Hallo,
bin in einer instabilen Beziehung mit einem noch verheirateten Mann, er ist zwar ausgezogen, fliegt aber jedes Wochenende oder jedes zweite Wochende zu seinem Kind und zu seiner Frau, die von mir weiss. Er lebt in einer anderen Stadt als seine Frau. Ich lebe ebenso fünf Stunden Fahrt entfernt. Wir waren 2,5 Jahre zusammen, ich hatte auch schon mal mit ihm zusammen gewohnt, aber die Beziehung war aufgrund mangelnder Perspektive auseinander gegangen. Ich wollte nicht mehr in zweiter Reihe stehen. Er brauchte noch Zeit, damals war ich 39/40 und ich habe mich einem anderen Partner zugewandt, der mir eine Entwicklungsperspektive mit klaren Zeitabläufen bot. Die Sache ging leider nicht gut aus, ich hatte die falsche Wahl getroffen. Und wenn ich sage, ging nicht gut aus, dann sprechen wir von einer schwerwiegenden Sache, die mich ziemlich aus der Bahn warf.Der noch immer verheiratete Ex hatte mich auch nach unserer Trennung immer wieder kontaktiert und mich um Rat gefragt und er blieb dran, als er vom Abgang seines Nachfolgers erfuhr. Ich hatte noch nie eine Beziehung aufgewärmt, aber seine Hartnäckigkeit hat mich dann doch erweicht und er war immerhin ausgezogen und lebt nun in einer anderen Stadt und wenn er endlich die Rahmenbedingungen geschaffen hätte, dann wären wir ein tolles Paar, wir haben viel zu lachen, dieselben Interessen, er kann auch sehr einfühlsamsein und ich mag seine Gesellschaft. Er bot mir als Zeichen seines Commitments an, eine KIWU zu machen. Ich habe akzeptiert, wir sind Selbstzahler, ich bin mittlerweile 43 und wir haben zwei Versuche gemacht. Der zweite Fehlversuch war für mich sehr traumatisch und endete in Vorwürfen. Wir haben beide Fruchtbarkeitsprobleme, aber ich machte vor allem die psychologische Komponente dafür verantwortlich. Wir wohnen nicht am selben Ort, sehen uns nur alle zwei Wochen und mittlerweile ist wieder ein Jahr vergangen und er hatte seine Scheidung noch immer nicht eingereicht, weil er hoffte, dass sein Frau zustimmen würde. Eine gemeinsame Wohnung hatte er nach einem Jahr in der neuen Stadt auch noch keine gefunden, er lebt an seinem Arbeitsort in einer HerrenWG ohne Besuchsmöglichkeit und Geliebtentreffen in Hotels geht für mich nicht mehr. Bis auf zwei Zusendungen habe ich die Verantwortung der Wohnungssuche an ihn delegiert, schliesslich lebe ich ja nicht in der Stadt und weiss nicht welche Ecken Wohnqualität hergeben.
Nach diesem zweiten Versuch war ich ein Wrack, meinen stressigen Job mit ständigen Dienstreisen hatte ich auch aufgegeben, weil ich beides nicht auf die Reihe bekam. Finanzen sind gottseidank im Moment kein Kriterium für mich. Jedenfalls war er während der letzten Stimulation sehr unruhig, weil durch eine Verlängerung sein Reiseplan zur Tochter durcheinander geriet und er machte dauernd Kommentare, ob wir nicht lieber abbrechen sollten. Ich bin danach in ein so tiefes Loch gefallen, dass ich ihn von meinem Schmerz ausschloss und auf Abstand ging. Wir sahen uns noch ein paarmal, aber meine Enttäuschung über den nicht real existierenden gemeinsamen alternativen Lebensentwurf, potenzierte die negativ ausgegangene KIWU Behandlung. Dazu muss ich sagen, dass ich bezüglich gemeinsamem Lebensentwurf klare Entscheidungen bis Zeitpunkt x gefordert hatte. Ich hatte die Wirkung der Behandlung unterschätzt und er wohl ebenso. Nun gut, ich war nicht mehr lieb und nett und habe ihn verabschiedet, er wollte mich mit dem Angebot einer weiteren KIWU halten. Wir blieben weiterhin telefonisch in Kontakt (soviel zur Konsequenz meinerseits) und irgendwann brachte ich das Thema weitere Behandlung selbst wieder aufs Tapet. 180 Grad Wende, ich wollte plötzlich wieder und fühlte mich stark genug, es noch ein letztes Mal zu versuchen, auch wenn gehörig Beziehungsarbeit vor uns lag. Februar schafften wir logistisch nicht, er meinte wir hätten ja noch den März und nun ziert er sich. Wir haben uns seit Januar nicht mehr gesehen und natürlich müssten wir uns mal annähern, aber wir haben es logistisch einfach nicht auf die Reihe bekommen. Ich habe ihm ein Ultimatum gesetzt, entweder er macht trotz aller Schwierigkeiten noch einen Versuch mit, oder wir brechen jeglichen Kontakt ab, ich will einfach nicht mehr in diesem Niemandsland leben, meine Jobsuche läuft ja trotzdem parallel, aber wenn ich wieder einen Job habe, dann ist die Erfolgsaussicht noch geringer, wenn ich an Alter und Einarbeitungsstress denke. Er fühlt sich zum Samenspender degradiert, aber es mir tut es leid, ich kann nicht anders als entweder wir bemühen uns ehrlich nochmal jetzt und arbeiten auch an der Beziehung weiter oder ich mache mich ganz frei von ihm. Eine Verschiebung ist nicht opportun, wir müssten eine Menge Untersuchungen wiederholen, zum Notar gehen und mit jedem Monat sinkt der AMH Wert. Ich will mich trotz geringer Erfolgschancen nochmal auf die Sache einstellen und falls wir doch Glück haben sollten, mich freuen oder eben ansonsten beruflich einen kompletten Neustart wagen. Im Moment studiere ich intensiv und bin in Kürze fertig, sprich ich sitze nicht daheim und warte, bis der Traumprinz den roten Teppich ausrollt. Ich könnte es ihm nicht verzeihen, wenn er nicht mehr mitmacht, da ich auch kein gemeinsames Nest im Rücken habe, das uns irgendwie einen Alltag ermöglicht. Für ihn sind es plötzlich zuviele Baustellen auf einmal, die noch Frau macht Stress, seine elfjährige Tochter braucht ihn natürlich auch, im Job ist er ebenso gefordert und jetzt bin ich diejenige, die durch Forderungen und Ultimaten seine Stabilität bedroht. Er hat den Behandlungsvertrag zwar unterschrieben, will aber, dass ich nicht mit der Stimulation anfange, alle dreissig Minuten ändert sich seine Meinung. Die Medikamente sind schon bezahlt. Wenn ich mit dem Spritzen beginne, kann es auch gut möglich sein, dass er nicht zur Punktion kommt. Ich bin verzweifelt und beschämt über den Eiertanz. Mein Stolz sagt mir, es ist genug, mein Kinderwunsch ist trotzdem da und ich möchte auch nicht aus freien Stücken Alleinerzieherin sein. Ich möchte eine Familie und ich weiss er ist ein guter Vater, auch wenn wir partnerschaftlich einiges verbockt haben. Ich mag ihn immer noch, kann aber leider Kindthema und Fortführung der Beziehung nicht trennen.
Habe ich mich verrannt? Hat jemand in 40+ ein ähnliches Chaos, bei dem Instinkt und Emotion stärker sind als die Vernunft?
LGPhilomena