Hallo ihr Lieben,
erst einmal herzlichen Dank für die zahlreichen Glückwünsche!! In der Klinik war es mit dem Internet etwas schwierig, deshalb melde ich mich erst jetzt wieder. Mein Mann und ich sind nun zu Hause, aber unser kleiner Schatz muss noch weiterhin in der Klinik bleiben. Dazu später mehr....
Ich hatte ja am 3.7. den Termin zu äußeren Wendung. Ich war von Anfang an ein wenig skeptisch, ob ich den Wendungsversuch machen soll, aber nachdem mir alle Ärzte und Hebammen dazu geraten haben, war ich dann doch überzeugt, dass es einen Versuch wert ist. Es passiert ja wirklich sehr sehr selten was und die Alternative wäre ein geplanter Kaiserschnitt gewesen, der ja auch nicht risikofrei wäre. In die Kliniktasche wurde also nur das Nötigste gepackt und wir haben morgens das Haus verlassen in er Überzeugung in ein paar Stunden wieder zurück zu sein.
Um 9 Uhr hatten wir den Termin in der Klinik und sind auch sehr zügig dran gekommen (in der Klinik nicht selbstverständlich). Ich wurde in ein Kreißsaalzimmer gebracht und ans CTG gehängt. Mein Mann wurde zur prophylaktischen Anmeldung geschickt. Währenddessen wurde mir ein Zugang gelegt und OP-Hemdchen angezogen. Die Hebammen waren total nett und wir haben noch gewitzelt, was das denn für ein prophylaktischer Aufwand ist für den Fall der Fälle, der so selten passiert. Die Ärztin kam und machte einen kurzen Ultraschall. Ja, Köpfchen ist immernoch oben, aber er liegt ganz gut zum Wenden. Das kriegen wir schon hin.
Die Ärztin ging erstmal wieder aus dem Zimmer, kam aber schon kurz darauf wieder und teilte mit, dass wir jetzt anfangen müssen. In 20 min müsse sie in den OP und dann müssen wir fertig sein. Wir machen 3 Versuche, entweder es klappt oder nicht. Mein Mann war noch nicht von der Anmeldung zurück, aber sie wollte unbedingt anfangen. Mein Bauch wurde mit Öl eingerieben und sie fing an ein wenig herum zu drücken. Es war nicht schmerzhaft, aber unangenehm. Glücklicherweise kam dann auch mein Mann endlich wieder. Ich merkte genau, wie der Kopf langsam nach unten wanderte, aber ich war doch ganz schön angespannt.
Dann hieß es plötzlich, Baby erfolgreich gedreht, aber der Kleine reagiert mit schwachen Herztönen. Die Ärztin rüttelte am Bauch und sprach dem Baby gut zu. Mir wurde ein wenig schwindlig. Ich habe keine Ahnung, wie lange gewartet wurde, aber irgendwann hieß es "Vorbereiten zur Not-Sectio". Oh nein! Ich versuchte mit meinem Mann Blickkontakt aufzunehmen. Ich hätte ja gerne noch einen Kuss oder aufmunternde Worte bekommen, aber alle drängten zur Eile. Es wurde hektisch im gesamten Kreißsaal Ich spürte nur noch wie ich sehr schnell in den OP geschoben wurde. Dort standen bereits gefühlte 100 Leute in grünen Kitteln. Ich bekam eine Maske aufs Gesicht und rechnete eigentlich damit, gleich einzuschlafen, aber es wurde noch eine ganze Menge vorbereitet. Dann hörte ich "Herztöne haben sich beruhigt, einmal kurz durchatmen". Die Ärztin kam zu mir und teilte mir mit, dass es nun 3 Möglichkeiten gäbe: 1. Trotzdem Not-Sectio mit Vollnarkose durchführen, 2. komplett abbrechen - was sie aber nicht empfehlen würde, da wir nicht wissen, was da gerade im Bauch passiert ist und es wieder passieren könnte oder 3. sofortige Spinal-Sectio. Meine erste Frage war, ob bei der Spinal-Sectio mein Mann dabei sein kann. Das wurde bestätigt. Ich wäre bei Bewusstsein und mein Mann bei mir. Ok, dann machen wir Spinal-Sectio und holen den kleinen Mann.
Der Anästhesist war ein ganz witziger Typ und auch sonst waren alle im OP-Saal super nett. Alles dauerte irgendwie eine gefühlte Ewigkeit, aber ich glaube ich hatte einfach jegliches Zeitgefühl verloren. Irgendwann kam dann mein Mann im grünen Kittel und es ging los. Der Kaiserschnitt an sich war nicht schlimm. Ich spürte, dass im Bauch rumgedrückt und gewerkel wurde, hatte aber dort unten keine Schmerzen. Was aber schrecklich war, waren die Brusschmerzen. Ich hatte das Gefühl meine Brust platzt gleich. Ich hab fast geschrien vor Schmerzen. Der Anästhesist meinte, das gehöre zum Geburtserlebnis dazu. Mein Mann versuchte mich zu beruhigen und ich sagte nur immer wieder "Merlin ist gleich da, Merlin ist gleich da."
