"Umgang" mit FG
ich überwinde mich gerade sehr, hier zu schreiben... ich fühle mich gleichwohl sehr ermutigt, dies zu tun, weil ich so angenehm berührt davon bin, wie offen und gefühlvoll hier viele Frauen und Männer mit ihrem und dem Schicksal anderer Betroffener "umgehen".
Ich erfuhr am 15.12.06 von meiner Schwangerschaft (Beginn 8 ssw) und am 04.01.07, dass das kleine Herz nicht mehr schlägt...
9 Tage nach qualvoller Bluterei zu Hause kam ich mit abortus incompletus und einem an Ohnmacht grenzenden Kreislaufzusammenbruch ins KH zur AS.....
Das ist 18 Tage her....
Ich war das erste mal schwanger und bin 38 Jahre...Ich möchte jetzt gar nicht in's Detail....das kann ich nicht...
Ich wundere mich über meinen eigenen Umgang mit diesem Erlebnis und frage mich, wie viele hier die Trauer so ausgesprochen stark zulassen können...mir haut sie bisher immer nur so schleichend von hinten plötzlich in die Fresse (sozusagen)...
Ich habe das Gefühl, manchemel dem Erlebnis fast "ungerührt" gegenüberzustehen...ich nannte es zu Anfang "totes Baby" und war von einer inneren Leere überwältigt, die mich in eine Art kalte Gleichgültigkeit versetzte...obgleich ich auch todtraurig war...
Mein Partner schrieb ein Musikstück für das Wesen, dass sich entschied zu gehen, damit schickte er es, wie er sagte, auf die Reise...das Stück ist sehr positiv...erst seitdem spüre ich, was überhaupt geschehen ist...
Aber wie schafft man es, dieses Leben-Tod-ding, dass über Konditionierung in vielen Köpfen (wohl eben auch in meinem) herrscht, zu überwinden und mit seinem gegangenen Kind zu sein und mit ihm zu leben, so wie es viele hier tun???
Ich lese das hier und ein Tränenfluss nach dem anderen zwingt mich immer wieder dazu, das Forum zu schließen, nicht weiterzulesen, mich abzulenken und alles zu verdrängen...aber ich spüre, dass ich das nicht WILL...und zwinge mich dann wieder hier weiter zu sein und quäle mich hier durch...kann das jemand verstehen? Sind diese Gefühle auch jemandem hier bekannt? Ich lese nur so innige Worte und sehe die Fähigkeit der Frauen hier, Kerzen für ihre Sternchen anzuzünden...mit ihnen zu reden und sie zu benennen...ich schaffe es nicht, obwohl ich es immer bei mir habe, mir das Ultraschallbild des ersten Besuches beim FA anzusehen...obwohl ich es möchte...
Würde mir hier jemand raten eine Beratung in Anspruch zu nehmen?
"Umgang" mit FG
ich habe Deine Nachricht gelesen und fühle mit Dir.
Ich hatte ebenfalls eine Fehlgeburt, schon in der achten Schwangerschaftswoche. Die Schwnagerschaft kam sehr überraschend und ungeplant (erste Schwangerschaft, ich bin 30). Wir haben uns dann jedoch sehr auf das Kind gefreut. Als wir dann hörten, dass das Baby wahrscheinlich tot war (Herzton plötzlich nicht mehr wahrnehmbar), konnte ich zunächst total sachlich damit umgehen. Ich habe mich in die Materie eingelesen und über medizinische Details informiert.
Als wir dann beim FA das traurige Ergebnis bekamen, war ich gefasst und konnte präzise Fragen stellen, während es meinen Freund im wahrsten Sinne des Wortes "aus den Latschen gehauen" hat. Auch die Ausschabung habe ich gut überstanden. Sie war direkt am übernächsten Tag.
Die große Traurigkeit und Verzweiflung kamen danach. Ich hatte Tage, da musste ich zu Hause pausenlos heulen. Woanders (Arbeit, am Stall, bei Bekannten) konnte ich mich (eigentlich ohne Probleme) zusammenreißen. Ich habe auch ständig hier im Forum herumgestöbert und am PC erneut geheult. Eigentlich wollte ich mir dann schon eine Pause von diesem Forum verschreiben, weil ich dachte, es zieht mich immer wieder runter. Dann denke ich, wenn ich so viel an die Sache denken muss, ist es wahrscheinlich gut darüber zu schreiben und zu lesen.
