Ich bin gerade auf einen Artikel gestoßen und war wirklich schockiert. Es ist tatsächlich so das Deutschland fast am schlechtesten Abschneidet, was den Plötzlichen Kindstod angeht...
Ich möchte euch wirklich ans Herz legen euch diesen Artikel durchzu lesen!!! Dort steht drin was das Risiko erhöt und wie man es senken kann. In Deutschland sterben immer noch mehr als 400 Babys vor dem ersten Geburtstag and SID...
Und das es noch nicht sehr verbreitet ist zeigte mir letzte Woche erst die Mutter meines Verlobten die mich blöd angemacht hat weil ich unser Baby im Battchen neben unserem Bett schlafen lasse. Ihre Kommentare:"So ein Blödsinn damit verwöhnt man das Kind nur. Ich habe meine Kinder auch im eigenen Zimmer schlafen gelegt, sie hatten eine dicke Decke,Kuscheltiere und alles was dazu gehört damit sich ein Baby wohl fühlt und sie haben auf dem Bauch geschlafen. Und meine sind ja auch nicht daran gestorben. Das werde ich noch mal mit meinem Sohn besprechen ob er sich das Babygeschrei wirklich jede Nacht antun muss!" So etwas dummes habe ich schon lange nicht mehr gehört. :-| (mal nebenbei bemerkt ist es jawohl unsere Entscheidung ob wir unser Baby neben uns haben beim Schlafen!)
Sachsen sacken ihre Babys sicher ein
Dank einer Kampagne sterben im Freistaat so wenig Säuglinge am Kindstod wie nirgends sonst
Dresden, im Januar. Es ist die Horrorvision junger Eltern: Abends legen sie ihren gesunden Säugling ins Bett, am Morgen müssen sie ihm einen Totenschein ausstellen lassen. Noch immer rätseln die Wissenschaftler, warum allein in Deutschland jedes Jahr mehrere hundert Säuglinge zwischen dem achten und dem 365. Lebenstag plötzlich und ohne ersichtlichen Grund sterben. Der plötzliche Kindstod (SID – Sudden Infant Death) ist die mit Abstand häufigste Todesursache im ersten Lebensjahr. 2001 waren 429 Säuglinge betroffen, während 280 Kinder unter 15 Jahren an Krebs und 216 bei Verkehrsunfällen starben.
Bekannt dagegen ist, wie sich das SID-Risiko um 50 bis 90 % verringern läßt.
Seit 1994 zunächst im Regierungsbezirk Dresden und seit 2002 in ganz Sachsen informiert ein privater Verein gemeinsam mit dem Sozialministerium des Freistaates in einer Kampagne Eltern, Kinderärzte und Hebammen. Der Erfolg ist überwältigend: Sachsen hat nach den Niederlanden heute die zweitniedrigste SID-Rate der Welt – während Deutschland im internationalen Vergleich einen der letzten Ränge einnimmt. Mit Briefen, Faltblättern und Plakaten für Arztpraxen macht der Verein darauf aufmerksam, wie Säuglinge am sichersten schlafen: in Rückenlage, im Schlafsack, rauchfrei. Denn Säuglinge, die auf dem Bauch schlafen, haben ein neunfach höheres SID-Risiko. Das hängt nach Erkenntnissen von Schlafmedizinern vor allem damit zusammen, daß der lebenserhaltende Hustenreflex in Bauchlage deutlich verringert ist. Der mit Abstand höchste Einflußfaktor (einundzwanzigfach erhöhtes Risiko) ist jedoch das überdecken mit Kopfkissen, Nestchen, Kuscheltieren, Bettdecke, Fell oder auch einer Mullwindel. Begünstigt wird dieses Risiko durch die natürliche Neugier: Säuglinge greifen mit zwei oder drei Monaten nach allem, um es sich über den Kopf zu ziehen. „Kinder sollten deshalb ‘sicher eingesackt‘ in einem blanken Bettchen mit einer festen Matratze schlafen“, sagt Ekkehard Paditz, Kinderarzt an der Dresdner Universitätsklinik und Vorsitzender des Vereins „Schlafmedizin Sachsen“. Eine Überwärmung müsse unbedingt vermieden werden, optimal sei eine Raumtemperatur zwischen sechzehn und achtzehn Grad für den schlafenden Säugling.
