Zum Thema Erziehung/Verwöhnen/"Abendliche Unruhe" ein paar Gedanken
Ich weiß noch, wie sehr ich mich auf das erste Kind gefreut und was ich mir so für Vorstellungen davon gemacht habe, wie es dann wohl sein würde mit Baby: ein hilfloses, zuckersüßes Minimenschlein, das man nur genug bekuscheln muss und alles wird gut (oder von dem man bekuschelt wird???)...
Und als dann noch im KH das erste Geschrei kam, war ich ziemlich schnell ratlos (davon gibt's sogar ein Bild mit passendem, fast schon persönlich gekränktem Gesichtsausdruck :-D :-D :-D ).
Es ist nunmal so - Babies schreien, weil es ihr einziges Mittel ist, auf sich aufmerksam zu machen. Ihr Geschrei ist sozusagen überlebenswichtig! Sie schreien, weil...
- sie Hunger/Durst haben
- zuviel getrunken haben und der Bauch drückt
- Blähungen haben
- die Windel voll ist
- sie müde sind und nicht in den Schlaf finden
- sie wach und ihnen langweilig ist
- irgendwo die Kleidung drückt (Wäscheschildchen)
- ihnen zu kalt ist
- ihnen zu warm ist
- der Tagesablauf vielleicht ein anderer ist als sonst
- sie gerade einen Entwicklungsschub durchmachen
- sie wachsen und das weh tun kann
- sie zahnen und das definitiv weh tut
- sie sich erschreckt haben
- sie schlecht geträumt haben
- sie gerade so gut dabei sind und sich in Rage geschrien haben
- weil sie krank sind
- sie ihre eigenen Emotionen und Empfindungen noch gar nicht richtig differenzieren können
- sie es selbst nicht genau wissen
- sie alleingelassen wurden
... bitte selbständig erweitern!
Mit der Zeit kriegt man dann auch raus, was gerade das Problem ist und wird gelassener. 8-) 8-) 8-)
Na ja sagen wir - es wird besser...
Leider kommt in diesem Zusammenhang sehr schnell das Stichwort "Verwöhnen" auf. Es hält sich hartnäckig seit anno dazumal und wurde von den Nazis als Verweichlichen abgestempelt: "... hart wie Kruppstahl", so sollte der teutsche Nachwuchs sein. Dass das nicht "funkioniert" hat bzw. "zu gut", ist ja hinlänglich bekannt.
Dieser gehorsamsorientierte Ansatz kann bei einem Baby sowieso noch gar nicht funktionieren - es versteht einfach nicht, was das Schreienlassen bedeuten soll - außer instinktiv: ich bin allein, keiner kümmert sich um mich, evt. besteht Lebensgefahr.
Anders herum wird ein Schuh draus:
Gib Deinem Kind, was es braucht (sofern erst das Baby und dann auch noch die Eltern verstehen, was das ist! :-P ), dann ist es zufrieden und kann dann (nur dann) auch Vertrauen in seine Familie und sich selbst gewinnen. Das beschreibt auch genau so (unter "Verwöhnen wir unser Kind?") der 2. der Elternbriefe , die man nach der Geburt zugeschickt bekommt:
"'Verwöhnt' nennen wir Kinder, die bekommen, was sie nicht brauchen, und mehr, als für sie gut ist."
Dieser BEDÜRFNISORIENTIERTE ANSATZ wird sehr gut deutlich in dem ganz wunderbaren Buch von Jean Liedloff, das ich Euch nur wärmstens empfehlen kann:
"AUF DER SUCHE NACH DEM VERLORENEN GLÜCK",
beschrieben auch als Continuum Concept ,
in dem Kindererziehung das ist, was es sein sollte - die natürlichste Sache der Welt - leider in unserer Kultur und Klimazone nur bedingt umzusetzen, aber in jedem Fall erstrebenswert.
Und noch was zur ABENDLICHEN UNRUHE:
Bei uns ist das die Zeit zwischen 18h und 21h (bzw. 1h weiter, da ja jetzt Sommerzeit), in der Dauernuckeln angesagt ist.
2 mögliche Gründe:
1. Zum einen werden die Eindrücke des Tages übermächtig und wollen verarbeitet werden
2. Zum anderen wird am Abend die "Bestellung" für den nächsten Morgen aufgegeben, damit dann auch die Milchmenge stimmt - ist bei Flaschenkindern wohl auch so
Mein letztes Mittel ist dann immer das Tragetuch - da ist dann Ruhe und ich hab die Hände frei! Vielleicht legen wir uns auch noch eine Manduca zu...
Sooo, genug der "gesammelten Weisheiten" :-[ =-O ;-)
VG
galadhryel
mit der Spreizhosen-geplagten (der Papa hat's genetisch versaut!) Ella im Arm, die heute schon den ganzen Tag an mir klebt 8-)
P.S.:
Noch zwei Buchtips:
- Lise Eliot, "Was geht da drinnen vor"
- de Rijt & Plooij, "Oje, ich wachse!"
- und generell die Erkenntnisse von Manfred Spitzer :THUMBS UP: :THUMBS UP: :THUMBS UP:
Danke fuer den tollen Beitrag...
