Muss-Kind
ich bin mal gespannt, ob ich mit meinen Überlegungen allein bin. Und zwar denke ich darüber nach, meinen völlig normal entwickelten Sohn zurückstellen zu lassen. Grund ist der in Baden-Württemberg (in anderen Ländern ist das ja zum Teil auch der Fall) immer weiter nach hinten verlegte Stichtag.
In unserem Fall, also 2009, wird der Stichtag am 30.9. sein. Ben ist am 24. 9. geboren und damit ein Muss-Kind.
Etwas ungeordnet hier die Gründe, warum mein Mann und ich ihn lieber ein Jahr später einschulen lassen würden:
- Er war ein Frühchen. ET war eigentlich der 31.10, damit wäre er ein Kann-Kind gewesen.
- So wie ich seine Entwicklung einschätze, ist er recht normal entwickelt. Sprachlich tendenziell etwas weiter als Gleichaltrige, was Malen und Zeichnen angeht, ist er eher etwas zurück (war auch Thema bei der letzten U, aber nicht Besorgnis erregend). Aber: Ich finde, in diesem Alter machen ein paar Monate sehr viel aus. Wenn ich mir die Kinder - und vor allem die Mädchen - im Kindergarten ansehe, die ein halbes Jahr älter sind, muss ich sagen, dass sie deutlich weiter sind. Sie würden aber in der gleichen Klasse landen.
- Als einer der Jüngsten würde er sicher sportlich nicht so gut mithalten können, das finde ich auch nicht zu vernachlässigen.
- Außerdem bin ich der Ansicht, dass zwar die Stichtage immer weiter verlegt werden, aber die Schulen qualitativ nur wenig geändert haben und sich kaum auf das Unterrichten von Fünfjährigen umgestgellt haben.
Kurz gefasst kann ich sagen, dass ich nicht möchte, dass mein Sohn einer der jüngsten in seiner Klasse ist. Ich fürchte, dass ihn das überfordern könnte.
Nun meine Fragen: Könnt Ihr diese Überlegungen nachvollziehen? Ist jemand den Weg des Zurückstellens gegangen oder plant ihn?
Ich würde mich über Eure Gedanken freuen.
Liebe Grüße
Madeleine
Muss-Kind
Hallo Madeleine,
ich kann Dir natürlich die Entscheidung nicht abnehmen, aber vielleicht ein paar Gedanken von mir.
Katharina ist auch am 24.09. geboren. Der Stichtag in Bayern liegt 2009 am 31.12., d.h. Katharina ist in jedem Fall ein Muss-Kind. Im Moment machen wir sie schulfit, da sie ein paar Defizite in Sachen Frustrationstoleranz und Konzentration hat.
Wir hätten sie auch vorzeitig eingeschult, einfach aus der Erfahrung mit meinem Sohn heraus. Der ist Anfang September geboren. Als er in die Schule kam, war Stichtag der 31.06. und er hat den Test machen müssen, den er bestanden hat, obwohl auch er ein paar Probleme in Sachen Konzentration hatte. Er hat sich prima in der Schule zurecht gefunden, geht jetzt ins Gymnasium und ist ein guter Schüler. Ich glaube einfach, man merkt, wann es Zeit ist, den Kindern ein neues Feld zu eröffnen.
LG Lili
Muss-Kind
danke für Deine Gedanken. Ich will ja jetzt auch noch nicht abschließend darauf bestehen, dass Ben zurückgestellt wird und seine Entwicklung abwarten. Sollten wir den Eindruck gewinnen, dass es an der Zeit ist, ihm "ein neues Feld zu eröffnen", dann werden wir das auch tun. Aber wenn nicht, hätten wir als Erziehungsberechtigte auch gerne die Wahl.
Viele Grüße
Madeleine
Muss-Kind
ich würde Simon ja gerne zurückstellen lassen - im Moment ist er Gleichaltrigen (mit wenigen Ausnahmen und die gehen leider nicht in seinen Kindergarten) nicht gewachsen und ich weiß einfach nicht, ob sich das in den nächsten 1,5 Jahren drastisch ändert. Das geht hier aber nur, wenn das Kind "von akuter Behinderung bedroht" ist - also fast gar nicht; und ich weiß nicht, ob der Begutachtungsmarathon, der für eine Rückstellung nötig ist, nicht mehr Schaden anrichten würde als die etwas frühe Einschulung. Ich war selbst ein Kann-Kind; meine Mutter hat mich selbst entscheiden lassen, ob ich eingeschult werden möchte - zur Anmeldungszeit wollte ich nicht, kurz vor Schuljahresbeginn wäre ich dann doch gerne in die Schule gegangen. Von der Zusammensetzung der Schulklassen war es sicher eine sehr richtige Entscheidung, mich noch nicht einzuschulen - allerdings habe ich die Grundschulzeit mit unter-der-Bank-Lektüre verbracht, weil ich mich schrecklich gelangweilt habe.
