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windelfrei - für die, die es interessiert (sehr lang)

hallo,
hab ein paar anfragen bekommen, ob ich das mit dem "windelfrei" mal ein bisschen näher beschreiben möchte.
ich bin in meiner ersten schwangerschaft hier in diesen foren auf ein posting von jemanden gestoßen und fand das alles von anfang an schlüsssig. ich dachte mir, wenn ein säugling schon so vieles kann, warum sollte er nicht anzeigen können, wenn er mal muss.
das kinder oft mit drei jahren schon toll sprechen, gedichte aufsagen, lieder singen, ihre wünsche in worte fassen, abstrakt denken können und noch vieles mehr, aber nicht fähig sein sollten, den druck auf darm oder blase zu merken, kam mir dann auch irgendwie seltsam vor
als ich dann noch einen tierfilm gesehen habe, in dem ein winziges vogerl im nest, den hintern hob und aus dem nest heraus gackte, war dann für mich überzeugung genug, das das auch menschen können.
auf alle fälle kaufte ich mir dennoch schöne baumwollwindeln mit allem drum und dran (so einlagen aus vlies, mit denen man das große geschäft ganz schnell beseitigen kann, inklusive).
als ich aus dem kh kam, hab ich`s dann einfach versucht.
wenn der kleine unruhig wurde, windel weg, und an den oberschenkeln gehalten mit dem rücken an mich gelehnt über die tiolette (oder ähnliches) gehalten. und siehe da, piesel piesel. war selber ganz fassungslos, kannte ich doch auch bis zu diesem zeitpunkt nur windelbabys.
also haben wir das beibehalten. auch wenn er wach wurde (morgens muss ich auch immer), kurz abgehalten - piesel piesel.
windel gabs anfangs trotzdem. besonders zappelig und quietschig wurde er, wenn er mal groß musste. ich habe nach wenigen tagen, die vlieseinlagen fürs große geschäft weggelassen, weil er nie (wirklich kein einziges mal!!) kacka in die windel gemacht hat.
anzeichen dafür das er mal musste, war meist so ein unruhig sein, zappeln oder sich hin und her winden. haben wir das nicht beachtet, oder übersehen, fing er zu quietschen und dann sogar zu schreien an, wenns denn schon ganz dringend war.
gerade am anfang waren die zeichen so deutlich, dass sogar bekannte oder freunde von uns, sie nicht übersehen konnten und uns das baby mal lieber zurückgaben, weil es vielleicht doch mal müssen könnte.
ich muss dazu sagen, dass uns damals natürlich jeder für freaky verkauft hat, und die meisten noch nicht mal glaubten, dass das wirklich funktionieren könnte (selbst, wenn sie es selber mitansehen konnten).
aber ehrlich gesagt, verstehe ich das auch, wenn du 30, 40 oder mehr jahre in deinem leben gedacht hast, babys BRAUCHEN windeln, dann lässt du dich natürlich nicht so schnell vom gegenteil überzeugen.
wir waren damals auch noch relativ unsicher, und versuchten unsere windelose art zu verbergen. z.B. bekam der kleine windeln, wenn wir bei jemanden zu besuch waren, von denen wir annahmen, die würden uns zur schnecke machen, wenn sie davon wüssten. ich hab halt den kleinen dann in einem nebenzimmer "normal" gewickelt, wenn er mal musste, und ihn heimlich auf die vor ihm liegende windel pieseln lassen, weil er ja, wenn er sie umhatte, nicht hineinmachte.
irgendwie ganz schön doof, aber die ewigen diskussionen und anfeindungen waren oft ziemlich anstrengend. da kamen dann auch solche meldungen, wie: der kriegt 'nen psychoschaden, was ihr dem kind antut etc. was für uns ganz schön schlimm war, da wir ja sahen, wie sich unser kind wand, wenn es mal musste. sollten wir das einfach ignorieren, ich konnte es nicht, jetzt da ich wusste, warum manche babys aus heiteren himmel plötzlich unruhig werden.
wie oft habe ich schon bei babys gesehen, die zappelig wurden und zu quengeln anfingen - darauf das oft gehörte kommentar von der mutter/vater/oma...: "na, drückt dich wieder ein puh?" und vielleicht sogar noch schnuller rein, damit das arme kind sich beruhigen kann. nach langen hin und her winden und jammern, dann das krachen in die windel, kommentiert mit einem: "na, siehst du, mein schätzchen!"
keine frage, auch diese eltern meinen es mehr als gut mit ihren babys, sie wissen es eben nicht anders (woher auch?). aber wenn ich sowas sehe tut mir das richtig weh.
