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Ideen gesucht: Armut im KiGa

Hallo!
Ich muss ein wenig weiter ausholen: Heute hatten wir Kindergartenratssitzung. Unter anderem wurde über "Armut in unserem Kindergarten" gesprochen. Es gibt einige Eltern im Kindergarten, von denen wir wissen, dass sie sehr wenig Geld haben. Es ist auffällig, wie vielen Eltern es Probleme bereitet, monatlich das Essensgeld zu bezahlen, 5 Euro im Jahr für die Gruppenkasse beizusteuern, Geld für den Martins-Zug beizusteuern, fürs Laternenbasteln etc. Da kommt im Jahr doch so einiges zusammen. Wechselklamotten, die die Kinder vom KiGa beim Einsauen bekommen, werden nicht zurückgebracht und von den Kindern weiter getragen. Ich möchte dazu anmerken, wir wohnen nicht in einem sozialen Brennpunkt. In unserem KiGa sind ALLE Schichten vertreten. Da es uns sehr wichtig ist, alle einzubinden und zu integrieren, finden wir es sehr schade, dass auch gerade diese Eltern, die wenig Geld haben, auch zu Festen selten erscheinen und wenig Kontakt zu anderen KiGa-Eltern haben. Wir haben nun heute schon beschlossen, viele Extra-Geld-Sammlungen (wie eben St. Martin, Schultütenbasteln, Gruppenkasse, Übernachtungsausflug der Schulkinder etc.) wegfallen zu lassen und das anders zu finanzieren. Dennoch wollen wir den ärmeren Familien mehr unter die Arme greifen. Das Thema Armut soll in unserem KiGa kein Tabuthema sein und es soll sich niemand deshalb schämen müssen.
Von der Leiterin des Kindergartens kam die Idee mit einer Kleidertauschbörse. Man kann Klamotten abgeben und sich welche nehmen. Aber: Haben die ärmeren Leute Klamotten zum Abgeben? Schämen sie sich, wenn sie sich welche nehmen? Ich hätte da kein Problem mit, aber manche vielleicht doch. Noch eine Idee ist eine Bücherei einzurichten. Man muss sich nicht mehr Bücher teuer kaufen, sondern kann sie einfach kostenlos ausleihen. Um die sozialen Kontakte zu vertiefen (und dort vielleicht auch Verständnis, Hilfe und Unterstützung zu erfahren) habe ich angeregt, ein Elterncafé einzurichten. Meinetwegen jeden Mittwoch von 8 bis 10...Kaffee umsonst, keine Verpflichtung, wer quatschen und klönen will, kann in die Küche kommen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Habt Ihr noch Ideen für uns? Gibt es solche Projekte eventuell auch in Eurem Kindergarten? Über Eure Gedanken dazu würde ich mich sehr freuen! LG, Annette
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Ideen gesucht: Armut im KiGa

Elterncafe haben wir auch, ca. alle 6-8 Wochen, im Vorraum, wo alle durch müssen :-). Bei uns organisiert der Elternbeirat mindestens einen Flohmarkt udn evtl. noch andere Veranstaltungen, und gibt dem Kindergarten dann was dazu für Anschaffungen oder Weihnachtsgeschenke für die Kinder. Zuschüsse für Bastelaktionen oder Ausflüge wären da natürlich auch denkbar. Elternbücherei haben wir auch. Sonst fällt mir jetzt leider nichts ein.
Viele Grüße,
Christine

Ideen gesucht: Armut im KiGa

Hallo Christine, Flohmarkt, Weihnachtsbasar, Osterbasar, Benefizlauf, Fußballturnier,Kinderkino, Patenschaften...was wir schon alles organisiert haben...Aber das geht alles dafür drauf, die 3. Gruppe des KiGas zu erhalten. Bei 22.000 Euro pro KiGa-Jahr, die wir aufbringen müssen, bleibt von den ganzen Aktionen leider nichts übrig und den ärmeren Leuten ist damit ja leider auch nicht geholfen. Ist denn das Elterncafé bei Euch gut besucht? Wird das tatsächlich genutzt? Ich befürchte, dass sich dann wieder die Leute zusammenfinden, die auch bei allen anderen Aktivitäten dabei sind, und die anderen wieder außen vor sind...sich vielleicht auch nicht trauen, weil der harte Kern sich ja mittlerweile kennt und es wie eine eingeschworene Gemeinschaft wirken könnte. Ach Mensch, ich würde so gerne was machen, aber ich hab einfach keine Ideen mehr. LG, Annette

