So eine Woche danach hier der Bericht von Lilias Geburt. Ich fürchte, er wird ziemlich lang – dafür war die Geburt einfach zu aufregend.
Alles fing eigentlich ganz undramatisch an, nämlich exakt wie schon bei meinem Sohn, mit einem Blasensprung an ET +7 ganz früh morgens. Ich musste ja echt grinsen, als ich das im Bett bemerkte, hab anscheinend so einen inneren Rausschmeißer einprogrammiert.
Wehen hatte ich noch keine. Deswegen brauchten wir erst 2-3 Stunden später in der Klinik zu sein und konnten noch in Ruhe die Oma aus dem Bett schmeißen zum Aufpassen. Gegen 3:30 Uhr waren wir dann im KH und es folgte das übliche Prozedere: CTG, Ultraschall, wieder CTG und zwischendrin viel Warten. Inzwischen hatte ich immerhin leichte Wehen. Die CTGs waren zwar nicht ganz optimal, aber im grünen Bereich. Morgens dann eine tolle Überraschung: meine Nachsorgehebamme hatte Dienst und würde mich für die nächsten paar Stunden betreuen.
Insgesamt ging die dritte Geburt sehr viel langsamer voran als die zweite. Erst mit dem Mittagessen (zu dem Zeitpunkt hatte ich Kind Nr. 2 schon geboren) wurden die Wehen stark und kamen regelmäßig alle 2-3 Minuten. Zuvor war ich bereits untersucht worden, Mumu war bei 2cm, Kopf schön im Becken. Ich durfte in den Kreißsaal und fleißig Wehen veratmen, die nun immer stärker wurden. Nach einer Stunde fragte ich nach stärkeren Schmerzmitteln. Die Hebamme wollte mich aber erst untersuchen. Ab diesem Zeitpunkt fing das Drama an. Die Hebamme untersuchte und meinte, sie könnte „irgendeine Struktur“ ertasten, die da nicht hingehört. Sie vermutete Teile des Gesichts. Sie holte eine zweite Hebamme, die das gleiche ertastete. Ich bekam einen Wehenhemmer und zwei Assistenzärztinnen kamen zur US-Untersuchung, schließlich noch die Oberärztin. Auf einmal war es ganz schön voll im Kreißsaal. Die Oberärztin machte einen Vaginal-US und bestätigte, dass die Augenhöhlen nach unten zeigen, eine so genannte Gesichtslage. Ist anscheinend sehr selten, meine Hebamme hat viel Erfahrung und hatte das erst 2-3 Mal. Ich musste vorsorglich schon einmal Unterschrift für einen möglichen KS leisten, durfte aber erst einmal normal weitermachen.
Inzwischen war Schichtwechsel und Hebamme Nr. 2 ordnete Turnübungen an. Ich bekam eine PDA und schon ging es los. Die Übung war furchtbar anstrengend und ich muss ein sehr lustiges Bild abgegeben haben. Immerhin war danach „nur noch“ die Stirn vorneweg und ich sollte versuchen, die Geburt möglichst zügig fortzusetzen. Also Wehenhemmer raus und ich bekam direkt wieder kräftige Wehen. Leider wurden die Herztöne nun richtig schlecht und gingen bis auf die Hälfte von normal runter. Die Ärzte ordneten daraufhin den KS an und ich wurde zügig vorbereitet. Im OP hörte ich die Hebamme noch sagen, dass sich die Ärzte beeilen sollten, die Herztöne seien jetzt dauerhaft im Keller. Lilia wurde um 19:26 Uhr geholt und gab nur ein Glucksen von sich. Mir war sofort klar, dass das nichts Gutes verheißt aber komischerweise war ich trotzdem ganz ruhig, vielleicht die Hormone. Ich wusste auch, dass sie direkt nebenan versorgt werden kann, das hat mich sicher auch beruhigt. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass sie einen kompletten Atemstillstand hatte und auch der Kreislauf war zusammengebrochen. Ihr erster Apgar-Wert lag bei 1. Sie hatte die Nabelschnur mehrfach (im Mutterpass steht rucksackartig) um den Oberkörper gewickelt und hätte so nie normal auf die Welt kommen können.
Nach ein paar endlos langen Minuten hörten wir dann endlich zwei kräftige Schreie aus dem Nebenzimmer und von da ab ging es schnell bergauf. Lilia kam auf die Kinderintensiv-Station, ich zur Überwachung und später auf mein Zimmer. Zum ersten Mal sehen durfte ich die kleine Maus leider erst am nächsten Morgen, als ich keine tauben Beine mehr hatte. Da war sie schon wieder ganz fit, war aber zur Überwachung noch verkabelt und lag im Wärmebettchen. Nach knapp zwei Tagen durfte sie dann endlich zu mir aufs Zimmer.
Inzwischen ist sie topfit, trinkt wie eine ganz Große und ist bis auf abendliche Schreiattacken auch ein sehr entspanntes Kind. Wir sind natürlich sehr sehr froh, dass alles so gut ausgegangen ist. Und ich bin froh, dass das nun meine letzte Geburt war :-).