Vorsicht laaaaang!
Es ist Sonntag, der 21. Januar. Werdende Mama (bei SSW 36+6) und werdender Papa schlafen aus und liegen noch im Bett. Papa krault Mamas Bauch und sagt zu ihm: „Auf zu neuen Abenteuern!“ und damit starten sie in den Tag.
Ein scheinbar ganz normaler Tag. Es ist 13:30, wir sortieren unsere DVD-Sammlung um. Und dann stehe ich vor dem Regal und denke: Oh je, irgendwas läuft da in die Hose. Ich gehe mal eben schnell zur Toilette. Und da merke ich dann auch schon, dass das nicht der Schleim ist, den ich sonst ab und zu mal bemerkt hatte. Nein, diesmal war es deutlich flüssiger und deutlich mehr.
Wir rufen daraufhin die Hebamme an, die uns sagt, dass wir ins Krankenhaus fahren sollen.
Ich ziehe mich noch kurz um, suche die letzten Sachen zusammen, während Sven bei den Nachbarn anfragt, ob sie uns fahren können. Zum Glück können sie.
Um 14:20 Uhr sind wir da. Im Kreißsaal ist viel los. Trotzdem werde ich aufgenommen und in einem Voruntersuchungszimmer erfolgen die ersten Untersuchungen. Es sind keine Wehen vorhanden. Wenn nicht das Fruchtwasser auslaufen würde, würde man nicht glauben, dass sich da schon was tut. Vom Kopf bin ich auch überhaupt noch nicht soweit. Irgendwie glaube ich die ganze Zeit, dass das noch gar nicht wahr ist und ich am Abend bestimmt wieder nach Hause darf. Schließlich sind es doch noch drei Wochen bis zum errechneten Entbindungstermin!
Die Untersuchung zeigt dann auch, dass es tatsächlich Fruchtwasser ist. Und da noch ein paar Stunden zu 37+0 fehlen, wird alles als Frühgeburt behandelt. Ein Ultraschall zeigt, dass mit unserem Baby alles in Ordnung ist. Sie wird auf 3000g geschätzt.
Durch den frühen Blasensprung bekomme ich einen Venenzugang im Handrücken, über den ich immer wieder Antibiotika bekomme und werde dann zum Spazierengehen geschickt. Blöd, dass mir dabei immer wieder Fruchtwasser ausläuft, so dass ich ständig wieder die Vorlagen wechseln muss. Wehen stellen sich aber nicht ein.
Irgendwann am Abend bekomme ich dann einen der Kreißsäle zugewiesen und auch was zu essen. Ich hatte mittlerweile auch Kohldampf, da ich ja kein Mittagessen hatte.
Im Kreißsaal darf der Papa aber nicht mit übernachten, also muss der irgendwann nach Hause und ich darf mich auch schlafen legen.
In der späteren Nacht (so gegen 4:30 Uhr) wache ich auf und habe immer wieder ein kräftiges Ziehen im Bauch. Da es das erste Kind ist, habe ich nur die Vermutung, dass es Wehen sein könnten. Im CTG am Morgen sind die Wehen nur zu erahnen. Richtig stark sind sie halt nicht. Gebärmutterhals noch immer bei 2-3cm, Muttermund gerade mal fingerdurchlässig.
Da nach dem Blasensprung innerhalb von 48 Stunden das Kind geboren werden muss, wurden die Hebammen allmählich unruhig. Ich darf wieder spazieren gehen, was mir aber nicht wirklich gut tat. Da bekam ich ein dauerhaftes Ziehen im Bauch, während ich im Liegen eher wehenartige Schmerzen hatte, die ich aber gut veratmen konnte.
Gegen Mittag kam dann der Chefarzt. Er trägt dann ein wehenförderndes Vaginal-Gel auf. Und dann heißt es wieder warten.
Die Wehen werden stärker und häufiger. Aber es reicht einfach nicht, um wirklich was auszulösen. So gehen der Nachmittag und der Abend dahin. Immer wieder Wehen, ohne dass es vorwärts geht. In der Nacht versuche ich, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Gegen 2 Uhr bekomme ich ein Schmerzzäpfchen (soll sowas Buscopan-ähnliches sein). Wehen werden dadurch besser auszuhalten und ich kann mal länger als 6 Minuten am Stück schlafen.
Am Morgen wieder CTG (Wehen sind immer kaum zu sehen, ich muss dann immer einen Knopf drücken, wenn die Wehe kommt und wenn sie wieder zu Ende ist). Wehen haben sich kaum verändert. Aber bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass der Gebärmutterhals nun weg ist und der Muttermund bei 6 cm steht.
Und dann hieß es wieder warten… Es sind Wehen da, aber die Abstände werden wieder größer. Und die Uhr tickt, dass die 48 Stunden bald erreicht sind. Ich habe wirklich Angst, dass es am Ende doch ein Kaiserschnitt wird. Die Nerven liegen allmählich blank.
Zum frühen Mittag hin, muss ich noch mal den Kreißsaal wechseln (ich hatte den ganz am Ende des Flurs und kam nun in den ersten hinter dem Eingang).
Eine weitere Untersuchung zeigte, dass sich nichts getan hat. Muttermund noch immer bei 6 cm. Dafür aber recht schmerzhafte Wehen. Die Hebamme erklärt mir, dass sie mich jetzt an den Wehentropf hängen wollen. Aufgrund der Schmerzen werde ich vor die Wahl gestellt, ob ich noch mal ein Schmerzmittel möchte oder gleich eine PDA. Ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll, aber muss mich ja entscheiden und nehme das Schmerzmittel, weil ich eine PDA dann ja noch immer nehmen könnte. Dachte ich...
