Geburtsbericht Emil (nichts für schwache Nerven)
Unser Kleiner ist am Dienstag (5.12.) geboren. Am Sonntag bin ich bereits wegen Verdachts auf Blasensprung in die Klinik gefahren. Ich wurde untersucht, Mumu leicht geöffnet, Wehentätigkeit gering.
Zuhause fingen die Wehen dann an und ich konnte nicht schlafen, sodass ich am Montagmorgen gegen halb 6 nochmal in die Klinik gefahren bin. Befund unverändert - da wurde ich schon wahnsinnig. Die ganze Nacht Wehen ohne Schlaf für umsonst?! Nachmittags dann Termin beim FA. Der hat nur ctg gemacht, das wars.
Montag Abend musste ich dann nur noch auf die Toilette - ich konnte aber nicht. Um 21 Uhr habe ich meinen Freund nur noch angebrüllt, dass er mich jetzt fährt und ich nen Einlauf bekomme. Hatte immer noch unregelmäßige Wehen (mal 15, dann 7 Minuten, dann auch mal 4 dazwischen). Habe dann nach den vielen Stunden ununterbrochener Wehen alles für die Klinik mitgenommen und gesagt, dass ich nicht mehr ohne Kind wiederkomme. - Wie recht ich doch hatte.
Im Auto kamen die Wehen dann regelmäßig alle 3 Minuten und sie wurden länger. Im Kh angekommen wurden wir erstmal ins Wartezimmer geschickt - alle Räume in Kreißsaal waren voll. Da erwartete uns eine polnische Familie, die auf ihr neues Familienmitglied wartete. Leider konnten die ihre Klappe nicht halten und ich saß mit meinen Wehen mittlerweile im Abstand von 2 Minuten á 1 Minute Länge dazwischen und hätte die erschlagen können. Irgendwann hab ich es nicht mehr ausgehalten und meinen Freund dann reingeschickt, die sollten urgendwas tun. 10 Minuten später (1 1/2h nach Ankunft) kam ich dann ins Ctg-Zimmer. Meine Wehen wurden aufgezeichnet und der Mumu überprüft - 3-4cm offen. Wir würden also nicht mehr nach hause fahren. Im Wehenzimmer angekommen konnte ich endlich die Fü§e hoch legen und die Wehen besser veratmen. Jede Stunde kam jemand rein und schaute nach uns. Die Schülerinnen waren verwundert, dass ich keine Schmerzmittel brauchte. Irgendwann morgens (gegen 4 schätze ich mal) habe ich mir dann diese Elektrodendingens geben lassen, das mit Hilfe von Reizstrom die Wehenspitzen erträglicher macht. Morgens um 7 (nach 9h Kh und den bereits Tage dauernden Wehen) war der Mumu dann bei 5-6cm. Ich dachte, ich werde nicht mehr! So viele Stunden für fast nichts?! Naja, kurz darauf zogen wir in den Kreißsaal um. Die Hebamme und die Schülerin waren total klasse, die haben uns die nächsten Stunden gut betreut. Der Mumu öffnete sich schnell weiter. Um 12 sah es noch so aus, dass der Kleine bald kommen würde und wir schlossen eine Wette ab, dass er bis Schichtwechsel da wäre. Kurz vor 2 bat ich dann um eine PDA. Da der Mumu bei über 9cm war, wurde nochmal die Position des Kindes überprüft: ein Sternengucker... von da an ging es bergab. Ich war müde und hatte mittlerweile sehr starke Wehen. Die Anästhesisten hatten noch einen Kaiserschnitt zu betreuen und würden so bald nicht kommen. Und dann bekamen wir eine Hebamme mit Schülerin, die sich gar nicht für uns und unsere Ängste interessierten. Durch Übungen sollte der Kleine zum Drehen überredet werden, aber meine Schmerzen ließenn das kaum zu und die Stunden vergingen, die ich mit einem Schmerzmittel über Tropf überbrückte, welches mich geistig total ausknockte. Als dann die Pda endlich gesetzt wurde (bereits 16 Uhr), trafen sie das erste mal auf ein Blutgefäß (die Auswirkungen habe ich heute noch) und die zwwite saß dann endlich. Ich konnte noch ein wenig dösen. Mein Kreislauf ließ irgebdwann nach und die pda musste abgestellt werden. Blut wurde abgenommen und bis die Ergebnisse nicht da waren, ging nichts. Es vergingen nochmal mindestens 1 1/2h und die Wehen wurden fast unerträglich, ich wurde immer schwächer - immerhin schon über 50h ohne Schlaf. Als man mit sagte, dass noch ein Stückchen vom Mumu der Grund war, warum die die Presswehen veratmen musste (alleine weil die Hebamme lieber Kaffeetrinken war), schlug ich völlig entkräftet den Vierfüßlerstand vor - "Ach, das können Sie noch?!" Irgendwann sollte ich dann mitpressen - "Machen Sie mal nach Gefühl!" - und die Hebamme ging schon wieder raus. Irgendwann flehte ich die stumme Schülerin nur noch an, dass sie mir helfen möge. Ich schaffte die Geburt einfach nicht mehr, Kaiserschnitt wollte keiner machen, dafür ging es dem Kind noch zu gut. Es wurde ewig mit Ärztinnen diskutiert und dann ging alles ganz schnell. Die Saugglocke wurde geholt und dann der Kleine. Was in der Zwischenzeit mit meinem Freund war, habe ich gar nicht mitbekommen. Aber er hat gesagt, er habe sich wie das letzte Stück Schei*e gefühlt. Die Schmerzen habe ich kaum noch in Erinnerung, nur noch die Umstände und das war einfach furchtbar.
Und auch da endete unsere Odyssee noch nicht. Das Kind wurde mir nicht direkt angelegt, dass sollte dann auf Station passieren. Die war aber voll und als ich um Stillhilfe bat, kam stundenlang keiner und ich wurde immer weiter vertröstet. "Die Kinder brauchen die ersten 24h nichts zu trinken." Das wurde gleichgesetzt mit Nicht-Anlegen. Der Kleine wurde immer schwächer und hat sich am nächsten Tag gar nicht mehr groß bewegt. Aber jetzt auch das alles noch zu schreiben wird den Text nur noch viel zu länger machen. Sagen wir einfach, ich gehe nur noch wenn es nicht mehr anders geht in dieses Kh.
Und trotzdem ist der Kleine unser größtes Glück. Die traumatischen Erfahrungen werden mich wohl noch lange begleiten und ich werde mir dafür professionelle Hilfe holen.
Ich hoffe, die bereits geschehenen Geburten liefen und die noch anstehenden laufen besser.
Lg Judith
Re: Geburtsbericht Emil (nichts für schwache Nerven)
Danke für deinen ausführlichen Bericht, zum Glück ist jetzt am Ende alles gut und der kleine Emil ist ja mittlerweile ein ganz Ruhiger und total niedlich. Das mit dem Stillen wird bestimmt auch noch klappen, immer positiv denken.
Re: Geburtsbericht Emil (nichts für schwache Nerven)
Einen schönen 3. Advent.
Lg Nicole
Re: Geburtsbericht Emil (nichts für schwache Nerven)
*Einschleich*
Erstmal herzlichen Glückwunsch zu Eurem kleinen Emil! Genießt das Kennenlernen und Kuscheln!
Ich möchte dir nur sagen, dass meine erste Geburt auch sehr traumatisch war und es mir auch geholfen hat viel darüber zu reden. Es dauerte ca. 1 Jahr, dann war das Thema fast durch. Die Angst kam natürlich vor der 2. Geburt ein wenig zurück, aber diese war dann einfach super! Ich habe auch das KH gewechselt und war natürlich auch nicht mehr ganz unerfahren. Insofern, rede viel und wein auch ruhig, wenn dir danach ist!
Alles Gute für Euch!
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