Paditz rät jungen Müttern und Vätern auch davon ab, Kinder mit in ihrem Bett schlafen zu lassen, denn mit dem sogenannten Co-Sleeping steigt das SID-Risiko um den Faktor drei. Risikomindernd wirkt dagegen, eine Säugling zwar mit im Elternzimmer, aber im eigenen Bettchen schlafen zu lassen. „Viele haben den falschen Ehrgeiz, sich für das Kind gleich ein zusätzliches Zimmer zu leisten“, sagt Paditz. Das schlafen im Raum bei den Eltern wirkt nach Einschätzung des Kindermediziners wie eine positive akustische Stimulanz. Und diese Rückkoppelung nach dem Motto „Meine Herde ist noch da“ könnte lebensrettend sein.
Wenn Eltern rauchen, gehört das ebenfalls zu den gravierenden SID-Einflußfaktoren.
Raucht eine Mutter während der Schwangerschaft, erhöht sich das SID-Risiko ihres Kindes um das Achtfache. Rauchen beide Eltern, nimmt es sogar um den Faktor 8, 4 zu. Schläft ein Kind noch dazu im Bett seiner Eltern, hat es ein um mehr als das siebzehnfach erhöhtes Risiko, am plötzlichen Kindstod zu sterben. Derzeit rauchen 25 Prozent aller Schwangeren, und vor allem der Anteil der stark rauchenden nimmt kontinuierlich zu. „Das Rauchen während des ersten Lebensjahres des Kindes ist für uns eine besondere Herausforderung“, sagt der Dresdner Mediziner. Der Verein „Schlafmedizin Sachsen“ hat deshalb ein bisher einmaliges Hilfsangebot aufgebaut: das sogenannte proaktive Rauchertelefon.
Auf einem Vordruck können schwangere Raucherinnen der Hebamme oder dem Frauenarzt erlauben, ihre Telefonnummer an den Verein weiterzugeben. „Eine unserer Medizinischen Fachberaterinnen ruft die Schwangere dann an. Das finden die gut, weil wir ihnen keine Vorwürfe machen“, erzählt Paditz. Vielmehr gehe es darum, die Zeit der Schwangerschaft als Chance darzustellen. Erste Auswertungen hätten gezeigt, daß es mit dem proaktiven Rauchertelefon gelungen sei, rund die Hälfte der Beratenen dazu zu bewegen, das Rauchen aufzugeben oder es wenigstens deutlich einzuschränken. Mittlerweile zieht die private sächsische Initiative zur Prävention des plötzlichen Kindstodes weite Kreise.
Mehr als 30 000 Exemplare des Plakats „Dein Baby schläft am besten in Rückenlage, im Schlafsack, rauchfrei“ sind mittlerweile vor allem an Ärzte in Deutschland verteilt worden. Angeschoben hat das sächsische Modellprojekt zudem einen Beschluß der Gesundheitsministerkonferenz der Länder in Chemnitz, bei dem sich das Gremium zum ersten Mal für SID-Aufklärungskampagnen aussprach. Ende Januar soll in Dresden eine SID-Konferenz stattfinden.
Daß der Informationsbedarf noch groß ist, zeigt sich nach Paditz‘ Einschätzung selbst im Modell-Land Sachsen, denn die Hälfte der jedes Jahr geborenen sind Kinder von Erstgebärenden. „Darum müssen wir noch mindestens zehn bis zwanzig Jahre am Ball bleiben. Erst dann werden unsere Erkenntnisse auch Eingang gefunden haben in ein generationsübergreifendes Pflegeverhalten.
LG Blümchen