Hallo Ihr Lieben,
etwas vorweg:
hab natürlich auch noch einen Geburtsbericht für Euch! ;) Allerdings bricht dieser hier wohl alle Rekorde und ich werde es Euch alles andere als verübeln, wenn Ihr ihn nicht lest. Er ist wirklich unfassbar lang, ging ja auch über drei Tage diese Geburt ... habe mal einen Trennungslinie eingefügt, darunter beginnt dann die eigentliche Geburt. Wer vielleicht doch Interesse daran hat aber wenig Zeit zum Lesen kann ja dort beginnen ... :)
Den Bericht habe ich letztlich ja doch für mich, die Erinnerungen und die homepage meiner Hebammen geschrieben, deshalb ist es auch nicht tragisch, wenn er hier keine Beachtung findet!
12.01.2010, morgens um 7 Uhr vernehme ich Wehen. Ähnlich denen, die ich bereits aus den letzten Tagen kenne, aber ein wenig anders sind sie schon. Meinem Has sage ich, dass er eigentlich nicht mehr ins Büro fahren soll und Sandra informiere ich auch im Laufe des Vormittags. Mit Wehen mit ca. 5 Minuten Abständen und schon recht doll spürbar. Ich habe aber noch nicht wirklich das Gefühl, dass sich das bald verstärken wird. Blöd! Mein Has fuhr also doch noch mal ins Büro und kommt dann aber gleich wieder zurück. Dann passiert etwas völlig Merkwürdiges: die Wehen verschwinden. Vollkommen! F. und ich gehen also einfach mal spazieren, vielleicht kommt dann alles wieder in Schwung. Und tatsächlich. Die Wehen kehren zurück! Juhu! Sandra und Regina treffen um die Mittagszeit bei uns ein (ich hab ja doch ein Wenig die "Angst" im Nacken, dass es beim dritten Kind recht plötzlich recht schnell gehen KANN …). Zu diesem Zeitpunkt sind die Wehen aber (wieder) wenig gleichmäßig und regelmäßig. Das verunsichert mich total! Ich glaub es wird bereits dunkel, als mich eine furchtbare Angst überkommt. Angst davor, dass das jetzt noch ewig so dauert, wo ich doch eigentlich schon total müde und erschöpft bin. Die Erinnerungen an die (eeewig dauernde) Geburt meiner ersten Tochter kommen hoch und ich will einfach nicht mehr …
… F. zwingt mich mit ihm nach draußen zu gehen. Mal Luft zu schnappen. Spazieren zu gehen. Ich fühle mich dafür aber schon viel zu müde und mag gar nicht wirklich. Überredungskünstler der er ist, schafft es natürlich doch noch mich mit nach draußen zu nehmen. Eine Runde durch den Schnee, aber nur ums Haus und durch den Garten. Das reicht!
… Wir kommen nach diesem Spaziergang durch den Winterschnee wieder nach oben ins (Geburts)badezimmer zurück und Regina und Sandra haben derweil (ganz offensichtlich) den Plan gefasst, dass wir jetzt mal das Tanzbein schwingen! Alles klar, ich bin dabei! "African Footprint" begleitet also unseren wundervollen, unvergesslichen Tanzabend!
Was dann passiert ist einfach unbeschreiblich! Regina, Sandra und ich stehen (nein, wir bewegen uns) in unserem Bad, lauschen den Klängen afrikanischer Musik und tanzen! Ich verfalle in einen totalen Tanzrausch. Es ist so wundervoll! Das Spüren des Körpers, der Füße auf dem Fußboden und dann diese Wehen, die einem so unglaublich bewusst werden, sich völlig anders anfühlen, als ich es je erlebt hab … eine unglaubliche Energie durchflutet meinen Körper und ich fühle mich unendlich stark, motiviert, glücklich, … so voller Vorfreude auf mein Baby, mit dem Bewusstsein, dass gerade ganz viel passiert, mit der Kraft der Wehen und des Tanzes! Die Bewegungen, der Körper … sie bilden eine feste Einheit und nichts kann diese Einheit stören! Wie wundervoll! Wie wundervoll unter einer Geburt! Auch Regina und Sandra geben mir so unglaublich viel! Ihre Anwesenheit, der gemeinsame Tanz, … es ist einfach unbeschreiblich!
