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@mäuschenmama10

Hallo Jarste, hast ja Recht und Danke!

Natürlich haben sich die medizinischen Voraussetzungen geändert und jede Form von Tabu-Themen ist ein Grauen.

Außerdem sollte ich aus eigener Erfahrung wissen, wie schwer es ist seine Probleme zu verarbeiten.

Mein Freund ist immer wieder erstaunt, mit welcher Konsequenz ich Themen für mich endgültig lösen und dann ad acta legen kann, was nicht heißt, dass da nicht noch "Leichen im Keller" wären.

Was es für mich leichter macht, erschwert es meinen Mitmenschen insofern, als ich Ihnen den Spiegel vor die Nase halte:

Versteh mich nicht falsch, deshalb Bsp.: 2005 starb meine Mutter. Ein Freund von mir ließ es nicht zu, dass ich das auf mich zukommen lasse, sondern zwang mich fast, mich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Es kam dann auch, wie er sagte: Ich war dann die letzten Std. alleine bei meiner Mutter und "ließ" sie gehen. Im Moment vermisse ich sie wieder sehr, aber es war in Ordnung, dass sie starb und nicht länger leiden mußte. Trotz Trauer und Verlust, war ich relativ schnell wieder auf der Reihe. Anders mein Vater (geschiedener Mann) und mein Bruder, die sich bis heute nicht damit auseinandergesetzt haben, wohlgemerkt als Mediziner: Sie schalten das Persönliche bei Patienten aus, sind sie selbst betroffen:TABU!! Mein Vater kam dann auf die glorreiche Idee überall von seinen Sorgen um mich zu sprechen, ob ich mit dem Tod meiner Mutter zurechtkäme. Er auf diesen angesprochen, verweigert jede Auseinandersetzung.

Sorry, ist einfach schwer auszudrücken: Vielleicht ist es das, was mich so verschreckt, schmerzt, wütend macht: Ich setze mich mit meinen Problemen auseinander, um für mich eine Lösung zu finden, es abschließen zu können und anderen mit meinem Kummer nicht zur Last zu fallen, um mir nicht vorwerfen lassen zu müssen, dass ich nur mit Kummer käme .....

Dann meint da jemand kommen zu müssen und redet mir ein Problem ein, was ich nicht mehr habe, um sich selbst nicht mit seinen Problemen auseinandersetzen zu müssen. Und da spielt dann die Geschichte von Marie (miranda, s.u.) eine Rolle, die von Freunden spricht, die einen nur solange mögen, wie es einem nicht so gut geht.

Du siehst, es gibt eine riesengroße Leiche im Keller, die alles andere als gelöst ist und die Grundlage aller Folgeprobleme/Lösungsansätze für mich ist: Mein Verhältnis zu meinem Vater (totales Papa-Kind).

Ich hoffe ein winziges Bisschen, dass mein Kind/sein erstes Enkelkind aus dem regelmäßig einhergehenden Wunsch von Großeltern zumindest wieder einen schmalen Steg der Kommunikation erzeugen kann, auf dessen Basis wir auch unser Problem lösen können. An Wunder glaube ich nicht.

Ich habe gelernt und lernen müssen für mich Probleme zu lösen und damit diese Entlastung von Beziehungen zu erreichen. Ich kann aber nicht die Probleme anderer lösen (ich bin gerne für sie da und helfe wo ich kann) und scheitere abgrundtief, wenn es ein Problem gemeinsam zu lösen gibt, wenn die andere Seite nicht bereit ist das Tabu aufzuheben. Ich kann und will sie dazu nicht zwingen. Was ich heute nicht mehr zulasse als puren Eigenschutz: Mir ein Problem andichten zu lassen, dass ich nicht habe.

Meinem Freund erscheint das als Konsequenz, ich hadere allzuhäufig mit mir, ob es nicht mit zu viel Härte gegen den anderen und mich abläuft.

Sorry, die Länge: Ich möchte meine Mitmenschen/Bekannte/Freunde nicht aburteilen, wie das vielleicht nach meiner Antwort den Anschein machte. Ich kann aber eben auch nur reagieren, wenn Tabu-Themen angesprochen werden: Die menschlichen Abgründe sind tief und die Psychologie ein schwieriges Feld.

