Hallo liebe Community,
Ich ersuche Euch hier um Rat und um Eure Erfahrung - vor allem die Damen unter Euch bitte ich um Hilfe.
Ich bin m, 35 und bin leider zeugungsunfähig. Diese Diagnose haben wir vor ca 4 jahren erhalten. Wir sind seit 5 Jahren verheiratet. Wir haben nach der Diagnose sofort mit der Prozedur für eine KB angefangen. Meine Frau hat Hormone genommen und wir haben 5 Versuche (in einem Zeitraum von anderthalb Jahren) gehabt. Wir haben eine Eileiterschwangerschaft erlebt, zwei frühzeitige Fehlgeburten in den frühen Wochen und beim letzten Versuch hat es endlich geklappt. Und sogar mit Zwillingen.
Die nächste Ernüchterung und der bitterste Niederschlag kam in der 10 SSW als die Ärztin uns gesagt hat, dass der eine Zwilling sich nicht normal entwickelt. Über Monate hinweg wurde uns gesagt dieser Zwilling würde aller vorraussicht nach im Mutterleid sterben. Der andere Zwilling entwickelte sich dafür umso besser.Als der kranke Zwilling in der 30 SSW immernoch da war, wurde uns gesagt, wir müssen entscheiden die Geburt abzuwarten und womöglich würde das Kind kurze Zeit später versterben oder wir sollten das Kind im Mutterleid durch eine Spritze einschlafen lassen :-( nach mehreren Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass dieses Kind eine schwere Chromosomenstörung hat. Alle seine inneren Organe waren fehlgebildet bzw. nicht ausreichend entwickelt, zudem wurden Fehlbildungen and Füssen und Händen festgestellt.Wir haben uns letztendlich dazu entschieden dem Kind die Spritze zu geben. Das geschah in der 35 SSW. Das war der dunkelste Tag unseres Lebens.
Zwei Wochen später kam dann unser Sonnenschein gesund und munter per Kaiserschnitt zur Welt. (gemeinsam mit unserem inzwischen toten Baby).Wir haben den Kleinen wenige Tage später im Friedwald beerdigt wo wir ihn regelmäßig mit seinem Bruder besuchen und gemeinsam weinen. Wir konnten irgendwie endlich dieses Kapitel abschliessen und widerrum auch nicht...
Parallel haben wir ein Haus gebaut und irgendwann war auch dieser Stress endlich vorrüber. Mehrere Arbeitgeberwechsel folgten zudem bei mir auch. Ich habe zu dem Zeitpunkt mit dem Thema Kinder kriegen vollständig abgeschlossen. Wir hatten noch 4 Eisbärchen. Meine Frau und ich haben mehrere Gespräche geführt, in denen uns beiden klar war welch Risiko es ist, das Ganze nochmal zu durchleben und ich habe Ihr gesagt, dass ich dagegen bin und wir uns freuen sollen was wir bisher geschafft haben und für unseren Sohn ein gutes Leben zu ermöglichen. Sie haderte mit sich jedoch willigte Sie auch ein die Eisbärchen zu vernichten.
Jetzt, ist ca ein dreiviertel Jahr vergangen und dieses Thema ist wieder bei meiner Frau präsent wie nichts anderes. Als ob es nichts anderes mehr in unserem Leben gibt. Als wir uns kennenlernten, wollten wir eigentlich zwei Kinder. Damals wussten wir natürlich nicht, was wir noch erleben sollten.
Wir haben seit drei Wochen Gespräche darüber geführt, ob wir das nochmals machen sollten. Hormone, Frischversuche, bangen, hoffen, beten... Wie gesagt, sie wünscht sich weiterhin ein zweites Kind. Hauptsächlich sagt sie, damit unser Sohn nicht allein aufwachsen soll und eines Tages "alleine sein soll". Ich bin heilfroh, dass diese furchtbare Zeit mit all diesen Problemen und schwerwiegenden Entscheidungen vorbei ist. Ich dachte immer, ich bin super stark und kriege alles hin - aber das hat mich alles total fertig gemacht. Ich kann das einfach nicht nochmal alles durchleben und riskieren, dass wir erneut psychische Schäden davon tragen oder sogar sich eine erneute Eileiterschwangerschaft wiederholt und meiner Frau was passiert. Der Gedanke, dass wir evtl wieder ein totes Baby beerdigen müssten zerstört mich total. Die Gefahren sind so vielschichtig und da wir bereits so viel erlebt haben, denke ich einfach wir sollten das Schicksal nicht herausfordern.
Meine Frau hingegen will unbedingt nochmal alles dran setzen ein zweites Kind zu bekommen. Eine Adoption haben wir ausgeschlossen. Wir reden inzwischen kaum noch miteinander und "funktionieren" nur noch für das Tagesgeschehen. Es ist äußerst belastend zu wissen, dass ich der Grund für das Ganze bin und ich mich auch nicht dazu durchringen kann ihr diesen zweiten Kinderwunsch zu erfüllen.
Abgesehen von der ganzen Befruchtungsprozedur wird es ohnehin nicht einfach mit zwei Kindern (selbst wenn alles reibungslos klappt) was sicherlich jeder weiss. Sie sagt ich wäre egoistisch... Ich weiss nicht mehr weiter... Unsere Beziehung ist total auf der Kippe.
Ich freue mich sehr über Eure Tipps und Kommentare.