Hallo zusammen,
erstmal möchte ich allen, die inzwischen Mama geworden sind, ganz herzlich gratulieren. Ich hoffe, ihr genießt die Kuschelzeit und es geht euch allen gut. Allen anderen wünsche ich eine beschwerde- und stressfreie Rest-Kugelzeit.
Ich hatte mich in der letzten Zeit zurückgezogen, weil ich erstmal in meinem neuen Leben als Mama ankommen musste. Und ich kann euch sagen, so richtig ist mir das bisher nicht gelungen. Nun verstehe ich auch, warum die Wochenbettzeit 8 Wochen dauert. Aber mal von Anfang an.
Am 03.01. bin ich morgens mit einer sehr leichten Blutung aufgewacht. Bis ca. 12 Uhr hat sich die Blutung kontinuierlich leicht gesteigert und wurde irgendwie flüssiger. Da ich zwischendurch auch immer wieder ein leichtes Ziehen im Unterleib verspürte, wollte ich doch mal ins Krankenhaus, um abklären zu lassen, ob alles in Ordnung ist. Fazit: Leichter, hoher Blasensprung, ich wurde sofort stationär aufgenommen. Und das Ziehen im Unterleib waren dann wohl schon beginnende Wehen! Damit hatte ich nicht gerechnet und eigentlich gehofft, dass wir nochmal nach Hause dürfen.
Nunja, mein Mann und ich blieben da, „kauften“ ein Einzelzimmer und richteten uns ein. Im Verlauf des Tages wurden die Wehen natürlich immer stärker. Gegen 18.00 Uhr wurden sie schon unangenehmer, waren aber noch gut zu veratmen. Wir gingen viel Spazieren um den Verlauf der Wehen anzuregen, was auch funktionierte. Gegen 23.00 Uhr waren die Wehen dann so stark und kamen in so kurzen Abständen, dass ich davon ausging, dass die Geburt bald richtig startet. Pustekuchen, Mumu war erst bei etwa 2cm! Nach weiteren zwei Stunden empfand ich die Schmerzen schon als sehr heftig, zumal die Wehen etwa alle zwei bis drei Minuten kamen. Mumu befand sich bei 3-4cm und ich war in einem Zustand, in dem ich mich fragte, wie ich das noch einige Stunden weiter aushalten soll. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass die Geburt so „schleppend“ verläuft, bzw. dass die Schmerzen dann schon so früh so heftig sein würden.
Da man nie weiß, wie es sich weiterentwickelt, habe ich um eine PDA gebeten. Eigentlich wollte ich die vermeiden, wegen der Risiken, die eine PDA mit sich bringt. Aber ich muss sagen, dass diese Entscheidung für mich genau die richtige war. Die Schmerzen wurden erträglicher, auch wenn die PDA leider nur halbseitig wirkte. So hielt ich die nächsten ca. 2,5 Stunden aus, wünschte mir aber die ganze Zeit, es möge endlich richtig losgehen und schnell vorbei sein.
Ungefähr gegen 3.30 Uhr hatte ich dann das Gefühl, ich kann nicht mehr. Ich hatte mir so sehr vorgenommen, dass Sensibelchen in mir nicht die Überhand gewinnen zu lassen. Hat nicht geklappt. Ich hab nur noch geheult, empfand die Wehen und Schmerzen als sehr heftig und wollte einfach nicht mehr. Ich erspare mir Details und schreibe nur, dass die letzten zwei Stunden für mich die reinste Hölle waren. Mir war klar, dass eine Geburt keine locker-flockige Veranstaltung ist, ich habe es mir aber wirklich nicht so schlimm vorgestellt. Als ich dachte, dass mich die Ärztin jetzt nur noch narkotisieren und aufschneiden kann, weil ich absolut keine Kraft mehr habe, bekam ich einen Dammschnitt und nach drei Presswehen war mein Sohn endlich um 5.28 Uhr da. Zwei Stunden blieben wir dann zum Schmusen im Kreißsaal und das war einfach nur unglaublich schön!
