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OT:Bin fassungslos - NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN

Es tut mir leid, euch damit zu belästigen, aber ich muss mir meine Gefühle mal von der Seele schreiben.

Ich möchte auch nochmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass das Folgende wirklich schrecklich und grauenhaft ist.

In einem Reihenhaus gegenüber lebt ein Papa mit seinem Sohn. Die Mama lebt in einer Wohnung in der Nähe. Sie leben derzeit getrennt, machen aber viel gemeinsam mit ihrem Sohn.

Da wir im selben Alter sind, waren wir öfter zum grillen bei ihm. Auch die Kinder haben öfter miteinander gespielt. Wir hatten uns also mit ihm (und auch seiner (Ex-)Freundin) angefreundet. Er hat auch oft mit uns über seine Probleme gesprochen.

Ab Karfreitag waren wir unterwegs unsere Familien besuchen. Gestern sind wir zurück gekommen. Ich habe mir auf der Fahrt noch überlegt, was ich für den Kleinen noch besorgen kann, er ist Karfreitag 3 Jahre alt geworden und wir wollten dieses Wochenende seinen Geburtstag feiern.

Wir kommen gestern also gut gelaunt an und werden von einem Nachbarn angesprochen, der uns das Schreckliche mitteilte: Er hat sich am Ostersonntag das Leben genommen. Ich war fassungslos, habe geweint, aber das Grausame daran haben wir nach und nach erfahren, von seiner (Ex-)Freundin die dann kam, um das Haus auszuräumen.

Er hat sich erhängt während sein Sohn im Haus war. Der Kleine hat ihn „gefunden“ und ca. 4 Stunden neben ihm gesessen, bis seine Mama kam (sie waren zum Mittagessen verabredet). Sie hat es erst nicht registriert, wollte ihn schon anblaffen, warum ihr Sohn so schlampig aussieht, hat ihn berührt und es dann bemerkt. Sie hat den Kleinen geschnappt und ist schreiend raus. Nachbarn haben ihr dann geholfen, die Polizei verständigt und dergleichen.

Sie ist mit ihrem Sohn jetzt zu ihren Eltern gezogen und beide beginnen eine Traumatherapie. Sie ist unglaublich stark und kümmert sich um alles, löst das Haus auf usw.

Ich habe gestern nur geweint, vor Entsetzen, Wut und Trauer. Mich hat das so getroffen, vor allem wegen dem Kleinen. Ich kann meine Gefühle noch nicht richtig in Worte fassen. Ich glaube, ich stehe leicht unter Schock. Meine Gedanken sind die ganze Zeit bei dem Sohn und ich hoffe so sehr, dass er das ganze Drama unbeschadet übersteht.

Sollte ich jemanden damit auf den Schlips getreten sein, tut mir das sehr leid.

Jana

Bisherige Antworten

OT:Bin fassungslos - NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN

Hi Jana,
du meine Güte, das ist ja schrecklich !!! Es ist gut, dass du dir das hier mal von der Seele schreibst, du stehst ja auch unter Schock.
Ich kann dir gut nachfühlen, was du empfindest, denn mein langjähriger Chef hat sich vor einigen Jahren ebenfalls das Leben genommen, auch erhängt. Seine Frau hat ihn gefunden, die volljährigen Kinder waren nicht da. Er hat immer wieder mal über Selbstmord 'im allgemeinen' gesprochen und ich hab nie daran gedacht, dass er das wirklich für sich plant =-O Auch heute bin ich noch immer fassungslos darüber, das er nicht mehr leben wollte....
Man könnte sagen, dass es total verantwortungslos von eurem Nachbar war, es zu tun, wenn der kleine Sohn im Haus ist - aber ich denke, dass man, wenn man sich selbst in so einer aussichtslosen, depressiven Phase wähnt, darüber wirklich nicht mehr nachdenkt.
Es ist so schade, so unfassbar, dass auch sein kleiner Sohn für euren Freund kein Grund war, weiterleben zu wollen - aber viele depressive Menschen sehen nur noch ihre eigene Auswegslosigkeit und können nicht mehr überblicken, welchen Schmerz sie anderen zufügen.
Der Sohn ist ja noch so jung - er wird sich später vermutlich nur noch sehr ungenau an das erinnern, was passiert ist... zumindest hoffe ich das ganz fest. Ich hoffe, die Beiden haben gute Therapeuten und Menschen, die sie jetzt auffangen.
Wie schrecklich das alles - und wie unverständlich für uns 'Gesunde'.
Ich hoffe, du kannst mit deinem Mann oder Freunden oder vielleicht auch einem Arzt über das Geschehene sprechen, um es zu verarbeiten.
LG Nilaa mit Jela :IN LOVE:

OT:Bin fassungslos - NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN

Hallo Nilaa,

danke für deine Worte.

