Liebe Tilli,

will dir auch schreiben, weil ich dich aus vollstem Herzen verstehen kann.

Ich habe gerade euren Dialog gelesen- in vielem gebe ich Sala recht. Allerdings nicht darin, dem anderen nicht zu sagen, was man an ihm nicht mag. Es kommt natürlich immer auf den richtigen Ton an. Etc. aber ich glaube nicht, dass es langfristige Beziehungen gibt, in denen einen nichts an dem anderen stört (höchstens es sind absolute Fernbez., oder man will manches nicht sehen....)

Dass er es als GRUND gegen ein Kind einwirft, finde ich wirklich verletzend, weltfremd, oder eine von - offensichtlich mehreren AUSREDEN (die dich dann auch noch KLEIN macht)

Ich kenne dich nicht, ich kenne ihn nicht - aber so fortschrittlich die Welt sein mag, glaube ich nach wie vor, dass es archaische Muster gibt: also, du als Besserverdienende, von der er, als Mann dann doppelt "abhängig" wäre- geht vielleicht nicht, tut seinem männl. Stolz NICHT gut????

Und nun zu mir: Ich war nicht 12 aber fast 7 Jahre mit einem Mann zusammen (Bez. begann als ich 30 war) und fragte ihn gleich (aus diversen Gründen und Erfahrungen) von Anfang an, ob er Kinder wollte. In der allerersten Verliebtheit hieß es, ich sei die erste Frau, mit der er sich es vorstellen könne (wegen und nur auf Grund dieses "Ja" sind wir zusammen gezogen). Im Laufe der Zeit wurde er was Heiraten und Kinder betrifft immer unverbindlicher. - Das heißt manchmal konnte er es sich vorstellen, dann auf einmal wieder nicht.

Wir hatten in den ersten Jahren meist eine wunderschöne Zeit zusammen- gleicher Humor, super Urlaube, z.t. gem. Freundeskreis.

Ich war auch berufl. ziemlich erfolgreich, eingebunden, ja, z. T. so überfordert, dass ich das, was ich im Grunde für ein für mich erfülltes Leben brauchte, leicht ausblenden konnte. Irgendwann ließ es sich aber nicht mehr ignorieren: auf Heiraten konnte ich verzichten, aber auf Babys nicht "freiwillig".

Und nicht nur die biol. Uhr, sondern meine innere Stimme, meine Traurigkeiten, aber auch mein Hass auf ihn - und letzlich eigentl. auf mich - weil ich all das zuließ, nahmen immer mehr überhand.

Nun hatte es sich bei uns eben herauskristallisiert, dass ich med. Hilfe brauchte, um schwanger zu werden. Auch da gab es von ihm einen Zick-Zack Kurs, Hin und Her- und letztl. -was ich eigentl. innerl. schon immer wusste!!- zog er naja, sorry, "den Schw. ..ein"

Ich war verzweifelt- aber irgendwann war für mich klar, dass ich mit diesem Mann, ob mit oder ohne Kind NICHT alt werden wollte; einem Mann, der einfach keine Farbe bekennt, nicht mal im Privatesten.

Ja, die Trennung war hart, aber ich hatte sie innerl. ja doch schon durchgespielt, vielleicht "ausgesessen". Es war eine -nicht nur was Männer betrifft O:-) interessante Zeit- wieder alleine zu leben, mich ganz auf mich zu besinnen, auch Angst zuzulassen - es tun sich SOOO viele Wege auf, wenn man sich auf den Weg macht.

Und, ja, ich habe mit 38 meinen heutigen Mann kennengelernt, mit dem ich nach einem Jahr zusammenzog, den ich nach 1,5 Jahren heiratete und der sich einfach für mich und die ganz Repromühle entschieden hat.

Wir haben 17 monatige Zwillingsmädels, die für mich das große Glück sind- ich habe sie nach einer FG und einer anfangs schwierigen Schwangerschaft mit 41,5 Jahren geboren.

Und, ja, wir (mein Mann und ich) streiten immer mal wieder - nicht alles liebe ich an meinem Mann und umgekehrt, ist das genauso, aber wir sind auf dem Weg, es immer wieder besser miteinander hin zu kriegen zu versuchen :-) ;

Liebe Tilli - mach dich auf DEINEN Weg: kannst du dir noch in die Augen gucken, wenn du wegen EINES MENSCHEN (so sehr du ihn zu lieben glaubst) auf ein Kind verzichtest?.

Zieh deine Grenzen- vielleicht gibt ihm das die Möglichkeit, auch mal über seine Bindungstraumatas nachzudenken- oder, sorry, ihr trennt euch!

Versuche DIR im Innerlichen klar zu werden, was DU willst!

Würde mich freuen wieder von dir zu hören!! UND Alles Liebe!

GLG Eva