Ein kurzer Baby-Schrei, "10 Uhr 27" wurde durch den OP gerufen, das Tuch wurde kurz runtergenommen und wir durften den kleinen verschmierten Mann angucken. Mir flossen die Tränen. Dann wurde er sofort weggebracht und ich vernäht. Die Ärzte fragten nach dem Namen. Der Anästhesist erkundigte sich, ob denn jemand nachgesehen habe, ob es denn tatsächlich ein Junge ist. Das wurde im ganzen OP-Saal verneint und überall wurde gelacht. Nach einigen Minuten hieß es: Der Papa darf zum Baby. Ich wurde weiter vernäht. Endlich nahmen die Brustschmerzen ab und ich kam zur Ruhe. Bin fast eingeschlafen. Die Ärzte fragten mehrmals, wo denn der Papa bleibe, aber jetzt vermisste ich meinen Mann nicht mehr. Er durfte mit Merlin kuscheln und da soll er sich alle Zeit der Welt nehmen.
Ich wurde langsam aus dem OP geschoben und im Flur stand mein Mann mit Merlin auf dem Arm. Als erstes sind mir die vielen Haare aufgefallen. Langsam öffnete der kleine sogar seine Augen und schaute mich an. Ich wurde in ein Kreißsaalzimmer gefahren. Dort stand bereits ein Kinderarzt. Ich hatte ganz plötzlich ein ungutes Gefühl. Der KInderarzt meinte, dass auf den ersten Blick alles gesund aussieht. Aber der Kleine fängt an ein wenig zu röcheln und das muss beobachtet werden. Er müsse ihn leider auf die Kinderstation mitnehmen. Voraussichtlich 1-2 Nächte. Ich könne ihn heute noch sehen, sobald ich aufstehen kann.
Mein Mann kam umgezogen wieder zurück. Er hatte bereits mit dem Kinderarzt gesprochen. Eine Hebamme kam und teilte uns die Maße unseres Kleinen mit: 3140 g, 50 cm und 34,,5 cm Kopfumfang. Das hört sich doch ganz gut an, dafür dass es 3 Wochen zu früh war. Außerdem brachte uns die Hebamme ein Foto von Merlin und hängte es an mein Bett. Das fand ich super lieb. So war er doch irgendwie bei mir.
Wir mussten noch etwas im Kreißsaal bleiben und sprachen viel über das soeben Erlebte. Es war alles so unrealistisch. Dann durften wir auf die Station. Mein Mann war total unruhig und als er herausfand, wo Merlin lag, machte er sich sofort auf den Weg zu ihm. Als er zurückkam brachte er folgende Neuigkeiten mit: Atmung ist wieder normal, blaue Flecken von der Wendung müssen beobachtet werden, außerdem trinke er nicht und bekomme nun Infusionen. Eigentlich sollte ich am Nachmittag aufstehen, aber meine Narbe blutete noch stark nach. Wir mussten also warten, bis die Blutung gestillt war, dann wurde mir aus dem Bett in den Rollstuhl geholfen und wir durften kurz rüber in die Kinderklinik. Der Kleine lag im Inkubator und wir berührten ihn durch die Öffnungen.
Aus den 1-2 Nächten auf der Kinderklinik wird vermutlich mind. 1 Woche. Die Geburt hat ihn so fertig gemacht, dass er extrem viel schläft. Insgesamt geht es ihm gut, keine Infektionen, keine Auffälligkeiten, aber er trinkt nicht. Nach 2-3 Schlücken schläft er sofort ein und ist von nichts und niemand in der Welt aufzuwecken. Erst an Tag 4 hat er das erste Mal richtig laut geschrien. Langsam kommt bei mir die Milch und ich pumpe ab. Aber auch die Mama-Milch verweigert er. Seit Tag 2 hat er eine Nasensonde und bekommt das meiste über die Sonde. Wir versuchen bei so vielen Mahlzeiten wie möglich dabei zu sein und ihm in aller Ruhe die Flasche zu geben. Haben ihn auch schon an die Brust angelegt, aber das Saugen strengt ihn so sehr an, dass er sofort wieder im Schlummerland ist. Wir haben schon mehrmals mit verschiedenen Ärzten gesprochen. Er braucht einfach etwas mehr Zeit um auf dieser Welt anzukommen. Sie sind alle optimistisch, dass er es bald hinbekommt und er macht ja auch ganz langsam Fortschritte, aber wir brauchen Geduld, Geduld, Geduld.
Mir geht es körperlich sehr gut. Die ersten Tage war ich komplett auf meinen Mann angewiesen (zum Glück haben wir ein Familienzimmer bekommen), aber mittlerweile bin ich wieder mobil und wir wurden gestern entlassen. Psychisch sieht es etwas anders aus. Ich fange sehr schnell an zu heulen, gemischte Traurigkeit, dass der Kleine nicht bei uns sein kann, mit Freude, dass wir ein gesundes Baby haben. Es war ganz komisch nach Hause zu kommen. Mein Mann war zwar zwischendrin mal kurz zu Hause um noch ein paar Sachen zu holen, aber es lag alles noch so rum wie am Montag vormittag.
So, jetzt muss ich gleich Milch pumpen und dann gehts heute den ganzen Tag in die Kinderklinik. Drückt mir bitte die Daumen, dass Merlin heute alle 3 Stunden 40 ml trinkt. Dann kann die Sonde raus und er eventuell am Montag mit uns nach Hause.....