Zum Thema Erziehung/Verwöhnen/"Abendliche Unruhe" ein paar Gedanken
Hallo,
ich kann Dir da nur in jedem Punkt zustimmen und war bei meiner Großen auch genervt von den "Nun verwöhn' das Kind mal nicht!"-Sprüchen aus der Umgebung.
Ich bin Lehrerin und war vor drei Wochen bei einer Fortbildung. Eigentlich unterrichte ich im beruflichen Bereich und man sollte meinen, dass man es mit normalen Jugendlichen/ Erwachsenen zu tun hat. Aber es gibt leider sehr viele "entwicklungsverzögerte" Jugendliche. Die Wissenschaft findet die Ursachen der Probleme dieser Jugendlichen unter anderem im ersten Lebensjahr und führt Entwicklungsstörungen auf Situationen zurück, in denen die Eltern die Kinder schreien lassen und meinen es nun zu erziehen und nicht zu sehr verwöhnen zu wollen.
Man kann ein Kind, speziell im ersten Lebensjahr, nicht verwöhnen. Weil es gar nicht versteht, warum es jetzt schreien soll.
Im Übrigen finde ich auch die Gabe irgendwelcher Tabletten oder Tropfen, auch homöopathischer, damit die Babies ruhig werden nicht gut. Weil man ja auch den richtigen Grund des Schreiens (siehe Deine lange Liste) letztlich nicht wirklich kennt. Im Kindesalter gibt es auch unruhige Kinder, die dann mit Ritalin ruhig gestellt werden...
Danke für Deinen Beitrag.
LG Steffi 36+2
Entwicklungsverzögerung durch mangelnde Zuwendung im Kk-Alter - interessant - weißt Du noch, wo Du das herhast?
Entwicklungsverzögerung durch mangelnde Zuwendung im Kk-Alter - interessant - weißt Du noch, wo Du das herhast?
Hallo,
ich habe es aus einer Fortbildung. Die Professorin hieß Bergson und das ganze Modell "Entwicklungstherapie/ Entwicklungspädagogik". Sie teilt die Entwicklung von Kindern in unterschiedliche Stufen ein und geht davon aus, dass Kinder auf den unterschiedlichen Stufen verschiedene Ängste entwickeln. Bei Babys, die man schreien lässt, entwickeln sich "Verlassensängste" (ein Baby hat ja keine Überlebenschance ohne Eltern) besonders ausgeprägt. Das führt dazu, dass die Kinder auch später immer noch unter diesen Ängsten leiden. Sie holen sich dann immer Rückmeldung darüber, dass sie von anderen noch wahrgenommen und nicht übersehen werden, zwar nicht mehr durch Brüllen, aber eben durch auffälliges Verhalten.
Sicher findet man dazu auch was im Internet oder in der Literatur.
LG Steffi 36+3
Zum Thema Erziehung/Verwöhnen/"Abendliche Unruhe" ein paar Gedanken
Trotzdem kenne ich auch diese Hilflosigkeit, weil man das eigene Baby nicht zufrieden stellen kann. Und darüber bin ich beim ersten Kind auch sehr verzweifelt, weil ich gespürt habe, dass es ihm nicht gut geht und lange nicht wusste, warum.
Dieses Mal bin ich da auch sehr viel entspannter und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum Luis ein recht entspanntes Baby ist. Ich glaube, meine Sicherheit gibt auch ihm Sicherheit.
Grüßle
Katha und Luis
Übertragung und Gegenübertragung - da ist definitiv was dran!
Danke für die Zustimmung - Kritik wäre auch willkommen - hoffe, es kam nicht zu klugscheißerisch rüber ;-)
Warum sollte man an einem Bericht, der 100%ig stimmt, Kritik üben?...
Die einzige Situation mit meinem Großen, an die ich mich erinnere, in der ich nervös war, war im KH als er seine abendliche Unruhe bekam. Ich lag auf einem Zimmer mit einer Frau, die eine OP hatte, also nicht auf der Entbindungsstation sondern auf der Gyn. Da wurde ich dann schon nervös, weil ich dachte, die Frau braucht nach der OP Ruhe und ich krieg den Kleinen nicht ruhig. Eine Schwester nahm ihn auf den Arm und klopfte leicht gegen den Poppes und er wurde ruhig. *GRMPF*
Danach haben wir es selbst in den Griff gekriegt ;-)
Ich hab auch GsD niemanden in meiner Umgebung, der so komische Sprüche klopft. Trauen die sich alle nicht, weil die Lehrer es sowieso besser wissen ;-)
LG Ulrike
+ ?? Tage ??
Jean Liedloff - RIP :-(
Leider musste ich gerade feststellen, dass Jean Liedloff vor 2 Wochen gestorben ist. Ich bin erstaunt, wie traurig es mich macht und wie erschüttert ich bin, aber ich denke, es ist so, weil ihr Buch und ihre Erkenntnisse mich tief berühren. Und vielleicht vor allem, weil es ihr selbst nie vergönnt war, eigene Kinder zu haben.
Hier ein Link zu ihrer Gedenkseite
VG
galadhryel
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