So, bevor mich die Hormone alles vergessen lassen, hier schnell der
Bericht zu den letzten Stunden meiner Schwangerschaft mit Little Pip und
ihrer Geburt.
Am Freitag, den 18.9., hatte ich mich um 7 Uhr im KH und um 7:30 im
Kreißsaal einzufinden. Dort wurde ich erstmal ans CTG angehängt,
außerdem wurden Blutdruck und Sauerstoffsättigung gemessen, ein Zugang
gelegt und Blut abgenommen. Das CTG war teilweise ziemlich unruhig,
sowohl Little Pips Herzfrequenz als auch der Wehenschreiber, so lag ich
da 2 Stunden. Dann bekam ich den Wehencocktail, den ich innerhalb von 45
Minuten langsam austrinken musste. Dort im KH besteht dieser aus
Rizinusöl, Mandelmus, Aprikosensaft und Sekt. Da ich überhaupt keinen
Alkohol trinke, hat die Hebamme nur wenig Sekt reingetan. Trotzdem habe
ich kaum etwas anderes geschmeckt und mit dem Sodbrennen ist mir das
Zeug immer wieder hochgekommen. Buäh!
Nachdem ich den Cocktail intus hatte, wurde ich abgekabelt und für 3 Stunden
weggeschickt. Ich sollte nur vor 13 Uhr wiederkommen, wenn ich einen BS,
Wehen oder Blutungen merken sollte. Mein Mann und ich sind in die
Cafeteria und ich hab versucht, mit Brezeln, Cola und Kamillentee der
Übelkeit Herr zu werden. So ein bisschen ging‘s auch und mein Mann ist
dann noch mal nach Hause, nach den Katzen sehen etc. Ich bin um 13 Uhr
wieder zum Kreißsaal und wurde ans CTG angehängt. Ich hatte zwar fiese
Darmkrämpfe, aber das CTG zeigte laut Assistenzärztin keine Wehen an. So wurde ich wieder weggeschickt, mit der Auflage, etwas Warmes zu essen. Im
Patienten-Bistro stand zwar ein Mittagessen für mich bereit, aber es war
nicht vegetarisch, daher hatte ich es nicht gegessen. Eine Hebamme
besorgte mir dann wenigstens eine vegetarische Suppe. So hatte ich dann
gegen 15 Uhr ein recht spätes Mittagessen.
Toilette und dann los. Wobei, Moment, was war das? Meine Unterhose war
nass und beim Abwischen - Blut... Panik! Ich zurück zum Kreißsaal. Da
war es megavoll, so dass ich 10-20 Minuten lang keine Hebamme zu sehen
bekam. Ich lief im Flur auf und ab und... veratmete Wehen! Schließlich
schickte ich eine Schwesternschülerin los, um eine Hebamme zu holen.
Nachdem sie vom Blut hörte, kam sie dann doch recht schnell, führte mich
in einen Raum mit unglaublich harter Pritsche und schloss mich da ans
CTG an. Meine nasse Unterhose nahm sie mit für einen Fruchtwassertest,
wobei sie bezweifelte, dass ich einen Blasensprung gehabt hatte. Ich lag
also allein auf der steinharten Pritsche und veratmete Wehen. Ich hatte
echt Schmerzen und der Cocktail ließ mich immer wieder aufstoßen.
Gottseidank kam dann mein Mann zurück und besorgte mir gerade
rechtzeitig einen Spuckbeutel, bevor sich mein Mageninhalt endgültig
verabschiedete. Ich schickte ihn, eine Hebamme zu suchen, weil ich nicht
mehr wusste, wie ich mit den Wehen und der harten Pritsche umgehen
sollte. Ich versuchte, die Wehen im Stehen zu veratmen oder mich wie im GVK gelernt an die Schulter meines Mannes zu hängen, aber plötzlich erschienen diese
Veratmungstechniken wie sinnfreie Theorie, zumal ich wegen der Pritsche
nicht mal zwischen den Wehen schmerzfrei war und mich ausruhen konnte.
weichem Bett und ich wurde wiederum ans CTG angeschlossen. Ich bekam
dann die Bestätigung, dass ich tatsächlich einen Blasensprung gehabt
hatte (ach nee, sach an!) und es wurde dann doch mal nach dem Muttermund
geschaut (1 cm offen). Dann sahen wir lange niemanden mehr. Ich
versuchte, mit meinem Mann die Wehen zu veratmen. Er stoppte Frequenz
und Dauer. Mit Abständen von 6 Minuten fing es an. Bei Wehen in
Abständen von 2 Minuten schickte ich ihn noch mal nach der Hebamme.
Mittlerweile war es eine andere. Sie schaute nach dem Muttermund, 2 cm,
also in 4 Stunden nur 1 cm mehr. Uff! Wir beratschlagten, was zu tun ist
und entschieden uns für ein Schmerzmittel (Tropf), damit ich mich nicht so
verkrampfe und damit den Geburtsfortschritt bremse. Ganz ehrlich, ich
hab von dem Schmerzmittel nichts gemerkt, keinerlei Linderung. Aber von
da an habe ich bei jeder Wehe versucht, entspannt zu sein und durch
Visualisierung zu erreichen, dass sich das Baby weiter ins Becken senkt
und sich der Muttermund öffnet. Irgendwann war der Tropf leer und die
Hebamme meinte, sie kann mir keinen weiteren geben. Es war aber endlich
ein Kreißsaal frei. Da durfte ich jetzt hin und es wurde noch mal nach
dem Muttermund geschaut. 4-5 cm, es hatte also etwas gebracht. Aber es
fehlte noch ein ganzes Stück und es war klar, ohne Schmerzmittel geht es
nicht. Also wurde alles für eine PDA in die Wege geleitet. Außerdem
wurde jetzt regelmäßig Fieber gemessen wegen der steigenden
Infektionsgefahr nach dem Blasensprung. Das Legen der PDA ging
eigentlich recht gut, tat nicht besonders weh. Doof war nur, dass die
nicht richtig gelegt wurde und daher nur linksseitig wirkte. Aber so
waren die Schmerzen aushaltbarer und ich konnte sie allein veratmen und
mein Mann konnte mal zwei Stunden schlafen. Leider musste ich ihn dann
mit der Neuigkeit wecken, dass meine Temperatur gestiegen ist und es
nach einer Infektion aussieht.