Ideen gesucht: Armut im KiGa

Es ist unterschiedlich, aber da ja alle beim bringen dran vorbei müssen, kann man jeden einzelnen gezielt zu einer Tasse Kaffee/Tee und ein paar Keksen einladen.
Viele Grüße,
Christine

Ideen gesucht: Armut im KiGa

Hallo! Schwieriges und wichtiges Thema. Finde ich toll, daß das bei euch wirklich auch zum Thema gemacht wird! Ich habe mich aber gerade auch gefragt, ob die Schwierigkeiten beim Geldeinsammeln und Kleiderzurückgeben wirklich immer in Armut begründet sind. Viele Familien bezahlen vermutlich pünktlich, obwohl es für sie nicht leicht zu finanzieren ist. Bei anderen, die nicht zahlen oder nicht zurückbringen, mag es vielleicht auch umgekehrt sein - ? Ich meine, vor allem die Sache mit der Kleidung. Eigentlich gibt es doch auch überall Kinderkleidungsbasare, in denen man für 1 oder 2 Euro Hosen, Pullis usw bekommt. Kleiderkammer finde ich problemamtisch, weil das Unverschämte als Selbstbedieungsladen nutzen können und verschämte Arme nicht nutzen könnten. Außerdem ist es ganz nah an Almosen. Mit einem Basar schafft man die Möglichkeit zu günstigen Einkäufen für Alle (ohne daß sich wer schämen müßte) und bei 10% Bearbeitungsgebühr für Verkäufe kommt ein erkleckliches Sümmchen für den KiGa raus. Aber egal wie, ich muß mich wiederholen, ich bin beeindruckt,d aß ihr das Thema überhaupt angeht! Petra

Ideen gesucht: Armut im KiGa

Hallo Petra, ich war auch skeptisch, ob das Verzögern beim Geldeinsammeln tatsächlich in Armut begründet ist, aber die Leiterin hat mir versichert, dass einige sehr rumdrucksen und zwischen den Zeilen sei dann zu hören, wir haben das Geld momentan nicht, kann ich in einer Woche bezahlen. Das ist dann natürlich kein Problem, das fehlende Geld wird dann (meistens privat von der Leiterin) vorgestreckt. Ich denke auch, dass gerade diejenigen, die es nicht brauchen, sich bei der Börse bedienen (oh, ein schönes Röckchen, nehm ich mir mit...). Das ist sicher ein Problem. Trotzdem will das Team versuchen, das auf die Beine zu stellen. Bin gespannt, wie sich das Projekt entwickelt. Flohmärkte haben wir auch schon organisiert, finde ich eigentlich auch längerfristig die bessere Lösung. Nur ist das bei uns immer überschattet von der generellen finanziellen Situation den KiGas...wir müssen pro KiGa-Jahr 22.000 Euro sammeln, damit keine Gruppe geschlossen werden muss. Seit drei Jahren klappt das, aber es bleibt eben nichts für den KiGa übrig, sondern geht direkt ans Bistum (aber das ist ein anderes Thema). LG, Annette

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Hi! 22ooo Euro jährlich sammeln???? Ich werde verrückt. Wie schafft ihr das denn? Puh, kann ich mir echt nicht vorstellen, wie ihr so viel Geld zusammenbekommt. Basare sind da ja nur ein Tröpfchen :-( Petra

Ideen gesucht: Armut im KiGa

Hallo Annette,
sicherlich gibt es Eltern, die jeden Pfennig umdrehen müssen. Das kannst Du aber nicht an der Wechselwäsche festmachen. Mein Sohn ist in einen KiGa im Nobelviertel Münchens gegangen. Alle Eltern (bis auf eine alleinerziehende Mutter, die von der Sozialhilfe lebte und ich, die auch alleinerziehend war), fuhren dicke Autos, wohnten in eigenen Häusern/Wohnungen, verdienten gut. Die Wechselwäsche aus dem KiGa kam von denen meistens nicht mehr zurück, sondern wurde in die eigene Wäsche integriert. Die Mutter, die von der Sozialhilfe lebte, hat die Sachen am Tag darauf immer gewaschen und gebügelt wieder gebracht.
Geldsammlungen gibt es bei uns im KiGa übrigens nur auf freiwilliger Basis, als Spende in die Kasse des Elternbeirats. Daraus wurde z.B. die kleinen Tütchen für die Kinder befüllt, die dann der Nikolaus gestern überreichte.
LG Lili

