Am Tag von Yara´s Geburt hatte ich noch volles Programm, morgens eine VU bei der der FA meinte die Maus mache noch keine Anstalten und er würde mich sicher die Woche drauf nochmal in seiner Praxis sehen.....am Nachmittag hatte ich dann noch einen Akupunktur-Termin im Nachbarort und bin sogar zu Fuß hingelaufen weil Laufen ja das war was noch am besten ging, Sitzen und Liegen wurde ja langsam schon unbequemer. Vom Akupunkturtermin kamen wir erst am frühen Abend zurück, meine Eltern waren ja mit Yannik und mit mir unterwegs in den Nachbarort und dort dann solange auf einem Spielplatz gewesen. Alleine wollte ich solche weiten Strecken dann doch nicht mehr laufen. Zu Hause angekommen steckte ich den kleinen Dreckspatz Yannik erstmal in die Badewanne, ging selbst auf die Toilette.....und es lief und lief und lief. ????? Hmm, sooo viel hatte ich doch nicht getrunken? Als ich dann von der Toi aufstand und das Wasser weiterhin nicht mehr halten konnte war mir klar dass das die Fruchtblase ist! Also Harry angerufen, der mir sagte er könne in einer dreiviertel Stunde daheim sein. Da ich keine Wehen hatte hab ich versucht ihn zu beruhigen und ihm gesagt er solle sich nicht stressen, es wäre noch massig Zeit. Dann hab ich meine Mama angerufen, dass sie doch bitte gleich wieder kommen solle weil ich einen Blasensprung habe und jemand Yannik aus der Wanne holen müsse. Sie kam dann, hatte zum Glück einen Schlüssel von uns und ab da war Yannik in allerbesten Oma-Händen
Ich selbst bin kurz zu Yannik in´s Bad gekrabbelt und hab ihm gesagt dass das Baby wohl noch diese Nacht kommen möchte, und dass wir in´s Krankenhaus müssen, aber dass die Oma für ihn da wäre bis der Papa wieder heimkommt. Und dass er am nächsten Morgen der erste sein dürfe der das Baby sehen darf. Yannik meinte nur "Oh, da freue ich mich aber....."und das fand ich sooo süß! Dann bin ich zurückgekrabbelt (aufrecht hab ich mir irgendwie nicht getraut) und hab mich mit einer Yannik-Windel in der Hose auf mein Bett gelegt und auf die Oma gewartet. Die war innerhalb 10 Minuten da und versorgte Yannik nach dem Baden, machte ihne bettfertig und fand noch was für ihn zum Essen. Übrigens hat unser Großer das alles prima mitgemacht mit ihr, auch das Einschlafen später hat anscheinend wunderbar geklappt und als er nachts mal aufwachte konnte sie ihn auch sofort wieder beruhigen und er schlief weiter. Mensch, da waren wir richtig erleichtert, dasser das sooooo toll gemeistert hat, ohne Mama und Papa, in dieser besonderen Situation.