Ich spüre, dass die Wehen nun doch endlich(!) an Qualität zunehmen und bin mir sicher, dass ich jetzt gar nicht mehr so weit von meinem Baby entfernt bin und dass ich das Baby auf die Welt tanzen kann! Bin mir sicher, dass das geht und dass es ein wundervoller Weg ist! (Auch wenn es mir letztlich leider doch nicht gelingt, bin ich nach der Geburt sicher, dass dies wirklich möglich ist.) Es ist schon recht spät geworden und ich spüre einen enormen Druck nach unten. Er ist so groß, dass er mich unter den Wehen zu Boden zieht und in die Knie "zwingt". Es fühlt sich gut an! Genau das ist die richtige Richtung. Dieses Gefühl ist einfach irre! So schön!
Nun wird es kurios. Ich habe das Gefühl, dass der Kopf schon fast geboren wird, dass es nicht mehr lange dauern kann, dass es Nora wohl nicht mehr schaffen wird bis zur Geburt. Ich bin mir so sicher! Zugegebenermaßen habe ich den Schluss der anderen beiden Geburten völlig anders in Erinnerung. Viel schmerzhafter, viel gewaltiger, aber ich glaube, dass es am Tanzen liegt, dass ich das völlig anders wahrnehme!
Nora trifft ein. Juhu, sie schafft es ja doch noch! Ich tanze und tanze und tanze … es ist die totale Trance. Doch irgendwann brauch ich dann doch mal eine kleine Pause und begebe mich auf den Geburtshocker. Auf diesem beschließen wir, dass Sandra mal nach dem Muttermund sieht. Ich mache mir bewusst, dass ich jetzt mit jedem Ergebnis rechnen und auch leben muss. Und das kann ich! Ob 10cm oder 2, eigentlich völlig egal, ich weiß dass die letzten Stunden unheimlich viel gebracht haben. Wenn nicht dem Muttermund, dann wenigstens mir persönlich und vor allem meinem Baby! Es kann also losgehen. Sandra tastet nach dem Muttermund. Und es ist tatsächlich total ernüchternd und völlig erschreckend: 3, vielleicht 4cm … Okay, wie gesagt, ich kann prima mit diesem Befund umgehen und werde dann direkt erstmal in die Wanne gesetzt, damit ich mich ein wenig entspannen kann. Super Idee, finde ich!
Ich entspanne. Fühle mich gut! Das warme Wasser tut unheimlich gut. Die Wehen verschwinden zwar nicht, aber sie verlieren wieder an Qualität. Ich denke mir allerdings nichts dabei und bin mir erneut sehr sicher, dass es nicht mehr lange dauern kann …
… Nach dem Bad, kurz nach Mitternacht, ich liege im Bett und habe keine einzige Wehe mehr! …
… Wir beschließen gemeinsam mit Sandra, dass sie doch noch mal nachhause fährt und wir uns ins Bett legen um uns ein wenig zu erholen, noch mal Kraft zu tanken. Ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll, wo mir der Kopf steht! Was passiert hier?! Ich verstehe die Welt nicht mehr … Keine zwei Stunden vorher war ich doch noch der festen Überzeugung, dass der Kopf gleich aus mir rausrutscht?! F. möchte spazieren gehen um die Wehen wieder in Gang zu bringen. Ich möchte lieber im Bett liegen bleiben und versuchen zu schlafen. Auch wenn es mir sehr schwer fällt, denn wer kann mir sagen ob ich mein Baby in wenigen Stunden im Arm halten kann, wenn ich jetzt dran bleibe, noch mal spazieren gehe … nein, ich glaube es ist besser, noch mal Kraft zu schöpfen!