Ideen gesucht: Armut im KiGa

Hi!
Ich finde es toll, das ihr das versucht. Ich komme ja aus dem (roten) Wien, und einiges ist bei uns kein Thema (zB. Bastelgeld gibt es nicht, das ist im Beitrag enthalten, und der wird je nach der finaziellen Situation bis zu 100% von der Stadt übernommen, also wir zahlen 300 ? (für alles inkl Essen ganztags), und wer (nachweislich) wenig(er) verdient bekommt bis zu 280? Zuschuss (soviel kostet ein Gemeinde Kindergarten, meiner ist ein privater der ist halt um 20 ? teurer).
Auch eine Bibliothek wär bei uns unnötig da Kinder gratis in der Städtischen Bücherrei eingeschrieben werden können, und die haben da echt alles! Erkundigt euch mal wie das bei euch ist, denn es wäre Schade um die Mühe wenn es von wo anders abgedeckt ist. (Das dann oft die Eltern nicht hingehn, dagegen kann man leider nichts machen).
Kleidertauschbörse ist eine nette Idee (und ja arme Familien können was mitbringen: sie können die zu klein geworden Jacke mitbringen und eine Große holen! Das geht sich zwar dann irgedwann theoretisch nicht mehr aus, aber solange einige wohlhabender Eltern hie und da was spenden ohne was zu holen, sollte das nie ein Problem werden)
Anosnten fällt mir nicht viel ein!
lg Serena
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Ideen gesucht: Armut im KiGa

Hallo,
ich finde toll, dass ihr das zum Thema machen wollt. Was mir aber auffällt. Es ist offensichtlich so sehr ein Tabuthema, dass ihr nicht mal sicher wisst, wer und ob wer wirklich "arm" ist.
Das mit der Kleidung... hm, daran kannst du das wohl nicht so wirklich sehen, es ist auch eine Wertigkeitsfrage. Manche Menschen kaufen gerne Kleidung, ziehen ihre Kinder gern hübsch an, andere nicht. Sauberkeit ist wieder eine andere Sache, aber das ist dann nicht Armut sonder Verwahrlosung.
Dass ihr diese dauernden Sammelaktionen beschränken wollt, finde ich gut, ich würde brav zahlen, aber fände es unverschämt da dauernd zu Kasse gebeten zu werden.
Vielleicht könntet ihr auch mal rausfinden warum manche Eltern so Distanz zum Kiga halten? Einen Fragebogen zu welchen Veranstaltungen sie gerne kämen? Einzelgespräche mit den Erzieherinnen um sie mehr zu integrieren? Nicht als Zwang, aber einfach um mehr Vertrauen und Nähe zu schaffen?
Was ich vielleicht machen würde: einen Experten zum Thema suchen und versuchen einen Vortrag mit Arbeitsgruppen zu organisieren. Armut ist nämlich auch Definitionssache. Du fühlst dich nicht arm, aber gut möglich, dass die "arme" Familie, um die du dir da Sorgen machst sich ebensowenig "arm" fühlt und sich wundern würde, dass sich jemand solche Gedanken macht.
Meine Putzfrau war unglaublich beleidigt als man ihr mal unterstellte, sie sei "arm". ICH könnte mit dem Geld das sie hat niemals über die Runden kommen, aber sie kann und kann sogar recht gut....
lg bila

Ideen gesucht: Armut im KiGa

Hallo Annette,
bei uns im Kiga ist es nicht SO ein großes Thema, aber auch eines....
Die Kiga-Leitung bzw. die Erz. kommen schwer an diese Eltern ran - falsche Scham und Scheu vor sämtlichen gemeinsamen Unternehmungen hemmen das alles sehr :-(.
Was ich für uns tue: ich gebe Kleidung und Schuhe in unserer Gruppe ab, die Leon nicht mehr passt. Diese werden dann diesen Kindern "untergejubelt" - ist zwar blöd, aber schenken lassen wollen sich die Eltern nichts, was ich gut verstehe. Aber wenn es heisst "das passt Leon nicht mehr", kommt es nicht so als milde Gabe rüber und wird eher akzeptiert.
Wie gesagt: alle sozialen Events wie Elterncafé, Nikolaus, Basteln, Ostern, Frühling- oder Sommerfest werden boykottiert, was ich sehr schade finde, denn gerade so grenzen sich die Eltern mit ihren Kindern aus.
Aber selbst der Elternbeirat und einzelne Eltern kommen nicht gegen diese Windmühlen an :-(.
LG Carmen
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