Bericht von Florentins Geburt
Ich habe nun meinen Geburtsbericht fertig. Entschuldigt die lange, detaillierte und ungeschönte Darstellung, aber ich habe den Bericht auch als Erinnerung für mich selber geschrieben. Wer sich das Vorgeplänkel sparen möchte, kann einfach beim Teil „Geburt“ anfangen ;-).
Also, los gehts:
Ich hatte still und leise gehofft, dass am Tag vor dem ET oder am ET die ersten Anzeichen für die bevorstehende Geburt auftauchen würden. Dem war leider nicht so. Am ET hatte ich noch Vorsorge und Akupunktur bei der Hebamme, es tat sich gar nichts. Ich hatte zwei Wehen gleichmäßig auf 24 Stunden verteilt. Irgendwie war ich plötzlich ungeduldig und nervös, auch weil ich nicht genau wusste, wie es beim längeren Übertragen weitergehen würde.
Für ET+2 hatte ich wieder Vorsorgetermin bei der Frauenärztin und es graute mir davor, dort noch hingehen zu müssen. Dementsprechend war meine Stimmung an dem Morgen, nachdem sich wieder eine ganze Nacht nichts getan hatte. Ich brach gleich morgens in Tränen aus und konnte meinem Mann nicht begreiflich machen, was eigentlich das Problem ist. Also probierte ich mich zusammenzureißen und plante meinen Tag: den Großen zur Tagesmutter bringen, frühstücken, Fenster im Erdgeschoss endlich doch noch putzen, dann zur Vorsorge und, wenn weiter alles ok ist, spontaner Besuch in einem Friseursalon, die auch ohne Termin arbeiten und die lange Mähne für die sommerlichen Temperaturen kürzen lassen. Gesagt, getan.
Bei der VU waren immerhin drei Wehen auf dem CTG zu sehen (danach war natürlich wieder Ruhe...) und der Muttermund fingerdurchlässig. Es hieß: „Es kann jederzeit losgehen, fahren Sie bloß nicht zu spät ins Krankenhaus, beim Zweiten kann es schnell gehen. Aber machen Sie bitte für ET+4 einen VU-Termin bei der Hebamme und für ET+6, da ein Sonntag, im Krankenhaus aus. An ET+7 wird vermutlich eingeleitet.“ Na prima... Also ab zum Friseur und mit neuer Frisur nach Hause, das letzte Fenster schnell noch fertig geputzt und dann den Großen abgeholt.
Geburt:
Es gab keine weiteren Wehen bis ich mich abends, als mein Mann den Großen ins Bett brachte, selber hinlegte. Die Wehen hörten bis 20:30 Uhr überraschenderweise nicht auf, hatten aber noch einen Abstand von 15 bis 30 Minuten. Da es aber mehr als drei waren, was bisher einfach nicht vorgekommen war, habe ich meinen Mann schon mal vorgewarnt. So langsam wurden die Abstände kürzer bis auf 4-9 Minuten, die Wehen waren aber leicht und wenig schmerzhaft. Also sind wir beide erstmal Duschen gegangen, haben die restlichen Sachen für eine Fahrt ins Krankenhaus bereit gelegt und uns gegen 22:00 Uhr noch ins Bett gelegt. Glücklicherweise ist mein Mann auch nach kurzen Schlafsequenzen wieder fit, denn sobald ich lag wurden die Wehen deutlich schmerzhafter, dafür die Abstände aber wieder etwas länger. Ganz schnell habe ich beschlossen, das eine halbe Stunde zu beobachten und dann eine Entscheidung zu treffen. Die Wehen blieben unverändert, inzwischen eben schmerzhaft aber im Abstand von 8-9 Minuten. Daraufhin habe ich meinen Mann wieder geweckt, wir haben uns angezogen, die Tagesmutter angerufen, die unseren Großen nehmen wollte, und mein Mann hat ihn rüber gebracht. Um 23:15 Uhr sind wir losgefahren und waren um 23:45 Uhr am Kreißsaal. Ich hatte alle 7-8 Minuten Wehen, die ich auch verarmten musste, dazwischen war alles paletti. So wirkte ich bei der ersten Begegnung mit der Hebamme wohl auch sehr gelassen.
Als erstes hat die Assistenzärztin vaginal untersucht. Der Muttermund war zwei Zentimeter geöffnet und es stand noch ein Rest Gebärmutterhals. Nach dem folgenden Ultraschall, mit Unterbrechungen aufgrund der immerhin weiter regelmäßigen Wehen, wurde dann trotz des Tastbefundes beschlossen, dass wir da bleiben sollten. Es sollte ein CTG gemacht werden und dann könnten wir das Zimmer beziehen und noch einen Spaziergang machen. Also rein in den Kreißsaal zum CTG. Es war ca. 00:10 Uhr. Sobald ich lag wurden die Wehen wieder schmerzhafter. Ich musste mich komplett auf das Veratmen konzentrieren und sogar schon ein bisschen tönen. Aufgrund der stetig zunehmenden Wehenstärke fragte ich irgendwann wie lange das CTG denn noch laufen müsste, ich hielt es auf der Seite liegend kaum noch aus. Und ich sagte noch, dass ich mir wie ein Simulant vorkäme, weil ich bei dem Befund schon solche Wehenschmerzen empfinden würde. Mit einem Mal spürte ich eine Bewegung des Babys und die quasi zeitgleich beginnende Wehe jagte mit einem rasenden Schmerz in meinen Rücken. Ich konnte noch stammeln, dass mein Mann dagegen drücken soll (das kannte er glücklicherweise schon von der ersten Geburt und reagierte sofort) und ich probierte mühsam mich auf Veratmen und Tönen zu konzentrieren. Auch die darauffolgende Wehe war von dieser Intensität. Dann wurde das CTG beendet. Ich stand auf und zog noch eine andere Hose an und schon kam die nächste Wehe, die mich vor dem Kreißbett auf die Knie zwang. Die Schmerzen im Rücken und der Druck nach unten waren so stark, dass ich mehr schrie als tönte. Eigentlich hatte ich zur Toilette gehen wollen, um zwei Zäpfchen zu nehmen, von denen die Hebamme sagte sie würden helfen, den Rest des Gebärmutterhals verstreichen zu lassen. Mit Unterbrechung von vier heftigen Wehen und Unterstützung von meinem Mann schaffte ich schließlich die paar Schritte zur Toilette. In den Wehenpausen scherzten wir noch darüber, wie lang so ein kurzer Weg sein kann...
