Hallo Ihr Lieben,
ich weiß nicht mit wem ich in meiner Not reden kann. Ich habe mich entschieden es einfach niederzuschreiben.
Nachdem ich viele Jahre auf und ab mit meinem Mann mitgemacht habe, er ist chronisch depressiv, hat aber meiner Einschätzung nach eine Persönlichkeitsstörung, habe ich mich heute nach einem völlig eskaliertem Streit von ihm getrennt. Ich habe ihm schon so oft gesagt in den letzten Jahren, dass ich mich irgendwann trennen werde, wenn er sich
1. keine Hilfe sucht
2. mich bei Kleinigkeiten immer anschreit
3. mich immer wieder so verletzt mit seinen Worten, sich dafür aber nie entschuldigt
4. er immer zum Rundumschlag ausholt, wenn wir mal streiten
Außerdem bin ich immer an allem Schuld. Ich war sogar Schuld daran, dass er sich vor 8 Jahren eine Beziehung zu einer anderen Frau aufgebaut hatte, weil ich mich ja so verändert hätte seit der Geburt von unserem Sohn und nicht mehr so cool bin und ihm der häufige Sex fehlt. Version damals bei den anderen: Sie sitzt nur noch in der Ecke, ist litargisch, kümmert sich um nichts mehr, wenn er nicht wäre......Nur nebenbei, ich habe unsere Kinder erzogen und aus unserem autistischen Sohn einen wunderbaren Menschen gemacht, ich hatte 14 Jahre kaum eine Nacht durchschlafen können, weil unser Sohn so krank war (Angst, Schizophrenie, Autismus und viele körperliche Krankheiten, er ist schwerbehindert). Also es gab mal eine ganz tiefe Krise, er ist damals ausgezogen, als ich es bemerkt hatte. Wir haben Jahre gebraucht, um es aufzuarbeiten, in diese Zeit fiel die Diagnose der schweren Depressionen, obwohl ich meinen Mann eher sehr manisch erlebt hatte, er uns verschuldet hatte usw., wir waren kurz davor ihn für geschäftsunfähig erklären zu lassen. Seine Therapeutin damals wunderte immer nur, wenn ich was erzählte, weil er ihr die Dinge immer falsch erzählt hat oder rumgelogen hat. Irgendwann hat er die Therapie abgebrochen, als die Schlinge immer enger wurde und hat sich für gesund erklärt. Das war 2010. Bis 2014 hatten wir schlimme Jahre, auch gute Zeiten, aber oft eher schlimm. Ich blieb bei ihm, wollte ihm helfen. Wusste das meine Tochter wegbricht, wenn ich mich einfach trenne. Meine Tochter stand im Abitur. Mein Sohn allerdings hasste seinen Vater und wollte oft, dass er geht und nie wieder kommt. Meinem Mann war es nie gelungen, ein Verhältnis zu unserem Sohn aufzubauen. Er konnte mit Autismus nicht umgehen und mein Sohn litt unter ihm. Ich glaube deshalb habe ich mich aufgeopfert viele Jahre, ich musste aufpassen, dass die beiden nicht zu lange alleine sind. Mein Mann schrie den Kleinen oft an. 2014 haben wir unser haus verkauft, weil mein Mann sich mit allem überfordert fühlte und ich alleine nicht alles schaffen kann. Wir kauften eine neu gebaute Wohnung, in der wir alles alleine gestalten konnten und mit dem Architekten alles planen konnten. Ich hoffte, dass alles gut werden wird. Der Ausbau und Umzug stresste sehr, wir rannten zwischen Arbeit, Kindern und Wohnung hin und her. Kaum eingezogen eskalierte ein Streit, ich wurde übelst beschimpft. Ich wollte damals, dass er erstmal bei seinen Eltern wohnt, er hatte mich sehr sehr getroffen und führte sich schlimm auf. Daraufhin rannte er ins Kinderzimmer und erzählte unserem Sohn, dass seine Mutter durchgeknallt wäre und er mich rausschmeißen muss und er jetzt beim Papa bleiben wird. Es war so schlimm, mein Sohn brauchte danach Monate um wieder Vertrauen zu fassen. Ich wollte, dass mein Mann sofort geht, aber er stellte sich hin und meinte, ihm gehöre die halbe Wohnung, er geht nicht, soll ich doch gehen. Mein Mann arbeitet in Schichten rund um die Uhr und könnte sich überhaupt nicht um unseren Basti kümmern. Mein Sohn würde niemals bei seinem Vater bleiben, ich kann aber auch nicht einfach ausziehen, weil unser Sohn sein Umfeld braucht, sein Zimmer und so.
