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vor einem Jahr... mein Geburtsbericht

Ihr Lieben, eigentlich wollte ich letztes Jahr schon von meiner schönen Geburt erzählen, aber irgendwie fand ich es dann nicht richtig. Denn manche von euch litten doch sehr unter ihren Geburtserlebnissen...  Ich hoffe, jetzt ein Jahr später sind die seelischen und körperlichen Narben gut verheilt und ich möchte euch jetzt doch von vor einem Jahr erzählen.

Alles begann bereits am Sonntag den 8.10.17. Ich merkte morgens einen vermehrten wässrig, leicht schleimigen Ausfluss, der den ganzen Tag über anhielt, daher dachte ich, es sei Fruchtwasser. Ich ging noch schön mit zwei Freundinnen frühstücken. Den ganzen Tag keine Wehen.
Ab dem nächsten Morgen - also Montag den 09.10.- zeichnete ich. Die Blutung war stetig, aber gering und ich wartete nur auf die Wehen, aber sie kamen nicht. Da meine Mutter und auch mein Mann ein wenig in Sorge waren (ich blieb ganz gelassen, mir ging es gut, das Baby bewegte sich), bin ich nachmittags zum Arzt gegangen. CTG unauffällig, Muttermund bereits fingerkuppen weit geöffnet, Blutung deutlich vorhanden. Fruchtwasserabgang unwahrscheinlich, da das Köpfchen fest im Becken sitzt. Er meinte "In den nächsten drei Tagen wird die Geburt sein, vielleicht schon Wehen heute Nacht". Wir sind also glücklich nach Hause und waren beruhigt. Ich freute mich auf die bevorstehende Geburt.
Am Dienstag den 10.10.17 um ca. 0:15 Uhr bin ich aufgewacht und hatte wieder (wie jede Nacht) das Ziehen im Unterleib wie während der Menstruation. Da wusste ich, DAS sind Wehen (war mir sonst nie sicher, weiß ja nicht wie sich Wehen anfühlen). Ich bin wie immer zur Toilette und meistens ist es dann besser geworden, aber diesesmal blieb das Ziehen. Um 0:45 Uhr bin ich aufgestanden und habe mich auf das Sofa gelegt, mir eine Wärmflasche warm gemacht und ferngesehen. Da merkte ich, dass das Ziehen eher in gewissen Zeitabständen mehr vorhanden ist. Bereits ab 1 Uhr kamen die Wehen meist alle 7 Minuten. Ich schaute dabei Fernsehn und fing langsam an, einige  Wehen mit einem "Haaaa" zu veratmen. Es war bis dahin meist wenig schmerzhaft - für mich wie Regelschmerzen eben. Die Eine war stärker, die Andere schwächer, manchmal kam auch 15 Min. keine Wehe. Um vier Uhr weckte ich dann mal meinen Mann, denn vielleicht möchte der ja noch was essen und sich frisch machen und ich wollte noch in die Wanne, schauen ob mir das gut tut. Auch in der Badewanne kamen die Wehen alle 5 - 7 Min. und ich musste alle veratmen. Danach legte ich mich nochmal auf die Couch und bin für ca. eine viertel Stunde eingeschlafen. Wir entschieden uns aber allmählich zu fahren, denn bis jetzt waren die Schmerzen noch total erträglich und wer weiß, wie schnell es dann los geht... Die Wehen wurden auch teilweise stärker und kamen brav alle 5 Minuten. Um 8 Uhr hat mein Mann im Kreißsaal angerufen, den wir dann um 9 Uhr erreicht haben. Die Autofahrt war doof - diese blöden Gullideckel, AUAAAA. Ich schaute immer auf die Uhr, wie viele Minuten ich noch habe, bis die 5 Min. zur nächsten Wehe vorbei sind.
Im KH angekommen (nach langer Parkplatzsuche) sind wir flott hinein und ich bin sofort ans CTG gekommen. Wehen immer noch alle 5 Minuten. Auch auf dem Stuhl beim CTG schreiben waren die Wehen doof, weil man ja nur so da sitzen kann. Ich brauchte Bewegung wie Beckenkreisen, in die Hocke gehen, Vierfüßler etc. Um 9:45 Uhr wurde ich erlöst und mein Muttermund abgetastet, der ca. 3-4 cm geöffnet war. Ich bin sofort in den Kreißsaal gekommen und dort war ich mit meinem Mann ein wenig alleine. Die Wehen kamen immer öfter und mir tat dabei der untere Rücken immer mehr weh. Während einer Wehe kam die Hebamme herein und stellte sich vor (ich konnte ihr gar nicht zuhören und sagte nur "HAaa"). Ich fragte nach einem Einlauf, bekam dann auch zwei Klistier von ihr. Ein paar Minuten später ging ich zur Toilette. Danach probierten wir einige Positionen während der Wehen aus, denn bei jeder neuen Wehe war die vorherige Position ungut. Mein Mann massierte mich, er gab sein Bestes, aber das war mir manchmal nicht genug ;) Schon während der Schwangerschaft fand ich