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Thema Trotz und Wut

Hallo, hab grad vor meiner Fortbildung heute noch ein bissl Zeit und wollt mal fragen, wie es bei euch grad läuft mit Trotz und Wut. Annalee hatte gestern ihren bisher schlimmsten Trotzanfall, ich war so erstaunt und mitgenommen von diesem Eindruck, dass ich buchstäblich meine eigene Wut dabei ganz vergessen hatte.
Fing an, dass sie immer wieder extra Puzzelteile vom Tisch warf. Ich sagt, sie müsse die dann auch selber wieder aufheben. Wollte sie nicht. Ich sagte, wenn du sie nicht aufhebst, räum ich nachher das ganze Puzzle weg mit allen anderen Sachen auf dem Tisch, weil das der Esstisch ist und wir Platz zum Essen brauchen und ich keine Puzzelteile beim Essen unter meinem Fuß möchte.
Daraufhin warf sie mir gezielt ein Puzzelteil mitten ins Gesicht (das brachte mich das erste Mal zum Staunen). Ich reagierte sauer und sagte: "Räum jetzt sofort die sachen hier weg oder geh woanders hin, damit ich mich beruhigen kann." Sie schrie mich an: Mach ich nicht!!!
Dann hab ich wie vorher angekündigt ne Tüte geholt und angefangen alles in die Tüte zu schmeißen. Daraufhin rastete sie komplett aus: sie rann durch die Wohnung wie besessen, zog sich alle Klamotten aus, rann zu mir, kniff mir volle Kalotte ins gesicht (ich war auf ihrer Höhe, weil ich dachte, sie wollte Trost), rann zurück, kam wieder und versuchte mir ins Gesicht zu spucken!!! Schrie wie verrückt, rann hin und her, schlug Türen auf und zu und tobte. Ich war so erstaunt, dass ich einfach nur auf dem Boden sitzen blieb und wartete. nach 5 Minuten (gefühlte 5 Stunden) kam sie auf mich zugerannt und warf sich in meine Arme und weinte und weinte. Ich hab sie getröstet.
Als Konsequenz hab ich ihr allerdingt große Teile der Spielzeit vor der Gute nacht zeit gestrichen, weil ich danach wirklich nicht in der Stimmung war so zu tun, als sei nix gewesen- außerdem war die Zeit rum. Hab ihr wahrheitsgemäß erklärt, dass ich grad wirklich keine Lust habe mit ihr zu spielen, weil sie mir eben so weh getan hat und sie weiß, dass spucken und hauen und kneifen verboten ist. dann ging die Diskussion los: "Andere Mamas spielen aber immer mit den Kindern etc.". Ich hab ihr dann gesagt, dass jeder eigene Regeln hat, bei uns Hauen etc. verboten ist und dass derjenige, der gehaut wird eben auch keine Lust mehr zum spielen hat. Außerdem hat sie die Zeit, die fürs Spielen gedacht war mit toben verbracht und die Zeit ist um. Jetzt ist nur noch Zeit für Lesen und Kuscheln und wenn sie weiter diskutiert, fällt das Lesen dann ja auch noch weg.
Wir haben dann nur gelesen und gekuschelt und spielen fiel aus. Daraufhin meinte sie: "Ich mach nie wieder etwas falsch". also folgte noch ne Diskussion drüber, dass "falsch machen" erlaubt ist und nie aufhört.
also sie tat mir richtig leid -und irgendwie glaube ich auch, dass sie nicht so wirklich Herrin ihrer Sinne war - aber so ein Verhalten komplett ignorieren, geht doch auch nicht, oder? Im Nachhinein weiß ich auch, dass ich am Anfang anders hätte reagieren können, aber später ist man ja immer schlauer.
lg, stefanie
Bisherige Antworten