Harry und ich sind dann in´s KH gefahren, so gegen 20 Uhr kamen wir dort an und waren die einzigen im Kreissaal, es war herrlich ruhig und entspannt, der perfekte Abend zum Entbinden. Bis alle Formalitäten erledigt waren haben bei mir schon die Wehen eingesetzt und ich war noch ziemlich fassungslos und überrumpelt dass es nun tatsächlich losgehen würde und ich erst wieder mit Baby im Arm die Klinik verlassen werde. Beim CTG hatte ich ordentliche Wehen drauf, aber wie schon bei Yannik´s Geburt spürte ich die Eröffnungswehen kaum und wir hatten eine super gemütliche, entspannte Stunde zu zweit, mit tollen Gesprächen, viel Kuscheln.....einfach schön. Bei der Untersuchung dann war der Muttermund schon bei 7cm, da war es etwa 22 Uhr. Ich wollte einen Einlauf und nachdem ich dann auf dem Klo war bekam ich plötzlich ganz unerwartet heftigste Wehen und da war mir schnell klar, dass das jetzt die Presswehen waren. Ich bettelte um ein warmes Badewasser, weil ich ja wusste wie entspannt Yannik´s Entbindung in der Wanne ablief. Eine halbe Ewigkeit war es für mich, bis die Wanne endlich voll war, bis dahin hatte ich 2 oder 3 Mal so heftige Presswehen bei denen ich jedes Mal auf den Boden knien musste weil ich das Gefühl hatte mir reißt es sonst die Beine weg. Das kam mir viel heftiger vor als bei Yannik damals, vielleicht wegen der geplatzten Fruchtblase? Mitgedrückt habe ich da noch nicht, die Hebamme wollte erst nochmal tasten ob der Muttermund vollständig auf ist, nicht dass der dann einreißt oder so. Kaum war ich in der Wanne, bekam ich von ihr das OK zum Mitschieben, es war gegen 22.30 Uhr, da wussten wir unsere Maus würde auf jeden Fall noch an diesem Tag zur Welt kommen. Der Muttermund war komplett auf, und die Hebamme konnte die Maus ganz tief unten tasten, sie meinte nur, sie würde schon die Haare tasten und nur ein paar Mal pressen dann wäre sie da. Es folgten ein paar Presswehen, mal mehr, mal weniger stark, und ich hatte ein "komisches" Gefühl. Ich konnte mich weder fallen lassen, noch richtig pressen, noch veratmen, und ich hatte das Gefühl ich krieg die Maus niemals da raus. Harry und die Hebi feuerten mich an, ich solle doch pressen, und ich fluchte und verfluchte mich, weil ich einfach nicht locker sein konnte, diese Anspannung wollte und wollte nicht weggehen. Ich dachte, es wäre vielleicht wegen Yannik´s Entbindung, als ich diesen hässlichen Scheidenriss hatte, dass die Angst dass wieder alles reißt so tief sitzt und ich mich deshalb nicht frei machen konnte im Kopf. So stockte es und stockte es, und die Presswehen kamen und gingen, mal mehr mal weniger stark, ohne dass ich wirklich effektiv mitpressen konnte. Auch mit wehenanregendem Nasenspray wurde es nicht besser. Da fiel der Hebi ein, ich könnte doch mal unten hintasten, da seien vorhin schon die Haare gewesen, vielleicht würde mich das ja motivieren, es sei wirklich nur noch ein Mini-Stück bis der Kopf rauskommt. Ich also getastet.....aber keine Haare? Ich hab zur Hebi gesagt, ``Ich spüre nichts, ich glaube die Maus wird eine Glatze haben, die ist ganz nackig.`` Das wollte die Hebi dann aber absolut nicht glauben, schließlich hatte sie ja noch wenige Minuten zuvor die Haare gespürt. Sie versuchte dann meine Hand bzw. meinen Finger zu führen und meinte dann ``Moment mal, lass mich nochmal kurz.``
