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wegen Motorik und "Können müssen"

Hallo Ihr,
Ava's Beitrag zum Fahrradfahren-Lernen hat mich (mal wieder) etwas nachdenklich gemacht, und mir stellt sich jetzt die Frage "WANN muss ein Kind WAS können?" Oder auch "Warum muss das so sein?" Es liegt wohl daran, dass Elina auch nicht ins Schema passt. Während ihre (gleichaltrigen) KiGa-Freundinnen schon schwimmen können, regelmäßig ins Ballett oder Karate (oder oder oder) gehen, macht sie halt KG. Ziemlich frustrierend, und daher beteilige ich mich an solchen Mama-Gesprächen im KiGa schon gar nicht mehr.
Bei uns ist diese ganze Motorik-Geschichte ja quasi schon von Geburt an Thema, weil Elina ja schon immer "anders" war. Sie war in der gesamten Säuglingszeit ungewöhnlich ruhig, so dass damals immer wieder die Frage aufkam, ob sie völlig gesund bzw. "normal" ist. Außerdem war sie grobmotorisch doch deutlich langsamer als andere Kinder und das hat sich leider über die Jahre nicht gebessert. Sie ist in etwa auf dem Stand eines 3-jährigen Kindes - unser Kleiner wird sie bald überholen. Natürlich versuche ich sie zu fördern, gehe viel mit ihr raus (Spielplatz, Rad- und Rollerfahren, etc). Außerdem hat sie jetzt 6 Monate lang KG gemacht, die ihr schon einiges gebracht hat. Seitdem rutscht sie auf dem Spielplatz mal die Rutsche runter, kann zumindest 2-3 sec auf 1 Bein stehen, springt von ca. 20 cm hohen Absätzen runter und klettert auch mal vorsichtig ein Klettergerüst hoch. Von anderen Müttern werde ich belächelt, wenn ich mich über so was freuen kann, aber für Elina sind das Riesenfortschritte. Aber all das (besonders das Klettern) sieht alles andere als "locker flockig" aus, sondern sehr beschwerlich und mühsam, und dementsprechend hält sich ihre Begeisterung auch in Grenzen. Nach Meinung der Physiotherapeutin sollte sie bis zur einschulung 2013 weiter KG machen und dann in eine Ergotherapie wechseln. Ich habe mich nun aber nach einem Gespräch mit unserer KiÄ dagegen entschieden - wir werden bis zur nächsten U pausieren und dann weitersehen.
Ich fühle mich nun hin- und hergerissen. Einerseits nervt mich dieser ganze "Förderwahn" und ich wehre mich vehement dagegen, meine Tochter irgendwie als krank oder dergleichen abstempeln zu lassen, nur weil sie sich nicht an irgendwelche Statistiken hält, sondern nunmal ihr ganz eigenes Tempo hat. Ich möchte nicht ständig Druck auf sie ausüben und ihr jeden Spaß am Sport, an der Bewegung nehmen. Bei ihr hilft das überhaupt nicht, im Gegenteil - wenn ich sie mal eine Weile wurschteln lasse, macht sie manche Dinge ganz von allein. Trotzdem frage ich mich, woher diese motorische Ungeschicklichkeit kommt. Wieviel habe ich in den letzten fünf Jahren schon verpennt? Wo hätte ich besser/früher fördern können/müssen? Vielleicht sollten wir doch weiter KG machen? Es ist eine Gratwanderung, und ständig frage ich mich, ob wir uns richtig entschieden haben. Ich weiß es nicht, und das macht mich richtig verrückt.
Wie seht Ihr das? Wieviel und welche Förderung braucht ein Kind?
LG Jessica
Bisherige Antworten

wegen Motorik und "Können müssen"

