beeindruckte Frauenärztin oder Nachtrag zum Thema Statistik
da ich eigentlich furchtbar im Stress bin (mehr als 5 Stunden Schlaf sind derzeit arbeitsbedingt nicht drin), nur ein kurzes Lebenszeichen von mir.
Heute war ich bei der regulären Vorsorgeuntersuchung (29. SSW) und was soll ich sagen: Es ist alles in bester Ordnung. Mein Mäuschen hat sich inzwischen richtig herum gedreht, dadurch haben sich die Druckverhältnisse in Gebärmutter normalisiert, die Krampfadern im Kaiserschnittgewebe verhalten sich unproblematisch. Alle Werte in Ordnung, keine Ödeme, kein Eiweiss, etc.. Zervixlänge ist bei perfekten 5 cm, und das obwohl es meine dritte Schwangerschaft ist und ich nicht gerade die jüngste bin. Die Frauenärztin hat mir gratuliert, mit dem Kommentar: Die meisten 20-jährigen Erstgebärenden wären froh, wenn es ihnen so gut ginge wie mir - was will man mehr?
Da fällt mir doch noch mal das Statistik-Diskussionsthema von neulich ein, zu dem ich stressbedingt nicht antworten konnte, aber gerne gewollt hätte: Nach meinen Erfahrungen tendiert der Aussagewert von Statistik für einen persönlich gen null.
Einige Beispiele aus meinem Leben, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass:
...eine Mittdreissigerin, die in 3 verschiedenen langjährigen Beziehungen seit über 10 Jahren wg. Fruchtbarkeitsproblemen nicht verhütet hat, plötzlich spontan schwanger wird?
...eine 34-jährige Karrierefrau (Single) aus der Großstadt sieben Jahre später eine Dorfmutti mit 3 Kindern ist?
... ein Kind mit mehr als 10 Fingern und einem seltenen Herzfehler geboren wird und dieses auch noch während einer sehr gut überwachten Schwangerschaft unentdeckt bleibt?
Ich plädiere also für einen geringeren Glauben an die Statistik und eine größere Demut vor der Weisheit des Schicksals oder Gottes oder wie man auch immer das für sich selbst bezeichnen möchte...
Alles Gute und liebe Grüße,
Klarika
beeindruckte Frauenärztin oder Nachtrag zum Thema Statistik
schön von dir zu hören!
Das gibt es doch gar nicht, dass du schon in der 29. SSW bist. Mir kommt es noch gar nicht so lange her vor, als du dich hier ziemlich verzweifelt gemeldet hast.
Dein letzte Satz gefällt mir sehr gut. Auch schreckliche Ereignisse können uns weiterbringen, wie ich in den letzten Monaten lernen mußte.
LG
Sabine
Liebe Sabine,
Du hast Recht, diese Schwangerschaft geht so irrsinnig schnell vorbei. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit, sie bewusst zu erleben und zu geniessen - ist ja für mich wohl die letzte. Aber es war die ganze Zeit irgendetwas, inzwischen habe ich mich damit abgefunden, dass ich bis zum Schluss ranklotzen muss und hoffe dafür auf eine ruhigere und bewusste Babyzeit...
Alles Liebe,
Klarika
Warum?
die Fehlgeburt im Juli habe ich ganz gut verkraftet. Ich hadere nicht damit. Die Warum-Frage stelle ich mir nicht mehr, denn laut Bericht des Pathologen, war mit dem Kind auch etwas nicht in Ordnung (also nicht nur das Hämatom war "schuld").
Viel prägender war der Krebstod des Freundes meines Sohnes mit 17 im Februar. Mein Sohn und ich durften mit seinen Eltern an seinem Todestag bei ihm sein. Er starb zu Hause. Diese Erfahrung hat mich tief bewegt. Ich habe sehr tief empfunden, dass er in den letzten Minuten seinen Frieden gefunden hat und sich ein Weg für ihn aufgetan hat. Nach dem Nachtdienst heute war ich an seinem Grab. Ich gehe gern dorthin.
Dann die Erkrankung meines Stiefsohns (ebenfalls 17) an Schizophrenie im letzten Jahr. Beide Jungen mußten ihr Schicksal annehmen und haben dabei viel Stärke gezeigt. Mein Stiefsohn ist auf einem guten Weg, wird aber sicher sehr lange, wenn nicht lebenslang, mit seiner Krankheit umgehen müssen. Das sind Ereignisse, die (immer noch) stärker wirken, als der Tod meines kleinen Krümels. Manchmal kommt es hoch, bestimmt auch nächste Woche noch einmal heftig, wenn die Sammelbestattung stattfindet, aber es ist ok.
Dir weiterhin alles Gute für die Restschwangerschaft.
LG
Sabine
Warum?
Liebe Sabine,
wie du das beschreibst, dass du dabei warst als der Freund deines Sohnes ging - das finde ich total bewegend - ich glaube, das kann man sich wirklich nur annähernd vorstellen, wenn man ähnliches erlebt hat. Ich bewundere dich für diese Stärke (ich weiß nicht, ob ich mir so ein Erlebnis zutrauen würde).
Nächste Woche werde ich an dich denken - drück dich ganz fest.
Liebe Grüße Birgit
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