Ich danke euch für eure vielen Antworten. Ich komme nicht mehr dazu, auf jeden Beitrag zu antworten, weil es mir nicht so gut geht.
Aber durch eure Antworten bin ich in meiner Meinung sehr bestärkt worden. Es stimmt, es ist leicht mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Und da tut es gut, wenn ich merke, dass ich nicht allein mit meiner Meinung da stehe. Ich werde auch morgen noch mal meinen FA ansprechen. Wie der darauf reagiert, kann ich mir schon denken. Und das werde ich dann meiner Mutter auch sagen.
Es ist wirklich nicht so, dass ich so ein kleiner Duckmäuser bin. Ich bin mit 17 bei meinen Eltern rausgeflogen, weil ich einen Freund hatte, der ihnen nicht gefallen hat. Danach hatte ich 3 Jahre gar keinen Kontakt zu meinen Eltern. Ich habe in der Zeit meine Ausbildung gemacht und sogar mit Auszeichnung bestanden. Ich habe mir mein eigenes Leben aufgebaut und lebe also quasi schon mein halbes Leben nicht mehr bei meinen Eltern. Nachträglich war der Kommentar meiner Mutter, dass sie immer schon geschaut haben, ob sie mich in der Stadt bei den Drogenabhängigen und Punks sehen werden. Totaler Quatsch!
Für Außenstehende klingt alles, was in meiner Familie abgelaufen ist, wie ein schlechter Film. Ich trau mich ehrlich gesagt schon immer gar nicht, es überhaupt jemand zu erzählen, weil es so unglaublich klingt. Zum Beispiel, dass meine Eltern, bevor ich rausgeflogen bin, nur noch "Besprechungen" mit mir abgehalten haben. Das heißt, meine Eltern haben mir gegenüber auf dem Sofa gesessen, ich bekam Verhaltensanweisungen, die schriftlich festgehalten wurden. Ich musste als "Vertragspartner" mit meinem Vater unterzeichnen, dass ich sie zur Kenntnis genommen habe, meine Mutter hat als Zeugin gegen gezeichnet. Ohne ein schriftliches Protokoll haben sie gar nicht mehr mit mir gesprochen. Das war alles ganz schön heftig und ist jetzt nur der Gipfel des Eisbergs, einfach mal um einen Eindruck zu vermitteln, wie ich aufgewachsen bin. Und so ein schlimmes Kind war ich dann gar nicht. Bin immer gut in der Schule gewesen, habe nie Drogen genommen oder getrunken oder in irgendeiner anderen Art unverwantwortlich gehandelt.
Ich habe nach der 12. die Schule abgebrochen und eine Ausbilung begonnen, weil ich jeden Morgen total verheult in die Schule gekommen bin und mir langsam keiner mehr abgekauft hat, dass ich das ganze Jahr über Heuschnupfen habe. Aber eben auch das habe ich eigentlich gut hingekriegt und andere Eltern wären vielleicht stolz gewesen.
Ich war auch eigentlich immer der Rebell in unserer Familie und habe meinen Kopf durchgesetzt. Aber seit 2 Jahren fällt mir das sooo schwer. Könnt ihr das verstehen? Ich habe immer gegen meine Eltern angekämpft und irgendwie bin ich so müde davon. Mir fehlt einfach die Kraft, ständig um meine Meinung zu kämpfen. Und seit Beginn der SS fällt es mir noch schwerer.
Im letzten Jahr hatten wir dann auch einige Schicksalsschläge in der Familie zu überstehen. Seitdem fühle ich mich ein bisschen wie gelähmt. Und leider ist es auch irgendwie so, dass man immer um die Anerkennung seiner Eltern kämpft, wenn man sie nie bekommen hat. Leider wird sie wohl auf ewig ausbleiben.
Ich hoffe, ich finde nach der Geburt meine Kraft wieder. Ich denke, dass das kleine Wesen mir vielleicht dabei helfen wird, einfach dadurch, dass es meine ganze Aufmerksamkeit braucht und ich nicht mehr soviel nachdenken kann, wie im Moment. Ich werde auch sicher nicht ihre Gesundheit riskieren oder sie in irgendeiner Form überfordern. Ich hoffe, ich kann vieles besser machen, als ich es erlebt habe. Das ist auch ein Grund, warum ich erst relativ spät Kinder haben wollte.
GLG und lieben Dank für die aufmunternden Worte.