Die Nacht ist furchtbar. Ich mache kaum ein Auge zu. Bin ständig am Grübeln über das "Wieso und Warum" … Der Tag ist allerdings noch viel schrecklicher. Mittwoch der 15.01., auch mein Papa ist inzwischen aus Kassel angereist und meine Eltern kehren mit unseren Kindern von der Übernachtung bei meiner Freundin zurück. Ich weiß überhaupt nichts mit mir anzufangen. Weine permanent. Habe plötzlich eine unglaublich große Angst vor der Geburt! Angst, dass es noch mal so lange dauert wie gestern schon, dass es so wird wie die Geburt meiner ersten Tochter, Angst vor Schmerzen, Angst … vor allem! Dann diese Ungewissheit … dieses Nichtwissen, wann es denn nun endlich weitergeht. Wehen habe ich. hin und wieder. F. und ich machen noch mal einen wundervollen Winterspaziergang durch den Wald. Das tut einfach nur gut. Wir überlegen, ob wir heute noch mal alleine essen gehen, oder ins Kino … so schnell bietet sich eine solche Möglichkeit für uns nicht mehr. Aber wir beschließen doch lieber zuhause zu bleiben und einen gemütlichen Abend mit meinen Eltern zu verbringen, mit Lasagne und Rotwein! ;) Der Abend ist wirklich sehr schön, aber ich bin noch immer total durch den Wind. Und diese Angst lässt mich einfach nicht los …
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Donnerstag, 14.01.2010 … 5 Uhr morgens, ich gehe pinkeln und lege mich wieder ins Bett. Kaum mache ich die Augen zu, spüre ich ein Ploppgefühl und warme Flüssigkeit … ich überlege, was das gewesen ist. Nein, MIR springt doch keine Fruchtblase! Das muss was anderes gewesen sein' … *plopp*, ein zweites Mal. Um Himmels Willen, das ist die Fruchtblase!!' Mein Herz rast, ich bin völlig erschrocken. Gehe erneut aufs Klo … Grünes Fruchtwasser! Oh nein! Auch das noch! Ich wecke F., rufe Sandra an. Sie hört sich schon so wach an … Wie praktisch! In einer Stunde wird sie da sein! Okay … es scheint nun wirklich los- oder auch weiterzugehen! Ich informiere meine Mama, die im Nebenzimmer schläft und begebe mich in unser wunderschön hergerichtetes Badezimmer. Ich zünde die Geburtskerze an und mache die Musik an. Ich bin total durcheinander … 'wird es jetzt ganz schnell gehen? Oder noch ewig dauern? Wo bleiben die Wehen? Warum grünes Fruchtwasser? Hoffentlich geht's meinem Baby gut' …
Sandra kommt tatsächlich Punkt 6 Uhr und auch außerhalb vom Bad beginnt das Leben. Die Kinder sind wach und meine Eltern sind dabei sich und die Mäuse anzuziehen. Ich möchte möglichst schnell "allein" sein. Möchte meine Kinder nicht verunsichern. Ihnen keine Angst machen. Ich kann mich nicht entspannen, solange sie alle noch da sind. A. bekommt natürlich mit, dass es jetzt ernst wird. Sie kommt zu mir, hängt sich an mich und weint bitterliche Tränen. Hilfe, mein Herz! Aber es hilft ja alles nichts, sie muss jetzt leider gehen … Ohmann … meine Mädels. Es ist wie bei C. Geburt. Es zerreißt mir das Herz sie gehen zu sehen. Das letzte mal zu zweit als Geschwisterpaar!
Es dauert nicht lange und die ersten "richtigen" Wehen kommen. Die Abstände sind noch recht groß und Sandra schreibt erstmal ein CTG. Wir möchten wissen, ob es dem Baby gut geht. Kein Zweifel! Das tut es! Die Herztöne sind super!
Nur ich, ich werde meine Angst und die Grübelei nicht los. Sandra legt eine CD auf, eine wunderschöne Geschichte, die mich ganz wunderbar auf die Geburt einstimmt! Ja, ich freue mich sogar wieder darauf!
