Papakind - wie geht man als Mama damit cool um?
sorry, dass ich so selten von mir hören lasse. Bei uns ist seit einem halben Jahr Land unter, meine Mutter hatte bei uns einen schweren Schlaganfall und ist seitdem Pflegefall und etwas verwirrt. Die Pflege bei meinem Vater war eine Katastrophe, sie fühlte sich von ihm bedroht; nun ist sie im Heim, ruft aber trotzdem täglich panisch an - ihr Gehirn funktioniert einfach nicht mehr so. Zwischendurch hatte Benni Rheumaverdacht und es gab noch tausend andere Problemchen. Daher komme ich kaum zum Schreiben, bin froh, wenn ich es schaffe, dass abends das Essen auf dem Tisch steht.
Eine Frage aus aktuellem Anlass:
Benni ist seit jeher eher ein Papakind, mal mehr mal weniger. Natürlich spürbar mehr, seit er sprechen und laufen kann und so seine Zuneigung ausdrücken. Er lehnt mich nicht ab, ist aber immer beim Papa, wenn dieser da ist und lässt sich dann auch von ihm trösten etc. Schlimm ist es aber immer morgens: wenn Benni aufwacht, komme ich in sein Zimmer und sage Guten Morgen. Benni ruft dann häufig "Nur Papa da!!!" und ist total mißmutig, wenn dieser nicht da ist; oder wenn dieser da ist, soll ich weggehen. Wenn ich gut drauf bin, komme ich damit klar. Heute bin ich eh melancholisch gewesen, da hat es mich sehr getroffen und ich wurde ungeduldig mit Benni. Früher als er noch nicht Papa sagen und mich wegschicken konnte, haben wir immer wunderschöne Vormittage zusammen verbracht, stundenlang gekuschelt und gelesen. Nun will er morgens partout nur den Papa, biegt sich durch (wehrt sich, indem er seinen Körper verbiegt), wenn ich mit ihm kuscheln und lesen will und ist erstmal eine ganz Zeit lang mißmutig, wenn Papa schon weg ist. Dann beruhigt er sich und der Tag geht normal weiter. Aber unsere schöne gemeinsame Zeit ist dann weg.
Mein Mann sagt immer, Benni ist ja erst 2 und ich weiß, dass man sein Kind bedingungslos lieben soll, auch wenn man zurückgewiesen wird und es jemand anderen lieber hat. Aber es tut mir einfach so weh. Benni ist mein Lebensinhalt, ich mache alles für ihn, aber er will den Papa. Und der hat nicht wie ich alles aufgegeben, sein Lebensinhalt ist seine Firma. Ich denke für mich wird es wichtig, bald wieder arbeiten zu gehen, damit ich auch wieder einen anderen Lebensinhalt habe.
Habt ihr Tipps für mich?
Liebe Grüße
Tine
Papakind - wie geht man als Mama damit cool um?
ich kenne deine Situation sehr gut. Meine beiden Jungs sind absolute Papakinder. Es wird akzeptiert wenn er früh schon weg ist, aber sobald er zu Hause ist kommen meine Jungs nur noch zu mir wenn sie etwas wollen.
Es liegt wohl daran, dass gerade der Kleine mich immer hat und Papa ja nicht und somit muss die Ziet mit Papa komplett ausgenutzt werden.
Mich trifft es manche Tage auch sehr stark, aber was soll ich machen. Leider kann man da nicht viel tun außer hoffen das auch mal wieder andere Zeiten kommen.
LG
Stefie
Papakind - wie geht man als Mama damit cool um?
vielen Dank für deine lieben Worte.
Liebe Grüße, Tine
Papakind - wie geht man als Mama damit cool um?
zunächst einmal tut es mir sehr leid, dass Du momentan so viele Baustellen hast. Ich hoffe, da kommt wieder Ordnung rein, soweit das möglich ist. Du hast es momentan ja wirklich nicht einfach, und so schmerzt Dich die Zurückweisung besonders.
Ich glaube aber gar nicht, dass er Dich NICHT will, sondern dass er vermehrt den Papa will, weil er ihn in dieser momentanen Entwicklungsphase als Orientierung besonders braucht. Und sieh mal: Du bist der Alltag. Du bist diejenige, die immer da ist, auf die sich Benni an jedem Tag verlassen kann und das sicher auch tut. Nun fordert er seinen Papa ein, weil der nicht der Alltag ist. Der ist nämlich den ganzen Tag arbeiten, und wenn er nach hause kommt, verhält er sich dem Kinde gegenüber natürlich ganz anders als Du (oder auch als er selbst, wäre er derjenige, der zuhause ist). Benni fordert also nichts weiter als das typische Feierabendverhalten, und zwar von demjenigen, der es gerade bietet. Als Mutter eines sechsjährigen Sohnes kann ich Dir sagen: Diese Phase geht vorbei. Sie beschädigt Bennis Liebe zu Dir nicht.