hielt ständigen telefonischen Kontakt mit der Oberärztin, die
Bereitschaftsdienst hatte. Mir wurde Blut abgenommen, ich bekam
Antibiotika (was leider nicht so gut klappte, weil mein Zugang schlecht
gelegt und daher fast zu war) und mein Muttermund wurde nochmal untersucht. Er war jetzt fast 10 cm offen. Doch irgendwas kam der Hebamme beim Abtasten komisch
vor. Sie ließ eine Ärztin mit US-Gerät kommen und ihr Verdacht
bestätigte sich. Little Pip lag mit dem Kopf im Becken und schaute sich
dabei aber über die eigene Schulter. So würde ich nicht natürlich
gebären können.
Jetzt wurde alles darangesetzt, Little Pip wieder hoch zu stupsen, damit
es die unnatürliche Kopfposition aufgab. Ich musste in den Vierfüßler
und das Becken kreisen lassen und verschiedenes anderes. Mittlerweile
war es 4 Uhr morgens, meine Wehen wurden wieder heftiger, die PDA verlor langsam ihre Wirkung, allerdings kamen die Wehen nur alle 3,5-4 Minuten. In Absprache mit der OA bekam ich dann einen Wehentropf, einfach weil uns die Zeit davonlief. Leider hatte der aber null Wirkung und Little Pip lag immer noch falsch. Wenigstens ging
mein Fieber runter und auch der Bluttest kam nur mit leicht erhöhte
Leukozytenzahl zurück.
Doch Little Pip war gestresst, das sah man am CTG, konstante Baseline
von 160bpm, ab und an auch 180 oder höher. Der Wehentropf, der eh nichts brachte,
kam wieder weg.
Zeit für Hebammenwechsel. Die OA gab mir noch bis 7:30, wenn sich bis
dahin nichts getan hatte, hieß es Kaiserschnitt. Die Hebammen
beratschlagten sich beim Schichtwechsel und regten an, dass mein Mann bei mir etwas macht, das "Äpfel schütteln" heißt. Ich musste mich auf die Seite drehen, auf
der der Rücken des Kindes lag und bei jeder Wehe musste mein Mann meine
Hüfte schütteln. Dies praktizierten wir ca. 30 Minuten. Die OA kam um
7:25, um endgültig zu entscheiden, ob Kaiserschnitt oder nicht, aber
siehe da Little Pip hatte seine unmögliche Position aufgegeben. Yes!
Jetzt musste ich "nur noch" pressen. Das Problem war aber, dass ich da
bereits über 16 Stunden in den Wehen lag, was in einer Wehenschwäche
resultierte. Sie waren zwar ganz ordentlich in der Intensität, aber sie
kamen nur alle 4 Minuten und ich hatte auch nicht mehr die Kraft, in der
Hocke oder dem Vierfüßler zu gebären. Die OA entschied, mich im Liegen
gebären zu lassen und mit der Saugglocke nachzuhelfen. Das Wichtigste
war, den gestressten Pip endlich aus mir herauszubefördern.
Also wurde ich (noch mal) katheterisiert und presste dann mit jeder
Wehe, was das Zeug hielt. Nach ca. 45 Minuten Austreibungsphase, die mir
gerade mal 10 Wehen bescherte, war Little Pips Kopf endlich draußen. Es
wollte wohl sofort anfangen zu schreien, durfte es aber noch nicht. Die
nächsten 5 Minuten waren für mich die schlimmsten, weil ich Wehenpause
hatte, in der Wehenpause nicht pressen durfte, aber der Druck zu pressen
enorm groß war. Dann war es endlich so weit, Little Pips Schultern und
der Rest folgten dem kleinen schreienden Dickkopf. Gott sei Dank!
Sie(!) wurde ganz schnell abgewaschen, in warme Handtücher gepackt und
mir auf die Brust gelegt. Sie weinte gar nicht, sondern schaute mich nur
an und quetschte meinen Fingern mit ihrer winzigen Hand. Dafür weinte
ich. Die OA und die Hebamme machten noch irgendwie rum wegen der
Plazenta, aber das war halb so schlimm. Dann durfte mein Mann die
Nabelschnur durchschneiden und ich wurde noch genäht (Dammriss 2. Grades
wegen ungünstiger Geburtsposition + Saugglocke). So lag ich bestimmt
noch 2 Stunden im Kreißsaal. Meine Aufmerksamkeit galt aber nur Little
Pip, die mit ihrem Schopf voller dunkler Haare und mini Boxernase auf
mir rumrobbte und meine Brust für die erste Mahlzeit suchte. Endlich
angekommen! Endlich zu Dritt!