Es ist längst hell als die Wehen stärker werden. Auch die Abstände verkürzen sich nun merklich. Inzwischen läuft wieder African Footprint und ich tanze zu der Musik! Es ist so unglaublich schön! Mein Has sitzt im Sessel als die Wehen plötzlich alle 2 Minuten kommen. "In 5 Sekunden kommt wieder eine!", sagt er mir. Es müssen also ziemlich genau 2 Minuten sein! ;) Ich nutze für diese Wehen das Tragetuch, das wir an einen Haken in der Decke gehangen haben. Mit dem Knoten am Rücken, kann ich mich prima darin einhängen und das Becken ist vollkommen locker. Herrlich! Zwischendurch immer mal wieder ein wenig tanzen.
Es ist ungefähr zwischen 10 und 11 Uhr als die Wehen wirklich heftig werden. Und ich weiß, dass ich das so nicht mehr lange aushalte! Es ist schier unerträglich! Es tut so weh! Ich komme zwar mit der Atmung und der Entlastung des Beckens im Tuch hängend super zurecht, aber trotzdem darf dies jetzt einfach nicht mehr lange dauern! Diese schreckliche "Übergangsphase"! Ich verfluche sie! Unser Baby ist jetzt allerdings plötzlich tief ins Becken gerutscht. Es läuft nicht ein Tropfen Fruchtwasser mehr! Ich weiß, das ist ein gutes Zeichen!
Auch Nora trifft ein, obwohl sie nicht vor 12 Uhr geweckt werden wollte! ;) Sorry Nora! ;-p Nicht mehr lange und es kommen die ersten Presswehen. Ich habe Angst! Ich bekomme meinen Kopf nicht abgeschaltet. Ich schaffe es einfach nicht. Ständig muss ich an A. Geburt und die Presswehen auf der Fahrt mit dem RTW ins Krankenhaus denken. Ich habe eine solche Angst genau dies wieder erleben zu müssen. Ich stehe mir total im Weg! Ich versuche krampfhaft meinen Kopf auszuschalten, meinem Körper zu vertrauen, mit den Wehen einfach nur mitzuatmen und zu schieben. Ich schaffe es nicht. Presse in den Kopf, verliere (schon wieder) total die Richtung. Verdammt! Ich weiß genau, so wird das nix! Aber ich weiß es auch nicht zu ändern. Habe eine riesengroße Panik. Zudem Unmengen an Presswehen. Eine nach der Anderen. Und selbst während dieser unglaublichen Schmerzen arbeitet mein Kopf. Unentwegt. Sandra verzweifelt mit mir! Zu Recht! Ich sehe an den Gesichtern von Nora und Sandra, dass was geschehen muss(!)! Die Herztöne unseres Engels sind zwar nach wie vor vollkommen in Ordnung, aber ich steuere auf einen Erschöpfungszustand zu, der einfach nicht eintreten darf und die Farbe des Fruchtwassers trägt auch nicht zur Entspannung bei! Wir versuchen es in nahezu allen erdenklichen Positionen (bloß im Handstand versuchen wir es nicht!) … nichts führt zum Erfolg. Es ist zum Verzweifeln. "Es sind schon wieder ganz viele schwarze Haare!", wird mir bereits gesagt und ich werde jetzt einfach mal fühlen. Wenn die den Kopf sehen, dann werde ich ihn doch wohl spüren können?! Tatsächlich! Ich kann den Kopf mit meinem Finger berühren! Ich kann es nicht glauben! "Das ist wirklich der Kopf von meinem Baby?" … Ich bin wieder motiviert. Himmel, das sind doch nur noch ein paar cm! Das muss ich doch schaffen! … Aber ich kann einfach nicht mehr … ich bin so am Ende meiner Kräfte. Dann immer und immer wieder diese Ängste. Mein Has motiviert mich, feuert mich immer wieder an! Das tut so gut! Immer wieder spüre ich einen Motivationsschub, der mich aber nach wenigen Presswehen wieder verlässt. Weil einfach nix passiert … ich möchte nicht mehr! Ich will hier weg! BITTE!