Einen kleinen Wermutstropfen habe ich noch: Du schreibst, Benni sei Dein Lebensinhalt. Leider müssen wir als Mütter uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass unsere Kinder uns zwar lieben und in den größten Schwierigkeiten immer wieder in unsere Arme zurückfliegen. Aber wir sind nicht ihr Lebensinhalt, und so dürfen wir für unsere bedingungslose Liebe keine Gegenleistung erwarten. Wir werden nämlich auch keine bekommen. Aber wenn wir Stückchen für Stückchen unsere Kinder stark machen, sie vorsichtig von uns lösen und auch zulassen, dass sie sich selbst lösen, damit sie auf ihren eigenen Füßen stehen, dann können wir ganz stolz auf unser Lebenswerk sein. ;)
Ganz liebe Grüße
Lena mit Mamakind Hendrik und Papakind Clara, die einmal von einer offensichtlich sehr weisen Bekannten gesagt bekommen hat: "Es gibt Situationen, da rennen alle, ausnahmslos alle Kinder zur Mama." Sie hat recht.
Papakind - wie geht man als Mama damit cool um?
herzlichen Dank für deine mitfühlende Antwort. Ich werde versuchen, an den schwachen Tagen bei Bennis Ausrufen "Nur Papa da" an deine Worte (insbesondere Orientierung in Enwticklungsphase) zu denken.
Bzgl. des Wermu
tstropfens gebe ich dir komplett recht. Ich weiß auch nicht, wie mir da in Bezug auf Benni geschehen ist. Ich wollte nie Kinder, dann kam Benni und die Gefühle für ihn haben mich überwältigt und alles andere in den Hintergrund gedrängt. Das ist natürlich ungesund für alle Beteiligten. Ich denke, dass mit dem Kindergartenalltag ab August und meinem Wiedereinstieg in den Job im Herbst mehr Normalität einkehrt und ich auch wieder zurück zu mir /meinem Mann / allem anderen finde.
Ganz lieben Gruß
Tine
kinder sind nur eine leihgabe des lebens
liebe tine, dein bericht ist berührend und ich kann mir vorstellen, dass sich so etwas wie heute morgen (und an so vielen morgenden) gar nicht gut anfühlt. mir tut das wirklich leid.
es gibt auch nicht viel, was ich dir nach den guten texten meiner vorrednerinnen noch sagen kann :-) außer eben, dass das phasen sind, in denen benni mehr papa-kind sein wird als sonst, dass eine mama aber was ganz elementar wichtiges (und geliebtes) für kinder ist und dann den betreff-satz :-) ich glaube, es wird dir besser gehen, wenn du dich bei aller liebe auch wieder mehr dir selbst, deinen interessen, deinem leben zuwendest. ich wünsche dir ganz viel glück, spaß und erfolg dabei.
glg alice
Papakind - wie geht man als Mama damit cool um?
lass dich mal drücken. Da kommt zur Zeit ja wirklich einiges zusammen bei dir.
Bei uns gibt es weder ein ausgesprochenes Mama- noch Papkind. Das geht bei uns phasenweise. Letztens durfte nur ich den beiden morgens den Schlafsack aufmachen und sie anziehen. Da hieß es immer "Papa geh weg. Die Mama macht das." Heute plötzlich sollte alles der Papa machen. War erstmal komisch, aber auch schön, das er auch mal wieder in der Pflicht ist.
Ich denke, Benni weist dich nicht zurück, sondern nutzt intensiv seine Zeit mit Papa. Du bist immer da. Das ist zwar jetzt ein blöder Vergleich, aber das schwerer erreichbare reizt mehr. Er hat dich deshalb nicht weniger lieb als den Papa. Vielleicht könnte dein Mann abends mit Benni ein Männergespräch führen und ihn darauf vorbereiten, das er morgens schon weg ist und er einen ganz tollen Tag mit Mama verbringen wird.
Gib dein eigenes Leben nicht auf für Benni. Das tut weder dir noch deinem Sohn gut. Du hast ja schon selbst erkannt, das es sicher anders wird, wenn du wieder arbeiten gehst.
LG
Yvonne
Papakind - wie geht man als Mama damit cool um?
die anderen haben schon so viel Liebes geschrieben, viel kann ich eigentlich nicht mehr hinzufügen...
Am meisten blieb mir von Deinem Posting aber der Satz "Benni ist mein Lebensinhalt, ich mache alles für ihn..." im Gedächtnis und ich glaube, das ist genau der Punkt... Aber Du schreibst ja selbst schon, daß es bestimmt gut tut, wieder arbeiten zu gehen und andere Themen im Leben zu haben!
Mattea ist auch ein Papa-Kind, sobald er daheim ist, bin ich abgeschrieben... bis es ans Bettgehen geht! Dann darf nämlich Mama ran und muß sie in Bett bringen ;-).
Aber hier auch großes Geheule, wenn Papa in die Arbeit geht. Heute mittag haben wir mit ihm in der Kantine gegessen - ich glaube, ich brauche Dir nicht zu erzählen, was los war, als wir wieder gegangen und zur S-Bahn sind (OHNE Papa!).
Laß Benni entscheiden, wann er kuscheln will - auch wenn das schwer ist; aber ich garantiere Dir, daß er, wenn er merkt, daß Du "losläßt" schnell von selbst ankommt und Deine Nähe sucht!
Liebe Grüße
Anke
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