den Gedanken an eine Geburt im Wasse sehr angenehm, aber ich traute mich das in diesem Moment nicht vorzuschlagen (denn was ist, wenn ich sofort merke, dass es mir nicht gefällt? Das ganze Prozedere mit Wassereinlassen und ausziehen umsomst). So um 10 Uhr rum waren die schmerzhaftesten Wehen der Geburt. Als die Hebamme die Wanne vorschlug, war ich glücklich und ich wollte alles ausprobieren, hatte einfach das Gefühl, so wie es jetzt ist, ist es nicht das Richtige für mich. Kaum saß ich im Wasser musste ich wieder zur Toilette - also wieder raus aus dem Wasser! Der Toilettengang tat gut, ich hatte währenddessen zwei "gute" Wehen, aber das Gefühl, jetzt kommt auch gleich mein Darm mit raus. Es gibt für mich zwei Wehenarten, die "Guten", die sich eher Orgasmusmäßig anfühlen und man das Gefühl hat "jetzt geht was weiter" und dann gibt es die "Bösen", die unkontrollierbar sind und bei denen ich mich eher versteift habe. Wieder in der Wanne probierte ich auch dort ein paar Positionen und fand es auf den Knien, tief im Wasser am schönsten. Vorallem konnte da "Untenrum" keiner hinsehen. Die Hebamme war immer recht ruhig und ich konnte mich sehr gut auf mich konzentrieren. An diese Phase der Geburt kann ich mich gar nicht mehr so gut erinnern. Ich schrie wie ein Löwe bzw. - wie mein Mann sagt - eher wie ein Tier das Löwen frisst *gg*. Also ganz tiefes Brüllen, ich könnte es jetzt gar nicht mehr nachmachen, das kam einfach so aus mir raus, die Hebamme wird leider jetzt taub sein. Sehr schmerzhaft war es gar nicht, nur ungut, denn ich merkte richtig wie das Kind im Geburtskanal war und ich konnte sogar den Kopf fühlen. Als die Presswehen kamen, sollte ich noch nicht arg mitpressen und anders atmen (wie die Eisenbahn), das war teilweise echt schwer und ich merkte wie mich dieses Eingreiffen der Hebamme aus meinem Takt brachte. Endlich durfte ich dann feste mitpressen, aber es kamen keine richtigen Presswehen mehr... Die Hebamme sagte immer wieder "bei der nächsten Wehe nochmal so richtig tief einatmen, Luft anhalten und pressen". Aber die nächste Wehe war wieder viel zu kurz und zu lasch, ich konnte gar nicht "mitpressen" denn es gab kein "mit". Ich wurde ungeduldig, nervös. Auch wenn man es nicht machen soll, ich tat es, ich presste bei jeder Miniwehe einfach und patsch da landete ein kleines blaues Baby mit weißer Nabelschnur im Wasser. Die Hebamme ging einen Schritt zurück, was mir signalisierte, dass ich mein Baby jetzt aus dem Wasser zu mir holen kann. Ich legte ihn mir auf den Bauch (bis zur Brust ging nicht, da war die Nabelschnur zu kurz) und er machte nach ein paar Sekunden ein kleines "mäh" als Gemeckere. Mein Mann sagte nachher, dass er da echt Bedenken hatte, weil er so schlaff dahing, aber ich fühlte einfach, es war alles gut mit ihm. Das Wasser färbte sich blutrot während es abgelassen wurde, da war mir klar: ich bin gerissen. Nachdem die Nabelschnur auspulsiert war hat mein Mann sie durchtrennt. Die Nachgeburt kam auch recht zügig, ich half mit kleinen "Hüsterchen" mit. Bis ich die Wanne verlassen habe, durfte der Papa seinen Sohn nehmen. Anschließend wurde ich mit dem Rollstuhl und meinem Schatz im Arm zurück ins Kreißsaalzimmer gebracht. Dort legte ich ihn gleich an die Brust und wurde genäht (Dammriss II°).
Es war eine schöne Geburt, weil mein Kind auch so schön mitgearbeitet hat. Ich war immer postiv und freute mich einfach. Ich glaube das macht viel aus. Dass ich ein Kind zur Welt bringen konnte, ist ein so großes Geschenk und ich bin dankbar das alles erlebt zu haben - angefangen vom positiven Schwangerschaftstest, aber auch die Schwangerschaftsübelkeit und die Geburtsschmerzen (das sind einmalige Erlebnisse, die einem das Tollste überhaupt bescheren). Zwischendurch musst ich an Frauen denken, die ihr Kind zur Adoption freigeben wollen (da wir Adoptionsbewerber waren, hinterfragte ich oft, wie es wohl den leiblichen Müttern geht). Es tut mir in der Seele weh, was diese Frauen durchmachen müssen und ich bewundere diese extrem starke Entscheidung, wenn man das Kind abgibt. Einem Menschen das Leben schenken, heißt immer, etwas von sich selbst abzugeben - körperlich und seelisch.