Thema Trotz und Wut

Huhu Stefanie,
ich denke Wutanfälle gibt es immer. In so einem Ausmaß wie du das erlebt hast, war es bei uns noch nicht.
Bei uns kommt soetwas meist dann vor, wenn ein Kind nicht das will, was wir gerade vorhaben.
Ein Beispiel: Am Donnerstag hatten wir ja die U8 und ich hab vorher mit Amelie gesprochen, da sie ja in einen Becher Pipi machen mußte. Ich wollte sie darauf vorbereiten und hab es ihr erklärt. Da hat sie getobt, weil sie das nun mal nicht wollte. Sie hat sich dann auf den Boden im Flur geworfen und mit den Beinen gestrampelt. Ich bin ganz ruhig geblieben, hab Talissa gebeten sich anzuziehen und habe alles für die Abfahrt vorbereitet. Amelie tobte natürlich weiter, weil sie Aufmerksamkeit wollte. Aber ich weiß aus Erfahrung, dass wenn ich dann auf sie zugehe, sie nur noch mehr tobt, weil sie halt ihr Recht haben möchte. Also hab ich sie "links" liegen lassen, die Haustür aufgetan und bin zum Auto. Und zack hörte ich es hinter mir schreien: "Mama, du sollst auf mich warten" - in einem Heulton. Sie war dann ratz fatz angezogen und maschierte zum Auto. Damit war das Thema zwischen Amelie und mir erledigt. Talissa und Amelie haben im Auto noch diskutiert, ob das nun Babyverhalten war oder nicht und ich hätt mich wegschmeißen können.
Talissa hat diese Wutausbrüche im Übrigen seit der Schule nicht mehr. Die Schule hat sie wirklich in der kurzen Zeit schon viel erwachsener werden lassen. Es ist nicht mehr gegeben, über Sachen Stundenlang zu diskutieren, sondern jetzt wird gemacht, was gesagt wird und im Gegenteil, sie fragt, warum wir das so und nicht so machen. Das ist sehr komisch, diese Veränderung anzusehen.
Also wir kennen die Anfälle auch, bei einer haben wir scheinbar gerade Pause.
Ich glaube, jeder muss da seine Strategie entwickeln. Amelie spricht es meistens an, das "wütende" Thema, wenn es vorbei ist. Als sie dann z.B. Pipi in den Becher gemacht hat beim Arzt, meinte sie 9malklug, das wäre ja babyeinfach gewesen. Damit war das Thema für alle Seiten erledigt.
Liebe Grüße
Nicki

Thema Trotz und Wut

hi nicki,
so wie du das beschreibst, ist es bei uns normalerweise auch. Und damit kann man ja ganz gut leben. Wie klappt es denn mit Tali in der Schule. Du hattest ja Sozialraumbezug vor Hochbegabtenförderung gestellt - war das bisher die richtige Wahl?
lg, stefanie