hallo jessica,
man liest richtig raus wie arg dich das thema beschäftigt :-(. ich finde das thema echt schwierig. einerseits finde ich, dass man schon gezielt fördern sollte wenn man sieht, dass ein kind sich irgendwo schwer tut. das kind merkt ja auch selber, dass es weniger kann als andere gleichaltrige und dementsprechend frustriert ist es dann ja auch. andererseits sollte man irgendwie schauen, dass es nicht damit überfordert ist. im optimalen fall sollte die förderung auch spaß machen. ich weiß aber, dass es meist unrealistisch ist weil es ja sachen sind, die dem kind schwerfallen. ich glaube das wichtigste ist, dass elina weiß, dass die eltern sie so lieben wie sie ist und dass sie so auch so ok ist. ich glaub ich würde ihr einfach erklären, dass man manche sachen schneller lernt und bei den anderen mehr üben muss bis es klappt. was kann sie denn besonders toll? das würde ich dann auch hervorheben.
ich wünsch euch, dass sie ganz schnell alles aufholt und ihr euch nicht mehr so viele gedanken machen müsst.
lg lilli

wegen Motorik und "Können müssen"

Hallo Lilli,
eigentlich sehe ich es genauso - dass gefördert werden sollte, wenn etwas nicht in Ordnung ist und das Kind dadurch auch beeinträchtigt wird. Ich frage mich nur, ob ihre Schwierigkeiten wirklich sooo gravierend sind, wie es die Pysiotherapeutin darstellt - rede ich mir da vielleicht was schön? Im Moment ist es halt so, dass Elina absolut keine Lust mehr auf KG hat. Die letzten Wochen wollte sie nicht mehr hingehen und ich musste sie jedesmal "hinzerren", das war nicht nur nervig, sondern hat mir auch ziemlich leid getan, so dass ich mich ernsthaft gefragt habe, warum ich uns das antue. Außerdem hat die Therapeutin eine ziemlich vorwurfsvolle Art, hat mich immer als ignorante Mutter hingestellt. Wir versuchen jetzt, einen Platz in einer Psychomotorik-Gruppe zu bekommen, ich denke, das liegt Elina mehr.
Dass sie vieles nicht so gut kann wie andere, merkt sie doch ziemlich oft. Sie sondert sich dann meistens ab und spielt für sich allein, wenn die anderen irgendwo rumklettern oder -toben. Ich hatte aber bisher nicht den Eindruck, dass es sie besonders stört, weil sie immer ganz in ihrem Spiel aufgeht und sich gar nicht darum kümmert, was die anderen machen.
Ihre Stärken hervorzuheben, versuche ich auch immer wieder. Sie kann schön malen, gut mit Zahlen umgehen und sich total gut sprachlich ausdrücken. Außerdem ist sie oft schon richtig "groß", versteht sehr viele Zusammenhänge und denkt viel "voraus". Ich sage ihr das dann auch und sie ist dann immer sehr stolz ("Gell, der Nicki kann das noch nicht!");-)
LG Jessica

wegen Motorik und "Können müssen"

Hallo Jessica,
ich bin ja Erzieherin und mache gerade eine Weiterbildung zur frühkindlichen Bildung und Förderung.
Also was deine Motorik-Geschichte angeht finde ich das die Physiotherapeutin recht hat.Ich kann den Kinderarzt nicht verstehen der davon abrät.
Die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten ist gerade jetzt in diesem Alter enorm wichtig.
Und daher bin ich der Meinung das sich jegliche zeitliche und auch finanziellen Investitionen auf jeden Fall lohnen.
Durch die Verbesserung der Grobmotorik entwickelt sich auch die Feinmotorik besser, außerdem entwickelt sich auch das Gehirn durch motorische Anregungen. Das Intelligenz und Sprache mit der Motorik verknüpft sind ist ebenfalls wissentschaftlich belegt.
Es gibt da sehr interessante Vorträge von einem Prof. M. Spitzer, da geht es unter anderem um neuronale Fenster(Zeitfenster) und es ist bewiesen das Kinder nur in den Zeitfenster bestimmte Dinge gut lernen können und wenn das Fenster wieder zu ist haben sie es sehr viel schwerer.
In deinem Fall würde ich weiterhin viel auf den Spielplatz gehen, beim Spazierengehen im Wald mal über Baumstämme balancieren lassen, über Pfützen springen lassen, Laub in die Luft schmeißen etc. und weiterhin gezielte Förderung durch KG oder Ergo!
LG Bianca

wegen Motorik und "Können müssen"

