Eigentlich war ich guter Dinge, daß meine Tochter auf natürlichem Weg das Licht der Welt erblickt. Leider war es alles andere als schön, bis sie dann nach 20 Stunden auf meiner Brust lag. Und seit dem bin ich nicht mehr die, die ich vorher war…im positiven wie im negativen Sinne. Deshalb war ich hier auch so wenig online und hab sehr viel verpasst. Die vielen kleinen Wunder.
Aber nun zum Bericht:
Am 02.09. war ja offizieller ET. Da Valentina bis dahin noch keine anstalten machte auf die Welt zu kommen, mußte ich von der FA empfohlen, weil WE war, zum CT in die Uniklinik (wo ich auch entbinden wollte). Auch da alles gut, aber da ich ja schon 40!!! war fing der Zenober an. Warum ich nicht schon eine Woche früher da war, ab der 39. Woche würde bei (ab) 40 Jährigen eingeleitet. Uns viel erstmal die Kinnlade runter. Auf die Frage warum und wer das sagt, kam nur: das wäre so, wenn man 40 wäre und das Kind könnte versterben, wenn man nicht einleiten würde, weil der Mutterkuchen wohl dann schlechter würde usw. Also im Prinzip ist das Kind dem Tode geweiht, wenn man über den ET geht. Sie wolle aber noch mal mit der Oberärztin reden. Verschwand und kam wieder: Ja, die Oberärztin meinte das auch. Wir hatten also die Alternativen: Einleitung oder jeden weiteren Tag in die Klinik kommen und kontrollieren lassen auf die Gefahr hin, dass das Kind über Nacht verstirbt. Ganz ehrlich: ich war gegen die Einleitung. Hätte vermutlich, wenn ich keinen Partner gehabt hätte auf die zweite Variante gesetzt.
Wir durften dann nochmal raus und uns beraten. Frank war natürlich voller Panik. Verständlicherweise…ich war ja selber nervös und traurig.
Also entschieden wir, wir lassen einleiten. Ab da nahm das Unglück seinen Lauf.
Wir durften nochmal nach Hause, Mittagessen, Sachen packen und um halb vier sollten wir wieder da sein.
Um 16 Uhr am 03.09. wurde mir dann ein Gel verabreicht, wurde dann in mein Stationszimmer geschickt und sollte abwarten. Da in aller Regel am ersten Tag noch nichts passieren würde. Am nächsten Tag würde ich dann wohl zwei Gele bekommen (so genau weiß ich das nicht mehr).
Bei mir zeigte das Gel sehr gute Wirkung. Zumindest, was die Wehen betraf. Meinen Männe hatte ich so um 23 Uhr heimgeschickt, da er ja eh nichts tun konnte. Die Wehen wurden dann heftiger. So alle 5-6 Minuten, aber am Muttermund tat sich nichts. Um 23.20 Uhr waren die Wehen dann bei 4-5 Minuten und ich hatte so Schmerzen, dass ich wieder zum Kreißsaal getapert bin und mir ein Zäpfchen hab geben lassen. Das sollte innerhalb von ner halben Stunde wirken…tja, bei mir nicht. Und ich bin echt was Schmerzen angeht nicht zimperlich. Um 23.58 Uhr hab ich Frank, dann geschrieben er solle zurückkommen, da die Schmerzen nicht besser wurden. Bis er dann wieder kam, saß ich schon im Vorflur vom Kreißsaal und hab Wehen weggeatmet (ganz ehrlich: das ist für’n Arsch und ich hätte lieber jemand verprügelt)
Dann ab in den Kreißsaal. Leider war Valentinas Köpfchen noch nicht in der richtigen Position. Also ging die Turnstunde los: Legen sie sich mal auf die rechte Seite, jetzt auf die Linke, viertel Stunde später Vierfüßlerstand (komischerweise war das die angenehmste Position). Und so zog sich das hin bis in den frühen Morgen. Kind war trotzdem nicht in der richtigen Position und der Mumu war gerade mal bei 3-4 cm.
