Ich habe diese Sendung gesehen, weil ich 48 Jahre alt bin und mir sehnlichst ein Kind wünsche. Auf natürlichem Weg wird das nicht mehr funktionieren, ich werde dazu massive ärztliche Hilfe benötigen. Es wird also kein ungeplantes Kind sein, wie die Evi der Sendung, aber auch kein von mir aufgeschobenes, weil ich erst einmal eine Karriere hätte machen wollen. 16 Jahre habe ich meinen eigenen Kinderwunsch unterdrückt, um die Karriere meines Ex-Mannes zu unterstützen. Am Ende hat er sich mehr für wesentlich jüngere Frauen interessiert. Nach der Trennung erfuhr ich, daß er seit wenigstens 10 Jahren wußte, daß er überhaupt nicht zeugungsfähig war. Das ist eine Schicksalsvariante, die keine Berücksichtigung gefunden hat. Es gibt noch eine andere, die viel häufiger ist, dass es nämlich erst nach vielen Jahren und vielen Versuchen klappt, wenn die Mutter schon auf die 50 zugeht.
Ich habe nun ein wenig gezögert, die Sendung anzuschauen, weil ich manches Mal schon erlebt habe, wie rücksichtslos mit späten Müttern umgegangen wird, war dann aber angenehm überrascht, dass in den Vordergrund gestellt wurde, wie glücklich Frauen über diese späten Kinder sind und dass diese Kinder im Wesentlichen einen guten Start ins Leben bekommen. Erschreckt hat mich hingegen, wie kategorisch und grausam in diesem Forum eine Deadline aufgestellt wird, nach der man keine Kinder mehr bekommen soll. Bis 45 ist es ok, danach ist es Mist. Interessanterweise habe ich solche Aussagen oft von Frau gelesen, die es gerade noch vor einer solchen Deadline "geschafft" haben. Ein Schelm, der dabei Böses denkt.
Ich habe in den letzten 20 Jahren eine Reihe Familien mit mittlerweile halbwegs erwachsenen Kindern in der Bekanntschaft und Verwandtschaft beobachten können und habe in manchen Fällen das heulende Elend darüber bekommen, wie Eltern ihre Kinder seelisch verwahrlosen lassen. In der Regel haben diese Eltern ihre Kinder im idealen Alter bekommen. Ältere Eltern sind nicht per se die schlechteren, jüngere die besseren Eltern. Der umgekehrte Fall gilt ebensowenig. Dass es aber eine gute Mutter ausmacht, die gleiche Musik zu hören wie ihre Kinder, ist wirklich der größte Quatsch überhaupt. Natürlich ist es für eine 13-jährige extrem schwierig, wenn ihre Mutter schwer herzkrank ist und nicht in der Lage zuzuhören. Doch für wie viele 61-jährige Frauen gilt das? In der Tanzschule, die ich regelmäßig besuche, verkehren eine ganze Reihe Endfünfziger und Anfangsechziger, schlanke wie übergewichte, die eine Salsa aufs Parkett legen, die viele 20-jährige Couch-Potatoes nicht hinbekämen. Meine Mutter ist 76 und durchaus diskussionsfähig.
Zum Schluß noch ein Wort zu Kind und Karriere: Wenn sich mein Kinderwunsch erfüllt, werde ich nach 6 Monaten Elternzeit aus finanziellen Gründen in meinen Job zurückkehren müssen. Von Karriere wird dann nicht mehr die Rede sein, aber ich will meine Arbeit ordentlich machen.