Hallo Bianca,
Danke für Deine Antwort! Grundsätzlich bin ich Deiner Meinung, was gezielte Förderung angeht. Nur war es die letzten Wochen eben so, dass Elina nur äußerst widerwillig zur KG gegangen ist, und ich auch so meine "Probleme" mit der Therapeutin hatte. Sie ist fachlich sicher sehr gut, hat allerdings eine etwas vorwurfsvolle Art und stellt mich als ignorante Mutter hin (ich habe den Abschlussbericht gelesen), was absolut nicht stimmt. Ich bin mir einfach gar nicht mehr sicher, wie gravierend Elinas Schwierigkeiten überhaupt sind - also bin ich einfach nur blind dafür oder übertreibt die Therapeutin? Unsere KiÄ hat uns nicht von einer Förderung abgeraten - im Gegenteil befürwortet sie schon, dass wir irgendwas in dieser Richtung weitermachen. Allerdings kann sie meine Vorbehalte gegen die Therapeutin verstehen, weil sie sie auch persönlich kennt, und hat uns deshalb eine Psychomotorik-Gruppe vorgeschlagen. Allerdings kann sie uns dahin nicht überweisen, weil die Auswahl der Kinder durch den KiGa erfolgen muss. Ich habe auch mit Elinas Erzieherin darüber gesprochen und hoffe, dass wir einen Platz bekommen. Bis dahin sind wir viel draußen unterwegs und ich hoffe, dass sie sich beim Spielen mit anderen Kindern ein bisschen mitreißen lässt - vielleicht sollten wir uns öfter mit Jungs verabreden ;-)
Das mit den neuronalen Zeitfenstern aheb ich auch schon des öfteren gehört / gelsen, und ich kann mir so etwas durchaus vorstellen. Ich denke nur, dass diese Zeitfenster doch sehr individuell aufgehen, also ich meine, dass bei Elina manche Zeitfenster einfach sehr viel später als bei anderen Kindern aufgehen. Von daher finde ich es einfach kontraproduktiv, wenn sie in der KG bestimmte Dinge tun soll, nur weil es "altersgemäß" ist. Ich habe jetzt schon öfters festgellt, dass sie vieles plötzlich unaufgefordert macht / kann, wenn offensichtlich der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Hm, schwierig.
LG Jessica

wegen Motorik und "Können müssen"

Hallo Jessica,

ich kann mir sehr gut vorstellen, wie du dich fühlst. Die ersten zwei Jahre mit Zwergin waren bei uns ja genauso. Während ihre Krabbelkollegen teilweise mit 9 Monaten schon liefen (!) hat sie mit 22,5 Monaten ihre ersten Schritte gemacht.

Zwischendurch haben wir gut ein Jahr 2x/Woche 45 Minuten KG gemacht. Motorische Quantensprünge hat sie jedes Mal gemacht, wenn wir beim Osteophaten waren aber ganz sicherlich nicht durch die KG. Unser Kinderarzt war immer sehr darauf bedacht, dass wir das nur so lange machen, wie es ihr auch Spaß macht.

Das kann ich dir auch nur dazu raten: schau, was Elina gerne macht. Wenn sie die KG als Spieldate empfindet, warum nicht. Gibt es ihr das Gefühl krank zu sein, würde ich es mir stark überlegen, wenn es nicht dringend nötig ist und das würde ich nach deinen Beschreibungen nicht so sehen. Im übrigen ist Zwergin's Freundin, die mit 9 Monaten lief mittlerweile eher bewegungsfaul. Fahrrad fahren, nö! Dreirad fahren, nö! Klettern, nö!
Lass Elina sich in ihrem eigenen Tempo entwickeln. Allein die Tatsache, dass sie schon Fahrrad fahren kann (finde ich nicht selbstverständlich in dem Alter) ist doch schon super klasse. Warum muss sie denn alles können und machen wollen?

Deine Kinderärztin scheint da doch auch entspannt zu sein, versuch du es auch. Wir haben damals die KG bei Zwergin auch abgesetzt, bevor sie laufen konnte. Habe da keinen Sinn mehr drin gesehen.
Fragst du Therapeuten, wird es immer was zu therapieren geben.

