Darf ich mich mal einschleichen?

Liebe Naina,

wir selbst sind nicht zweisprachig - aber in meiner engeren Familie gleich mehrere Familien. Außerdem hat meine eine Schwester mit Zweisprachiger Erziehung beruflich zu tun.

Wichtig ist, dass je ein Elternteil konstant eine Sprache spricht - möglichst von Geburt an - aber spätestens, wenn der Spracherwerb so richtig los geht (ab 6-9 Monate nennt man das in der Linguistik Spracherwerbszeit, auch wenn da nicht wirklich von Sprechen die Rede sein kann natürlich). D.h. ihr hättet noch ein bisschen Zeit um damit anzufangen.

Schlag deinem Mann doch mal vor, er möge sich ein Gute Nacht Lied aus seiner Heimat aussuchen und das abends für ihn singen. Es kommt nicht aufs Können an, sondern auf die Sprache. Und das dann jeden Abend. Du solltest aber nicht mitsingen. Wenn er sich so traut, mit ihm in seiner Heimatsprache zu "sprechen", dann soll er so langsam steigern. Ansonsten frag ihn doch mal - ohne  Vorwurf - wie er zur Zweisprachigkeit steht und ob er nicht mal in seiner Heimatsprache sprechen mag? Frag ihn, was ihn "hindert". Oft ist es der Gedanke, dass man ja doch nicht verstanden wird - aber das ist auch nicht nötig bzw. es geht so schnell, dass die Kinder die zweite Sprache verstehen. Vielleicht traut er sich auch nicht, weil Du es nicht verstehen würdest? Dann musst Du ihm deutlich signalisieren, dass das nicht so ist. (Du lernst ja automatisch etwas mit)

Vielleicht gibt es ja auch wichtige Gründe für Zweisprachigkeit? Die Großeltern, die sonst nicht kommunizieren können mit ihrem Enkel? Das könntest Du dann ja auch argumentativ nutzen.

Dieses frühe zweisprachige ist wichtig, wenn Euer Sohn perfekt die zweite Sprache lernen soll. Wenn es Euch nur darum geht, dass er sie versteht und etwas kommunizieren kann, dann reicht sicher auch ein Beginn nach dem 1. Lebensjahr. Aber dann sollte man wirklich starten.

Meine Patenkinder wachsen zweisprachig auf. Die Große war eine sehr schlechte Schläferin, hat viel geweint. Lustig war, dass - egal wer - sie in der Muttersprache ihrer Mutter beruhigen konnte (also auch ich, die diese Sprache nur wenig beherrscht), in Deutsch ging das nicht ... So schnell gewöhnen Kinder sich an die Zweisprachigkeit: Sie wusste als Säugling schon: S ist die "Trostsprache", Deutsch die Alltagssprache.

Heute ist sie 14: Sie spricht perfekt beide Sprachen und konnte schon mit 3 Jahren dolmetschen zwischen den Großeltern aus S. und mir - das war so herrlich zu erleben.

So, zu weiteren ausholenden Theorien ist es mir heut nacht zu spät - Du darfst Dich aber gern melden und fragen. Ich kann Dir aus der Sprachtheorie noch einiges schreiben.

Liebe Grüße und alles Gute für Euch,

Lilli mit Maren (5) und Tabea (2)