Thema Trotz und Wut

hallo stefanie,
deine frage läßt sich schwer beantworten. talissa hatte am anfang ihre probleme. viele neue kinder. dann kannte sie es nicht, dass ihre arbeit immer angemarkert wird. ihre lehrerin ist 32, sehr streng. sie unterstreicht alles rot, was nicht 100%ig ist. sprich, ist das m einen millimeter über der linie, wird es rot eingekreist usw.
das hat talissa anfangs sehr mitgenommen.
vor 1.5 wochen hatten wir elterngespräch und die lehrerin meinte, talissa ist eines der ordentlichsten kinder, sowohl in der ordnung des arbeitsplatzes, als im schreiben etc. hat sich für uns mit den vielen anstreichungen widersprochen, aber die lehrerin meinte, das kaum ein kind so sauber und penibel schreibt wie talissa.
dadurch ist sie auch sehr langsam, was verbessert werden muss.
aber die lehrerin hat schnell gemerkt, das talissa immer mehrere dinge gleichzeitig macht. während des schreibens oder rechnens denkt sie über ganz andere dinge nach und erzählt manchmal sachverhalte, wo die lehrerin staunt.
vom sozialen hat talissa einige neue kontakte geknüpft und das ist erstaunlich, da sie das in 3 jahren kiga nicht getan hat. nun hat sie einen freund, thorben und den kennt sie schon seit 4 jahren und nie hat sie sich für ihn interessiert. sozial war es in jedem fall die richtige entscheidung.
ihre freundin ist ja auf die schule gegangen und hat dort einen hochbegabten platz. sie haben lese und matheprofis und jedes kind lernt das, was es braucht. aber sie hat keine freunde, findet keinen kontakt und keinen anschluss.
mir ist ehrlich gesagt das andere im moment lieber. auch wenn ich gern spezielle förderung hätte, aber manchmal denke ich auch, es ist gut so, wie es ist, denn ich will, dass sie ein normales leben führen kann.
heute mußte sie u.a. als hausaufgabe das R aufmalen und drum herum wörter schreiben, die mir r anfangen. bei den anderen eltern weiß ich, dass die eltern es vorschreiben. das mache ich nicht. talissa schreibt so wie sie denkt, dasss es geschrieben werden muss.
sie hat dann relion für religion
rasefumel für ratzefummel (radiergummi)
rab für rabe
reise für reise
ree für reh
rechart für richart
aber das ist super. denn orthographisch richtig schreiben sie frühestens in der 4.klasse.
sie hat es ohne anlauttabelle gemacht, sondern einfach so. ich weiß, dass das nicht altersentsprechend ist, denn diese worte sind auch keine, die wir hier alltäglich benutzen oder gar schreiben. daher bin ich echt stolz und lasse es auch so stehen.
manchmal wünschte ich mir, die lehrin würde sie mehr kitzeln und herausfordern. aber ob es sein muss, das weiß ich eben auch nicht.
in mathematik hat sie im letzten test als einzigste der klasse 35 von 35 punkten erzielt. aber die mathelehrerin meint, sie sei motorisch schwach, weil sie die zahlen spiegelverkehrt schreibt. der psychologe meint, dass sei eben talissa und mache sie aus. immer ein wenig abweichend und eher schwieriger alles gestalten, als die norm. von daher sehe ich das nicht als motorische schwäche, da ich es wegradieren kann und sie es wieder so hinschreibt, weil sie es so denkt. sie fängt auch die zahlen dort an, wo wir sie beenden. schreibt also genau verkehrt herum. aber nunja. ich war super stolz auf sie, denn mathe ist nicht unbedingt ihr lieblingsfach.
lg, nicki

Thema Trotz und Wut

Hallo Stefanie,

das was du beschreibst haben wir hier mindestens jeden 2. Tag...manchmal sogar täglich..und es treibt mich bald in den Wahnsinn...und solche Anfälle passieren immer aus eigentlich banalen Vorfällen...

kurzes Beispiel von vor kurzer Zeit: es fing an, das manuel sich am Fuss wehgetan hat, seinen Socken auszog und ich gucken und pusten sollte...tat ich auch und tröstete ihn. Er meinte dann er könne ja die Socken auch auslassen. habe ihm dann nur gesagt das kann er machen, aber er muss dann seine Hausschuhe anziehen. Klappte auch...Bei uns darf Manuel abends dann immer ein wenig fernsehen, ich sagte ihm dann also er möchte ein wenig sein Zimmer aufräumen und könne dann Ferngucken. Klappte auch...ich ging nach nebenan ins Schlafzimmer und legte derweil die Wäsche von ihm zusammen. Er kam dann auf einmal und wollte dann doch wieder Socken anziehen. Also gab ich ihm aus welche aus der frischen Wäsche. Und da nahm das drama seinen lauf. er wollte sie selbst anziehen. Ich habe ihn gelassen mit den Worten wenn er Hilfe braucht kann er mich gerne fragen, dann helfe ich ihm. Aber anstatt nach Hilfe zu fragen kam er ins schlafzimmer, schmiss mir die socken hin und meinte: die socken sind blöd, die will ich nicht, ich will andere. Da habe ich ihm versucht zu erklären das man ja nicht zig paar Socken ausprobieren kann nur um rauszufinden welche einem dann gefallen...habe ihm also verboten sich andere auszusuchen, weil er die anderen ja schon halb am Fuss hatte. Er rannte dann schreiend ins Kinderzimmer und schrie: dann räum ich halt die ganze schublade mit den Socken aus. Da bin ich hinterher und sagte nur das er die dann auch selbst wieder einräumen müsse. Von ihm kam nur ein: Nö, das mach ich nicht. Er kam zu mir und schubste mich, ging an mir vorbei ins Wohnzimmer zum Ferngucken. das habe ich dann unterbunden indem ich die Glotze ausgeschaltet hab. Da passierte dann das gleiche wie du oben beschrieben hast von Annalee...Durch die Wohnung rennen, schreien, kreischen, heulen, ich schubsen, türen zuschlagen wollen(haben aber oben so einen stopper in der tür). Da es dann auch Abendbrotzeit war kam von ihm dann auch das er nichts essen möchte (und dann immer im wechsel: ich möchte essen, ich esse nichts) Ich hab nur gesagt er muss sich eh ersteinmal beruhigen, so könnte er ja gar nicht essen. er beruhigte sich aber nicht, legte noch nach. Da hab ich ihm nochmal gesagt er soll sich beruhigen und wenn er sich ausgebockt hat kann er aus seinem zimmer kommen und essen. dauerte dann nochmal 15 min etwa, dann war der spuk vorbei....ich find sowas immer super anstrengend und komme auch echt schnell an meine grenzen.....

