Ich habe lange überlegt, ob ich das schreiben soll, aber anhand der Beiträge der vergangenen Tage kommt es mir hier und da echt so vor, als wäre eine Amnioszentese nicht dazu da, dass sich die werdende Mutter FRÜHZEITIG auf eventuelle Behinderungen etc. einstellt sondern einfach für viele nur ein Freischein zur Abtreibung.
Das klingt jetzt hart, aber mal ehrlich:
Ich lese in den seltensten Fällen, dass eine FU gewollt wurde, damit die Schwangere bei einer Behinderung ihre ungeborenen Kindes frühestmöglich auf diese Situation vorbereitet ist, sondern dass eine CZB oder FU gemacht wird, weil man ein behindertes Kind nicht "schafft".
Ich will hier sicher nicht als Moralapostel auftreten, finde es aber traurig, dass es anscheinend wirklich so ist, wie ich es des öfteren gelesen habe (hier: Thema späte Schwangerschaft), dass wenn solch eine Maßnahme durchgeführt wird, in 95% der Fälle die Schwangerschaft abgebrochen wird.
Ganz ehrlich: Auch ich hätte am Anfang nicht sagen können: WAS mache ich, wenn mein Kind behindert ist. Aber ich habe nicht vorn vornherein gesagt: WENN es behindert ist, lasse ich es definitiv wegmachen.
Was ich auch nicht verstehe:
Da gibt es die Fraktion der Verfechterinnen von späten Schwangerschaften, die Argumente wie "vielleicht erlebst Du die Matura Deines Kindes nicht mehr" zornig vom Tisch fegen. Auf der anderen Seite sagen sie dann aber: Ja, aber ein BEHINDERTES Kind... was ist, wenn ich sterbe oder alt und gebrechlich bin. WO IST DENN DA DER UNTERSCHIED? Bin ich Spätgebärende mit einem GESUNDEN Kind, dann hege ich keine Zweifel, dass ich auch noch lange genug lebe. Bin ich Spätgebärende mit einem behinderten Kind im Bauch, rechtfertige ich meine Entscheidung zum SS-Abbruch damit, dass ich ja sterben könnte... Muss ich das verstehen? Wird da eventuell mit zweierlei Maß gemessen?
Und jene, die viel vom lieben Gott erzählen und ihren Kindern eine religiöse Erziehung zuteil kommen lassen: Wieviele haben denn von dieser Riege bewusst auf eine FU verzichtet, weil es (sie sind ja so gläubig) Gottes Wille ist?
Wie gesagt, ich bin kein Moralapostel und es mag sicher im ein oder anderen Fall gute Gründe geben, die Schwangerschaft mit einem behinderten Kind vorzeitig zu beenden. Aber bei gestandenen Frauen? Gestandene Frauen um die 40, die sagen, sie könnten damit nicht umgehen??? Kapier ich nicht.
Haben diese gestandenen Frauen Angst, ihre Partnerschaft könne zerbrechen?
Ich habe mir u.a. die Bilder einer (jetzt stillen) Forumsteilnehmerin von ihrem Baby mit DS angsehen. Zuckersüss - ein Mensch eben.
Jelly schrieb ja mal vor längerer Zeit, es gäbe genug Frauen, die wegen einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte einen SS-Abbruch vornehmen lassen. Ich finde das einfach NUR traurig... und oft sind das Leute, die beim Anblick einer dreibeinigen Katze zu Tränen gerührt sind...
Wo fängt eigentlich eine Behinderung an? Bei Syndaktylie? Oder "erst" bei Hydrocephalus? Oder ist ein ansonsten gesunder Fötus mit Turner-Syndrom auch ein Grund zur Abtreibung?
Natürlich weiß ich, dass ich mir jetzt wieder keine Freunde gemacht habe, aber dieses Posting brannte mir unter den Fingernägeln.
Nachdenkliche Grüße,
orni