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@zumsel

hallo du!

hab den film gestern gesehen.

wie fandest du ihn?

bin mir selber unsicher bei meiner bewertung. hab ja auch keine praxiserfahrung, aber irgendwie war mir das spektakel seltsam. zwischendurch dann wieder nicht, aber dann doch schon. hm...

lg, sonja

Bisherige Antworten

einschleich aus dem jan/febr 2012

habs auch gesehen ,,,

Liebe Sonja,...

lieb, dass du fragst.
Der Film war nicht schlecht gemacht. Die Zeit von 1,5 Std. reicht einfach nicht, so ein komplexes Thema einem Laien näher zu bringen. Wer Depressionen - gleich welcher Art - nicht selbst erlebt hat, kann nicht ansatzweise nachempfinden, was für eine Qual sie darstellen. Dies kam meiner Meinung nach nicht deutlich genug rüber.
In vielen Situationen habe ich mich wiederkannt und auch ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich musste weinen an der ein oder anderen Stelle, weil die Erinnerung hoch kam...
Ich habe ja damals selbst erkannt, das etwas nicht stimmte. Ich wusste also was los war und habe meine Ärztin daraufhin angesprochen. Als es ganz schlimm wurde, wollte ich von mir aus in eine Klinik, damit mir endlich jemand helfen konnte. Es war einfach nur furchtbar schlimm und ich werde diese Zeit niemals vergessen...
Gerade das wichtige Thema der Therapie und der Behandlung durch einen Psychiater wurde ja nur angekratzt. Man hätte auch deutlicher hervorbringen müssen, dass es heutzutage fast unmöglich ist, eine zeitnahe psychologische Behandlung zu bekommen - außer man geht in eine Klinik. Die Wartezeiten liegen wenigstens bei 4 - 6 Monaten, in einer Klinik kann´s auch schon mal dauern, bis man einen Platz bekommt. In dieser luftleeren Zeit, so ohne Hilfe und Therapie, geschehen die meisten Selbstmorde. Von daher wäre Emilia aus dem gestrigen Film in jedem Falle eingewiesen worden, auch gegen ihren Willen. Sie war ja stark suizidgefährdet.
Ich würde mir wünschen, dass mehr über diese Tabuthema gesprochen wird. Das betroffene Frauen mehr Verständnis erfahren.... Niemand rümpft die Nase wenn man ein Bein gebrochen hat oder wegen eines Nierensteins im Krankenhaus liegt. Wer aber Depressionen hat - eine Krankheit des Hínrstoffwechsels - , wird häufig verachtend angeschaut und ist auch noch selbst dran Schuld.
"Das wird schon wieder" - das Falscheste, was man überhaupt sagen kann! Wir leben im Zeitalter von Depression & Burn-Out (ist einfach nur ein anderer Begriff für eine Depression, klingt aber nicht so stigmatisierend und wird gerne verwendet, wenn Karrieretypen erkranken)... Es wird schlimmer und immer mehr Menschen aller Schichten sind davon betroffen, sogar Kinder und Jugendliche. JEDEN kann es treffen, wenn gewisse Umstände zusammenkommen...
So weit dazu. Wenn du Interesse hast, kann ich dir gerne über PN noch ein paar Dinge zum Thema und meiner Zeit mit der Krankheit schreiben. Das wird mir hier im Forum dann doch zu "persönlich".
Viele Grüße,
Zumsel

Liebe Sonja,...

hallo nochmal!

vermutlich hat mir die wackernagel als emilia nicht gefallen.

ich fand ihre mimik so undurchsichtig, manchmal unpassend. ich wußte nie, wann ist sie unglücklich und wann neutral oder glücklich. außer natürlich in den extremen szenen...

war irgendwie alles nur angerissen. ist ja auch "nur" ein film, klar, aber ich hätte mir mehr durchblick als zuschauer erhofft. ich kam in ihre rolle gar nicht richtig rein...

naja, für viele war es bestimmt der erste kontakt mit einer postnatalen depression, von daher ne gute sache.

mich würde dein krankheitsverlauf tatsächlich mal interessieren. wann ging es los? wann warst du wieder gesund? gab es krankheitsspitzen? gab es neben der hormonumstellung nach der geburt noch andere ursachen? wie ist dein umfeld mit dir umgegangen?

wenn du magst, schick mir doch ne pn...

ganz liebe grüße, sonja - beim ersten kind vermutlich haarscharf an einer postnatalen depression vorbei geschrappt (fand es im film so interessant, daß emilia immer wieder total übertriebene panikattacken ums das wohl des kindes hatte, obwohl sie sonst so desinteressiert war, denn so war es bei mir auch, wie um die sonstigen antigefühle zu kompensieren)

Hast eine PN...

leider nicht angekommen, versuchs nochmal bitte! lg,--->

Aber jetzt....LG

danke! meld mich auch per pn...

Liebe Sonja,...

Hallo Zumsel,

ich hatte mich auch schon gefragt wie Du als Betroffene den Film einschätzt. Ich habe ihn zusammen mit meinem Mann geguckt und der hat sooo gemeckert, weil er ihn schlecht gemacht fand und an vielen Stellen unglaubwürdig.

Auch ich hätte mir gewünscht, dass sie sich für eine Geschichte entscheiden und nicht versuchen die Geschichte aller Betroffenen Personen darzustellen. Es ist komplex genug zu zeugen wie eine betroffene Mutter sich fühlt. Da bekommt man nicht auch noch alle Angehörigen unter.