Kennst du den Film "Wege aus der Brüllfalle"? Hier gibts im Umkreis immer ne Menge Elternabende, wo dieser Film gezeigt wird...kaufen kann man ihn auch..überlege ob ich mal in der Bücherei nachfrage, ob die den dort verleihen.

Ich wünsch dir jedenfalls das solche Anfälle bei euch nicht zum Tagesgeschäft werden. Jedes Kind kriegt ja seine Trotzanfälle, die einen mehr, die anderen weniger heftig....aber so wie du es von Annalee beschreibst braucht man es ja auch überhaupt nicht....

Viel Spass bei Deiner Fortbildung...

LG Verena

Thema Trotz und Wut

Du liebe Zeit, du arme!!! Also das jeden 2. Tag erleben möchte ich wirklich wirklich nicht. Den Film kenne ich nicht, aber wäre bestimmt spannend. Und 15 Minuten auch noch die Raserei - das ist ja zum Haare raufen. Wie hältst du das bloß aus??
lg, stefanie

Thema Trotz und Wut

hi stefanie,
also ich hab ja schon das gefühl, dass deine tochter gerade verbal sehr fit ist, wenn ich so lese was du schreibst, aber ganz ehrlich - ich hab den eindruck ihr "disskutiert" zu viel, klar muss man die sachen mit den kids ansprechen aber ich diskutiere nicht über regeln mit meinem sohn. was jetzt nicht heissen soll, ich sag "so ist es und fertig" aber ich lass mich auf keine diskussionen mit einem 4 jährigen ein! ich hab hier zwei kinder und muss für beide da sein, dann noch die tages/-pflegekinder, alle wissen es gibt hier grundregeln und die MÜSSEN (klar gibt es auch ausnahmen) eingehalten werden. auch wenn es in anderen häusern/wohnung andere regeln gibt.
wenn loris oder auch lucian solche wutanfälle haben, dann wissen sie genau sie müssen zum abreagieren in ihr zimmer. das klappt klasse und ein schlichtes "wenn du jetzt nicht aufhörst, gehts ab ins dein zimmer" reicht völlig als vorwarnung, dann folgt meist noch ein kurzes schimpf-geheule und gezeter aber dann wird eben aufgeräumt oder was halt anliegt, wenn das nicht klappt, dann bring ich den "wutknecht" ins zimmer, lass die tür offen und sag ihm ich hol ihn entweder wieder oder er darf wieder rauskommen, wenn er sich beruhigt hat. dann gibts danach eine kurze aussprache und gut ist.
klar sind alle kinder unterschiedlich, aber ich fahre seit jahren gut damit und hab in der "auszeit" auch die möglichkeit runter zu kommen und das ganze läuft zu 99 % ohne rumschreien ab.
glg steffi

Thema Trotz und Wut

Hi steffi,
na logisch diskutieren wir zuviel - wie sollte sie auch sonst sprachlich so fit werden ;-). Wie reden ja auch im sonstigen Leben zu viel...
Ich versteh sehr was du meinst und stimme dem auch zu, bei uns funktionierts nur leider nicht - oder eben nur mit hohem kollateralschaden. Bei Annalee funktioniert nur Einsicht - und ich bin auch sehr gespannt, wie das später in der Schule klappen wird. Aber sie werden ja älter.. und reifer.. und lauter..
lg, stefanie
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