Danach setzte ich ihm die Pistole auf die Brust. Entweder Medikamente oder er fliegt raus. Er ging zu seiner Hausärztin, die bis heute glaubt, er würde in eine Therapie gehen. Sie gab ihm Antidepressiva, Venlaflaxin. Damit wurde er zusehends ruhiger, alles normalisierte sich. Wir konnten miteinander reden, er regte sich nicht mehr über alles auf, hatte zwar öfter noch sehr komische und eigene Ansichten, die ich als weltfremd empfand, aber alles in allem endlich sowas wie Normalität. Ich hatte Zugang zu ihm und konnte ihn sogar zu einem Psychiater bringen, der ihn sofort auf doppelte Dosis brachte. Seit Mai/Juni nehme ich die Pille nicht mehr, er verstand meinen Wunsch nach einem dritten Kind, den ich jahrelang nicht umsetzen konnte, weil er sich nicht helfen liess und die familiäre Situation noch ein Kind niemals verkraftet hätte. Es war alles okay mit uns und ich wurde ein glücklicher Mensch. Unser Sohn machte plötzlich riesige Entwicklungsschritte und ist heute schon sehr selbständig. Mein Mann baute ein Verhältnis zu seinem Sohn auf, nach wohlgemerkt 13 Jahren ! Unsere Tochter machte Abi und zog aus zum Studium.
Tja, bis zum November diesen Jahres. Seine Dosis war seit Sommer so, dass ich den Eindruck bekam, er gerät so in L.M.A. Stimmung. Ihm war so vieles egal, er spielte Stunden lang Playstation, er ist extrem vergesslich, es nervt wirklich, wenn man sich nicht auf seinen Mann verlassen kann. Und er begann zu lesen. Er liess immer den Fernseher laufen und las........Politik, Politik und ganz komische Seiten, mit Aufrufen zur Demo und gegen unsere Regierung. Er wurde regelrecht ausländerfeindlich, ein regelrechter AfD Anhänger, wenn man ihn darauf ansprach, wurde er wütend und meinte, wir spinnen. Man konnte nichts mehr sagen zu den Nachrichten. Wenn man sagte: " Oh, haben sie den Attentäter erschossen ?", ihr glaubt nicht was da abging. Es ist alles Verschwörung, unsere Regierung ist eine riesige Verschwörung, alle lügen und in Wirklichkeit ist alles anders als wir denken. Nachdem er bei mir nicht weiterkam mit dem Quatsch, ging er immer öfter zu unserem Sohn oder bequatschte ihm im Auto, wenn ich nicht dabei war. Er könne ja eins und eins zusammenzählen und er wäre ja nicht blöd, er wüsste ganz genau, was die alle vorhaben usw.......Mein Sohn kam zu mir, weil er Angst bekam und sich Sorgen um Papa machte. Ich suchte wieder das Gespräch, aber mein Mann lachte mich aus. Er würde schon kein Reichsbürger werden, er passe auf sich auf, wie wir sowas von ihm denken können, wir sollten mal lieber auf uns achten.
Seit 2 Wochen dosiert er die Medis langsam runter, wirlich nicht viel, von 150 mg auf jetzt 125 mg mit zwei Zwischenschritten. Wir haben dies zusammen entschieden, weil wir ja noch Nachwuchs wollten und er zunehmend Probleme mit seiner Errektion bekam. Bereits vor ein paar Tagen erschien er sehr gereizt und fühlte sich immer gleich angegriffen, bei jeder Kleinigkeit. Wenn ich sagte, ob wir auch normal reden könnten, kam immer gleich, ich wäre das Problem hier und ich hätte einen unmöglichen Ton am Leib und dann beginnt wieder der Rundumschlag........mich kotzt deine Arbeit an, mich kotzt deine Art an, du bist IMMER unmöglich, du kümmerst dich nicht um mich, ich muss hier alles alleine machen, ich bin doch nur noch euer Lakei, der Frühstückt machen muss und einkaufen fahren soll und und und..................wenn ich mich verteidige, lüge ich, spinne rum, stimmt alles nicht und verletzt hat er mich auch nicht, es gab nichts zu verletzten.
Heute ist es komplett ausgeufert. Ich war kurz vor ihm erst zu Hause, ich war mit Basti im KH am Nachmittag zum Termin. Wir sind gestern Abend aus Hamburg zurück gekommen, waren dort bei unserer Tochter für 3 Tage. Er musste heute früh um 5.45 Uhr aufstehen und los, arbeitet 12 Stunden in der Leitstelle der Feuerwehr unserer Stadt. Mittags gab es bereits Kontakt per Whats up über unseren Sohn, ganz banale Frage von Basti aber sehr garstige Antworten, mein Sohn war erschrocken. Wir fragten, ob er mir abends beim Tragen vom Einkauf helfen würde, darauf kam sofort, ob wir vergessen würden, dass er schließlich heute 12 h arbeitet. Aber wir hatten nichts zu essen zu Hause und ich habe keinen Führerschein, so dass ich es kaufen wollte und nach Hause tragen, ist nur zu viel für mich alleine. Nachdem wir schrieben, es wäre nur im Rewe um die Ecke, war es okay.