Das wird also gespritzt und dann kommt der Wehentropf dran, der über den Venenzugang verabreicht wird. Die Wirkung soll ja etwas dauern, also verabschiedet sich die Hebamme kurz mit den Worten, dass sie noch mal für kleine Mädchen geht.
Keine zwei Minuten später kommt die erste Presswehe, die mich vor Schmerzen fast aus dem Bett schmeißt. Mein Mann völlig hilflos, da wir im Moment komplett allein sind. Als dann endlich die Wehe abebbt, rennt er auch gleich raus, um Hilfe zu holen. Die anderen Hebammen hatten meine Schreie wohl gehört, wussten aber nicht, dass die zuständige Kollegin im Moment gar nicht da ist.
Und dann kamen irgendwie viele Leute gelaufen. So richtig habe ich das gar nicht mitbekommen. Schließlich kam bereits die nächste Wehe. Die zuständige Hebamme war nun auch wieder da. Und dann ging alles irgendwie sehr schnell. Ich glaube, es waren drei weitere Wehen, durch die mich die Hebamme sehr gut geleitet hat, und unser kleines Wunder hat das Licht der Welt erblickt!
Es war ein unglaublicher Moment! Die Schmerzen waren noch sehr präsent und doch war alles irgendwie unwirklich. Mein Mann hat dann noch die Nabelschnur durchtrennt (worauf er gar nicht vorbereitet war. Er bekam nur kurzerhand die Schere in die Hand gedrückt und es wurde ihm gezeigt, wo er schneiden soll.)
Während meine Geburtsverletzungen (Dammschnitt) genäht wurden (was bei einer noch nicht komplett wirksamen Betäubung auch nicht lustig ist), fand bereits die erste Untersuchung unserer Tochter statt.
Und dann wurde es wieder ganz ruhig im Kreißsaal. Wir als kleine Familie hatten Zeit für uns. Mein Mann und ich konnten uns an unserem kleinen Schatz nicht satt sehen!
Wir warteten noch immer darauf, dass auf der Wöchnerinnen-Station endlich ein Platz frei wird. Eigentlich wollten wir auch Daddys-In, aber uns konnte auch da noch immer niemand sagen, ob das möglich ist oder nicht.
Mittlerweile hatte auch ein Schichtwechsel bei den Hebammen stattgefunden und die neue Hebamme brachte uns dann mein wieder aufgewärmtes Mittagessen, was mein Mann und ich uns teilten.
Sechs Stunden später (Geburt war um 13:30 Uhr, also genau 48 Stunden nach Blasensprung) ging es endlich auf die Station. Natürlich war kein Platz für meinen Mann…
Was dann in der nächsten Zeit folgte, will ich mal ein bisschen straffen.
Da ich gegen Ende der Schwangerschaft einen Schwangerschaftsdiabetes entwickelt hatte, wurde kontrolliert, dass Sandra keine Unterzuckerung hat. Und prompt hatte sie eine beim Test in der Nacht. Außerdem war sie leicht unterkühlt, so dass sie da auch noch unter eine Wärmelampe kam.
Dann war aber Zucker und Temperatur kein Thema mehr.
Leider wird einem auf der Station nichts von sich aus gezeigt. Ich wusste nicht, wie ich das mit dem Stillen machen sollte, dann hieß es, dass ich zufüttern müsse, wegen des Zuckers. Ich hatte aber keine Ahnung, wie ich das machen sollte und erst recht nicht, welche Menge etc.
Kurz gesagt: Ich fühlte mich nicht wohl und wollte unbedingt nach Hause, damit ich eine Ansprechpartnerin habe und nicht drei verschiedene (pro Schicht!), die alle verschiedene Meinungen haben… Und damit ich auch nachts nicht allein bin, sondern mein Mann mich unterstützen kann.
Freitag durfte ich dann auch nach Hause. Aber wirklich glücklich wurde ich mit der Situation auch nicht. Der Baby-Blues hatte bei mir voll zugeschlagen. Ich wollte nur noch meine Ruhe haben. Ich musste ständig heulen. Oft völlig ohne Grund. Kleine Aufgaben erschienen mir schier unmöglich machbar zu sein. Selbst die täglichen Besuche der Hebamme gingen mir auf die Nerven. Und das mit dem Stillen wollte auch nicht klappen. Meist schlief Sandra dabei ein und satt wurde sie auch nicht. Das lag schlicht daran, dass der Milcheinschuss erst am 6. Tag kam. Und dann war es zu wenig Milch. Kein Wunder, dass die kleine Maus davon irgendwann frustriert war.
Ich bin froh, dass diese schreckliche Woche endlich vorbei ist und ich wieder so bin, wie ich mich selbst kenne. Furchtbar, was die Hormone mit einem machen!
Stillen geht nun halt nicht. Im Moment pumpe ich noch ab, so dass Sandra bei etwa jeder dritten Mahlzeit Muttermilch in der Flasche serviert bekommt. Füttern müssen wir alle vier Stunden, da Sandra sonst nicht genügend zunimmt. (Sie hatte zwischenzeitlich zu Hause auch noch mal abgenommen.) Das zerrt ganz schön an den Nerven, da wir für Wickeln und Füttern immer gut eine Stunde oder etwas länger brauchen. Da bleibt nicht viel Zeit für eigenen Schlaf, Essen kochen, duschen oder einkaufen. Mittlerweile haben wir uns ganz gut eingespielt. Aber Schlaf wird definitiv überbewertet. ;-)
Wir sind aber unglaublich dankbar und glücklich mit unserer Tochter! Ein größeres Geschenk hätten wir nicht bekommen können.