Hallo Susanne!
Viele neue Erziehungsbücher sind wirklich interessant, v.a. weil sie neuere Forschungen mitberücksichtigen. JKksl ist sicherlich an manchen Stellen und für manche Gemüter zu hart geschrieben. (Ich mußte es GsD nie anwenden, hätte es wahrscheinlich auch nicht gekonnt.) Aber: Wo genau steht was vom "bösen" Kind, das die Eltern "im Griff" hat?
Empfiehlt bitte weiterhin gute Bücher, das finde ich wirklich spannend und interessant. Aber muß man deswegen alle anderen immer gleich verunglimpfen? Die Welt besteht aus vielen Grauschattierungen und nicht nur aus schwarz und weiß.
LG Johanna

Das mit dem "im Griff haben" steht wortwörtlich drin. Da ich es nicht gekauft habe, sondern nur reingeschaut, kann ich Dir die genaue Seitenzahl nicht sagen. Außerdem hab ich das mit dem "bösen" Kind auch mit Absicht in Anführungszeichen geschrieben. Ich habe im Übrigen nicht verunglimpft, sondern lediglich gewertet. Und das ist mein gutes Recht.

Aber ganz ehrlich: JKksl ist nicht nur "für manche Gemüter und an manchen Stellen zu hart geschrieben". Das ist meine persönliche Meinung, und die vertrete ich vehement. Ich gestehe der Autorin ja noch zu, dass sie es "gut gemeint" hat (aber wie heißt es noch so schön: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint). Und sicher ist es besser, man lässt das Kind mal schreien, als dass man es misshandelt. Aber Fakt ist nunmal (und das weist Sunderland in ihrem Buch ja auch nach), dass das programmierte Schreien lassen für die Kinder Stress bedeutet, der sich wiederum negativ auf die Entwicklung auswirken kann. Controlled Crying ist nicht einfach nur eine von vielen Erziehungsmethoden. Es kann nicht angehen, diese "Methode" dem "Normalverbraucher" in millionenfach verkauften Büchern anzupreisen, wenn sie schädliche Auswirkungen haben kann.

Ich bin nicht intolerant. Claras TaMu hat z.B. ihren 3 Monate alten Erstgeborenen "geferbert". Sie ist eine liebevolle Mutter und Tagesmutter, die aber z.B. auch auf Triple P steht (was ich in vielen Belangen auch nicht gut finde). Ich hätte mir für ihren Sohn gewünscht, dass sie damals andere Unterstützung gehabt hätte, um die Schlafsituation zu verbessern. Oftmals hilft aber auch schon die Information und die Bestätigung, dass es NORMAL ist, wenn Kinder nachts so oft aufwachen, anstatt den Eltern suggerieren zu wollen, sie ließen sich von ihren Babys manipulieren. In dieser Hinsicht ist JKksl eben völlig kontraproduktiv.

LG,

Susanne

Hallo Susanne!
Ich gebe Dir ja auch in allem recht, was Du schreibst: Vielen Eltern ist wirklich mehr geholfen, wenn sie wissen, daß das Schlaf-Wach-Verhalten ihrer Kinder normal ist, daß Babys noch gar nicht manipulieren können (auch dieses Wort verwendet K-Z nicht, nebenbei bemerkt) und für manche Kinder kann das Schreien-lassen auch schädlich sein. Die Anleitung ist mir persönlich auch zu "kurz gegriffen", v.a. eben wenn man die individuelle Situation der Betroffenen nicht kennt und nicht weiß wie diese Person tickt und die Anleitung dann anwendet. Insofern bin ich auf Deiner Seite.
Allerdings habe ich rein aus dem Aspekt des Lesens dieses Buches heraus (ich mußte die Methode wie gesagt GsD nie anwenden - ich könnte es wohl auch nicht), von Anfang an gewisse Umstände vermieden und mußte dadurch nicht mühsam gewisse Dinge wieder abtrainieren. Verstehst Du wie ich meine? Insofern ist ihr Buch nicht nur gut gemeint, ich finde man sollte das Wissen im vorhinein haben, dann ist es sogar gut. Und dazu muß ich sagen: Ich finde in den Schlaf-Stillen überhaupt nicht verkehrt, auch co-sleeping usw. -- das muß aber jeder selber wissen und für sich entscheiden. Und wenn man vorher weiß, daß das Kind dann darauf "angewiesen" ist und man aber für sich weiß, daß man das in Zukunft nicht möchte (einfach weil man nicht der Typ dafür ist), dann kann man so etwas ja von Anfang an oder aber zu einem gegebenen Zeitpunkt entsprechend vermeiden.
Übrigens finde ich Deine Kritik sehr fundiert, Du schreibst auch sehr gut. Wie wäre es, wenn Du Frau K-Z diese Kritik direkt zukommen ließest? Das ginge problemlos über die Homepage des Verlags Oberstebrink. Vielleicht würde sie ihre Meinungen inzwischen ja auch leicht revidieren? Sie muß sich ja schließlich auch mit den neuesten Theorien und Entwicklungen auseinandersetzen.
Ich meine einfach nach wie vor, daß die Welt nicht nur aus Schwarz-Weiß sondern aus ganz vielen Grauschattierungen besteht.
LG Johanna