Kaum zu Hause ging er in die Küche, dann ins Schlafzimmer, zog sich gleich um. Ich rief nach hinten: Spatz, ziehst du dich gerade aus ? Wir wollten doch noch schnell rüber............das wars............das wäre so nicht abgesprochen und überhaupt sieht die Wohnung wie ein Saustall aus (wir sind abends zurück gekomen in eine blitzblanke Wohnung und ins Bett gegangen, nur die Koffer waren im Flur ), die Küche wäre ne Katastrophe ( ich hatte noch nicht geschafft den Geschirrspüler auszuräumen und im Abwasch standen 3 Teller) und ich wäre ein faules Stück. Ich wäre den ganzen Tag zu Hause und hätte nichts gemacht. Ich war schockiert. Ich war gar nicht den ganzen Tag zu Hause, ich war 3 Stunden im KH und mit Bus hin und her. Ich habe Koffer ausgepackt und 2 Maschinen gewaschen. Habe eine Stunde mit unserer Tochter telefoniert, die nur noch weint, weil sie gerade große Probleme hat. Und wir waren total fix und fertig und haben heute bis um 11 geschlafen, ich konnte erst um 3 ins Bett, weil unser Sohn zur Zeit Schwierigkeiten mit dem Nacht-Tag-Rythmus hat (leider immer in den Ferien), ich begleite ihn dann quasi bis er schläft wegen seiner Angsterkrankung. Das mache ich seit nunmehr 15 Jahren, auch wenn ich arbeite. Aber in der Schulzeit ist es nicht ganz so krass. Ich habe deswegen auch einen Arbeitsplatz im Home Office, zumindest für 20 h /Woche, mein Sohn eine Pflegestufe.
Egal was ich sagte, ich wurde wieder als Lügnerin abgestempelt, es tat so sehr weh. Ich, die wirklich viel durchgemacht und ausgehalten hat. Die sich selbst erkämpfen musste, das sie im Schlafzimmer schlafen kann, weil er der Meinung war, dort bis 3 Uhr nachts fernsehen zu müssen, wenn er freie Tage hatte, aber ich morgens um 6 aufstehen musste. Er hat so viel schlimme Dinge gesagt, nein geschrien. Wieder die alte Leier...........das kotzt ihn an....das kotzt ihn an und ich bin unmöglich.......Dinge, die längst besprochen und geklärt waren, scheinen für ihn überhaupt nicht klar zu sein. Über manches hätten wir angeblich nie geredet. Neu ist, dass ihn jetzt auch stört, dass mein Sohn und ich länger schlafen, wenn wir können. Das kotzt ihn an. Ach ich könnte so viel aufzählen, er hat eine ganz komische Wahrnehmung der Dinge und vor allem ist dann immer alles schlecht und war es schon immer, er muss uns immer ertragen quasi, es gibt für ihn seltenst mal gute Zeiten (im Streit redet er immer so, danach revidiert er alles um beim nächsten mal wieder auszuholen)...........ich habe es nicht mehr ausgehalten und habe gesagt, jetzt ist Schluss. Ich trenne mich, ich kann einfach nicht mehr. Ich kann das alles nicht nochmal durchhalten. Daraufhin lachte er mich aus, dass ich mal ne neue Platte auflegen könne. Ich habe ihn gebeten, seine Koffer zu packen und zu gehen. Er amüsierte sich prächtig. Ich meinte zu ihm, dass er Hilfe braucht und sich einen Therapeuten suchen soll. Darauf kam lachend, dass ganz sicher ich einen brauche, weil ich nichts mehr merke.
Ich ging wortlos in den Flur, holte beide Koffer, ging ins Schlafzimmer und fing an, seine Sachen zu packen. Er war zwischenzeitlich in mein Arbeitszimmer gegangen und lachte mich aus. Ich ging zurück zu ihm und sagte deutlich und völlig ernst: Ich möchte, dass du mir zuhörst, denn du wirst diese Wohnung verlassen. Ich trenne mich von Dir , deine Koffer stehen gepackt, ich bitte dich nun zu gehen. Ganz plötzlich Ruhe und er guckte sehr sehr erschrocken. Ich drehte mich um und ging. Er rief hinterher, heute geht er nicht mehr, er geht morgen.
Das war um 19.00 / 19.30 Uhr etwa. Seitdem ist er im Zimmer geblieben, hat sich sein Bettzeug geholt und lag da auf dem Gästebett. Ich bin noch paar mal rein, habe Sachen einsortiert, mein Sohn musste rein und was für die Schule morgen drucken. Es kam kein Wort. Mein Sohn meinte, Papa hätte glasige Augen gehabt und es sah aus, als wenn Papa weinen würde. Wegen der Trennung habe ich mit meinem Sohn den Abend in Ruhe gesprochen. Er war selbst erschrocken über seinen Vater und meinte, es wird wieder immer schlimmer mit ihm und er kann mich verstehen, er selbst habe Angst vor seinem Papa. Keine Tränen, aber Traurigkeit.............ich wollte eigentlich niemals alleinerziehend sein und dachte, wir können zusammen alt werden...............ich sitze vor dem Scherbenhaufen meines Lebens..........
Wer bis hier durchgehalten hat - vielen Dank ! Ich musste es los werden, ich weine hier viel.