das baby äußert so deutlich ein bedürfniss (nämlich: ich muss mal), und wird so missverstanden bzw. ignoriert. irgendwie finde ich das schon ziemlich frustrierend. nur eine frage der zeit, bis das kind das bedürfniss, ich muss mal, wenn es immer wieder ignoriert wird, nicht mehr äußert und sich dann eben daran gewöhnt (gewöhnen muss!), nicht mehr anzuzeigen, wenn die blase drückt (hat ja eben doch keinen sinn).ich denke, dass viele babys gar keine blähkinder sind, nur dass sie halt deutlicher anzeigen, dass sie mal müssen.
(vielleicht sind nicht alle sogenannten blähkinder wirklich von blähungen geplagt, vielleicht zeigen sie nur sehr deutlich an, dass sie mal müssen?)
später muss es dann wieder lernen, dieses drücken der blase oder des darms, das es zwei, drei jahre lang ignorieren musste, wieder mit dem tatsächlichen ausscheidungsvorgang in verbindung zu bringen. ist bestimmt nicht einfach.
mit sieben monaten brauchte mein sohn nachts keine windel mehr, wenn er unruhig wurde im schalf oder aufschrie, hab ich ihn kurz abgehalten und danach wieder ab ins bett, entweder gestillt, oder er schlief gleich wieder von selber ein (ja, das gibt es! babys schlafen dann einfach weiter! - das hätte ich auch zuvor nicht gedacht).
mit elf monaten hatte er auch tagsüber keine windel mehr. wenn er mal musste, krabbelte er schon von selbst zum topf.
als er zu laufen begann (mit 14 monaten), ging das meiste daneben, besonders dann, wenn er nur leicht bekleidet war. deshalb fing ich an, ihm eine enganliegende dickere unterhose anzuziehen, damit er spürte, dass er nicht nackig ist und sich vorm pieseln ausziehen muss. das ging ganz gut, und er zeigte dann auch wieder an.
dennoch gab es immer wieder mal missgeschicke. z.B. wenn mama ganz beschäftigt ist mit "sich die haare schön machen" und der kleine grad vor zehn minuten war. mama ganz genervt zum kleinen: komm lass mich kurz fertig machen, und der kleine jammmert noch immer. mama: was ist denn? wart noch kurz, dann hab ich zeit für dich. - naja, warten geht halt nicht mehr, und schon steht das arme kind in der pfütze. und mama hat ein megaschlechtes gewissen.
kind nummer zwei trug dann gar keine windeln mehr (außer alibihalber mal für zehn tage im kinderspital, weil ich mir dort die diskussion sparen wollte, da unsere nerven sowieso schon im keller waren) und auch nummer drei ist windellos groß geworden, da waren wir aber schon viel relaxter und deshalb ging das wirklich super.
ich denke das größte handicap, war bei uns immer die "gesellschaft" deren norm das windellossein nicht entsprach. oft waren wir deshalb gezwungen, es zu verheimlichen (z.B. eben in kh oder beim kinderarzt - da bist du leider oft noch unten durch, wenn du länger als sechs monate stillst). im kh musste ich mich damals vor drei verschiedenen ärzten (nacheindander) und dann noch vor dem dazugerufenen primar rechtfertigen, weil ich meine damals 9 monate alte tochter, die an einer nierenbeckenentzündung litt, zu der sie sich im kh noch die rotaviren geholt hatte, wieder voll stillte (sofern überhaupt etwas in diesem geplagten körper blieb) *kopfschüttel*, wie hätte ich denen dann erklären können, dass meine tochter keine windel braucht?
ich musste immer schmunzeln, wenn eltern das erste mal bemerkt haben, dass meine kleiner so im alter von 1,5j (da schauen ja dann auch alle bewusst auf die pops der kleinen, um zu sehen, ob die anderen kinder denn schon "stubenrein" sind) keine windel umhatte, und mich dann fragten, wie ich es denn geschafft hätte, ihn an den topf zu gewöhnen. gesagt hab ich dann meistens nichts - was denn auch, wieder eine windellosdiskussion anfangen?
bücher gibts dazu mittlerweile auch:
eins heißt, glaub ich, "windelfrei"
im buch "geborgene babys" von julia dibbern steht auch was drinnen, find ich sowieso ein schönes buch, in dem es ums tragen, familienbett, stillen... geht
ansonsten findet man im netz auch viel. aber unter verschiedenen bezeichnungen, einfach mal schauen. aber bitte lasst euch nicht von dingen wie selbstgenähten unterhosen etc. abschrecken, oder diversen, wie soll ich/ kann ich/muss ich... -beiträgen, die das thema endlos zerkauen.
im grunde ist es ganz einfach, genauso einfach wie alles andere, was mütter tagein tagaus so für/mit ihren lieben machen - oder genauso schwierig *grins*.
lg andea
Bisherige Antworten