Wie hat die Frau deines Ex-Chefes das Erlebte denn verarbeitet?

Ein solches Schicksal ist immer tragisch, mich nimmt es einfach nur so wegen dem Kleinen mit.

Wenn ich von solchen Sachen höre oder lese, finde ich es zwar schlimm, aber es trifft mich nicht so.

Ich kenne die Leute, sprich ich habe Gesichter vor Augen und kann mir die ganze Szenerie leider gut vorstellen.

Wenn ich aus unserem Schlafzimmerfenster schaue, kann ich direkt den Raum sehen, in dem es geschah. Ich habe seit Samstag Alpträume.

Es klingt vielleicht egoistisch, aber ich bin froh, dass wir nicht da waren.

Ich denke, ich werde noch etwas Zeit brauchen, alles zu verarbeiten.

Lg

Jana

OT:Bin fassungslos - NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN

Ich glaub mir wird grad schlecht.Oh mein Gott das ist ja schrecklich! Mir fehlen die Worte!
Wir haben alle Probleme aber das wichtigstes sind doch unsere Kinder!Wie kann man seinem Kind sowas antun?Einfach aus seinem Leben verschwinden und dann auch noch so und vor seinen Augen? Das ist echt heavy!
Verstehe sehr gut das du so durcheinander bist!
Drück dich ganz lieb!

OT:Bin fassungslos - NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN

Eine echte Depression/emotionale Störung ist kein "Problem" sondern eine lebensgefährliche Krankheit. Und leider wird sie immer noch zu häufig nicht bemerkt, bis es zu spät ist.

Das wäre so, als würde man sagen, was hat der auch Krebs bekommen, ist daran verreckt und hat seine Familie im Stich gelassen...da würdest du den Menschen auch nicht beschuldigen.

Ich glaube nicht, dass Menschen, die nicht irgendeine emotionale Störung haben, das so machen würden. Da ist man nicht mehr man selbst, ich spreche leider aus Erfahrung.

nichts für ungut

Barbara

OT:Bin fassungslos - NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN

Danke Katharina,

verstehen wird es wohl niemand.

Es muss eine Kurzschlußreaktion gewesen sein.

Nachbarn haben erzählt, er hat am Nachmittag noch mit dem Jungen im Garten gespielt und an einem Kletterturm gebaut.

Wir wollten am WE den Geburtstag des Sohnes feiern. Er hat mir letzte Woche noch gesagt, dass er eine Hüpfburg im Keller hat, die er nach unserem Urlaub für die Kinder mal aufstellen will.

Ich schau jedes mal schauernd nach drüben.

Ich hoffe einfach nur, dass sein Sohn nun professionell betreut wird und das Erlebte verarbeiten kann.

Lg Jana

OT:Bin fassungslos - NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN

Du trittst damit niemandem auf den Schlips, das ist wirklich grausam. Ich oute mich jetzt einfach mal als selbst von einer Depression Betroffene und sage dir, dass ich sicher bin, dass dieser Vater schlimm, schlimm krank gewesen sein muss und dass Männer sich leider immer noch viel weniger Hilfe holen als Frauen, wenn z.B. eine Depression zuschlägt.

Möglich, dass er in irgendeiner verdrehten Weise dachte, so sei es gut für seinen Sohn (man denkt wirklich nicht mehr klar und macht furchtbare Dinge) und ich bin wirklich froh, dass er nicht noch die Idee hatte, auch sein Kind gleich noch mit von diesem "furchtbaren" Leben zu befreien.Sicher ist, dass er, falls er depressiv war, der Meinung war, so befreie er seinen Sohn und seine (Ex)-Frau von einer großen Last. Es klingt so furchtbar, aber so etwas denkt man dann eben.

Versuche, zur Ruhe zu kommen und suche dir jemanden, der mit solchen Dingen Erfahrung hat, um das in Ruhe durchzusprechen, damit du es nicht ewig mit dir herumtragen musst. Da ihr befreundet wart, ist das meiner Meinung nach durchaus legitim.

