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@lexle77 Thema SIDS und Familienbett

Hallo Alex, danke dir für deine Antwort. Ich dachte bei meiner Antwort an Kathrin eigentlich weniger an SIDS als an die weit verbreitete Meinung, dass das Kind einem irgendwann auf der Nase herumtanzen wird, wenn man es im Elternbett schlafen lässt.....DAS meinte ich mit Ammenmärchen.
Übrigens gibt es hinsichtlich SIDS und Familienbett trotzdem mittlerweile auch ganz neue Erkenntnisse. Man weiß, dass SIDS mit den Schlafphasen zu tun hat, denn die meisten SIDS-Fälle treten erst dann auf, wenn das Kind sein Schlafmuster ändert, d.h. wenn es beginnt in einen tieferen Schlaf zu fallen. In den ersten Lebensmonaten haben die Neugeborenen ja meist fast ausschließlich diesen REM-Schlaf.
``Die paradox scheinende Immunität gegen SIDS im ersten Lebensmonat kann dadurch erklärt werden, dass bei Neugeborenen der REM-Schlaf dauerhaft überwiegt. Die Phase mit dem höchsten Risiko fällt mit der schnellen Abnahme von aktivem Schlaf um den zweiten und dritten Lebensmonat herum zusammen. Mit 6 Monaten sind die Herz-Lungen-Kompensationsmechanismen bei tiefem Schlaf bereits reifer und das Rsisko dadurch wieder geringer.`` (Baker und McGinty)
Schlafstudien haben gezeigt, dass das Einsetzen von REM-Schlaf die Atmung und die Herzfrequenz stimuliert. REM-Schlaf schützt also die Kinder vor SIDS.....ein Trost für alle Eltern, deren Kinder lange Zeit noch nicht durchschlafen, denn das tiefe und feste Schlafen ist wohl einer der größten Risikofaktoren, da die Kinder dann eventuelle Atemaussetzer einfach nicht bemerken. Es ist gegen die Natur, wenn Babys früh durchschlafen!
Babys, die im Elternbett schlafen, spüren die Mutter über Berührungen, oder hören den Atem der Mutter, bemerken, wenn sie sich bewegt etc. Die Babys nehmen das im Schlaf wahr, und es ändert ihr Schlafverhalten. Sie gelangen seltener in den absoluten Tiefschlaf, haben mehr und auch temporär längere REM-Phasen. REM-Schlaf kann SIDS-vorbeugend sein!
Natürlich geht es hier auch um Themen wie der Gefahr des Erdrücken des Kindes, aber der eigentliche plötzliche Kindstod ist ein Atemstillstand ohne äußere Fremdeinwirkung- das Kind hört einfach zu atmen auf. Fälle, in denen die Eltern sich auf das Kind gelegt haben und dieses dann sozusagen ``erdrückt`` wurde, sind also keine SIDS-Fälle im eigentlichen Sinne, sondern laufen unter ``Erstickungstod mit Fremdeinwirkung``. Hier werden neuerdings bei der SIDS-Ermittlung Unterschiede gemacht, und die Statistiken werden früher oder später angeglichen werden. Seither wurde auch nie geprüft, inwieweit die Eltern alkoholisiert waren etc., viele Statistiken hinken also sozusagen. Denn jede Mutter, die ihre Kinder schon mal bei sich im Bett hatte, wird sehr überzeugt sein davon, dass sie sich niemals im Leben auf ihr Kind legen würde, oder dass sie dies zumindest sofort bemerken würde- vorausgesetzt sie ist eben nicht alkoholisiert oder Ähnliches. Da herrscht ein gewaltiger Aufholbedarf und es ist längst Zeit, dass veraltete Statistiken endlich angepasst werden.
Falls es dich interessiert, hier noch ein Auszug von der
Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen Bundesverband e.V.
Sicheres Schlafen und Stillen
Gemeinsames Schlafen ist wichtig für den Erfolg des
Stillens
AFS
es ist wichtig für einen Säugling, die Nähe und Wärme seiner Eltern in der Nacht zu spüren
zusammengestellt von Elien Rouw
© 2004 Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen AFS Bundesverband e.V.