"So, wenn Du schon einen Déjà-vu-Film fahren willst, dann doch bitte den von C. Geburt!" sind Sandras doch sehr deutlichen Worte, als sie mich aus dem Bad ins Schlafzimmer ordern. Dort soll ich mich, wie bei der Geburt von C. vor zwei Jahren (eine recht "angenehme" und zügige Geburt im eigenen Bett!) in die Beine von F. hängen, der wieder einmal auf dem Kopfteil unseres Bettes sitzt! …
… Presswehe die Erste, die Zweite, die Dritte, … die gefühlte Hundertste … ich schaff es einfach nicht! Doch! "Da Schatz! Da! Ich kann den Kopf sehen!" brüllt F. von hinten. Okay, wenn ER von dort hinten bereits den Kopf sehen kann, dann ist er doch schon fast geboren … Jawohl, ich schaffe es! Die nächste Presswehe! Die wird es sein! Die werde ich mir greifen um mein Kind auf die Welt zu schieben!
"Ja, jaaah, ja Svenja, das ist genau richtig! Genau da musst Du hin! Ja … ja, weiter so! … Halt! Langsam! Nicht so schnell! …" Ja was denn nun?!' … ich schiebe und schiebe. Gleich wird die Wehe zu Ende sein, aber ich wollte sie doch nutzen! Genau diese! Verdammt! Egal, ich schiebe weiter …
… 13:04 Uhr, die Sonne, die sich tagelang schon versteckt hatte blickt durch das Schlafzimmerfenster und begrüßt unser kleines Baby, das es endlich geschafft hatte, das sich den Weg auf die Welt schwer erkämpft hatte! Und endlich, endlich ist es da. Ja, okay, der Rest fehlt noch, aber das "Schlimmste" war geschafft. Den Körper schaffen wir jetzt mit Links … und natürlich mit der nächsten Wehe! … aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa…utsch!' Es ist da! Unser Baby ist da!!! Da liegt es! Zwischen meinen Beinen! Total lila, aber rosig! Ein richtiges Bröckchen! Himmel, ist das süß!!!
"Jetzt lasst uns doch mal schnell gucken was es ist!" fordere ich auf! Ich bin doch sooo neugierig! Bekommt F. nun tatsächlich einen Sohn? Nein. Natürlich nicht! ;) Es bleibt ein reiner Weiberhaushalt (plus F., plus Benny Hund)! Yes! Laalalllaaalallaaaallalllaaaa … "Wie heißt sie denn jetzt eigentlich?" fragt F.. Ich lächle ihn an und "schenke" ihm seine Julia (die er sich so lange wünschte, von dem Namen ich aber nie so richtig überzeugt war). Er ist überglücklich!
So, jetzt aber bitte schnell auf meine Brust mit unserer kleinen, unglaublich süßen Julia! Ich will kuscheln! Ich mag sie riechen! Ich mag sie berühren! Looos schnell! Haaa, da ist sie! Sie fühlt sich so toll an! Diese zarte, warme Haut! Dieser Geruch … dieses Winseln! Wieder solch ein Moment, den man am liebsten einfrieren möchte!
Sandra und Nora verlassen den Raum. Aber sie kommen nicht weit. Ich rufe ihnen zu, dass es ganz doll drückt und wohl die Plazenta kommt. "Wie, was, die Plazenta?" rufen beide fast aus einem Munde und eilen zurück. Einmal drücken und die Plazenta ist schon da. Uffz … geschafft! Ich hab es tatsächlich geschafft!!! Mensch, was ein Gefühl!
Die Plazenta wird nun aber erstmal neben Julia und mich gelegt und die Nabelschnur drangelassen. Nun lassen sie uns aber doch erstmal allein und wir erleben das schönste Kuscheln, das man sich nur vorstellen kann! Mami, Papi und gerade geborenes Baby … es gibt einfach nichts Schöneres auf der Welt! Dieses unfassbare Glück! Wir sind soo dankbar!