Obwohl das Ganze schon so lange her ist, denke ich mehrmals am Tag daran. Ich kann auch noch immer nicht akzeptieren, dass ich wahrscheinlich einfach Pech hatte. Ich frage mich immer wieder, ob es nicht doch an einer Sache gelegen hat, die bei einer weiteren Schwangerschaft wieder zu einer Fehlgeburt führen könnte und die ich vorher wohlmöglich abstellen kann. Ich habe Angst entweder nicht mehr schwanger zu werden oder wieder eine Fehlgeburt zu haben. Dann gibts aber auch Tage da denke ich total positiv.
Den Mutterpass und die Ultraschallbilder liegen hier in meiner Schublade. Im Augenblick ist mir nicht danach sie anzuschauen.
Ich glaube, man muss einfach zulassen, dass einen die Traurigkeit immer wieder ergreift. Ich versuche aber auch mich abzulenken und schöne Sachen zu planen, denn ich denke wenn ich innerlich zur Ruhe komme, hab ich auch die besten Chancen auf eine neue, gesunde Schwangerschaft.
In Bezug auf eine Beratung habe ich keine Erfahrungen. Ich finde Freunde und Partner sind meistens super Berater... Ich persönlich müsste das Gefühl haben, das Gegenüber in der Bertaung ist mir sympatisch, so dass ich ihm mein Herz ausschütten mag. Was wenn das nicht der Fall ist? Andererseits haben solche Leute bestimmt viele Erfahrungen mit solchen Dingen, können gute Ratschläge geben...
Ich wünsche Dir viel, viel Kraft und Glück,
vielleicht bis demnächst mal,
Tini
"Umgang" mit FG
Deine Worte haben mich sehr berührt, beschreiben sie doch ein bisschen, in welchem Gefühlschaos man sich befindet. Genau wie Du kam ich mir unendlich kalt vor, als ich merkte, dass ich schwanger geworden war und - nach zwei vorangegangenen Fehlgeburten - einfach nur "taub" war, keine Freude und keine Zuversicht sprüren konnte. Schlimmer noch, dass es nun tatsächlich in einer weiteren Fehlgeburt endet - erst seitdem ich gestern in der Klinik war, in der ich bereits entbunden habe und meine (sehr traumatisch erlebte) Ausschabung hatte, hat mich die Traurigkeit wieder eingeholt. Es ist wie ein Gefühlsgedächtnis: Nicht nur neue, sondern auch die alte Trauer kommt wieder hoch.
Ich kann nicht gut mit dieser Trauer leben, finde auch kein Wort für die Wesen, die in mir nicht leben konnten - "Kind" ist für mich mein lebendes Kind, die Fehlgeburten waren allesamt recht früh (die späteste in der 9. SSW), alles andere klingt entweder zu medizinisch, zu kitschig, passt irgendwie nicht zu meinem Gefühl... Mein Mann nannte es "eine Hoffnung, die wir hatten" - das kommt mir zu wenig vor, für mich war es mehr als Hoffnung, es war ja in meinem Körper...
Tatsächlich habe ich nach meinen letzten Fehlgeburten alle Erinnerungsstücke verbannt, Schwangerschaftstests weggeworfen, meinen Mutterpass mit diesem fiesen Eintrag habe ich bei der Frauenärztin gelassen (wegschmeissen kann ich ihn nicht, da er meine erste Schwangerschaft dokumentiert), und, in einem Kahlschlag, die Frauenärztin gewechselt, also alles getan, um möglichst erfolgreich zu verdrängen. Insgeheim lese ich trotzdem hier mit, es rückt meine Situation in Relation und das hilft mir - zumal ich nicht den Eindruck habe, dass viele Menschen in meiner Umgebung über das Thema mit mir sprechen möchten und können, selbst mein Mann hat nur eine gewisse Toleranzgrenze... Mir hat der Lauf der Zeit und die Aufnahme meines Alltagslebens sehr geholfen beim letzten Mal, ich habe mich bei der Arbeit nicht krankschreiben lassen, dann kam Weihnachten - das ging ganz gut. Ich hoffe, dass ich es auch dieses Mal recht schnell schaffe, aus dieser Traurigkeit zu entweichen und noch mehr hoffe ich, dass mich diese ganze Verdrängerei nicht eines Tages einholt.
Ich bewundere Deinen Partner, dass er das Wesen auf die Reise schicken kann, verabschieden kann und dies auf eine positive Art und Weise. Ich selber habe nicht mehr geschafft, als im Krankenhausbett und auf dem OP-Tisch vor mich hinzuweinen und immer wieder zu beteuern, dass ich "es" nicht gehen lassen will. Meine Tränen danach verschob ich auf stille Momente unter der Dusche und vor dem Einschlafen. Ich habe keinen Abschied zustande gebracht.