Dann tastete sie nochmals alleine und ihre Worte waren ``Oh scheiße, da ist eine Nase!!!!!`` Sie rief sofort nach der Gynäkologin um sich das bestätigen zu lassen und ich musste so schnell ich konnte aus der Wanne. Ab dem Moment wusste ich dass hier irgendwas schief läuft- es war keine absolute Hektik, aber ich wusste es, konnte es am Gesichtsausdruck der Hebamme ablesen, dass hier etwas verdammt schief läuft. Schnell auf´s Kreisbett, dann die vaginale Untersuchung, alles mit Presswehen. Ständig hatte ich den Kopf der Hebi neben mir, die rief ``Nicht pressen, nicht pressen, nicht pressen!`` Mann, wie soll man bei SO einem Pressdruck nicht pressen? Ich bin fast verrückt geworden, mittlerweile auch vor Sorge um die Maus. Die Gynäkologin sah von unten hinein.....und direkt auf Nase und Mund unserer Maus. Das hier war ihre Lage:

Unsere Maus hatte den Kopf sogar noch weiter überstreckt als auf der Skizze, und die Gynäkologin hat sofort die Not-OP veranlasst, ich bekam sofort Wehenhemmer, denn ich durfte auf keinen Fall mehr weiterpressen, dass hätte die Kline immer noch mehr überstreckt- meine Güte, ich hätte ihr fast das Genick gebrochen :-(
Die wenigen Minuten bis ich unter Vollnarkose war waren natürlich schrecklich, ich hatte furchtbare Angst um die Maus und bekam alles mit wie im Traum. Mir war kalt, kurz zuvor war ich noch in der warmen Wanne, nun wurde ich in den kalten OP geschoben, meine nassen Haare klatschten an mir runter. Ein Katheter wurde gelegt, ich bekam etliche Zugänge an meinen Venen, ein sehr netter Anästhesist beruhigte mich die ganze Zeit, neben mir rief die Hebi weiterhin, ich solle nicht pressen.....und hinter all dem stand mein Mann. Wieder mal hilflos, wieder mal alleine im Kreissaal, und voller Ängste und Sorgen und einfach nur hilflos. Er war so eine tolle Stütze bei den Wehen, und wie sehr hätten wir es uns dieses Mal anders gewünscht, aber ich musste ihn wieder alleine lassen und es fühlte sich sooooo mies an!
Die OP selbst verlief auch nicht problemlos. Yara war so tief hineingerutscht in ihre missliche Lage, dass der Chirurg sie nicht einfach leicht herausholen konnte. Er musste wohl mit beiden Händen voll reinreifen in die Gebärmutter, und sie dann rüttelnd und ziehend da befreien. Dabei ist meine Gebärmutter auf beiden Seiten komplett gerissen. :-(
Aber: Yara schrie sofort, Harry hörte es nebenan, und nur ganz kurz später durfte er sein Hemd ausziehen und sie sich auf die Brust legen. Wieder einmal war er es, der unser Kind im Leben begrüßen durfte, und er kuschelte mit ihr, während sie mich lange lange wieder zusammenflickten.
Zwei Liter Blut habe ich verloren, und am nächsten Tag war der komplette Schambereich voller Blutergüsse, die haben wirklich ordentlich gewütet.....und wie knapp das war für Yara werden wir wohl nie erfahren. Momentan frage ich mich noch, wie solche Narben an Leib und Seele jemals heilen können und auch jetzt wo ich hier sitze, tippe und alles niederschreibe fließen die Tränen und ich weiß nicht wie ich alles verarbeiten soll. Aber sie ist gesund, die Maus, und wir haben es überstanden. Wenn ich sie anschaue wird die Welt ein wenig heller und ich bin einfach nur unendlich dankbar und glücklich. Eine Spontangeburt wird es für mich niemals mehr geben, die Gebärmuter wird mit diesen vielen Nähten keine Wehen mehr aushalten. Selbst eine Schwangerschaft ist fraglich, es wäre mit Sicherheit eine Risikoschwangerschaft mit Ruptur-Risiko. Daran habe ich also auch noch zu knabbern.
Nach dem Aufwachen bekam ich Yara, aber leider kann ich mich an diesen Moment nicht mehr erinnern, ich stand zu sehr unter Schmerzmitteln. Wieder einmal fehlen die ersten Momente, und das tut noch sehr weh. Aber als am nächsten Morgen Yannik, mein GROßER, zur Türe hereinkam (meine Güte, wie kam der mir riesig und erwachsen vor!!!!!), auf Yara zulief, ihr einen Kuss gab und sooo strahlte, da quoll mein Herz über vor Glück.
Ich danke euch für´s Lesen, und sorry, dass es so lang wurde. Grüßle, eure Tina, immer noch in der Gefühls-Achterbahn
Hier noch ein Bildchen von der süßen, kleinen Maus. Ich kann gar nicht genug kriegen vom Kuscheln mit ihr!