Hallo!

Meine beste Freundin leidet auch unter unerfülltem Kinderwunsch. Die beiden versuchen es schon seit über 7 Jahren, haben mittlerweile auch alle Wege durch und stehen nun auf der Liste für eine Adoption. Es ist sehr schwierig, mit ihnen darüber zu reden, ich hab das auch erst nach mehr als drei Jahren erfahren. Ich geh mit ihr einmal pro Woche zum Schwimmen, was es für sie wahrscheinlich auch nicht einfacher macht. Bin ja nun zum zweiten Mal schwanger. Schon als ich ihr von der ersten Schwangerschaft erzählt habe, kam nur ein kühles "Glückwunsch". Auch dieses Mal hat sie irgendwie gar nicht richtig drauf reagiert, als ich es ihr gesagt habe. Ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht so genau, wie ich mit ihr umgehen soll in Bezug auf die Schwangerschaft und ihrem unerfüllten Wunsch. Man hat ja nun genug Zeit, wenn man da einmal pro Woche nebeneinander herpaddelt. Sie wird wieder sehen, wie der Bauch wächst... Ich denke, dass ist für sie auch alles andere als leicht und mittlerweile versteh ich auch ihre Reaktionen, wenn ich ihr gesagt habe, dass ich schwanger bin. Ich bemüh mich immer, erst gegen Ende unsserer Zeit etwas davon zu erzählen, wie's mir geht. Und auch nicht ununterbrochen von meinem Sohn zu erzählen. Ist aber auch nicht leicht, da er nun mal momentan einen Großteil meines Lebens ausmacht.

Ich hoffe für euch, dass sich das Paar spätestens dann freut, wenn euer Baby da ist. So wird's auch bei meiner Freundin sein, das weiß ich. Ihr seid ja nicht schwanger geworden, um die beiden zu ärgern, das werden sie schon noch irgendwann erkennen. Es gibt nun mal keine festgelegte Reihenfolge, wer wann schwanger werden darf und wehe, es drängelt sich da jemand vor. Auch wenn es einem selbst als äußerst unfair erscheint, dass man selbst eine FG erleiden musste und nun andere einfach schwanger werden... So ging es mir kurzzeitig im Sommer nach der FG. Ich hab aber auch gemerkt, dass ich den anderen eigentlich nicht die Schwangerschaft neide, sondern sauer auf mich selbst war, dass es bei mir schief gegangen ist.

Hallo meine Liebe,

ich finde, dass gerade der unerfüllte Kinderwunsch ein ganz, ganz schwieriges Thema ist. Wir haben ja auch über ein Jahr geübt und zu Beginn konnte ich die frustrierten Mädels im KiWu-Forum gar nicht vestehen und habe mich aus vollstem Herzen mit jeder noch so unbekannten Schwangeren gefreut. Je länger wir aber am Üben waren, desto frustrierter bin ich selber geworden und ich fand es persönlich am Ende schon ganz furchtbar, wenn ich schwangeren Frauen oder welchen mit ganz frischen Babys begegnet bin. Da kommen so ganz unerwünschte Gefühle wie Neid und Missgunst hoch und man fragt sich, warum gerade ich und ob man das jemals auch erleben darf.  Ganz furchtbar ist das.

Was ich mir jedoch immer behalten habe, ist die ehrliche Freude für gute Freunde und Familie. Es gab keinen im Verwandten- und Bekanntenkreis, denen ich die Schwangerschaft nicht gegönnt hätte oder vielleicht gar sauer bin, weil es bei ihnen klappt und bei uns nicht. Da hab ich schon versucht, so gut wie möglich drüber zu stehen und meine Traurigkeit dann zu verstecken, daheim mit meinem Mann zu besprechen oder mich bei meinen Mädels auszuweinen. Soweit sollte man denke ich schon sein. Ich finde auch, dass es in einer gewissen Art von persönlicher Größe zeugt, wenn man da die eigenen Bedürfnisse für ein paar Minuten hinten anreihen kann. 

Was ich den betroffenen Personen aber schon erlauben würde ist, sich selber ein bisschen Distanz zu schaffen. Man muss sich selber einfach ein bisschen schützen und wenn dann gerade jemand schwanger ist, der einem nahe steht und man sich mit dem Thema nicht dauernd konfrontieren will, dann verstehe ich den Wunsch nach Abstand ganz gut. 

Ich drücke euch die Daumen, dass sich die Situation beruhigt und ihr vielleicht bald normal über das Thema reden könnt. Vielleicht klappt es ja bald auch beim befreundeten Pärchen und dann wird das Thema direkt aus der Welt sein, wirst sehen .

Liebe Grüße,
Lisa