Einfach weiterhin viel raus gehen, auf verschiedene Spielplätze, einfach in den Wald rein, laufen, laufen, laufen. SPASS HABEN!!
Ich habe mich noch nie länger zu etwas sportlichem durchringen können, was mir nicht Spaß gemacht hat, wieso sollte es ein Kind tun?!

LG und starke Nerven für die Kiga-Mütter!

Elena

wegen Motorik und "Können müssen"

Hallo Elena,
ich finde es schon klasse, dass Zwergin ihren "Rückstand" offensichtlich komplett aufgeholt hat - Du hattest neulich irgendwo berichtet, dass sie gern auf Bäumen rumklettert ;-) Das wäre bei uns undenkbar, Elina sagt selbst, dass sie Angst habe runterzufallen.
Der fehlende Spaßfaktor war eben auch mit ein Punkt, warum ich nicht mehr so scharf auf KG war. Am Anfang hat es ihr dort wirklich Spaß gemacht und ich hatte auch den Eindruck, dass es zumindest ein bisschen was gebracht hat. Die letzten 6-8 Wochen hatte sie allerdings keine Lust mehr und es war immer ziemlich mühsam, sie zu den Terminen hinzuschleppen. Ich habe mich mehr und mehr gefragt, warum ich uns das antue - ich kann mir gut vorstellen, wie sie sich fühlen muss, weil ich als Kind selbst motorisch "zurückgeblieben" war und jahrelang KG machen musste. Meine Mutter schickte mich auch wohlmeinend ins Kinderturnen und zum Ballett, weil der Orthopäde das dringend empfohlen hatte, obwohl ich in sportlicher Hinsicht eine absolute Katastrophe war. Ich fühlte mich in sämtlichen Gruppen fehl am Platz - es wurde einfach nix, egal wie ich mich auch angestrengt habe. Dabei mache ich heute eigentlich ganz gerne Sport, nur bitte kein Geräteturnen oder Gymnastik/Tanz ;-)
Ja, unsere KiÄ ist tatsächlich relativ entspannt, das hat sie mir übrigens auch geraten *g* Sie meinte, offenbar sei es eben Veranlagung und es würde ja schon reichen, wenn Elina ein paar "Impulse" bekäme, sie müsste ja nicht gleich Hochleistungssportlerin werden ;-)
LG Jessica

wegen Motorik und "Können müssen"

Huhu Jessica,

vielleicht platzt bei Elina ja auch irgendwann der Knoten, wenn sie merkt es steckt nicht mehr so viel Druck dahinter. Ist doch bei ganz vielen anderen Dingen so, wir übertragen unsere persönlichen Wünsche und Ängste dermaßen unbewusst auf unsere Kinder ... ich weiß es ist sehr schwierig, ich ertappe mich da auch immer wieder, aber sie einfach als Individuum betrachten und erkennen.

Man sollte sich mal hinsetzen und darüber nachdenken, was heutzutage alles verlangt und erwartet wird unter dem Motto der normalen Entwicklung, das ist schon beängstigend.

Du erkennst dich doch sogar wieder in ihr, also?! Ganz ruhig bleiben und sie mal machen lassen. Das wird schon!
Das einzig Traurige ist, dass Kinder in der Schule leider nicht die Möglichkeit haben, den Sportunterricht nach ihren Vorlieben hin zu wählen. Insofern wird sie irgendwann mit dem klassischen Gruppensportarten und Turnen konfrontiert werden (Gruselerinnerungen auch meinerseits!) Da könnte es problematisch werden aber bis dahin haben sich vielleicht alle Probleme in Luft aufgelöst.

Und ja, Zwergin hat ganz gut aufgeholt, ich sehe da keine Defizite mehr, auch beim Turnen wird sie mir als sehr sicher beschrieben. Aber sie fährt z.B. noch nicht mal ansatzweise Fahrrad, ;-)

GlG,

Elena

Clara ist auch Nichtfarradfahrer und Nichtschwimmer ;) lg

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