Naja, was heißt denn "im Griff haben" anders als manipulieren? Die Haltung dem Kind gegenüber ist doch dieselbe.

Und: Wenn man die entwicklungspsychologischen Erkenntnisse berücksichtigt, dann ist auch klar, dass Einschlafstillen oder Co-sleeping eine Sache ist, die zeitlich begrenzt ist. Sicher, wenn Attachment Parenting einem komplett gegen den Strich geht, dann muss man es anders machen. Ich bin ja selbst kein kompletter Fan davon (für mich persönlich). Aber das heißt ja noch nicht, dass Controlled Crying eine Lösung ist. Wenn ein Kind Probleme hat beim Einschlafen, und man ihm selbst nicht die Nähe geben kann, die es braucht, dann sollte man zu allererst versuchen, jemand anderen damit einzuspannen (vorzugsweise den anderen Elternteil).

Ich schließe mich Dir an: Es ist nichts Schwarz-Weiß. Aber JKksl ist für mich absolut schwarz, zumindest die Methode des Schreien lassens. Die anderen Hilfsmittel/Rituale etc. die genannt werden, kriegt man auch woanders her, da braucht man das Buch nicht dazu.

Nein, ich habe (noch) nicht vor, eine Kritik zu schreiben. Das haben schon genügend Leute getan, dennoch ändert sie nichts an ihrer Meinung (im Gegensatz zum eigentlichen "Erfinder" des Ferberns).

LG,

Susanne

Hallo Susanne!
Ihr Buch wird wahrscheinlich deswegen noch derart gut verkauft, weil es eines der ersten auf dem Markt war. Und daher kennen es einfach alle. Das muß sich eben und wird sich auch (!) in nächster Zeit ändern.
Wie ich auch unten bei Briki geschrieben habe - ich distanziere mich auch von vielen Methoden in dem Buch. Interessant fand ich damals einfach nur, daß man gewisse Dinge vermeiden sollte, weil einem sehr eindrucksvoll die Konsequenzen aufgezeigt wurden. Und sie war eine der ersten, die von den festen Ritualen geschrieben hat und wie hilfreich die sind. Das Wissen kann man sich - wie Du ja auch schon schreibst - GsD inzwischen auch aus anderen Büchern holen. Insofern wird ihr Buch bald eben nicht mehr der Standard sein, den die KiÄ empfehlen.
Ich glaube ich bin einfach zu positiv eingestellt, weil ich mir bei Büchern immer nur das für mich positive und meinem liebevollen Erziehungsstil Vereinbare herauspicke - für neg. Aspekte bin ich quasi blind und verdränge die sofort wieder :-).
Jedenfalls ist ein ungeprüftes Anwenden ihrer Anleitungen natürlich zu kurz gegriffen und damit birgt es auch die entsprechenden Gefahren.
Je mehr Gegenwind und auch fundierte Kritik (so wie ich nach wie vor finde, wie Du es sehr gut fundiert schreiben kannst) Frau K-Z bekommt, desto eher muß sie doch mal eine überarbeitete Ausgabe ihres Buches bringen. Es ist jedenfalls eine Überlegung wert.
GLG Johanna

Ist alles schön und gut, aber wenn man dieses Buch so überarbeitet, dass das Controlled Crying nicht als Kernpunkt angepriesen wird, dann bleibt soooo viel auch nicht mehr übrig ;o).