Wenn Du den Eindruck hast, eine Beratung - von wem auch immer - könnte Dir helfen, dann würde ich es versuchen. Ich kann Dir nur sagen - Deine Gefühle, die Du schilderst, sind aus meiner Sicht nicht unnormal. Ich habe mir vorgenommen, sobald ich es schaffe, einem Pfarrer, der mir zeitweise in meinem Leben sehr nahe stand und dessen ruhigen Rat ich sehr schätze, von den Fehlgeburten zu erzählen - in der Hoffnung, dass er die Lampe, in der zur Zeit alles scheint, etwas verrücken kann, so dass der Schatten anders fällt...
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen alles Gute!
Jani
"Umgang" mit FG
es ist schön, hier Worte zu lesen oder Gedanken, die meine sein könnten. ich habe mich auch oft gefragt, ob ich gefühlskalt geworden bin durch die FGs, und sicherlich ist es eine Art, mit dem Schmerz umzugehen, ihn nur ganz langsam ab und zu zuzulassen , ohne sich davon überwältigen zu lassen - oder wenn, dann nur zuhause. Ich bewerte die Wehwehchen anderer auch oft anders, denke mir: na, wenn du wüßtest. Und dann gibt es diese andere Seite, in der ich viel einfühlsamer für das Leid anderer geworden bin, weniger aufbrausend oder überheblich und mehr relativiere.
Bei den FGs war ich so gefasst, dass mein einer FA bei meiner eigentlichen anrief, um zu fragen, ob ich selbstmordgefährdet sei, weil ich die Nachricht, dass mein Kind schwerst behindert und keinesfalls lebensfähig sei, völlig gelassen hingenommen habe. Sollte ich vor allen da heulen? Was hätte das denn geholfen? Eine Woche später war es dann auch schon aus - mein Glück...
Natürlich entzieht jede FG einem total den Boden unter den Füßen und ich habe noch heute große Probleme mit meinem Neffen, der exakt an "meinem" ET zur Welt kam. Die Situationen, in denen dann die Tränen kommen, werden aber weniger. Nur nach vorne schauen hilft.
Verabschieden konnte ich mich nie - denn was bleibt, ist die Idee von einer Familie, von der Hoffnung in die Zukunft und auf gemeinsame Zeiten. Und davon ist eben noch immer ein ganz klein wenig da. Auch wenn ich mich derzeit massiv vom KiWu verabschiede.
Eine solche Erfahrugn verändet uns für immer - das muss klar sein, aber eben nicht nur negativ, sonder auch ein wenig positiv.
Ich drücke euch beide, Eure Fairwind
"Umgang" mit FG
es ist doch schon mal ein riesen schritt, das du hier deine situation schilderst. ds heißt ja, das du dich doch mit deinem verlust auseinander setzt.
jeder geht anders mit der trauer um. ich selbst hatte schon 2 fg. bei der ersten ging es mir ähnlich wie dir. ich hab erfahren das ich ss bin und einen tag später war es schon wieder vorbei.
nachdem ich beim fa war, hab ich mich erstmal in die stadt an einen brunnen gesetzt und habe nur ins leere gestarrt. ich habe keinerlei trauer zugelassen. ich denke der schock hat einfach zu tieg gesessen. ich hatte monate lange daran zu knabbern. ich war nicht mal mehr fähig in den sport zu gehen. den hab ich dan abgebrochen. ich war ein psychisches wrack.da alle anderen dachten ich stecke das so einfach weg, haben sie natürlich auch nicht weiter gefragt.
aber irgendwann kam ich freitags von der arbeit. ich hab mich ins bett gelegt und einfach nur losgeheult. mein mann hat sich neben mich gelegt und mich wortlos in den arm genommen. ich hatte auch oft ein schlechtes gewissen, weil ich ja selbst dachte die fg würde mich kalt lassen.
ich habe ich der zeit viele briefe an meinen kleinen stern geschrieben. hab meine gedanken, meinen kummer, meinen schmerz aufgeschrieben. ich hab sogar nachts geträumt. da habe ich selbst gemerkt, das ich anfange die ganze sache zu verarbeiten.
beim zweiten mal war es anders. ich wusste schon bevor ich meine mens hätte haben sollen, daß ich ss bin. aber ich wusste auch schon bevor mir mein arzt es bestätigte, daß ich meinen schatz nicht bekommen werde. der morgen an dem ich die blutung bekam, war der schlimmste meines lebens. ich bin aufgestanden und zur toi und dann hatte ich dieses blut am papier. ich wäre echt fast zusammengebrochen. ich habe laut geheult und fast geschrien. ich wollte nie nie wieder ein baby haben. für mich war alles zusammen gebrochen. mein ganzes leben. es war einfach nur schrecklich. und jemand der das noch nicht erlebt hat, weiß nicht, wie tief ein solcher schmerz sitzt. ich habe noch viel geweint. auch bei meiner ärztin und bei meinem mann. und bei meiner mama.
