So, ich hatte Euch ja noch einen Geburtsbericht versprochen. Vorsicht er ist sehr sehr lang – aber ich dachte, wenn ich schon mal schreibe, kann ich es auch für mich als Erinnerung tun. Vielleicht nicht jedermanns Sache, eine Geburt so im Detail zu lesen. Also sagt nicht, ich hätte Euch nicht vorher gewarnt.
Angefangen hat alles mit der VU am Freitag im Krankenhaus. Gleichzeitig gab es auch eine Beratung zur Einleitung. Da sich bei mir so gar nichts tat, war das eine echt schwierige Entscheidung. Abwägen zwischen nach Hause gehen mit nervigem Warten oder endlich etwas aktiv tun. Wir haben uns dann entschieden den ersten Dominostein anzustoßen. Meine Ärztin hatte mich ja schon vorgewarnt, dass es länger dauern könnte, also stellten wir uns auf alles ein. Ab 11 Uhr gab es im 4-Stunden-Takt Tabletten und immer wieder CTG-Kontrollen. Doch nichts tat sich. Gegen Nachmittag, konnten mein Mann und ich die erste Übungswehe auf dem CTG feiern. Zum Glück war gutes Wetter, so dass wir die Wartezeit mit Spaziergängen überbrücken konnten. Gegen Abend wurden die Tabletten dann ausgesetzt und mein Mann ist zum Schlafen nach Hause gefahren.
Gegen 1 Uhr wurde ich dann von Wehen geweckt. Doch die Untersuchung ergab – MuMu noch zu, Gebärmutterhals steht noch - Übungswehen. Also nochmal zur Kontrolle ans CTG. Nur mochte Krümel das so gar nicht und machte 1 ½ Stunden Randale ehe wir auf 15 min. vernünftiges CTG kamen. Nach Beratung mit der Hebamme entschied ich mich dann für ein mittleres Schmerzmittel, damit ich wenigstens noch etwas schlafen konnte. Das reichte leider nur 1 ½ Stunden an, und ich stand wieder mit Wehen im Kreissaal. Doch diesmal endlich der erlösende Befund – Gebärmutterhals weg und MuMu leicht geöffnet – also offiziell Geburtsbeginn um 4.30 Uhr.
Mein Schatz war dann auch ganz schnell bei mir. Und los ging es mit veratmen – im stehen, sitzen am Seil hängend – die Wehen waren echt heftig und haben auch meinen Magen in Mitleidenschaft gezogen. Irgendwann platze auch die Fruchtblase. Durch das viele Spucken, ging mein Kreislauf ziemlich runter. Ich bekam einen Tropf, als Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes. Die Hebamme stellte nach zwei Stunden einen geöffneten MuMu von 6 cm fest – das erklärte auch die heftigen Wehen. War jedoch viel zu schnell (Erstgebärende brauchen für die ersten 6 cm ca. 6-8h) und so nicht die gesamte Geburt durch haltbar. Schließlich hatte ich ein 4-kilo Baby zu gebären.
Die Ärztin hat mir dann eine PDA vorgeschlagen. Eigentlich wollte ich ja erst Wanne, Homöopathie oder Akkupunktur ausprobieren – doch in dem Moment, war die PDA wirklich der beste Weg, denn der war ja noch lang. Und mein Kreislauf hätte da sicherlich nicht mitgemacht.
Die PDA war schnell gelegt. Die Ärzte im ELIM (Hamburg) sind echt spitze, super nett und selbst in solcher Situation immer mit einer Portion Humor. Durch die PDA wurde dann natürlich die Wehentätigkeit gedrosselt. Ich konnte sogar 30 min. schlafen. Aber der Wehentropf hat die Wehen schnell wieder angekurbelt. Leider wollte sich Krümel nicht richtig ins Becken drehen. Also hieß es für mich, alle 20 Minuten von rechts nach links und zurück. Das nervige dabei ist nur, dass man nicht mehr tun kann (stehen ist wegen der PDA nicht erlaubt) und bei jeder Drehung die Herztöne fürs CTG neu gesucht werden müssen.
Irgendwann habe ich dann auch ziemlich Pressdrang verspürt. Zum Glück war mein Schatz bei mir, der sofort eine Hebamme besorgt hat (ich habe im Nachhinein mitbekommen, dass drei Frauen gleichzeitig im Endstadium der Geburt lagen und es damit sehr hektisch auf der Station war). Mein Mann hat die Hebamme jedoch nicht mehr hergegeben. Und ich durfte auch endlich etwas pressen, so dass sich das Köpfchen besser ins Becken dreht. Leider nicht allzu erfolgreich, so dass sich die Hebamme und die Ärztin schon über einen Kaiserschnitt berieten. Inzwischen kam nämlich auch grünes Fruchtwasser, was auf Stress des Babies hindeutet (Herztöne aber weiterhin ok) – und das will man ja verhindern.
Anscheinend hat mich der drohende Kaiserschnitt dann doch so angespornt, dass es doch wieder etwas vorwärts ging. Aber wieder nur ein kleines Stück, so dass die über die Nutzung einer Saugglocke spekuliert wurde (nur zum festhalten des Köpfchens, damit es nicht immer zurück rutscht). Dazu wird im ELIM immer der Oberarzt gerufen. Eh der jedoch da war, habe ich stark gekämpft und wieder ein paar cm geschafft. Mein Schatz meinte später, er hätte immer mit gepresst – nur mit dem Unterschied, dass er schon lange nicht mehr konnte, während ich noch presste – tja, die Kräfte unter der Geburt sind nicht zu unterschätzen.
Der Oberarzt stellt dann auch nur fest, dass er wohl nicht mehr gebraucht wird. Stellte dann aber seine Kraft zur Verfügung um von oben auf meinem Bauch mit zudrücken und damit ein zurückrutschen zu verhindern.
Die letzten Wehen gingen dann ziemlich schnell. Zwei fürs Köpfchen – Krümel hat seinen Dickschädel bewiesen und sich nicht richtig gedreht, dadurch bin ich leicht gerissen- und eine für den Rest des Körpers. Und schon hatte ich ihn im Arm und konnte über das kleine Wunder nur staunen. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich an diesen Moment zurückdenke.
Das Nähen war dann eigentlich Nebensache (waren auch nur 2 Stiche), viel mehr zählte unser Wunder. Ich wurde von Ärztin und Hebamme zur Löwin getauft. Die beiden hatten mich schon auf dem OP-Tisch gesehen. Das macht mich natürlich umso stolzer.
Ich bin froh, dass trotz aller Schmerzen die Geburt so gut verlaufen ist (Kommentar der Ärztin: bei dieser Geburt wird die nächste ein Spaziergang) und werde diesen Tag sicherlich nie vergessen. Wie meine Nachsorgehebamme im Vorwege meinte – der Tag der Geburt des eigenen Kindes ist etwas ganz besonderes. Das hat man nur einmal und man sollte es als Paar genießen (trotz aller Schmerzen). Genau so war es und ich möchte dieses Erlebnis in meinem Leben nicht missen.
So, das war es. Ich habe das Gefühl alles geschrieben zu haben, was ich sagen wollte. Danke fürs lesen und wer es bis hierher geschafft hat bekommt eine große Tasse Tee.
LG, Sonnenschein und Vincent 7T