Was erfordert das Rückstellen denn für einen Aufwand? Muss man das Kind beweisen lassen, was es alles nicht kann? Wie sieht es im Kindergarten aus - wird er sich da zurückgesetzt fühlen? (In Simons Kindergarten haben die Vorschulkinder ein wenig eine Sonderstellung - ich glaube, da wäre es eine Enttäuschung, nicht mit eingeschult zu werden.)
LG Iris
Muss-Kind
danke für Deine Antwort.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Kultusminister in Pisa-Panik völlig übereilt absurde Entscheidungen gefällt haben - zumindest in den meisten Bundesländern. Die unprofessionelle Einführung von G8 ist ja auch so ein Beispiel.
Alle Studien weisen darauf hin, dass frühe Einschulung dem Gros der Kindern nicht gut tut (was nicht heißt, dass es im Einzelfall nicht die richtige Entscheidung sein kann). Und die Studien, die ich gefunden haben - darunter die in meinem anderen Beitrag - vergleichen ja noch 6 und 7 Jahre! Die Verlegung des Einschulungstermins basiert also offenbar auf Ideologie und nicht auf Fachwissen.
Nun ist es in Baden-Württemberg einen Tick leichter ein Kind zurückstellen zu lassen als in Berlin. Die Entscheidung trifft der Schulleiter nach Antrag und Anhörung der Eltern und eines Gutachtens des Gesundheitsamtes. Ich fürchte auch, dass diese Prozedur Ben verunsichern könnte, was ich natürlich auf keinen Fall will. Ähnliches gilt für den Kindergarten, in dem es auch spezielle Aktivitäten für Schulanfänger gibt. Ich glaube aber nicht, dass Ben sich komisch vorkäme, nicht eingeschult zu werden. Schließlich weiß er jetzt schon, dass Kinder mit 6 Jahren in die Schule kommen.
Sollten wir weiterhin den Eindruck haben, dass Ben 2009 nicht ausreichend reif für die Schule sein wird, werde ich mich vermutlich ab dem neuen Schuljahr mit dem Schulleiter der potenziellen Grundschule treffen und hoffe einfach mal, dass er - wie viele Pädagogen hier - der frühen Einschulung skeptisch gegenüber steht.
Alternativ bliebe noch eine Ummeldung. Wir leben nur wenige Kilometer von Rheinland-Pfalz entfernt, dort ist der Stichtag der 30. Juni (und G8 gibt es auch nicht). Das wäre vermutlich das Einfachste, aber ich würde lieber den ehrlichen Weg gehen - vorausgesetzt er ist für Ben nicht zu stressig.
Wann ist denn in Berlin Stichtag?
Liebe Grüße
Madeleine
Muss-Kind
Liebe Grüße
Iris
Danke + Zusatz
vielen Dank für Eure Antworten. Da ich gerade wenig Zeit habe, kann ich noch nicht darauf eingehen, wollte aber gerne noch eine Studie zum Thema anführen.
Ihr findet Sie mit dem üblichen davor und dann wiwi.uni-hannover.de/Forschung/Diskussionspapiere/dp-336.pdf
Liebe Grüße
Madeleine
Muss-Kind
Hallo Madeleine,
ich hatte ähnliche Bedenken. Mein Sohn 15.9.02 geboren - Stichtag hier in BW 30.9. In seinem Kindi sind sechs Kinder die im Oktober geboren sind - und jetzt mit meinem Sohn zur Schule kommen - also ein Jahr älter sind.
Auch er wird immer der Jüngste sein - aber das scheint ihm nichts auszumachen bzw. es gefällt ihm sogar, dass er "auch" schon alles das kann und zur Schule darf. Er fühlt sich nicht unterlegen.
Eine Rückstellung kommt für uns aber inzwischen nicht in Frage, da es ihn total ausbremsen würde. Nach Rücksprache mit der Kooperationslehrerin und den Kindergärtnerinnen ist klar - ein weiteres Jahr im Kindergarten wäre ein verlorenes Jahr und würde ihn total ausbremsen!
Dazu kommt, dass wir seit fünf Jahren das Klassenübergreifende Schulsystem haben d.h. Erste und Zweite Klasse werden zusammen unterrichtet und jedes Kind kann so individuell gefördert werden. Sollte es widererwarten dann doch Probleme geben, dann kann der den Klassenstoff auch in drei Jahren machen - ohne dass er zu sehr aus der Klassengemeinschaft rausgerissen wird.
Bin mal sehr gespannt. Morgen ist Schulanmeldung!
Grüßle
Manuela
Muss-Kind
sozial. In diesem letzten Jahr wird viel dazugewonnen, um auch mal die "Großen" zu sein.
Grade heute beim Sport hat eine Mutter mit sehr viel Kraft, das Kind zurückgestellt, da es sehr ängstlich ist und außerdem adoptiert wurde und sehr körperlich zierlich. Man sollte wirklich auf das "Bauch-Gefühl" hören. Hochrutschen kann er immer noch , mein Neffe, Ende Okt. geboren hatte mit fast 7 in die Schule gekommen und durfte nun (auch aufgrund Schulwechsel ortsbedingt) eine Klasse nach oben rutschen, das vermittelt doch sehr viel mehr Motivation, als ständige Überforderung von Anfang an.
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