Bisherige Antworten

Re: vor einem Jahr... mein Geburtsbericht

Oh du hast das so schön beschrieben....hab vor Wehmut pipi in den Augen..

Ich Habe mir so sehr ein 2..kind und eine spontan Geburt gewünscht...der grosse war leider eine BEL und sollte einen geplante Sectio sein...aber er hat sich seinen Geburtstag selbst ausgesucht ( hatte Blutungen und er musste plötzlich geholt werden)
Diesmal sollte es anders sein....aber es tat sich trotz Einleitung nix.....bis bei der Sectio eine überlange nabelschnur zum Vorschein kam in der meine süsse einen Knoten geschwommen hatte der sich laut Chef zu 100% Bei der gebur t zugezogen hätte.....und das wäre nicht gut ausgegangen....also hat es wohl so sollen sein....aber ich trauere einer spontanen gebur t trotzdem nach....auch wenn ich leider feststellen musste dass ich nicht für Schmerzen geeignet bin .....

Respekt an dich dies ohbe PDA geschafft zu haben !!

ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG deinem Sonnenschein!!!

Re: vor einem Jahr... mein Geburtsbericht

Deine Trauer kann ich so gut nachvollziehen. Aber bei dir wollte es die Natur eben anders und so hast du Erfahrungen gemacht, die nur du machen konnntest und da waren sicher viele schöne Momente dabei! Jede Geburt ist es wert geehrt zu werden, es ist immer etwas ganz besonderes.

An PDA hab ich nie gedacht, ich genoss den Schmerz förmlich ;D es tat mir allerdings auch nicht sehr weh. Aber das muss so schmerzhaft sein, wenn das Baby nicht richtig liegt und dann nix weiter geht.. uh .. da ist man dann echt froh um Schmerzmittel!

Danke für die geburtstagswünsche, ich geb sie weiter wenn er wach ist ;)

Re: vor einem Jahr... mein Geburtsbericht

Vielen Dank für deinen schönen Bericht, so voller Liebe! da fühl ich mich gleich 1 Jahr zurückversetzt... und muss darüber nachdenken, wie sehr auch ich mir eine Wannengeburt gewünscht hatte.. Aber auch mein Geburtserlebnis war wunderschön, auch wenn es sehr schmerzhaft und nicht in der Wanne war :-)

Jedes unserer Kinder ist ein wundervolles Geschenk, zumindest bis zur Pubertät ;-)
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