Ich wünsche dem kleinen Mann, dass ihm die Traumatherapie hilft, dass er sich an den Vorfall selbst nicht mehr erinnern wird und falls doch, dass sein Umfeld und vor allem seine Mama die Kraft haben wird, ihm zu helfen, damit zu leben und die Tatsache annehmen zu können, dass das sicher nicht aus Bosheit geschehen ist sondern sein Papa einfach sehr, sehr krank gewesen ist.

Mein Beileid. Die arme Familie. Und ja, auch der arme Mann, der sich anders nicht mehr zu helfen wusste und so vielleicht seinem Sohn schlimmen Schaden zugefügt hat.


Barbara, sehr betroffen - solche Fälle führen mir immer vor Augen, was alles hätte passieren können, wenn mein Mann und meine Freunde nicht so aufmerksam gewesen wären und konsequent reagiert hätten und auch die Fachleute nicht sofort ihr Sicherheitsnetz aufgespannt hätten. Ich bin ihnen ewig dankbar dafür.

OT:Bin fassungslos - NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN

Liebe Barbara,

da ich selbst auch betroffen bin, antworte ich dir mal per PN.

LG Jana

Liebe Barbara und liebe jana!

Liebe Barbara und liebe Jana,

Die Geschichte ist wirklich furchtbar,und ich sehe sie aus der gleichen Perspektive wie Barbara,es muss ihm wirklich schlecht gegangen sein, und man denkt und tut Dinge die man unter normalen umständen nicht für moeglich gehalten hätte.....

Da auch ich betroffen bin würde mich sehr interessieren wann es bei euch erstmals aufgetreten ist und wie ihr damit umgegangen seid- bei mir war es postpartal, und darum fürchte ich mich ein bisschen davor noch ein zweites Kind zu bekommen - ich sah keinen Sinn mehr im leben damals, und das will ich nicht nochmal erleben...lasst ihr euch psychologisch betreuen,v.a.jetzt in der SS (Barbara)?

Vlg,

Sandra

Liebe Barbara und liebe jana!

Ich schreib dir heut abend mal eine pn!

Liebe Grüße

Barbara

OT:Bin fassungslos - NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN

Liebe Barbara!

Find ich toll das du dich outest und dein Umfeld dir so großartig zur Seite steht.

ich wünsch dir alles Liebe weiterhin und das du nie den Mut und die Kraft verlierst. :ROSE:

LG Michelle( deren beste Freundin das auch hat und weiß wie hart eine Depression sein kann!)

OT:Bin fassungslos - NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN

Huhu,

das ist echt schrecklich, und es ist einfach schauerlich, wann immer man den Betroffenen persönlich kennt - unabhängig von der Todesursache. Zu den Depressionen ist ja schon genug Schlaues gesagt worden. Zum Todeserleben des Kleinen: Mit Glück ist er noch klein genug, um nicht zu realisieren, was das neben ihm passiert ist. Für Kinder hat der Tod bei weitem nicht die Bedeutung wie für unser einen. Das ist zwar etwas, von dem sie wissen und was sie auch durchaus beschäftigt, aber die Unwiderruflichkeit ist ihnen noch nicht bewusst. Tod hat in dem Alter im Normalfall noch nichts Erschreckendes. (Meine "Große" (4J) fragt eher interessehalber: "Mama, wann stirbst du? Und wenn Du tot bist, krieg' ich dann deine Snoopy-Socken?" )

Wie der Sohn den Tod des Vaters erlebt hat bzw. wie ihn die Zeit neben dem Toten geprägt hat, kann man von außen ohnehin nicht einschätzen. Ich vermute aber, dass die Wut, die Trauer, das Trauma erst später auftreten werden, wenn ihm kognitiv und emotional bewusst wird, dass er seinen Vater auf solch tragische Weise verloren hat und nie richtig kennenlernen konnte.

Ich denke auch, es ist legitim, dass auch Du Dir in dieser Situation, die Dich ja sehr belasten zu scheint, professionelle Hilfe holst. Immerhin wirst Du tagtäglich aufs Neue an das erinnert, was da passiert ist, wenn Du nur aus dem Fenster guckst.

Versuchen wir, es in unserem Leben besser zu machen - und den armen Mann nicht zu verurteilen! Vor psychischen Krankheiten ist keiner von uns gefeit, und so einen Tod zu "wählen" hat auch nichts mit Feigheit oder Verantwortungslosigkeit zu tun.

LG

chocolate-cookie

Armer Knirps-mir fehlen vor Entsetzen die Worte wie man sowas einem Kleinen antun kann!:`((

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