Sicheres Schlafen und Stillen
Eine der größten ängste eines Elternpaares ist die Furcht vor dem plötzlichen Kindstod. Ein Kind, das gesund in seinem Bettchen oder auch im Babysafe, im Kinderwagen hingelegt wird, wird einige Zeit später es kann sich um Stunden, aber sogar auch um Minuten handeln tot aufgefunden. In den achtziger Jahren wurde festgestellt, dass immer mehr Kinder am plötzlichen Kindstod starben. Deshalb wurde seitdem vermehrt nach Ursachen für dieses schreckliche Ereignis geforscht. Dabei wurde das Verständnis für die möglichen Risikofaktoren vertieft. Viele der Risikofaktoren sind in den letzten Jahrzehnten bekannt geworden. Klar wurde dadurch auch, warum es durch änderung der Schlafsituation des Säuglings zu diesem Anstieg gekommen ist. Das letzte Wort über den plötzlichen Kindstod ist aber noch nicht gesprochen, und das wird auch noch lange dauern.
Warum befassen wir uns in der AFS jetzt mit diesem Thema? In der jüngsten Vergangenheit gab es immer mehr Warnungen vor dem gemeinsamen Schlafen von Eltern und Kind in Zusammenhang mit dem plötzlichen Kindstod. In Faltblättern und Broschüren wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Kind zwar zu den Eltern ins Zimmer, aber nicht mit ins elterliche Bett genommen werden sollte. Und hier fühlen wir uns als Stillgruppenorganisation angesprochen. Wir befürworten das gemeinsame Schlafen von Mutter und Kind, da wir wissen, wie wichtig dieses "Co-sleeping" für den Erfolg des Stillens sein kann. Wenn Mutter und Kind gemeinsam schlafen wird öfter gestillt, was die Milchbildung anregt. Auch entwickelt sich dadurch eine Angleichung des Schlafmusters zwischen Mutter und Kind, was es ebenfalls leichter für die Mutter macht, zu stillen und gleich wieder weiter zu schlafen. Wir meinen, dass alles was das Stillen negativ beeinflussen kann, wie diese Empfehlung, sehr genau überdacht werden muss, damit das Stillen und damit die Gesundheit und das Wohl unserer Kinder nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird. Wir wissen auch, wie wichtig es für einen Säugling ist, die Nähe und Wärme der Eltern in der Nacht zu spüren und wie bequem es für die Mutter ist, nachts beim Stillen nicht aufstehen zu müssen. Es gibt aber auch gewisse Bedingungen für ein sicheres gemeinsames Schlafen. Dieser Artikel will dabei helfen, für jedes Eltern-Kind-Paar den richtigen Weg für die sichere Schlafumgebung des eigenen Kindes zu finden.
Was ist plötzlicher Kindstod? Hier kann die Antwort kurz sein: Wir wissen es nicht! Plötzlicher Kindstod oder auch SIDS genannt sudden infant death syndrom ist ein in seiner Komplexität noch unverstandenes Phänomen. Wohl wissen wir aber um die Faktoren, die zu einem plötzlichen Kindstod führen können. Wir wissen auch, was es nicht ist: sobald eine eindeutige Ursache für den Tod eines Kindes festgestellt wurde, handelt es sich nicht mehr um plötzlichen Kindstod. Erstickungen und Strangulierungen, aber auch sehr schnell verlaufende Infekte oder Herzrhythmusstörungen oder sogar Kindesmisshandlung können das Bild eines plötzlichen Kindstod ergeben, sind aber kein plötzlicher Kindstod im eigentlichen Sinne. Der eigentliche plötzliche Kindstod ist auf einen Atemstillstand des Kindes zurückzuführen. Er tritt vor allem zwischen den 3. und 6. Lebensmonat des Kindes auf, obwohl auch ältere Kinder sporadisch bis weit über einem Jahr leider noch durchaus betroffen sein können. Eine eindeutige Ursache steht nicht fest. Vielmehr ist es so, dass bei dem plötzlichen Kindstod eine Reihe von ungünstigen Faktoren zusammen kommen. Einerseits können einige Erkrankungen im Spiel sein seltene Stoffwechselstörungen, seltene Herzrhythmusstörungen , andererseits gibt es einige allgemeine Faktoren, die einen plötzlichen Kindstod gerade in diesem Alter des Kindes begünstigen siehe etwas weiter unter Schlafen und SIDS . Wenn mehrere Faktoren ungünstig zusammen treffen, kann es zu einem plötzlichen Kindstod kommen.