das hört sich ja echt interessant an

Finde ich toll das es auch so geht,ich würde auch gerne mal andere Wege gehen aber dafür hab ich nicht den richtigen Mann und wir sind beide erst knapp 23 Jahre alt und ich glaube nicht das ich ihn dazu überzeugen könnte,er ist immer so gefangen in den Dingen die er kennt,neue Sachen sind schwer für ihn zu akzeptieren.Er war ja schon geschockt das ich diesmal nicht im Kh sondern im Geburtshaus entbinden will und dann Windelfrei? ;-) das wird nichts.Aber schön das das bei dir so gut klappt.Ich wünsch dir weiterhin viel Erfolg.GlG Kyra

Danke

Hallo,
danke für Deine Ausführungen. Ich finde auch, dass sich das super interessant anhört. Habe mir mal ein Buch dazu bestellt.
Mein Männe ist auch eher skeptisch gegenüber Dingen, die "aus der Norm fallen", aber er lässt sich zum Glück dann doch darauf ein. Unseren Sohn habe ich auch 13 Monate gestillt und er schläft bis heute (6 Jahre ist er mittlerweile alt) im Familienbett. Daher weiß ich, wie schwierig es ist, mit Bekannten/Verwandten über solche Themen zu reden, oft endet es in Diskussionen, die man sich lieber erspart...irgendwie ja blöd, man versucht sich dann immer zu rechtfertigen, obwohl man das ja eigentlich gar nicht muss...
Mal sehen, vielleicht werden wir es mal testen mit dem windelfrei. Familienbett und stillen wird es in jedem Fall wieder geben und ein Tragetuch möchte ich diesmal auch haben.
LG Britta

windelfrei - für die, die es interessiert (sehr lang)

huhu andea,
super-interessante ausführungen, für mich/uns trotzdem irgendwie nicht vorstellbar. ich glaube, wir sind zu sehr gefangen in der "neuen welt" ;-)
aber klar - warum sollte es nicht funktionieren? die frauen im tiefsten afrika kennen auch keine pampers und die müssen ja auch auf die (ich nenne es jetzt mal so) reflexe ihrer kinder achten.
aber ich käme nie auf die idee, jemanden dafür zu verurteilen, dass er das so praktiziert - ganz im gegenteil! nur für mich/uns wäre das nix ;-)
GGLG von bibs mit nubbelchen 12+4 und clara *11.01.06, die auch von ganz alleine ohne druck mit 2,5 jahren trocken war (tagsüber und wenig später auch nachts) ;-)

windelfrei - für die, die es interessiert (sehr lang)

Hab ich bei beiden Kindern versucht, hat aber nicht sooo gut geklappt.
Beim ersten bin ich erst angefangen als er 6 Monate war, das war zwei MOnate super dann fing er an zu krabbeln...
und beim zweiten lief es anfangs gut, nachher leider nicht mehr, aber das lag eher an mir ...
würde es aber jedem empfehlen auszuprobieren... finds gut!
Ich machs evtl auch noch mal.
LG
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