So. Jetzt habe ich endlich mal alles getipselt.
Dienstagmorgen sind wir um 7:30 Uhr bei 41+3 in die Klinik zum Einleiten. Zuvor hatten wir ja alle natürlichen Anschubser ausprobiert, aber es hat sich absolut nichts getan. Null Wehen und ansonsten auch keine Anzeichen. Das war zwar schon irgendwie komisch, hatte ich doch bis dahin in der Schwangerschaft das Gefühl gehabt, mein Körper weiß, was er tut… aber gut. Hilft ja nichts.
Wir haben uns also auf ziemlich fade Tage eingestellt und ich hatte gehofft, dass unser Kleiner vielleicht am nächsten Tag kommen würde. Also bin ich relativ entspannt mit einem Cappuccino to go in die Klinik spaziert. Während ich nochmal am CTG gehangen bin und einen Zugang gelegt bekam, ist mein Mann noch einmal losgedüst. Im Baumarkt gab es an dem Tag 20% und er hatte seit Wochen einen „Wunschzettel“. Also habe ich gegen 9:00 Uhr alleine die erste Dosis Cytotec bekommen. Danach bin ich spazieren gegangen, es war so ein schöner, sonniger Tag. Gegen 11:00 Uhr war mein Mann zurück, pünktlich zum CTG und zur zweiten Dosis. Es hatte sich noch gar nichts getan. Danach konnten wir auf unser Familienzimmer (wir hatten Glück, es war gerade wieder eines frei geworden) und etwas essen. Um 13:00 Uhr ging es dann wieder zum Kreißsaal, leider immer noch ohne bemerkenswerte Wehen. Naja. Wir hatten uns ja auf Warterei eingestellt. Also dritte Dosis, zurück aufs Zimmer.
Um 15:00 Uhr wieder zum CTG. Langsam wurde es nervig, ich hatte das ja seit zwei Wochen alle zwei Tage und jetzt alle zwei Stunden - Puh! Noch dazu hatten sie ihn die Male zuvor ein paar Mal „aufwecken“ müssen. Ich hatte mir da keine allzu großen Gedanken gemacht, weil er ja immer im Bauch aktiv war… Jedenfalls war wieder zu wenig „Zickzack“. Also noch länger CTG. Ich war dezent genervt, mir war langweilig…
Dann kommt die Hebamme mit der Assistenzärztin. Die schaut sich das CTG an, schaut mich an und meint: „Wir müssen einen Kaiserschnitt machen.“
Wumms. Das hat gesessen. BITTE WAS??? Sie erklärt mir, dass nach der Inaktivität jetzt massive Dezelerationen auf dem CTG wären und zeigte mir die (echt üblen) „Täler“ auf dem Ausdruck. Gerade noch war mir fad und ich war genervt und plötzlich ein Kaiserschnitt? Ich bin fassungslos. Jetzt, bevor ich überhaupt eine Chance auf eine natürliche Geburt hatte? Ich fange an zu weinen, während sie mich über die OP aufklärt. Der Chefarzt kommt dazu. Ich frage mehrmals, ob es nicht eine harmlose Erklärung geben kann, ob wir es nicht noch versuchen können. Er meint, dass das CTG richtig mies sei. Vor allem bei 1cm Muttermund und kaum Wehen sei das ein extrem schlechtes Zeichen. Er könne mir nur anbieten, wenn wir sofort den Kaiserschnitt machen, dass sie es noch mit spinaler Anästhesie versuchen. Das gibt den Ausschlag. Ich willige ein.
Ich werde im Eiltempo aufgeklärt während ich vor mich hinschniefe und alles geht sehr schnell. Ich weiß nur noch, wie ich mit dickem Bauch im Kittelchen auf dem Bett sitze und weine. Dann bekomme ich eine Art Loop um die Brust, fürs Baby, und es geht in den OP. Der Anästhesist braucht vier Versuche, bis die Narkose liegt, mir geht es dabei wirklich schlecht. Beim vierten Versuch denke ich: „Hört bloß auf damit, legt mich einfach schlafen!“ Dabei hat der Anästhesist extra noch einen Versuch draufgelegt, eigentlich hätten sie schon eine Vollnarkose machen müssen, weil das CTG immer schlechter wird (sagt man mir später).
Mein Mann kommt dazu, als die OP bereits im Gange ist, er wird mit dem Rücken zum Geschehen hineinbugsiert, damit er ja nichts sieht. (Zumindest das Theater kann ich mit Humor nehmen.) Ich bin froh, ihn zu sehen. Während ich ein wenig „verschnaufe“, merke ich erst wieder etwas, als mein Kleiner „hinausgedrückt“ wird. Ich höre das erhoffte Quäken, das zum Schreien wird, als er mir kurz gezeigt wird. Dann nimmt ihn die Hebamme kurz mit, bringt ihn aber gleich wieder und er darf in den Loop auf meiner Brust. Ich bin glücklich, dass ich ihn gleich so lange haben darf. Er ist wunderschön und so klein, mein erster Gedanke ist: „Der hat doch nie 4 Kilo!“. Ich halte ihn den ganzen Rest der OP.
Am Schluss nehmen mein Mann und die Hebamme ihn mit in den Kreißsaal, wo er bei meinem Mann auf der Brust liegen darf. Während ich noch genäht werde, meint der Arzt, dass mein Kleiner die Nabelschnur dreimal eng um den Hals gewickelt hatte. Das versöhnt mich halbwegs mit der Situation. Zurück im Kreißsaal dürfen wir dann endlich richtig kuscheln und ich lege ihn das erste Mal an. Er trinkt wie ein Profi. Als uns dann noch die Plazenta gezeigt wird, bin ich so fasziniert, dass ich es nicht übers Herz bringe, sie wie geplant dazulassen, sondern einpacken lasse…
Auch jetzt fühle ich mich nach wie vor irgendwie um „meine“ Geburt betrogen und bin ein kleines bisschen neidisch, wenn ich an die natürlichen Geburten von anderen denke. Trotzdem bin ich unglaublich dankbar, dass mein Kleiner gesund ist und alles gut gegangen ist.