Hey Nadine,

ich verteh dass du sauer und verzweifelt bist aber sei nicht böse auf deinen Vater. Genau wie wir ALLES für unsere Kindern tun werden, ist dein Vater eben auch in dieser Situation.

Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass man deinem Bruder viel helfen kann bis er selber realisiert, dass er so nicht weiter machen kann.

Ich nehme an ihr habt schon versucht mit ihm zu sprechen etc?

Ich wünsche euch viel Kraft und hoffe dein Bruder fängt sich bald wieder.

... beim lesen fiel mir spontan ein:
Was heißt denn: "Alles für ein Kind tun."
Damit es das Kind weiterhin "bequem" hat oder es so, wie man es unterstützt einfach für alle Beteiligten "bequemer" ist, als eben einfach mal zu sagen: "Bis hier hin und nicht weiter".
Denn, klar, möchte ich für mein Kind "immer nur das Beste". Aber was ist denn in diesem Fall das Beste fürs Kind?
Es einfach weiter (in seiner Faulheit, Trägkeit, Unenschlossenheit, Lockerheit, Unbeschwertheit...) zu unterstützen, nicht das (entscheidende) Gespräch zu suchen / finden, einfach so weiter zu machen wie bisher? Geld rüber zu schieben ist beruhigend für den, der das Geld gibt, bequem für den, der Nutznießer ist (Strom läuft wieder, er musste nichts weiter machen).
Oder ist es nicht besser, auch mal endlich Bedingungen zu äußern, eine Art "Gegenleistung" zu verlangen und das dann auch durchzuziehen?
Anscheinend hat der "Sohn" noch nicht verstanden, was es heißt, auf eigenen Füßen zu stehen, erwachsen zu werden, etc. Bisher hat es ja prima mit den Eltern geklappt, sie haben "funktioniert", es konnte bisher immer an das "schlechte Gewissen" der Eltern appeliert werden.
(das kann mein Bruder immer noch sehr gut bei meiner Mutter)
vG

...ich sag ma so - ich bin auch so aufgewachsen! Meine Eltern haben mir sehr viel ermöglicht - vorallem eine SUPER Ausbildung (im Ausland) dafür wurde aber auch schon erwartet, dass ich mich auf den Hosenboden setze und was lerne und nicht nur Party mache... (nur mal so als Beispiel).

Ich versteh aber auch den Vater von Nadine - ich mein was soll er denn machen? Also ich weiss nicht ob ich so krass sein könnte und sagen "dein Problem" wenn mein Kind ohne Strom wäre. Weisst du was ich mein? Also vornehmen würde ich es mir - vorallem bringts ja nichts jedes Mal mit "das ist aber das letzte Mal" zu drohen wenn man es dann nicht durch zieht. Aber trotzdem ist's halt dein KIND!

Ach ich könnt jetzt nen Roman dazu schreiben und krieg's trotzdem nicht in Worte gefasst was ich mein - ich hoffe ich schaffe es meine Kinder von vornherein so konsequent zu erziehen, dass ich nie in so eine Situation komme.

Aber generell bin ich voll mit dir auf einer Wellenlänge - nur wie ich das umgesetzt bekomme - das wird sich noch rausstellen.

LG

Ellen

Hi Ellen,
ja, es dauert eine Weile, bis man solche Gedanken in die Tat umsetzt. Und ja, als Eltern hat man in solchen Fällen mit Sicherheit auch so etwas wie ein schlechtes Gewissen - schlechtes Gewissen, weil man dem Sohn nicht hilft oder schlechtes Gewissen, etwas falsch gemacht zu haben, weil der Sohn nicht in der Lage ist, sich selber aus dem Schlamassel raus zu ziehen. Egal, von welcher Seite man das dann betrachtet, irgendwie sitzt mal als Eltern(teil) doch immer in der Zange - deshalb ist es anscheinend auch so schwierig, in solchen Situationen dann einen klaren Gedanken zu fassen.
Mir hilft dann immer: Wenn es die nächsten 10 Jahre genau so bleibt wie es jetzt ist und du wüsstest dies genau jetzt schon. Würdest du das so bildlich vor Augen auch wirklich haben wollen? 10 Jahre lang? 10 Jahre lang mit Gewissheit solch ein "Übel"? 10 Jahre lang in etwas hineininvestieren, was sowieso zum Scheitern verurteilt ist?
Wahrscheinlich bin ich hier aber auch in gewisser Weise im "Vorteil". Ich habe zu jmd. den Kontakt abgebrochen, weil es einfach nichts gebracht hat, diejenige auch nur die Hand aufhalten konnte.
Es ist etwas anderes, in die Ausbildung eines Kindes zu investieren, dass sich dreht, bemüht und auch will. Hier mangelt es aber bereits am Willen.
vG
Gummibaerchen

dann ist es wohl besser für dich, dass du auch lernst, auf Durchzug zu schalten.
Es gibt Leute, die fressen einem die eigene (ich sag mal) Energie ohne dass man was zurück "bekommt". Solche Energiefresser sind nicht gut fürs eigene Wohlbefinden.
Du regst dich drüber auf, es macht dich wütend. Ausbaden muss es deine Familie, weil du schlecht drauf und unausgeglichen bist. Deine Familie kann aber nichts dafür, dass dein Bruder so ist wie er ist.
Ich hatte mal eine Chef, der Mobbing betrieben hat.
Irgendwann hat mein Mann auch mal zu mir gesagt: es ist Mist, was da läuft, aber ich habe auch genug davon, dich jedes Wochenende heulend vor mir sitzen zu sehen.
Ich habe dann gekündigt.
o.k. einen Job kann man einfacher kündigen.
Was ich damit meine ist aber, dass meistens Unbeteiligte mehr unter dieser Situation leiden, nichts dafür können, nichts an der Situation ändern können, aber mit Einschnitten klar kommen müssen (euch würde ja auch ein Teil des Geldes "fehlen", wenn ihr ihm etwas bezahlen würdet und dass ihr es zurück bekommt, scheint ja auch irgendwie nicht der Fall zu sein). Und auch bzw. insbesondere den Unbeteiligten gegenüber muss da eine Entscheidung fallen.
Bei deinem Bruder ist das noch nicht angekommen. Also sowohl, was er anderen damit (z.B. emotional) zumutet, das Wort ""Konsequenz" scheint er nicht sonderlich zu kennen und sein "Kurzzeitaufenthalt" scheint nicht die nötige Wirkung gehabt zu haben.
Vielleicht höre ich mich etwas krass an. Aber wenn ich an die damalige Situation mit einer Bekannten denke, dann ist bei mir einfach Oberkante Unterlippe erreicht.
vG

weil du schreibst, er sei der Einzige von euch...
in einem Geschwisterbuch hat die Autorin über ein Zwillinge geschrieben. Groß geworden sind sie in einem autoritären, gewalttätigen Haushalt, der Vater war öfters wegen diverser Straftaten im Gefängnis.
Einer der Zwillinge ist in die Fußstapfen des Vaters getreten und gab als Begründung an, er hätte es ja nicht besser vorgelebt bekommen.
Der andere hat Jura studiert.
Nur weil dein Bruder "so" ist, würde ich mir nie irgendwelche Rückschlüsse erlauben. Dafür ist jeder doch viel zu sehr individuell. Manchmal reicht eine falsche Bemerkung / der falsche "Freund", eine flüchtige Bekanntschaft oder Anmerkung etc. aus und der sonst so viel versprechende Weg macht eine falsche Biegung.