Die Sache mit dem Psychiater hat mir auch nicht gefallen. Das war deutlich zu kurz und einfach nicht stimmig. Ich habe selbst mal mit psychisch kranken Jugendlichen gearbeitet und bei einem Suizidversuch wird da echt nicht lang gefackelt. Und ein Psychiater darf dann gar nicht entscheiden den Patienten zuhause zu lassen, das ist schlicht fahrlässig. Und die ganzen Wartezeiten wurden gar nicht aufgegriffen etc.

Kurz und gut: Ich fands gut, dass sie so einen Film überhaupt gemacht haben, aber die Umsetzung hat mir nicht so gefallen. Um überhaupt mal davon zu hören, dass eine schlecht Stimmung nach der Geburt durchaus ernstere Gründe haben kann reicht es. Aber um zu verstehen was eine postpartale Depression ist braucht es einfach deutlich mehr. Sicher zuviel für einen Film, aber mehr Info hätte schon reingepasst.

Was mich noch interessieren würde: Mein Mann fand es unglaubwürdig, dass das Umfeld nicht früher und drastischer eingegriffen hat. Ich kann mir aber vorstellen, dass die betroffenen Angehörigen selbst so tief mit drinhängen, dass sie einiges gar nicht so bemerken, bzw. erstmal bagatellisieren. Wie siehst Du das, bzw. wie war das bei Euch?

Ich finde es gut, dass Du immer wieder auf das Thema aufmerksam machts und so offen damit umgehst! Ich glaube, dass das anderen Frauen Mut machen kann sich auch in Behandlung zu begeben oder zu erkennen, dass da was im argen ist.

LG, Mamuschel

Hallo Mamuschel,...

du hast vollkommen Recht was die Angehörigen angeht. Sie steckten selbst oft mit drin und wissen nicht, wie sie richtig reagieren sollen bzw. wie sie helfen können. Leider wird auch oft bagatellisiert, wie auch im Film: "Das wird schon wieder"...

Mit dem Eingreifen ist das auch gar nicht so leicht! Wer will schon seine eigene Frau/Tochter/Freundin für schwer depressiv erklären, sie gegen ihren Willen einweisen lassen, ihr vielleicht so gar ihr eigenes Kind wegnehmen. Das sind schon sehr drastische Mittel, zu denen kein Familienmitglied gerne greift. Schließlich kennt man den Menschen ja ganz anders: Gesund, verantwortungsbewusst, fleissig, ordentlich usw. Eine Depression stellt all diesen guten Eigenschaften völlig in den Schatten.

In meinem Fall war es so, dass mein Mann und meine Mutter meine größte Stütze waren. Sie haben versucht mir Mut zu machen (was natürlich während einer Depression überhaupt nicht funktioniert). Ich habe ja selbst länger geglaubt und gehofft, dass es besser wird, ich mich nur an die neuen Lebensumstände gewöhnen muss. Nach einigen Wochen war mir bewusst, dass dies nicht der Fall ist, also habe ich etwas unternommen - immer mit meinem Mann und meiner Mutter an der Seite.

Eine gute Freundin, Hebamme von Beruf und selbst anfällig für Depressionen, hat mir viel geholfen. Ich fragte sie um Rat als es ganz schlimm war und sie hat mir ins Gesicht gesagt was los ist, und das ich in eine Klinik müsse, wenn sich mein Zustand ändern soll. Sie hat nicht um den heißen Brei herumgeredet, was meiner Selbsterkenntnis sehr förderlich war.

Ja, ich bin von Anfang an offen damit umgegangen und habe auch keine Probleme mit der Familie, Freunden und Verwandten über diese Zeit zu sprechen. Ich würde gerne anderen Frauen Mut machen, ihnen helfen... Ich könnte mir sogar vorstellen, öffentlich darüber zu sprechen, als Betroffene in einer entsprechenden Runde z. B. Man kann diese grausame Zeit überwinden und danach glücklicher sein als jemals zuvor, ich bin der beste Beweis!

Danke für deine Zeilen und die lieben Worte!:ROSE:

Viele Grüße,

Zumsel

...

Ich hatte noch nicht die Möglichkeit, den Film (in der Mediathek) zu sehen. Aber noch während der Schwangerschaft hatte ich eine Dokumentation zu dem Thema gesehen, die sehr interessant war. Da ging es um mehrere Fälle junger Mütter, die ebenfalls nach der Geburt erkrankt waren. Ich wußte vorher kaum etwas darüber. Ich finde es sehr gut, dass Du hier immer so offen mit Deiner PND umgegangen bist und finde es generell wichtig, dass besser darüber aufgeklärt wird, damit keine Stigmatisierungen passieren. Das macht es für die Betroffene(n) noch schlimmer. Ich denke, es gibt viele Menschen, die ebenfalls gar nichts über diese Erkrankung wissen - oder schlicht Vorurteile gegenüber der Krankheit Depression haben.

Wie Du weißt, ging es mir nach der Geburt auch mehrere Monate sehr schlecht, aber bei weitem nicht so schlimm, dass ich in die Klinik gehen musste. Ich habe aber natürlich darüber nachgedacht, mir Hilfe zu suchen. Ich neige auch zu depressionen Verstimmungen, schon immer. Bisher bin ich aber immer so da wieder heraus gekommen. Manchmal ist es auch nur mal ein Tag, an dem ich einfach Ruhe brauche, um mich wieder zu berappeln. Leider gibt es diese Ruhetage jetzt nicht mehr, was eben einen großen Stressfaktor in meinem Leben ausmacht. Mir fehlt die Zeit, in der ich einfach mal vollkommen versinken kann und Ruhe habe, nachzudenken und Dinge ganz in Ruhe zu reflektieren, vielleicht sogar aufzuschreiben...

Vielen Dank für Deine immer wieder aufbauenden Worte,

Clari

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