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Artikel aus "Profil" (Ö) - fand ich gut:

Über angebliche Designermenschen

1.
Wieder einmal taucht in der Debatte um die Präimplantationsdiagnostik (PID) das Wort Designerbabys auf, das in diesem Zusammenhang gern verwendet wird, um den Wunsch von Eltern, ein gesundes Kind zu bekommen, als anmaßenden Eingriff in die Natur zu diskreditieren. „Schon jetzt“, schreibt der St. Pöltner Bischof Klaus Küng in einer im „Standard“1) veröffentlichten Stellungnahme gegen die geplante Zulässigkeit der PID, „gibt es kaum noch Menschen mit Trisomie 21: Die meisten Paare treiben das Kind nach solch einer Diagnose sofort ab. Welche Botschaft schickt die Gesellschaft hier Menschen mit Behinderungen?“
Das ist eine ebenso beliebte wie perfide Argumentationsschiene. Behinderte Menschen in ideologischer Geiselhaft. Wer sein Kind gesund sehen will, diskriminiert Behinderte. Stimmt aber nicht. Das Bemühen, Behinderung, Krankheit und Leiden von Menschen abzuwenden, bedeutet nicht die Ablehnung von Behinderten, Kranken und Leidenden, sondern lediglich die Ablehnung von vermeidbaren schweren Belastungen. Nicht Betroffene sollen ausgegrenzt werden, sondern bestimmte Krankheiten (deren Last ja nicht leichter wird, wenn sie immer neue Generationen betreffen). Die Anwendung der PID würde lediglich verhindern, dass einer Frau erkennbar geschädigte befruchtete Eizellen eingepflanzt werden. Diese Unterlassung mit einem Angriff auf behinderte Menschen gleichzusetzen ist mild gesagt kühn.
Schon jetzt gibt es – zumindest bei uns – auch kaum noch Menschen, die sich nur mühsam fortbewegen, weil sie an den Folgen einer nicht behandelten Hüftgelenksluxation laborieren, Menschen mit entstellenden und die Gesundheit beeinträchtigenden Gebissfehlstellungen, Menschen mit lahmen Gliedmaßen nach einer Polioerkrankung, wie man sie in den fünfziger und sechziger Jahren noch häufig sehen konnte. Ich halte das für erfreulich.
In der Logik derer, die in der Abnahme von Behinderungen eine unzulässige Einschränkung der natürlichen Vielfalt sehen, wäre es freilich ein Beweis, dass wir uns auf dem Weg zum Designermenschen befinden. Fraglos gibt es bedenkliche Entwicklungen auf dem Gebiet der (Fortpflanzungs-)Medizin. Aber der Wunsch, nach Möglichkeit gesunde Kinder zu kriegen, ist per se noch keine Perversion. Wer meint, der Mensch hätte einfach hinzunehmen, was das Schicksal ihm aufbürdet, dürfte streng genommen nicht einmal einen Schnupfen bekämpfen und müsste bereit sein, an einer Blinddarmentzündung zu sterben. Diese Haltung gibt es bekanntlich (zum Beispiel bei
den Zeugen Jehovas). Wer dazu allerdings nicht bereit ist, sollte verstehen, dass auch andere bestrebt sind, abwendbare Risiken abwenden zu wollen. Es bleiben ohnedies noch genug übrig, die man in Kauf nehmen muss.


Die In-vitro-Fertilisation ist ein medizinisches High­tech-Verfahren, das gerade dann zur Anwendung kommt, wenn sich Paare mit ihrer naturgegebenen Kinderlosigkeit eben nicht abfinden wollen. Ausgerechnet dabei den nächsten logischen Schritt abzulehnen – nämlich die Untersuchung der befruchteten Eizellen vor ihrer Einpflanzung – und von der potenziellen Mutter zu verlangen, dass sie sich einer Art russischem Roulette unterwirft (dessen Folgen sie nur mit einem späteren Schwangerschaftsabbruch korrigieren kann), ist geradezu absurd

. [email protected]

LG,

orni

Bisherige Antworten

Irgendwie hat mich der Bishof an einen alten russisch-sowjetischen Witz erinnert ...

Die Enkelin eines Dekabristen (also Adligen, die schon mal den Zaren los werden wollten und zum Schluss in Sibirien landeten) erlebt die Oktoberrevolution. Ganz aufgeregt fragt die alte Dame die Magd: "Was wollen die Leute?".

"Sie wollen, dass es keine Reichen gibt."

Darauf sagt die alte Frau verlegen: "Merkwürdig, mein Großvater wollte, dass es keine Armen gibt .... "

lg ani

Einschleich aus dem Reporforum

Hallo zusammen,

da kann ich mal kurz beisteuern, was hier in Australien gerade heftigst durch die Medien geht:

In Australien ist "gender selection" verboten. Was ich persoenlich voellig in Ordnung finde. Leider hat ein Paar aus Melbourne nach 3 Jungs den Wunsch nach einem Maedchen gehabt und daraufhin eine IVF SS mit 2 (gesunden) Jungs beendet...

Natuerlich hat das ganze eine heftige Diskussion ausgeloest und hat auch zur Folge, dass Menschen die aufgrund von Fertilitaetsproblemen in der Repromuehle landen in eine falsche Schublade gesteckt werden.

Gott sei dank ist die Ansage der australischen Regierung ganz klar: Praeimplatationsdiagnostik ja, Designerbabys NEIN.

Liebe Gruesse aus down under.

STAR

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