LG,

Susanne

PS: Das mit den Ritualen finde ich persönlich auch nicht sooo wichtig. IdR zeigen einem die Kinder ja schon, was sie brauchen. Ich fände es einfach schöner, wenn man junge Mütter in ihrem Instinkt bestärkt. Ich glaube, da würde sich manches Problem von selbst lösen...

Huhu,
für mich ist das Buch auch aus der Serie "schwarz". Und zwar, weil es beim Lesen ständig suggeriert, dass das Kind einem schlecht will, dass sich das Kind Vorteile herausholen will, dass es einem im Griff haben will usw. Ich habe nach der Lektüre des Buches ständig darauf gewartet, dass Linus, mein Grosser, mich gleich übervorteilen will. DAS finde ich supermies an dem Buch. Schreienlassen ist sicher auch nicht meins, ich hätte das auch nie gekonnt, aber das andere find ich fast noch schlimmer, wenn man weiss, dass Kinder grundsätzlich kooperieren. Oftmals ist unser eigenes Verhalten schuld am (Fehl-)Verhalten der Kinder (wenn man Probleme hat).
Das Buch hat übrigens allen ernstes vorgeschlagen ,dass ich meinem knapp dreijährigen Kind die Tür zuhalten soll, wenn es nicht allein im Bett bleiben will (zum Einschlafen). Das war zuviel. Wie dumm kann man denn sein??
Normalerweise bin ich auch eher für Grautöne, finde auch Sears nicht NUR gut.
GLG, brigitte, die den blöden Schunken zweimal gelesen hat, weil sie gehofft hat, doch noch was brauchbares zu finden *örgs*

"Oftmals ist unser eigenes Verhalten schuld am (Fehl-)Verhalten der Kinder (wenn man Probleme hat)." EBEN und genau darauf weist das Buch eindrucksvoll hin. Die ganzen Schlafprobleme sind meistens aufgrund von Fehlern der Eltern entstanden, weil sie es sich an einem gewissen Punkt x einfach machen wollten - das ist in der Folge dann weder dem Kind gegenüber fair noch macht es die Eltern bei manchen Fehlern auf lange Sicht glücklich. Und wenn man dieses Wissen VORHER hat, also noch bevor Schlafprobleme entstehen, dann kann man gewisse Probleme vermeiden.
Und in Bezug auf das "Übervorteilen" - dieses Gefühl hatte ich nicht, als ich das Buch gelesen habe. Ich habe das Buch aber auch zu einem Zeitpunkt gelesen (ewig lange her), wo man noch "frei" an das Buch herangehen konnte. Wenn ich das Buch mit meiner inzwischen natürlich auch neg. gefärbten Meinung lesen würde, würde ich diese Stellen auch alle entdecken und rausstreichen. Aber wie bei jedem Buch das ich lese: Ich habe mir nur das rausgepickt, was ich nachvollziehen konnte und womit ich etwas anfangen konnte. Tür zuhalten könnte ich auch nicht (jetzt wo ich es hier gelesen habe, ist es mir wieder aufgefallen, und das ist natürlich nicht in Ordnung, würde ich auch nicht tun).
Wie ich auch oben schon bei Claranton geschrieben habe: Ich finde die Schlafhintergründe interessant und die Fehler der anderen, die man dann im vorhinein vermeiden kann, bzw. wenn man gewisse Dinge trotzdem macht, muß man sich eben der Konsequenzen bewußt sein. Die Anleitung als Masseninstrument finde ich zudem zu kurz gegriffen, weil man nie weiß, was zuhause dann plötzlich passiert und wie viele ohne genauere Prüfung des Einzelfalls diese Anleitung eins zu eins anwenden.
Aber ich will dieses Buch hier auch gar nicht weiter verteidigen, denn wie gesagt meine Grundüberzeugung ist die, daß man liebevoll (ALLERERSTE STELLE UND PRIORITÄT Nr.1!!!!) und v.a. sicher, d.h. mit einer gewissen inneren Entschlossenheit, mit seinen Kindern umgehen sollte.
Insofern bin ich auf Eurer Seite und schicke nochmal GLG Johanna