Es gibt es einige bekannte Risikofaktoren, die unter 4 Hauptgruppen fallen:
1. Erblicher Faktor: Was dieser Faktor genau ist, wissen wir nicht. Wenn ein Kind aus einer Familie aber vom plötzlichen Kindstod betroffen ist, haben auch spätere Kinder in der gleichen Familie ein höheres Risiko an plötzlichem Kindstod zu sterben.
2. Faktoren rund um die Geburt: Frühgeborene und Kinder mit Atemproblemen rund um die Geburt haben ein erhöhtes Risiko.
3. Momentane Situation des Kindes Infekt, übermüdung .
4. Schlafumgebung: Bauchlage, zu warm, zu ruhig, keine sensomotorische Stimulation. Gerade in Gruppe 4 finden sich Möglichkeiten zur Prävention.
Wie wir alle wissen, kommen unsere Kinder noch relativ unreif zur Welt. Auch die Atmung ist von dieser Unreife betroffen. Am Anfang ist sie noch sehr unregelmäßig. Manchmal ist für 10-15 Sekunden ein Atemstillstand zu beobachten. Das Atemzentrum im Gehirn, das dafür sorgt, dass wir immer automatisch atmen, reagiert auf einen niedrigen Sauerstoffspiegel und einen erhöhten CO2-Spiegel im Blut mit einem Reiz zur Erhöhung der Atemfrequenz. Bei Säuglingen ist diese Reaktion noch nicht optimal. Es gibt Hinweise, dass einige Kinder manchmal weniger auf einen niedrigen Sauerstoffspiegel reagieren. Sie fangen nicht an, schneller zu atmen, wodurch ein Sauerstoffmangel oder gar ein Atemstillstand auftreten kann. Je tiefer sie schlafen, desto weniger reagieren sie. Während des aktiven REM Schlafes wird das Atmen stimuliert, während des ruhigen Schlafes kommt es schneller zu einem Atemstillstand. Interessant dabei ist, dass SIDS in den ersten beiden Lebensmonaten kaum auftritt. Hier schlafen die Kinder noch mit sehr viel REM-Schlaf Traumschlaf aktiver Schlaf , sind sehr leicht aufzuwecken, und sollten eigentlich auch gar nicht tief schlafen. Ab dem 3. Monat kommt es zu einer Abnahme des REM-Schlafes und einer Zunahme des ruhigen Schlafes. Hier entsteht dann ein größere Gefahr für plötzlichen Kindstod.
Jetzt können wir auch ableiten, warum alles, was das Kind leichter schlafen lässt, das Risiko verringert.
- Stillen: Die Muttermilch ist leichter verdaulich als die künstliche Nahrung. Gerade in den ersten Lebensmonaten meldet sich das Kind nachts öfters. Auch deshalb ist die Diskussion "Schläft Dein Kind schon durch" so absurd, da Säuglinge in diesem Alter noch gar nicht durchschlafen sollten!
- Geräusche: Wenn das Kind in der Nähe der Eltern, schläft gibt es immer kleine Geräusche, die es aus einem Tiefschlaf holen.
- Bewegungen: Wenn Eltern und Kind zusammen in Bett sind Co-sleeping , entsteht ein synchrones Bewegungsmuster: Wenn ein Elternteil bewegt, bewegt sich das Kind automatisch mit und umgekehrt .
Das also nochmals meine eigenen Worte etwas offizieller ausgedrückt. ;-)
Noch eine Anmerkung am Rande: Viele Eltern holen das Kind, wenn es krank ist, zu sich in´s Bett. Gleichzeitig ist es aber auch erwiesen, dass gerade Kinder, die einen Infekt haben, ein erhöhtes Risiko für SIDS haben. Meinst du nicht, dass dies ebenfalls die Statistik verfälscht????? Es gibt so viele Ungereimtheiten beim Thema SIDS, und es ist und bleibt ein fürchterlicher Schicksalsschlag. Lass uns hoffen, dass wir niemals damit konfrontiert werden, egal für welche Schlafmethode wir uns entscheiden.