Zum Abschluss noch: Ich habe sehr, sehr früh lernen müssen, mit gewaltigen Problemen alleine klar kommen zu müssen. Erleichtert hat mir das freilich, dass meine Mutter Psychotherapeutin war, was umgekehrt unsere Beziehung alles andere als einfach gemacht hat.

In puncto Kinderwunsch wurde es mir weiterhin dadurch erleichtert, dass ich von zuhause sehr viel über Medizin mitbekommen habe und selber vor dem Studium auf einer gynäkologischen Station mit angeschlossener IVF-Abteilung Praktikum machte: Ich durfte/musste in Abgründe blicken: Freude, Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit und Absurdität (1 Paar, sie 65, er 75) gepaart mit den Eindrücken schwerster gynäkologischer Erkrankungen mit Tod, Todgeburt oder z.B. einem Mädchen von 16, der die Gebährmutter entfernt wurde. :,( :,(

Um so mehr freue ich mich, dass es bei Euch trotz aller psychischen Strapazen jetzt geklappt hat [:-} [:-} - hätte ich auch kinderlos :-[ - und hoffe, dass Du/Ihr Schwangerschaft/Kind so empfinden könnt, wie ich es auch empfinde: Als Wunder und das größte Geschenk, das mir jemals bereitet wurde.

Und puh: Dein Job führt Dich ja auch Tag für Tag an menschliche Abgründe. Da hab ich es mit meiner Journalisterei einfacher: Auch Abgründe, aber selten menschliche.

Dementsprechend viel Kraft für die nächsten Arbeitstage, aber geht ja nicht mehr so lange.

LG Claudia mit Theresia (28+5) :ROSE:

P.S. Habe ich richtig verstanden, dass Ihr in Berlin sitzt. Wir haben uns in den Oderbruch zurückgezogen; mag sein, dass sich auch das positiv auf die Fruchtbarkeit ausgewirkt hat! :-[

Bisherige Antworten

@mäuschenmama10

Hallo Claudia,
wooooooooooooooooooooooooooooooooooooooow und danke für Deinen ausführlichen Beitrag. Ich habe innerlich gehofft, dass Du genau diese Einstellung in Wirklichkeit hast (und nicht, wie es bisher rübergekommen ist).
Ich bewundere Leute, die sich mit aller Konsequenz mit ihren Problemen auseinandersetzen können und ihren Frieden in der Endkonsequenz damit haben.
Mir fiel es z.B. sehr schwer als ich mit 18 zur Vollwaisin wurde (Vater unbekannt und Mutter starb an einem Gehirntumor 3 Monate nachdem ich von 12 Monaten Schulaufenthalt in Australien wiederkam), überhaupt ins Leben zurückzufinden (ohne Abi und / oder Schulabschluss etc.). Die Alltagsbewältigung fraß mich so auf, dass zum Aufarbeiten keine Kraft mehr da war. Diese Geschichte holte mich dann 2005 ein, als das Kinderwunschdrama losging. Da ich mir zum Glück dieser Leiche bewusst war, habe ich mich sofort in Therapie begeben, als beim 1. Versuch kein Transfer wegen Flüssigkeit in der Gebärmutter stattfinden konnte. Aber es hat halt solche Narben hinterlassen, dass es schwer war, sich mit unerfülltem Kinderwunsch abfinden zu können.... Tja, alles holt einen eines Tages wieder ein, denn "die Welt ist ja so ungerecht zu mir und außer einem tollen Mann ist mir bisher nur Mist im Leben passiert...." (galt bis 26.3. diesen Jahres :-)).
Aber Du scheinst glücklich zu sein mit Deinem Bewusstsein über die "Leichen im Keller" und v.a. mit Deinem Bauchzwerg und dem Kindesvater. Da ist doch alles andere im Moment zweitrangig, oder? V.a. mit Deinem Vater. Vielleicht ist es auch nicht gut, zu hoffen, dass Euer Kind Hilfe zur Problemlösung Deines Vaters sein kann. Ist das nicht eine ziemlich große Bürde für so ein kleines Kind? Warum sind die Probleme der Anderen Deine? Wo wir wieder beim Ausgangsproblem wären: Kinderlosigkeit der Anderen.... Belaste Dich damit nicht !!!
Vielen Dank für diesen tollen und intensiven Gedanken- und Gefühlsaustausch. Finde ich echt toll, dass das hier möglich ist.
GGLG von Jarste 24 + 6 :IN LOVE:

@mäuschenmama10

Hallo Jarste,

da haste ja wirklich einiges mitmachen müssen und hört sich eher wie das Gegenteil von heiler Familie an plus die Krankheit Deiner Mutter. Ich kann mir vorstellen, dass das dann schon auch eine Meisterleistung ist mit 18 in ein "normales" Leben zurückzufinden. In solch einem Fall, sollte man die Geduld haben, etwas zu verdrängen, um seinen Weg aus der Problematik hinauszufinden. Solange man die weiteren Sachen nicht total im Unterbewußtsein versenkt, ist doch noch alles im grünen Bereich und hat auch ein bisschen Zeit, oder?!?

Und wenn man dann einen lieben Mann hat, ist schon viel gewonnen. Damit hatte ich leider nicht so ein gutes Händchen bis jetzt. Und jetzt kommt der Wurm ja endlich, nicht.

Ich hoffe, wir werden beide im November überglücklich zwei gesunde Mäuse in den Armen halten. Langsam habe ich nicht mehr so viel Angst, aber schon noch ein bisschen. Jetzt beginnt die Neugierde, wie so alles wird, zu kommen. :-[ :-[

Mit meinem Vater ist das wirklich nicht so wichtig und ich mache zum Glück nicht mein armes Kind zum Verantwortungsträger für das, was diesbezüglich kommen wird. Ich spekuliere einfach ein bisschen darauf, dass mein Vater, nun berentet, sich den "üblichen Gepflogenheiten" von Grosseltern anschließt: Erstes Enkelkind, will sehen, Gibber, Gibber, Gibber! :KISSED: :KISSED: Wie gesagt, Wunder erwarte ich nicht, aber es sind einfachere Voraussetzungen als bisher.

Ich werde jedenfalls für mein Kind versuchen und alles tun, um die über Generationen tradierten und tradierbaren emotionalen Lasten zu durchbrechen oder, wenn mir das vielleicht auch nicht ganz gelingt, abzubauen.

Und mit der "Kummerkasten-Funktion" zum Abschluss: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für viele eine große Hilfe ist, ihre Probleme einmal zu artikulieren statt sie zu tabuisieren. Als Zuhörer bin ich da gerne bereit. Ein bisschen fühle ich da dann auch mit. Schwierig wird es erst, wenn man nur noch Kummerkasten ist und die andere Seite sich nur noch wohlfühlt, wenn man mindestens vergleichbare Probleme hat, man größere Probleme haben soll oder diese zur Not eingeredet werden, damit man sich besser fühlt. Und damit bin dann auch ich wieder am Anfang der Runde.

LG Claudia mit Theresia (28+5) :ROSE: :ROSE:

@mäuschenmama10

Hallo Claudia,
ich meinte auch nicht, dass Du Dich als Kummerkasten ausschließen solltest (brauchen wir doch selber auch oft genug, oder?). Sondern Du hast anfänglich geäußert, dass Du die Welt nicht mehr verstehst (d.h. für mich es zu Deinem Problem machst), dass manche sich abwenden. Du machst Dir da einen mächtigen Kopf drum obwohl Du deren Probleme nicht lösen kannst. Und helfen in Form von Kummerkasten kannst Du auch nicht, wenn sie nicht mit Dir sprechen....
Daher empfehle ich: bleib so offen für Probleme anderer, aber lass Dich dadurch nicht zermürben, wenn Du das Problem indirekt (durch Abweisung) zu spüren bekommst. Es ist und bleibt ein Problem der Anderen (zum Glück nicht mehr Deins oder Meins).
Im November werden wir beide zu den glücklichsten Mamis der Welt gehören, denn wir wissen unser Glück wirklich zu schätzen.
Alles Gute und GGLG Jarste 24 + 6 :IN LOVE:
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