Hallo ihr Lieben,
muss mich mal bei euch auskotzen. Vor drei Wochen sind wir zu den Eltern meines Freundes gefahren, um ihnen die frohe Botschaft mitzuteilen. Die beiden haben sich fast übergeben vor Freude, es wurden gleich zwei Champagnerflaschen (eine alkoholfrei ;) gelehrt und gefeiert.
Eine Woche später waren wir bei meinen Eltern. Ich habe die Sektflasche rausgeholt mit den Worten: Wir haben etwas mitgebracht, weil wir darauf anstoßen wollten, dass ihr bald Großeltern werdet. Keine Reaktion. Meine Eltern haben einfach das vorherige Thema wieder aufgenommen und weitergeredet. Könnt ihr euch das vorstellen? Meine Schwester stand zwischen den beiden und meinte immer nur: "Ehm, habt ihr das gerade mitgekriegt? Ist das euer Ernst? Freut ihr euch gar nicht" Als Antwort kam nur: "Ja, haben wir mitgekriegt, doch, wir freuen uns". Konnte es nicht fassen.
Habe danach mit meiner Schwester darüber geredet. Zur familiären Situation muss ich Folgendes erklären: meine Eltern sind ziemlich seltsam. Mein Vater schon Richtung Autist, meine Mutter hat viel Negatives erlebt und ich vermute manchmal, sie kann mit negativen Neuhigkeiten besser umgehen, als mit Positiven. Dazu kommt, dass meine Mutter bei iher zweiten Schwangerschaft eine Totgeburt hatte, also in der 40. Woche. Das war ziemlich schlimm und sie hat es niemals verkraftet. Zudem hatten es meine Eltern immer ziemlih schwer. Länger arbeitslos etc. Mein Exfreund (Psychologe) sagte immer, es wäre ein Wunder wie heile ich aus der Familie rausgekommen wäre. Ich vermute schon länger, dass meine Eltern zwar stolz auf mich sind, weil ich mein Studium mit Bestnoten abgeschlossen, ein gutes, geregeltes Einkommen, Erfolg im Job, einen wirklich tollen Freund mit gleichem Einkommen, eine große Wohnung mitten in der Stadt habe und viel gereist bin. Aber gleichzeitig irgendwie auch neidisch, weil sie selbst so ein Leben nicht hatten.
Nun gut, dann ging es doch noch um meine Schwangerschaft und es wurde ganz nett. Haben dann gemeinsam nach Namen gesucht.
Gestern haben ich meinen Eltern dann mitgeteilt, dass es ein Junge wird. Ich habe ihnen die Nachricht nur geschrieben, meine Schwester war aber gerade zu Hause, sodass sie mir von der Reaktion berichten konnte. Meine Mutter meinte wohl: Aha, also kein Mädchen. Na gut... Und mein Vater meinte: Achso, kein Mädchen. Und ist dann wieder aus dem Zimmer...
Konnte es schon wieder nicht fassen. Die Totgeburt, die meine Mutter hatte war halt ein Junge und davor und danach hatte sie halt mich und meine Schwester. Und natürlich ist mir bewusst, dass das alles damit zusammenhängt. Das da ein ganz tiefer Schmerz ist, der gerade an die Pberfläche kommt. Aber dafür kann ich nichts, und sie könnten sich doch wenigstens freuen, dass jetzt mit der neuen Generation ein Junge kommt! Ich habe meiner Schwester geschrieben, dass ich die Reaktion ziemlich enttäuschend finde und das ja mit der Reaktion von vor zwei Wochen gut zusammenpasst. Sie hat das meinen Eltern so mitgeteilt und dann kam von meiner Mutter wohl nur der Satz, dass sie neidisch wäre, weil sie keinen Jungen haben durfte...
Wie soll ich denn jetzt damit umgehen???