Also wurde ich dann nach der PDA gefragt. Ich war gar nicht mehr wirklich in der Lage darauf zu antworten. Frank hat das dann entschieden. Hatten uns ja im Vorfeld schon informiert und die Einwilligung unterschrieben.
Dann haben sie mir wohl den größten Pfuscher ins Zimmer geschickt, den sie gefunden haben. L
Er mußte zwei Mal stechen. Beim ersten Mal hat er nämlich durchgestochen. Was ich in dem Moment auch noch nicht wußte, aber dazu später mehr.
Vermutlich hat sie auch danach nicht richtig gesessen, da von Entlastung nicht wirklich was zu spüren war. Da mein Kreislauf zu dem Zeitpunkt schon ziemlich im Keller war, reagierte ich auf die PDA nur mit Zitteranfällen. Ausruhen konnte ich mich nicht wirklich. Den Rest mußte ich mir jetzt auch nochmal erzählen lassen, weil so richtig beieinander bekomme ich das nicht mehr wirklich. Auch das Zeitgefühl ist da total auf der Strecke geblieben. Ich muß halt immer ein wenig gewimmert haben. Versucht vermutlich die Wehen weg zu atmen. Wie auch immer. Als ich irgendwann zwischen wach sein und Döserei die Augen wieder aufgemacht habe standen circa 10 Mann/Frau im Kreissaal. Chefarzt, Oberärztin, noch ne Ärztin, Hebammen und Schwestern. Der Chefarzt, welcher mir im Vorfeld schon bekannt war durch ein paar Untersuchungen sagte: Frau Hilberg jetzt müssen wir was tun. Die Herztöne werden schlechter. Wir müssen das Kind jetzt mit der Saugglocke holen. Ich meine auch, dass ich noch gesehen habe, dass mir die Hebamme die unten am Bett war das Ding hochgehalten hat um es mir zu zeigen. Im nächsten Moment durchfuhren mich dermaßen Schmerzen an der Scheide, daß ich geschrien habe wie am Spieß. Ich vermute und mein Männe auch, dass sie geschnitten haben um die Saugglocke befestigen zu können.
Ich hab den Chefarzt angeschrien das sie aufhören sollen und das ich nicht mehr kann. Sollte ja dann mitpressen, aber nach fast zwanzig Stunden hast du kaum noch Kraft. Ich konnte ja kaum noch Luft holen. Der Chefarzt stand wirklich face to face mit mir am Bett und brüllte mich an: Frau Hilberg schauen sie mich an. Wir schaffen das jetzt! Sie haben das bis jetzt so gut gemacht, wir schaffen das…usw. Ich hab echt gepresst wie ein Depp. Alles was ich noch aufbringen konnte und dachte ständig: Das muß doch jetzt nur einmal PLOPP machen und dann ist es da.
Zwei Schwestern saßen auf dem Bett und versuchten durch drücken auf den Bauch der Kleinen zu helfen. Und nach einer gefühlten Ewigkeit machte es wirklich PLOPP und da war sie…unsere kleine wunderschöne Valentina. Ich könnt noch nicht mal sagen ob sie ein Tönchen von sich gegeben hat.
Ich weiß auch nicht mehr ob sie sie mir erst auf die Brust gelegt haben und dann weggebracht haben oder umgekehrt. Ich war fix und fertig. Im Nachbarzimmer fing sie auf jeden Fall auf einmal an zu schreien…mein armes Baby.
Leider war die Odysee noch nicht fertig. Die Nachgeburt wollte nicht raus. Es wurde wieder alles versucht, Globuli, Akupunktur, drücken…nix hat geholfen. Ich weiß gar nicht wie lange das dann noch gedauert hat. Ich glaube circa ne Stunde da drückten die Schwestern dann wieder dermaßen auf dem Bauch rum bis es einen Platsch gab und die ganze Sutsche rauskam. Ich hab mich nur zu meinem Männe umgedreht, dessen Augen tellergroß waren und ihn angeschrien: GUCK WEG….war aber schon zu spät. Da ist er dann mehr oder minder zusammengeklappt, der arme Kerl der so gut durchgehalten hat, obwohl er kein Blut sehen kann.
