...aber für mich hört sich das Ganze auch reichlich komisch an...

LG

Sandra

Liebe Claudia,

wir hatten vor ein paar Tagen eine ziemlich ausführliche Diskussion drüben in unserer Facebook-Gruppe.

Daher bin ich das Thema etwas "leid", nur so viel: diejenigen unter uns, die selber beruflich mit Schule zu tun haben, halten so einen Test durchaus für sinnvoll. Ich selber weiß wie -mehr oder weniger- unmöglich es ist, Kindern Lesen und Schreiben oder andere Dinge beizubringen, die der deutschen Sprache kaum mächtig sind. Und auch die Kinder, die sprachlich etwas hinterher hinken - warum sollen sie nicht zwei Jahre eine Förderung genießen? Sollte Maria, die als Frühgeburt tatsächlich auch in zwei Wochen getestet wird, nach Ansicht der Erzieherin und beteiligten Grundschullehrerin eine Förderung benötigen - was wäre so  schlimm daran? Wird sie tatsächlich schon 2016 eingeschult (wäre sie normal geboren, käme sie erst 2017 in die Schule), kann sie davon doch nur profitieren?!

Die Testsituationen, die ich selber als Grundschullehrerin begleitet und protokolliert habe, waren für die Kinder nicht wirklich stressig - sie spielen halt mit ihrer Erzieherin und drei Kindern aus ihrem Kindergarten ein Spiel - was ist schlimm daran?

Naja, 2015 ist tatsächlich Schluss damit, ich weiß nicht, ob es einen ähnlichen Ersatz geben wird. Für die Kinder, die eine frühe Förderung brauchen können, täte es mir sonst Leid.

Liebe Grüße,

Andrea

habe ich mich falsch ausgedrückt?

ich finde frühförderung gut, aber der test scheint nicht optimal geeignet zu sein. ich habe von sehr vielen kindern gehört, die sich dem test verweigert haben. man könnte den test sicher anders gestalten.

vor einigen tagen hatte ich eine alte bekannte vom pekip getroffen. sie ist sonderschullehrerin und schimpfte sehr über den test. ihr sohn wird auch geprüft - ist ja gleich alt, wie meiner. sie hält den test für ungeeignet.

mein sohn hat gut mitgemacht, aber es gab andere, die nicht mitmachen wollten. die müssen jetzt in die zweite runde. die kindergärtnerinnen meinten, die meisten der durchgefallenen bräuchten keine logopädie und die, die sie brauchen, bekommen sie in der regel eh schon. zumindest in unserer kita. wir haben in einer gruppe bei uns in der kita eine logopädin und da werden kinder mit sprachschwierigkeiten eingeteilt.

ausländische kinder, die keine kita besuchen, sind natürlich eine besondere zielgruppe. aber weißt du was? die räder drehen alle in verschiedene richtungen... eine kita in der nachbarschaft (unsere beiden gehen in eine andere) hat einen anteil türkischer kinder von mehr als 40%. ich weiß von erzieherinnen unseres kindergartens, dass es nicht einfach ist, dort zu arbeiten, weil viele kinder nur türkisch sprechen, wenn sie in die kita kommen. da auch so viele spielgefährten in der kita türkisch oder russisch sprechen, ist der lerneffekt der deutschen sprache durch andere kinder eher klein. und was macht der kindergarten? wirbt damit, dass sie eine erzieherin eingestellt haben, die mit den türkischen kindern nur türkisch spricht und türkische bilderbücher vorliest.

vielleicht sollte man daran arbeiten? wir haben hier in unserer kleinstadt teilweise eine richtige ghettobildung. es gibt einen stadtteil, die alte zechen-siedlung, da ist der anteil der bevölkerung mit türkischem migrationshintergrund bei deutlich über 90%. unglaublich. eine bekannte hatte dort an der grundschule ein jahr lang unterrichtet. sie sagte, an der grundschule habe es nur 3 deutsche kinder ohne migrationshintergrund gegeben. in ihrer klasse sei kein kind ohne migrationshintergrund gewesen.

ich kann da nur den kopf schütteln. ein großes politisches versagen, dass es hier in unserer kleinstadt zu solch einer ghettoisierung kommen konnte. jahrzehntelange ignoranz durch die lokalpolitiker waren dafür nötig.

jetzt bin ich etwas abgeschweift... sorry!

liebe grüße, claudia