Auch dort kann man prima im Knien Wehen veratmen. An ein Hinsetzten und Zäpfchen anwenden war quasi nicht zu denken. Beim Blick in die Hose war dort viel Blut zu sehen. Die Hebamme sagte dies sei ein Zeichen für die Öffnung des Muttermundes. Die Anwendung der Zäpfchen gelang nur mit Hilfe meines Mannes, da ich nicht mehr in der Lage war aufzustehen. Aber zurück in den Kreißsaal wollte ich dann doch. Also habe ich mit Motivation meines Mannes auch diesen Weg hinter mich gebracht. Da die Hebamme nochmal untersuchen wollte, ging es wieder ab auf das Kreißbett und schon kam die nächste Wehe. Da sagte die Hebamme nur: „Ihr Kind kommt jetzt.“ Ich war völlig perplex. Es war mir klar, dass ich das nicht mehr lange aushalten würde, aber dass es so schnell ging... Die Hebamme ritzte die Fruchtblase an und mit der nächsten Wehe platzte sie, das Kind rutschte tiefer. Mit der nächsten Wehe sollte ich schon pressen. Dann wurde noch eine Wehe abgewartet, ich sollte weiter pressen. Es brannte wie Hölle und ich merkte wie das Dammgewebe gedehnt wurde. Da die Herztöne des Kleinen in dem Moment leider stark abfielen konnte darauf wenig Rücksicht genommen werden und so presste ich auf Anweisung der Hebamme weiter. Das war bei der ersten Geburt wirklich anders, da die Wehen abgewartet werden konnten und langsam vorgegangen wurde. Nach ca. drei- bis viermal pressen war um 1:21 Uhr unser kleiner Schatz dann da. Er wurde mir sofort angereicht und auf die Brust gelegt. Es war unfassbar. Ich hinkte irgendwie hinter dem Geburtsverlauf hinterher. Er war perfekt und sah seinem großen Bruder zum Verwechseln ähnlich. Ich küsste sein Köpfchen und streichelte ihn. Und konnte es immer noch nicht begreifen. Nachdem die Nabelschnur auspulsiert war, durfte mein Mann sie durchschneiden. Die Plazenta wurde auch zügig geboren und war vollständig. Die Hebamme zeigte sie uns sehr genau und erklärte wie das Kind mit Fruchtblase und Plazenta gelegen hatte. Das war mir sehr wichtig, weil ich das nach der ersten Geburt irgendwie verpasst hatte. Der kleine Mann wurde dann der U1 unterzogen und durfte mit dem Papa kuscheln während ich genäht wurde (Dammriss 2. Grades in der alten Narbe plus ein Scheidenriss). Dieses Mal empfand ich das Nähen als unangenehm und war froh, als es endlich vorbei war. Dann wurde ich noch ein bisschen sauber gemacht, habe mein mitgebrachtes Geburtshemd angezogen (das hatte ich in der Reihenfolge auch anders geplant...) und durfte vom Kreißbett in ein Krankenhausbett umsteigen. Mit unserem Sohn auf der Brust ging es in den Nebenraum und dort habe ich ihn zum ersten Mal angelegt. Jetzt konnte ich so langsam begreifen, dass es geschafft war. Nach ca einer Stunde (zwei Stunden nach Geburt) wurden wir auf die Station gefahren, wo wir kuschelnd die restlichen Stunden der Nacht verbrachten.
Es war eine rasante und wirklich heftige Geburt. Turbogeburt sagt mein Mann :-). Um so schöner ist es, dieses kleine perfekte Menschlein im Arm halten zu dürfen. Ich bin überglücklich!
Allen, die bis hierhin durchgehalten haben, reiche ich gedanklich eine Tasse Kaffee bzw. Stilltee und Kekse...
Euch allen wünsche ich eine tolle erste gemeinsame Zeit mit euren Kleinen und den Nochschwangeren alles Gute für die Geburt!
Emily
Re: Bericht von Florentins Geburt
Alles Gute noch. L.G.Muckerl
Re: Bericht von Florentins Geburt
Re: Bericht von Florentins Geburt
Re: Bericht von Florentins Geburt
Re: Bericht von Florentins Geburt
Ich bin erstaunt wie man sowas schafft bin nkoch sehr ängstlich...
Alles gute euch
Re: Bericht von Florentins Geburt
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