Für mich persönlich war die Geburt das bisher schlimmste, was ich in meinem ganzen Leben erlebt habe, mit dem schönsten Ende, was ich mir vorstellen kann. Was hat sich die Natur da bloß ausgedacht?
Ich hoffe, ich mache niemandem damit Angst. Das war meine persönliche Erfahrung und es verläuft immer unterschiedlich. Drei „Tipps“ kann ich festhalten, vielleicht hilft es ja einer von euch:
- Die richtige Atmung üben. Und verinnerlichen, wo genau man während der Presswehen hinpressen muss. Nach der Geburt hab ich verstanden, warum wir das laut GVK immer und immer wieder Zuhause üben sollten. Hab ich zu wenig gemacht und die ersten Presswehen „verschenkt“, sowie Kraft vergeudet, die mir später gefehlt hat. Und Presswehen machen wirklich keinen Spaß…
- Jemanden mitnehmen, der euch gut unterstützt, sofern ihr das möchtet. Ich glaube, ohne meinen Mann wäre es noch viel schlimmer für mich gewesen. Er hat mir unglaublich geholfen, besonders emotional, aber auch körperlich. Sei es durch einen kalten Waschlappen, etwas zu trinken oder dass er mich während der Presswehen so festgehalten hat, dass ich leichter Pressen konnte.
- Sagt Verwandten und Bekannten – ja nachdem, was für ein Typ ihr seid – dass sie euch in den ersten Tagen nach der Geburt noch nicht besuchen, sondern sich erst etwas gedulden sollen, um euch Zeit zur Eingewöhnung zu lassen.
Die erste Woche ist für mich irgendwie völlig an der Realität vorbei gelaufen. Am 07.01. sind wir nach Hause gefahren und ich bin erst vor zwei Tagen einigermaßen zur Ruhe gekommen. Ich musste das Erlebte erstmal verdauen (und muss es nach wie vor), wofür ich aber aufgrund der Besuche und Fragen nach Fotos, etc. nicht richtig Zeit hatte. Hinzu kam der Schlafmangel! Abgesehen von meinem Sohn, der selbstverständlich versorgt werden wollte, musste ich die ersten Tage alle vier Stunden Milch abpumpen, um meinen Milcheinschuss in Gang zu bringen. Ich hab tagelang höchstens 2,5 Stunden am Stück geschlafen und frage mich bis heute, wie alleinerziehende Mütter das alles schaffen. Entweder hab ich einfach etwas Pech oder ich stelle mich zu dumm an.
Nun versuche ich das Wochenbett mehr zu genießen und zur Ruhe zu kommen. Bisher gelingt mir das zwischendurch gut, meistens noch nicht so ganz. Der Kurze ist aber leider auch nachtaktiv, trinkt nicht gut und scheint die Dreimonatskoliken voll auszukosten. Und mein Mann geht ab heute wieder arbeiten.
Mit der Zeit wird das schon werden, da muss ich jetzt einfach durch. Wenn ich in das kleine Gesicht meines Sohnes schaue, sehe ich jede Sekunde, dass sich das lohnt. Er ist einfach nur unglaublich toll und ich genieße die für mich neuen Muttergefühle in vollen Zügen.
Ich hoffe, ihr habt weniger Stress und Verwandte, die mehr Verständnis zeigen, falls ihr ein ähnliches Ruhebedürfnis habt wie ich. Ich sehe schon den Famlienkrach seitens meiner Schwiegerfamilie kommen, da ich inzwischen zu allem „nein“ sage und Telefon und Handy ignoriere. Ich möchte meinen Sohn erstmal besser kennenlernen, die Zeit mit ihm genießen und mich in mein neues Leben einfinden. Und das mache ich nun endlich auch!
Liebe Grüße,
Nina – die für diese Bericht 1,5 Tage gebraucht hat