F. möchte Julia unbedingt auch endlich auf seine Brust gelegt bekommen. Er ist total ungeduldig! Wir müssen dafür aber auf die Hebammen warten, denn ich liege noch immer völlig starr in Geburtsposition und wage mich erst zu bewegen, wenn Sandra und Nora zurück sind. Da sind sie. Wir wollen nach nun mehr einer Stunde die Nabelschnur durchschneiden. Beim Anlegen der Klemme beginnt Julia plötzlich furchtbar an zu brüllen, so dass Sandra, völlig erstaunt darüber, beschließt damit noch zu warten. F. bekommt Julia also samt Plazenta gereicht und ich gehe mich jetzt erstmal duschen!
Im Bett zurück steht mir noch das Nähen eines kleinen Dammrisses bevor, dem ich mich brav stelle. Sandra macht das wirklich toll und zwei Stiche sind schnell gemacht. Ich hab alles Schmerzhafte endlich geschafft und kuschel mich zurück ins Kissen zu meinem Has und meiner zuckersüßen Tochter! Nun wollen wir doch endlich mal die Nabelschnur durchtrennen. Wir beschließen: beim letzten Kind werde ICH das mal machen. Uha, ganz komisch fühl ich mich, aber ich schaffe es. Diesmal weint Julia nicht. Gott sei Dank. Ich lege sie irgendwann im Anschluss wieder zu mir auf die Brust, damit F. die gesamte, ungeduldig wartenden Familie im Untergeschoss (inzwischen hielten sich meine Eltern und Kinder ganz unten bei meinen Schwiegereltern auf) zum Hochkommen auffordern kann. Wir wollen ja schließlich auch noch Anstoßen. Mit Champagner. Natürlich!
In dieser Zeit kehren Sandra und Nora mit etwas betrübten Gesichtern wieder ins Schlafzimmer zurück. "Svenja, wir müssen mal mit Dir über die Plazenta reden!" … Um Himmels Willen! Fehlt was? Muss ich noch ins Krankenhaus? …' denke ich und bin ziemlich nervös. Sie teilen mir mit, dass eine weitere Fruchtblase an der Plazenta mit dran war. Ein Zwilling von Julia! Er hatte die ungefähre Größe eines 11 Wochen alten Embryos und war noch in seine Fruchtblase gehöhlt. Mich trifft ein Schlag! Ich habe Gänsehaut … ich habe genau DAS doch immer geahnt. Von Anfang an! Immer und immer wieder. Mich ließ dieses Gefühl einfach nie wirklich los, dass ich zwei Kinder in meinem Bauch hatte … Deshalb war der Bauch so früh so dick, deshalb war das Pendel meiner Mama so komisch, deshalb kam die Plazenta so schnell hinterher?!, deshalb schrie Julia so, als wir ihr die Nabelschnur durchtrennen wollten?!, deshalb macht dieses Kind einen solch enorm starken Eindruck, schon im Bauch und jetzt wo sie da ist?!, … Julia war ein Zwilling! Das muss ich jetzt erstmal verdauen …
Kleine Louisa, ich werde Dich für immer im Herzen tragen und meinen Gedanken behalten! Auch Julia wird von Dir erfahren, sobald sie es begreifen kann!
Da kommt auch schon meine Familie ins Zimmer. A. und C. ganz schüchtern und an meine Mama gedrückt, trauen sich kaum zu mir … ich muss sie lange überreden. Zu fremd und komisch ist ihnen diese Situation. Meine Mädchen … meine Großen! Mein Herz … ich freue mich so sehr sie zu sehen! Möchte sie alle bei mir haben, meine drei Töchter! Nicht lange und sie wollen natürlich das Baby sehen, das versteckt unter einem Handtuch auf meiner Brust liegt. Auch die Großeltern sind natürlich alle neugierig. Sie bestaunen und begrüßen Julia und dann wird aber endlich auf sie angestoßen! Auf unsere dritte Tochter Julia Alexandra! Und ich für mich im Stillen natürlich auch auf ihre Schwester, Louisa!