Liebe Alex, sorry für den Roman, aber das ist einfach ``mein`` Thema, und ich kann mich da schnell in was reinschreiben.....ich denke, es ist sehr interessant zu lesen, auch für die anderen hier, und ich würde mich freuen, wenn hier eine angeregte Diskussion über SIDS zustande kommt. Denn etwas besseres kann man für werdende Mütter nicht tun, als aufzuklären, Missverständnisse aufzudecken und überaltete Ängste endlich zu verjagen. Wir alle wollen uns so sicher wie nur irgend möglich fühlen in Bezug auf SIDS, ich denke da sind wir uns alle einig. Unsere Kinder sollen den bestmöglichen Start kriegen, den man sich nur vorstellen kann. Wie dieser genau aussieht, entscheidet dann jeder für sich.
Ganz liebe Grüße, und einen Orden für alle, die bis hier durchgehalten haben!!!!! Und extra Grüßle an dich, liebe Alex, und du hast natürlich Recht: In den offiziellen Empfehlungen ist dies noch etwas anders.....aber die basieren ja auch nicht auf den allerneuesten Erkenntnissen, da in unserer Bürokratie ja erst mal jede Studie mit 227732573940 Vergleichsstudien bestätigt werden muss.....bevor sie anerkannt wird!!!!! :-| %)
Bisherige Antworten

@lexle77 Thema SIDS und Familienbett

Hallo,
Danke für diesen langen Beitrag. Ich habe zwar die Diskussion um den Kindestod hier nicht weiter verfolgt aber was du schreibst bestätigt das was ich noch so im Kopf hatte bei als unsere Tochter klein war.
Wir haben damals sie in einer Wiege bei uns im Bett gehabt. So möchte ich es diesmal wieder machen. Ich persönlich hatte sie öfter am Ende der Nacht bei uns im Bett. Hätte auch nichts gegen ganze Nächte gehabt aber ich gehöre leider zu den Menschen die super schnell wach sind wenn man drauf eingestimmt ist. Sprich wenn Baby bei uns im Bett war dann habe ich fast nicht geschlafen. Vor kurzen hatte ich meine Großcousine (4Monate) zur übernachtung hier. Ich war ständig wach weil sie etwas lauter atmete obwohl sie im Reisebett war. So denke ich das ich es merken würde wenn ich mich auf das Kind wälze. Aber weil es wichtig ist das ich als Mutter auch schlafe wollen wir wieder eine Wiege im Schlafzimmer damit die Sorge dass einer von uns draufliegt wegfällt.
Ansonsten fand ich die Geschichte mit dem durchschlafen interessant. Obwohl unsere Tochter voll gestillt fing sie mit 6Wochen an durchzuschlafen (6-7Stunden) was auch relativ schnell noch länger wurde.
lg Nanni 13+4

@lexle77 Thema SIDS und Familienbett

Respekt!!! *ggg*
Nee, Angst vor'm auf der Nase rum tanzen habe ich wegen der Familienbettsache sicher nicht... Und mir sind die ganzen Aspekte wie "Atemgeräusche der Eltern hören" usw. natürlich auch bekannt - drum hat unsere Lütte ja bis zum ersten Geburtstag auch direkt neben meinem Bett geschlafen. Auch die Berührungen und die Bewegungen hat sie lange mitgekriegt, weil sie ja echt ganz nah da war... Erst als wir das Gitter wieder ran machen mussten, weil sie sonst ständig ausm Bett gefallen wäre, wurde das etwas "weniger". Aber allein aus dem Grund wäre ein " Familienbett" bei Lucia gar nicht möglich. Ich könnte sie abends nicht allein rein legen und selbst nachts müsste ich immer Angst haben, dass sie raus turnt (obwohl mans da vermutlich noch mitkriegt...).
Ich lese gerne, dass die Gefahr von SIDS bei "Familienbett" nicht so groß ist wie befürchtet - schließlich hatten wir Lucia schon auch ab und zu im Bett - und werden es auch beim nächsten Butzi so handhaben. Aber gerade Aspekte wie Überhitzung usw. klingen für mich einfach so überzeugend, dass ich diese Risiken FÜR MICH - unabhängig von jeder Statistik - ausschließen möchte...
Schön, dass wir das Thema hier thematisieren - und deshalb noch lange keine Panik machen!
Dir alles Liebe und danke für Deine Mühe!
Alex
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