und eines habe ich gelernt...man muss den schmerz zulassen. so schlimm er auch ist. es sind höllische schmerzen, die man dann hat. auch wenn es nur psychische sind. ich sitze auch jetzt noch oft da und denke nach. und dann fange ich an zu weinen. so wie jetzt. der schmerz wird niemals weg gehen, aber er wird erträglicher. ich selbst habe leider noch keine kinder. es ist aber mein größter wunsch. und für diesen wunsch lohnt es sich zu kämpfen.
wenn du merkst, das du alleine nicht trauern kannst, dann such dir jemanden der dir dabei hilft. es gibt eine hp für frauen und männer, wie uns. die heißt maximillian projekt. gib das doch mal bei google ein. dort kannst du auch mit experten sprechen.
aber halte dir immer eines vor augen... DU BIST NICHT ALLEIN. es gibt millionen von frauen, die so denken und fühlen wie du. mache dir also keine vorwürfe. trauer ist individuell. du kannst nichts für deine gefühle und gedanken. denn sie sind ja einfach da.
ich wünsche dir für die zukunft alles erdenklich gute. wenn du möchtest kannst du uns gerne auf dem laufenden halten.
vlg mele
"Umgang" mit FG
Das hat mir sehr geholfen, ... zu akzeptieren.
Danke!
Ich werde eine Beratung in Anspruch nehmen, in der Hoffnung dort auch 1-2 positive Anmerkungen zu bekommen, wie ich mit Schuldgefühlen und paranoiden zukünftigen Vermeidungstechniken umgehen soll (Vermeidung von "ALLEM", was ich mir einbilde, womit "ich" "Schuld" sein könnte an einer "nächsten" FG).
Ich glaube, dazu neige ich und dann ist es sicher nicht falsch zu lernen, wie ich DAS vermeiden kann, denn ich denke das wäre furchtbar.
Darüber hinaus sage ich mir, es wird seinen "Grund gehabt haben", warum es so bald wieder gegangen ist....und nehme es so an.
Es geht mir etwas besser, nicht zuletzt durch eure Worte, die mir zeigen, dass individuell Erlebtes ebenso individuell verarbeitet oder behandelt wird.
Ich lasse die Tränen kullern, wenn sie kommen wollen und verstehe mich, und wenn sie nicht wollen, dann versuche ich einfach auch mich zu verstehen, lege mir die Hand auf die Schulter und sage: Das ist ok...denn es ist, wie es ist und ich habe keinen Einfluss darauf...
ich glaube, es war Seneca, der in alten tagen sagte:
Gott, gib mir die Kraft, zu ändern, was ich ändern kann,
die Einsicht, hinzunehmen, was ich nicht ändern kann
und gib mir die Weisheit,
das Eine vom Anderen zu unterscheiden.
Alles Gute Euch allen
pijey
"Umgang" mit FG
"Umgang" mit FG
Das hat mir sehr geholfen, ... zu akzeptieren.
Danke!
Ich werde eine Beratung in Anspruch nehmen, in der Hoffnung dort auch 1-2 positive Anmerkungen zu bekommen, wie ich mit Schuldgefühlen und paranoiden zukünftigen Vermeidungstechniken umgehen soll (Vermeidung von "ALLEM", was ich mir einbilde, womit "ich" "Schuld" sein könnte an einer "nächsten" FG).
Ich glaube, dazu neige ich und dann ist es sicher nicht falsch zu lernen, wie ich DAS vermeiden kann, denn ich denke das wäre furchtbar.
Darüber hinaus sage ich mir, es wird seinen "Grund gehabt haben", warum es so bald wieder gegangen ist....und nehme es so an.
Es geht mir etwas besser, nicht zuletzt durch eure Worte, die mir zeigen, dass individuell Erlebtes ebenso individuell verarbeitet oder behandelt wird.
Ich lasse die Tränen kullern, wenn sie kommen wollen und verstehe mich, und wenn sie nicht wollen, dann versuche ich einfach auch mich zu verstehen, lege mir die Hand auf die Schulter und sage: Das ist ok...denn es ist, wie es ist und ich habe keinen Einfluss darauf...
ich glaube, es war Seneca, der in alten tagen sagte:
Gott, gib mir die Kraft, zu ändern, was ich ändern kann,
den Mut, hinzunehmen, was ich nicht ändern kann
und gib mir die Weisheit,
das Eine vom Anderen zu unterscheiden.
Alles Gute Euch allen
pijey
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