Gut, dann war das rum und alles gut. Schwester schaute dann nochmal und sagte: ist nicht viel gerissen. Zwei Stiche, dann ist das fertig…haaaa…ich glaub das sagen die nur um die Patienten nicht zu beunruhigen. Die Ärztin die mich dann genäht hat wollte dies dann auch ohne Betäubung tun, weil sie davon ausging, daß meine PDA noch wirkt: Die gereizte Antwort meinerseits: DAS WOLLEN WIR DOCH ERSTMAL TESTEN!!! Wie gut…sie mußte nachspritzen, weil nämlich alles zu spüren war. L Dann fing sie an zu nähen…ich hab echt gedacht die stickt n Wandbild. Von wegen zwei Stiche…die hat mich bestimmt ne halbe bis dreiviertel Stund genäht. Schrecklich!!
Aber auch dann war ich immer noch nicht fertig. Valentina war mittlereile, gewogen, gemessen und untersucht. Und ich lag immer noch da wie überfahren. Wollte aufstehen, Kreislauf im Keller mußte mich übergeben. Wieder hingelegt. Zweiter Versuch wieder das selbe Spiel. Auch beim dritten Versuch kam mir alles hoch. Es war furchtbar. Ich wollte doch endlich auf mein Zimmer mit meiner Familie. Es hat dann noch ewig gedauert bis ich auf wackeligen Beinen stehen konnte und mein Zimmer beziehen.
Endlich konnte ich mit meiner Kleinen kuscheln.
Das was ab dem Tag danach folgte war die Hölle auf Erden. Wenn ich das nicht alles selber erlebt hätte, würde ich denken: so viel Pech kann einer allein doch nicht haben. Selbst die Oberärztin sagte: Sie tun mir so leid…
Ich bekam Kopfschmerzen. Hab erst gedacht es käme durch das nach vorne drücken durch meinen Männe beim pressen. Es lies sich noch aushalten, bekam Ibu…als es nach zwei Tagen immer schlimmer anstatt besser wurde sagte die Oberärztin: dann kommt es doch von der PDA. Wie, wat?
Jaaaa… ich hatte ja schon berichtet, daß der Anästhesist 2 x gestochen hat. Beim ersten mal hat er durchgestochen, aus dem Loch ist dann Nervenwasser ausgelaufen was bohrende Lagerungskopfschmerzen verursacht. Ich kenne Migräne mein Leben lang…aber gegen diese Schmerzen ist Migräne pillepalle….
Ich konnte alles nur im Liegen machen, mich nicht richtig um die Kleine kümmern und habe ständig vor Verzweiflung und Schmerzen geweint. ‚Es wurde ein Blutpatch gesetzt, dass das Leck verschließen sollte, aber auch dadurch wurde es nicht besser. Ich könnte jetzt noch ewig weiter schreiben und berichten. Aber um es abzukürzen…seit circa zwei Wochen komme ich endlich ohne ‚Schmerzmittel klar. Aber auch jetzt bekomme ich immer noch Kopfschmerzen, wenn ich mich zu viel anstrenge.
Um es positiv abzuschließen: Meine Kleine ist zauberhaft und mußte schon so gut mitmachen bei der desolaten Mutter. Hat nie geschrien, gut geschlafen, Geduld ohne Ende gehabt…
Sie ist einfach wunderschön und ich liebe sie über alles und trotz der ganzen Schmerzen habe ich bis jetzt jede Minute mit ihr genossen.
So, nun habt ihr mal das mega schlechte Beispiel für n Geburtsverlauf als Bericht und versteht, warum ich mich so lange nicht gemeldet habe.
LG Mistletoe