Hallo Ihr Lieben,
seit einem Jahr steht es fest: Sobald meine Stelle hier ausläuft, werde ich eine andere bekommen. Sie ist befristet (na gut, das sind sie in der Forschung alle) und schlecht bezahlt (auch das sind sie in der Forschung alle), aber in zwei Jahren habe ich die Chance, vom Landschaftsverband übernommen zu werden.
Nun hatte die Gesellschaft, bei der ich die nächsten zwei Jahre arbeiten soll, noch nie einen Angestellten. Und sie besteht aus alten Säcken, denen der wissenschaftliche Nachwuchs egal ist. Einer dieser alten Säcke hat nun aufgrund seiner eigenen Fehlinformation die Befürchtung angemeldet, daß ich eine Entfristung einklage. Und deswegen will man mir die Stelle nun zwar auf jeden Fall geben, aber auf 400?-Basis mit zusätzlichen Werkverträgen. Das bedeutet: Ich werde nicht mehr arbeitslosenversichert und nur noch rudimentär rentenversichert sein, und nach sechs Wochen Krankheitsfall bekomme ich keine Lohnfortzahlung mehr. Von Mutterschutz, falls ich nochmal schwanger werde, wollen wir ja gar nicht erst anfangen. Abgesehen davon werde ich sehr viele Überstunden machen müssen, die mir weder vergütet noch abgefeiert werden können. Eigentlich sind diese Bedingungen für mich unannehmbar.
Aber ich bin meinem Chef sehr verbunden und verpflichtet. Er hat diese Stelle extra für mich geschaffen. Nie im Leben hatte er erwartet, daß sie so demontiert werden würde. Wenn ich abspringe, steht er blöd da. Und ich habe keine Stelle. Ab Juni. Natürlich habe ich auch nicht gesucht, weil ich mich auf diese Stelle verlassen habe. Und Geisteswissenschaftler, seien wir ehrlich, braucht ja auch niemand. Ich brauche auch nicht zwingend zu arbeiten. Aber ich will. (Wofür habe ich sonst studiert? Und was ist, wenn ich mich mal nicht mehr drauf verlassen kann, daß der Gatte die Kohle nach hause bringt? Wer soll den Schnuffel ernähren?)
Heute werde ich mich mit meinem Chef treffen und ihm meine Bedenken mitteilen. Er wird mich verstehen, das weiß ich. Aber noch ist mir nicht klar, wo das Gespräch hinführen wird.
Bitte drückt mir die Daumen, daß wir das hinkriegen, mein Chef und ich...
Ganz liebe Grüße und danke für's Halten des Auskotzeimers
Lena, heute ziemlich ratlos