... melde ich mich hier wieder. Ich hatte vor gut einem Jahr eine Fehlgeburt und mich damals hier gemeldet und ein wenig Trost gefunden. Weil das Thema aber doch lange zu schmerzhaft war, habe ich den Bereich doch eher gemieden. Nun habe ich hier nochmal ein wenig "reingeschnuppert" und nachgelesen. Bei dieser Gelegenheit: Mein Mitgefühl für all diejenigen, die in der letzten Zeit das gleiche Schicksal erleben mussten.
Weil viele Fragen ja doch immer in die gleiche Richtung gehen, wolllte ich meine persönlichen Erfahrungen einmal teilen:
Ich hatte nach der Fehlgeburt viel Glück. Zwei Zyklen haben wir damals "ausgesetzt", auf Anraten des Arztes und auch, weil ich einfach noch nicht so weit war. Im dritten Zyklus haben wir dann wieder unser Glück versucht und ich bin auf Anhieb schwanger geworden. Zu Beginn der Schwangerschaft hat natürlich noch die Angst eine große Rolle gespielt, aber letztlich habe ich gelernt, dieses Kind als Geschenk zu betrachten, das für uns bestimmt war. Das klingt so geschwollen, aber genau so hat es sich angefühlt. Im Juni sind wir dann wieder Eltern geworden, eines weiteren, wunderbaren Jungen. Wir sind darüber wahnsinnig glücklich und lieben ihn über alles.
Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass die Trauer um das verlorene Kind dadurch nicht weniger geworden ist. Kaum einer versteht, dass ein anderes Kind nicht Ersatz für das verlorene ist. Aber bin ich undankbar, weil ich trotzdem um dieses eine, bestimmte Kind trauere, das nicht ins Leben gefunden hat? Ja, ich weiß, dass ich meinen kleinen Sohn, den ich über alles liebe, nicht haben könnte, wenn die Fehlgeburt nicht passiert wäre. Aber trotzdem trauere ich noch immer, das sind irgendwie zwei ganz unabhängige Gefühlswelten. Kennt das noch jemand von euch, diese Zerrissenheit zwischen Trauer um das eine und Freude über und Liebe für das andere Kind?
Der "Jahrestag" der Fehlgeburt war jedenfalls ein wahnsinnig schwerer Tag für mich. Und gleichzeitig war ich wahnsinnig froh, dieses kleine, neugeborene Wesen im Arm zu halten und zu drücken. Ich glaube, ich habe ihn den ganzen Tag kaum aus dem Arm gelegt. Ob diese intensiven Gefühle irgendwann nachlassen?
Alles in allem kann ich jedenfalls festhalten, dass ich wohl nie ein Gefühl mehr unterschätzt habe als die Trauer einer Mutter nach einer Fehlgeburt. Diese Intensität hatte ich nie erwartet und hab mir immer eingebildet, ich könnte mir vorstellen, wie man in der Situation fühlt. Dabei erlebt es wohl jeder anders. Während der eine schnell darüber hinwegkommt, ist die Trauerphase für andere viel länger. Insofern kann ich jedem, der fragt, wann diese Gefühle nachlassen und besser werden, nur sagen, dass man es nicht weiß. Und dass man da wohl einfach durch muss. Ich weine heute noch, wenn ich darüber nachdenke. Seid nicht zu streng mit euch und gönnt euch alle Zeit der Welt. Niemand kann sagen, wie man trauert und was angemessen ist.
Euch allen nur das Beste! Ich bin mir sicher, unsere Sternenkinder wachen als Schutzengel über uns und unsere Familien.
Grüße, cherryandblossom