeit, ohne komische Gelüste.
Jetzt war ich wieder schwanger mit allem drum und dran. Ich habe noch nie einen Schwangerschaftstest gemacht und gehöre nicht zu den Frauen, die sofort zum Arzt rennen, um sich "die Schwangerschaft bestätigen" zu lassen. Zudem weiß ich inzwischen auch sehr gut, dass schwanger sein, nicht heißt, dass die Schwangerschaft intakt ist. Mein erster Termin war diesmal bei SSW8+6. Vorher hatte ich schon Kontakt mit meiner Hebamme aufgenommen. Wegen meiner Übelkeit war ich recht zuversichtlich, dass die Schwangerschaft intakt sei.
Der erste Blick im Ultraschall ergab einen Embryo in der etwa der richtigen Größe. Den Herzschlag allerdings vermissten wir. Laut Messung war der Embryo bei SSW8+5, er hatte seine Lebensfunktionen also gerade eingestellt. Diesmal war es ein fast fertiges Menschlein, schon beinahe ein Fötus und kein Embryo mehr. Den nächsten Ultraschall-Termin vereinbarten wir zweieinhalb Wochen später. Zeit, um natürliche Prozesse ihren Gang gehen zu lassen. Für mich Zeit zum Trauern und mich von der "Guten Hoffnung" zu verabschieden.
Meine Hebamme war eine große Unterstützung und versorgte mich mit Wehentee und Nelkenöl. Für mich kein Eingriff in natürliche Prozesse, sondern eine Unterstützung derselben. Vier Tage vor meinem nächsten Ultraschall-Termin und etwa zweieinhalb Wochen, nachdem das Menschlein ungefähr aufgehört hate zu leben, begann ich zu bluten, zwei Tage später setzten die Wehen ein (die wie immer erst voll zum Tragen kamen, als das Tagwerk inkl. Kinder-ins-Bett-bringen getan war).
Nach etwas über einer Stunde Wehen gebar ich (in die Toilette) die Fruchtblase und die Plazenta. Die Wehen waren verschwunden und ich öffnete die Fruchtblase. Ich "erkannte" es gleich wieder: ein 2 cm großer Embryo mit Augen, Ärmchen und Beinchen. Vorsichtig übertrug ich es auf ein Stück Zellstoff, das ich faltete und in ein Schraubdeckelglas steckte.
Meine erste FG kam mit den schlimmsten Regelschmerzen, die ich bis dain gehabt hatte (und ich war immer ganz gut verschont geblieben). Die zweite FG war fast harmlos, während der Arbeit. Diese 3. FG aber war eine echte (kurze) Geburt.
Die Begleitung durch Hebamme und Ärztin gibt mir die Sicherheit, dass ich medizinisch alles richtig mache. Ich bin froh über die Selbstbestimmheit des Ablaufs und davon überzeugt, dass das auch für meinen Körper der beste Weg war. Erfahrungsgemäß stellt sich der Zyklus nach der natürlichen FG auch in vorhersagbarem Rahmen wieder sehr schnell ein. Unvorstellbar wäre für mich, nach der FG-Diagnose, sich leer kratzen zu lassen, mit allen Risiken. Ich bin davon überzeugt, dass der Weg mit Hebamme und Ärztin an meiner Seite der medzinisch sinnvollste und risikoärmste ist.
Und das Menschlein? Das liegt jetzt unterm Apelbaum.
Für alle, die in einer ähnlichen Situation sind, das Allerbeste! Seid selbstbestimmt, vertraut in euch und die natürlichen Prozesse und sucht euch die Begleitung und die Zeit, die ihr benötigt. Es ist normal, dass das ein paar Wochen dauern kann. In dieser Zeit kann man die Prozesse unterstützen und auf sich achten. Beim geringsten Zweifel, dass etwas nicht in Ordnung ist, sollte frau zum Arzt ihres Vertrauens gehen und vielleicht wird eine Ausschabung nötig sein. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass euer Körper das ganz von alleine in seinem eigenen Rhythmus und ohne Komplikationen schafft, für eine erneute (intakte) Schwangerschaft die allerbesten Vorasusetzungen.